Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Freitag, 14. Oktober 2016

Game of Thrones Rewatch: S01E10: Valar Morghulis

Tyrion hat den heimtückischen Anschlag auf sein Leben überstanden, doch wird er Zeit seines Lebens ein Andenken in Form einer hässlichen Narbe quer durch sein Gesicht (und den Verlust seiner Nase im Buch) davontragen. Außerdem muss er erkennen, dass er in irgendein entlegenes Kabuff der Red Keep verbannt wurde. Aus den Augen aus dem Sinn. Sein Vater ist nun Hand of the King, Tyrions Erfolge in der Schlacht werden alsbald vergessen sein. Zur Feier des Sieges löst Joffrey seine Verlobung mit Sansa und ist nun Margaery versprochen, um Haus Tyrell für ihre Unterstützung in der Schlacht zu ehren. Auch Jon heiratet Talisa und bricht damit sein Versprechen an Lord Frey. Jaqen H’ghar gibt Arya eine Münze aus Bravos und die Worte »Valar morghulis«, mit deren Hilfe sie den Faceless Men beitreten kann, einer Organisation von Assassinen, der auch Jaqen angehört. In Wintefell wird der belagerte Theon von seinen eigenen Männern verraten, da diese sich nicht dem sicheren Tod stellen wollen. Winterfell wird niedergebrannt, doch Bran und Rickon entkommen mit Osha und Hodor. In Qarth befreit Dany ihre Drachen und bestraft Xaro Xhoan Daxos für seinen Verrat. Um das Vertrauen der Wildlings zu erlangen, tötet Jon Qhorin Halfhand. Indes werden seine Brüder von der Night’s Watch von White Walkern überrascht. 

Das mit Tyrion ist so unfair! Das hat er echt nicht verdient. Erst erfährt er, dass der Anschlag von seiner Schwester befohlen worden war, dann, dass der Ruhm des Sieges seinem Vater zugeschrieben wird. Die einzigen Verbündeten, die er jetzt noch hat, sind Pot und Varys, und letzterer hat bei weitem nicht so viel Macht und Einfluss, wie manche gern hätten. Dass zumindest sie ihm nie vergessen werden, was er geleistet hat, ist nur ein schwacher Trost. Auch Shae ist noch bei ihm und betont, dass sie ihn wahrlich liebt, egal, ob er Geld hat oder nicht, oder ob er entstellt ist oder nicht.

Passend dazu findet Cat einige schöne Worte zum Thema Liebe. Sie äußert ihre Bedenken zu Robbs stürmischer und mit Sicherheit übereilter Entscheidung Talisa zu heiraten. Stattdessen betont sie, dass Liebe, die über die Jahre gewachsen ist, stärker ist und tiefer geht als ein stürmisches Aufflammen der Emotionen. Ich bin da durchaus ähnlicher Meinung wie sie.

Auch Joffrey verspricht seine Liebe nun Margaery statt Sansa. Diese ist zunächst sichtlich glücklich darüber und man freut sich mit ihr. Und dann kommt Littlefinger und holt sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie ist noch lange nicht aus der Gefahr heraus, da Joffrey, wie Littlefinger es ausdrückt, kein Kind ist, das sein altes Spielzeug so rasch zur Seite legt. Man kann nur Mitleid mit Sansa haben und auf das Beste hoffen. Wobei auf der anderen Seite hier natürlich die Grundsteine für ihre späteren Taten gelegt werden und wurden.

Stannis ist erbost über seine Niederlage bei der Belagerung, obwohl Melisandre ihm einen Sieg versprochen hat. Sie lässt ihn in die Flammen sehen, um zu bestätigen, dass sie noch immer seinen Triumph sieht. Ich frage mich bis heute, was er dort erkennt. Sein Gesicht zeigt maßloses Erstaunen, vielleicht auch Entsetzen, ich weiß es nicht genau. Oder ist es einfach religiöser Fanatismus, der ihn Dinge sehen lässt, die er gern hätte?

Jaqen spricht bereits in dieser Folge an, dass Arya sich den Faceless Men anschließen kann, einer Organisation von Assassinen, auch wenn er es etwas schmeichelhafter ausdrückt. So schade, dass wir so lange darauf warten mussten zu erfahren, wie es bei den Faceless Men so abläuft.

Qhorin zwingt in dieser Folge Jon ihn zu töten. Ehrlich gesagt hatte ich das beim ersten Schauen gar nicht durchschaut, im Nachhinein ist das aber ziemlich clever – wenn auch gewagt. Ich glaube nicht, dass ein Erfolg garantiert war. Dennoch: Qhorin scheint die Wildlings gut zu kennen. Er wusste, dass er ihnen ein ziemlicher Dorn im Auge war, also hat er darauf gespielt, dass derjenige, der ihn tötet, im Ansehen der Wildlings enorm steigen wird. Um einen Spion der Night’s Watch einzuschleusen, war das ein ausgesprochen gewagter und riskanter Schachzug, der ihm auch noch das Leben kostete, aber im Endeffekt funktionierte es ja. Außerdem zeigt es, wie aufopferungsvoll Qhorin sich tatsächlich der Night’s Watch hingegeben hat, was sehr beeindruckend ist. Nicht jeder, wahrscheinlich sogar niemand, gibt so leicht sein Leben für eine Sache.

Dany begibt sich in den Turm der Warlocks, um ihre Drachen zu befreien. Dabei bekommt sie es mit den Zauberkünsten der Magier zu tun. Sie sieht Visionen oder Illusionen, ich bin mir da nicht ganz sicher. Vielleicht sind es ja auch prophetische Voraussagungen? Ein Bild zeigt den Thronsaal in King’s Landing. Er ist zerstört und durch das eingerissene und ausgebrannte Dach fällt Schnee herein. Dann kommt sie zur Mauer und findet dort ein Dothraki-Zelt, in welchem Drogo und ihr Sohn Rhaego auf sie warten. Sind das nun Bilder einer möglichen Zukunft? Haben ihre Drachen King’s Landing niedergebrannt? Oder kam etwas Schlimmeres in den Süden? Die White Walker gar? Ist der ewige Winter über Westeros gekommen?

So oder so, etwas schräg fand ich ihre Drachen, welche zu Miniflammenwerfern werden. Es gelingt ihnen, Flammen größer als ein Mensch auszustoßen, während sie selbst noch bequem auf eine Hand passen. Das wirke etwas überdimensioniert für so kleine Körper. Ein Spontangedanke von mir ist aber, dass sie, wie Pyat Pree sagt, in Daenerys‘ Nähe am stärksten sind und daher zu solch vergleichsweise riesigen Flammen fähig sind.

Außerdem ist Dany grausam, das kann man nicht anders sagen. Sie mag Milde kennen, doch wenn es jemand mit ihr verscherzt, dann hält sie nichts. Sie sperrt Xaro Xhoan Daxos in sein leeres Verlies ein ohne Hoffnung auf ein Entkommen, auf dass er darin in Finsternis und Stille elendig verhungern und verdursten möge.

Tja, Theon … Soll man nun Mitleid mit ihm haben oder hat seine eigene Dummheit ihm das eingebrockt? Er und seine zwanzig Mann werden von fünfhundert Nordmännern belagert. Jeder weiß, dass die Lage aussichtslos ist. Maester Luwin bietet ihm sogar an, ihm bei der Flucht zu helfen, doch Theon lehnt ab. Stattdessen hält er am nächsten Tag sogar eine bewegende Rede über ihren glorreichen Untergang. Dann wird er von seinen eigenen Leuten niedergeknüppelt.

Einer der Männer kommentiert das damit, dass er dachte, Theon würde nie aufhören. Der, der Theon niederknüppelte, meinte, dass es eine gute Rede sei und er sie nicht unterbrechen wollte. Das kombiniert mit dem unerwarteten Verrat der Männer sorgte durchaus für einen durchaus erheiterten Moment. Bis der eine Typ Maester Luwin absticht.

Es gibt in Game of Thrones genau zwei Tode, die mich nicht nur total entsetzt und fassungslos zurück ließen, sondern mich auch zu Tränen rührten. Maester Luwins Tod war einer davon. Mir kommen noch heute die Tränen, wenn ich diese Szene sehe. Es ist einfach so unnötig! Er war ein guter Mann, der stets das Beste in den Menschen sehen wollte, selbst in Theon, den zu hassen er allen Grund gehabt hätte. Und dann wird er einfach so beiläufig ermordet …

Ebenso emotionsgeladen war auch der Abschluss der Staffel. Sam und seine beiden Freunde sammeln Feuermaterial. Dann ertönt ein Hornstoß. Sie hoffen, dass Jon und Qhorin zurückkommen. Dann noch einer. Wildlings! Und zu ihrem maßlosen Entsetzen folgt ein dritter Hornstoß, der bedeutet, dass weder Ranger noch Wildlings in Sicht sind, sondern White Walker. Sie ergreifen die Flucht, doch Sam ist nicht schnell genug. Er gerät mitten in die Armee der Untoten, die Folge endet.

Mich hatte das damals fuchsig gemacht, weil das bedeutete, dass ich gut ein dreiviertel Jahr auf die Fortsetzung hatte warten müssen – oder die Bücher schneller lesen müsste, die ich damals gerade parallel zum ersten Mal las. Dabei war das eine so unglaublich spannende Szene! Endlich geht es zur Sache, das Lied von Eis und Feuer nimmt Gestalt an. Da können die doch nicht einfach so aufhören! 

Doch, können sie freilich, denn so bleiben die Leute immerhin dran.

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