Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Sonntag, 23. Juli 2017

Show your face! Gesichter auf Buchcovern

Geht man in eine Buchhandlung oder Bibliothek des Vertrauens, begegnet man einem sehr schnell: Gesichter oder Personen auf Covern. Gefühlt aus jeder Ecke schauen sie einen an. Buchgesichter scheinen also ziemlich im Trend zu sein, offenbar vor allem bei Jugendbüchern. Fragt man jedoch ein wenig herum, stößt man eher auf Abneigung gegenüber diesem Trend. So ging es mir jedenfalls.

Ich habe jetzt lange darüber nachgedacht, aber mir fällt einfach nichts ein, was für diesen Trend spricht. Offenbar sind Buchhändler und Verlage aber doch der Ansicht, dass sich Bücher mit Gesichtern auf dem Cover zumindest bei einer bestimmten Gruppe Leser besser verkaufen, sonst würden sie solche Cover ja nicht (mehr) machen beziehungsweise ins Verkaufsprogramm mit aufnehmen. Wenn hier also jemand anwesend ist, der Buchgesichtern doch etwas abgewinnen kann, wäre ich um einen Kommentar sehr dankbar. Ich kann im Folgenden nur Contraargumente bringen.

Ich bin kein Fan dieses Trends. Ehrlich gesagt finde ich ihn sogar ziemlich scheußlich. Ich war neulich in der Bibliothek, als mir diese Regalecke auffiel:


Dass es die Selection-Reihe ist (die ich nicht gelesen habe), ist völlig wahllos herausgegriffen. Solche Gesichter schauen mich aber von so vielen Covern an, dass sie mittlerweile doch sehr austauschbar aussehen. Als würde immer und immer wieder dieselbe Person dafür für das Shooting genommen, die auch noch einem sehr idealisierten Schönheitsideal folgt. Das gibt den Covern auch nichts Individuelles mehr. Man hat auf jedem Cover irgendein hübsches Model, das vielleicht ein ganz nettes Gesicht hat, aber perfekt in das Schema eines Models passt und damit eigentlich aussieht wie jedes andere auch. Ich halte das für ein Cover sehr ungünstig.

Ein Buchcover soll für mich zum Buch passen. Es gibt natürlich Ausnahmen wie die scheußlichen Cover der Ace-Editionen des Lord of the Rings, die damals vom Verlag ohne Genehmigung Tolkiens und des original Verlags gedruckt worden waren und damit zu einem gewissen Ruhm gelangten. Aber die sind so scheiße und unpassend, dass es schon wieder etwas hat, zumal sie auch noch eine Geschichte haben. Wenn jetzt aber ein Buchgesicht aussieht wie das andere und die nicht mal zu einer Reihe gehören, dann hat das nichts Individuelles und Passendes mehr.

Das vielleicht stärkste Argument, das ich gegen Buchgesichter habe, ist das: Sie nehmen einem die eigene Fantasie. Ich bin ein Mensch, der sehr von optischen Einflüssen in der eigenen Vorstellung geprägt wird. Gibt es einen Film zu einem Buch, habe ich beim Lesen meist die Filmcharaktere vor Augen. Das gilt auch für Charaktere auf den Covern. Wirklich störend wird das vor allem dann, wenn die Person auf dem Cover nicht zu der Beschreibung der Person im Buch passt, die sie darstellen soll. Oder wenn wie überhaupt niemanden aus dem Buch darstellt.

Nun habe ich für das Beitragsbild nicht nur deswegen Licia Troisis Romane der Aufgetauchten Welt genommen, weil ich gerade keine anderen Beispiele in meiner Heimbibliothek zur Hand hatte, sondern auch, weil ich denke, dass es Ausnahmen gibt. Die Cover zeigen ebenfalls jeweils ein Portrait von Nihal, Dubhe und Adhara, der Heldinnen der Bücher. Zum einen sind das keine Models, sondern Zeichnungen, und ich liebe gut gezeichnete Buchcover über alles. Und zum anderen stellen die Figuren auf den Covern auch wirklich die Protagonistinnen der Bücher dar und treffen sie auch noch gut. Diese Cover sind nicht austauschbar, sondern passen zu ihrem jeweiligen Buch.

Ich hatte im Vorfeld auf Twitter ein wenig herumgefragt, was ihr denn so zu Gesichtern auf Buchcovern denkt. Das waren die Antworten:



Danke für’s Antworten und hier zeigen dürfen, ihr drei!

Jetzt seid ihr gefragt: Was denkt ihr zu dem Thema? Mögt ihr Buchgesichter? Mögt ihr sie nicht? Und warum? 

9 Kommentare:

  1. Also je nach Aussehen muss ich tatsächlich sagen, dass mich Cover mit Personen drauf häufig anziehen :D z.B. solche wie die von Licia Troisi. Bei Selection wiederum denke ich bei dem Cover eher an sowas wie.. keine Ahnung, Plötzlich Prinzessin oder so, also vermute eher, dass das Buch nur so trieft vor Kitsch und Klischee. Ja, "Don't judge a book by its cover", aber das Cover ist halt doch der erste Eindruck (zusammen mit dem Titel), der entscheidet, ob ich mir den Klappentext durchlese.

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  2. Buchhändler machen die Cover von Büchern nicht ;-)))

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    1. Aber sie verkaufen sie und sich damit der Ansicht, dass sich solche Bücher auch verkaufen ;-)))

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    2. Vielleicht haben sie auch einfach nur das Buch schon vorher längst gelesen (gibt ja extra Leseexemplare für Buchhändler) und sind von der Geschichte überzeugt.
      Und selbst wenn sie es nur des Umsatzes wegen machen: Irgendwie müssen sie ja auch Geld verdienen, und wenn Kunden nun mal eher ein Buch mit Gesicht auf einem Cover kaufen, müssen sie sich danach richten. Nachfrage bestimmt das Angebot ;-)
      Also sind wenn überhaupt die Kunden "schuld", aber nicht die Buchhändler.

      LG
      Anna

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    3. @Anna Salvatore Ist das nicht genau das, was ich im Text ausdrücke? Ich bin verwirrt. Und warum von Schuld reden? Es ist so, wie es ist, ob man's nun gut findet oder nicht. Schuldzuweisungen haben immer sowas negatives ...
      Abgesehen davon: Man kann mit vielem Umsatz machen. Ich denke, es ist schon eine bewusste Entscheidung, wenn ein Händler ein Buch mit solch einem Cover ins Programm aufnimmt. Das hat sicher mehr Gründe als nur das Cover, aber da das augenscheinlich so ein Trend ist, wird das womöglich eine gewisse Rolle spielen.
      Wie dem auch sei, ich überarbeite mal eben den Post ein bisschen und nehme Verlage mit auf. Dann ist das vielleicht deutlicher.

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  3. Ich finde es kommt drauf an. Wenn der Protagonist wirklich aussieht wie die Person auf dem Cover kann das durchaus hübsch sein. Aber wenn der Protagonist blond ist und grüne Augen hat und auf dem Cover ist eine mit schwarzen Haaren und lila Augen ... dann ist das doch einfach nur doof.

    Aber mir geht das nicht nur mit Gesichtern so. Frauen von hinten. Der neue Renner. Sehen auch alle gleich aus.
    Allgemein. Hat mal jemand ein schönes Cover entworfen wird das so lange zerkaut und wiederverwertet, dass es einfach im Mainstream untergeht.

    Schade eigentlich.

    Ich bin für mehr individuelle Cover. Wie die gestaltet werden sollen? Keine Ahnung, aber ich bin ja auch kein Designer :)

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    1. Oh ja! Auch ein schöner Rücken kann entzücken oder so ... Wobei mir grad auffiel, dass es ja noch den Typ Cover mit den heißen boiz vorn drauf gibt, üblicherweise muskelbepackt und am besten noch sexy verschwitzt. Ugh, das schauderts einen. Vielleicht ergänze ich das noch ...

      Schlussendlich sind Cover eine Geschmacksfrage. Es haben sich offensichtlich gewisse Tropes für verschiedene Buchtypen herausgebildet, die auf den Covern immer wieder bedient werden. So ganz objektiv gesehen verstehe ich das schon, da dem Käufer so schon beim ersten Blick vermittelt wird, was ihn wahrscheinlich erwartet. Wie ich im Post auch schrieb, mag ich zum Beispiel gezeichnete Cover sehr, weshalb ich auch die Cover der Aufgetauchten Welt so toll finde. Meist sind Buchgesichter aber Models, die in Kostüme gesteckt wurden, und das Foto wurde dann bearbeitet. (Da hatte ich mal einen ganz interessanten Beitrag gelesen, wie die Cover zu Peter V. Bretts letzten Demon War gemacht wurden, bei denen auch zwei Models genommen wurden ... wobei der eine ein Dämonenkostüm an hatte.) Das hat oft einen leichten Touch von "Hätte ich nur ein bisschen mehr Ahnung von Photoshop und vielleicht noch eine etwas neuere Programmversion, dann kann ich das auch." Während ein richtig gut gemaltes Cover zumindest bei mir da immer einen größeren Eindruck hinterlässt.
      Na ja, ist ne schwierige Frage, und die Designer werden schon wissen, was sie da machen. Ob's dem einzelnen Kunden am Ende auch gefällt, steht allerdings auf einem anderen Blatt :)

      Liebe Grüße

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  4. Hallo,
    wenn ich ehrlich bin erinnern mich Buchcover mit Gesichtern bzw. deutlich sichtbare Personen immer an diese Romanhefte a` la Dr.Soundso oder Die Klinik ihres Vertrauens, die es immer im Zeitschriftenladen gab.
    Bin jetzt, nach deinem Beitrag, echt mal mein Buchregal abgegangen und da ist kein einziges mit Gesichtern dabei. Liegt aber wohl auch an den Genre (Krimi und Thriller) .
    Wegen mir kann es aber auch so bleiben. Wahrscheinlich wäre ich total entsetzt wenn mich ein schmachtender Harry Hole da anschaut ;-)
    Aaaaah doch eins - Der Übergang- das passt aber.
    Schöner Beitrag, hat mir sehr gefallen ihn zu lesen.
    Liebe Grüße
    Kerstin

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    1. Hallo,

      *lach* Ja, das trifft es ziemlich gut! Ich hab aber auch keines, jedenfalls nichts vom Kaliber Schwarzwaldklinik. Und das wäre eeeecht creepy! Wobei ... so ein Clown, der aus dem Gulli guckt, das würde teils schon passen ......
      Liebe Grüße

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