Montag, 21. April 2025

Rezension: Der Spiegel des Drachen: Weltenwandel von April Wynter

©Spiegelwelt Media

„Der Spiegel des Drachen: Weltenwandel“ von April Wynter ist ein weiterer Roman, der für den besten Indie-Titel beim Seraph 2025 nominiert war und mir bei meinem Besuch der LBM 25 ins Auge gesprungen ist. Ich gestehe: Cooler Drache auf dem Cover lässt mich einen Kauf nicht ganz so lang überdenken.

Eine Assassine, die für ein Leben kämpft.

Ein Einzelgänger, der nach Freiheit strebt.

Eine Hure, die ihre Zukunft sieht.

Und ein Leibwächter, der blind vor Liebe ist.

Der ewige Winter hält das Land Aldaketa gefangen. Erdbeben, Lawinen und Sturmfluten drohen die Bevölkerung auszulöschen. Königin Estrella geht der Legende des Spiegeldrachen nach und entsendet vier Außenseiter, um ein Portal in eine andere Welt zu finden. Auf ihrer Reise ins Gebirge decken die Gefährten lang gehütete Geheimnisse auf, die die Gruppe zu entzweien drohen. Zweifel an ihrer Mission setzen sich fest. Ist ihre Welt vielleicht doch noch zu retten?

Ein episches Fantasy-Abenteuer voller Drachen, Magie und moralisch grauen Charakteren.

(Quelle: Klappentext)

Die Erzählung beginnt ganz klassisch in High Fantasy Manier. Wir haben eine Quest und wir haben vier Helden, die mit der Erfüllung der Queste betraut ausziehen, um die Welt zu retten, die von immer mehr Naturkatastrophen heimgesucht wird. Die Autorin verbindet dies mit Climate Fiction, und nach und nach erfahren unsere vier Helden, dass der reiche Gebrauch von Magie eventuell doch mehr von der Umwelt verlangt als gedacht – und das nicht alles über ihre Welt und deren Gesellschaftssystem stimmt, was sie bisher so annahmen.

Ich liebe das forced proximity trope, in dem verschiedene Charaktere zusammengeworfen werden, die sich überhaupt nicht leiden können, aber trotzdem gezwungen sind zusammenzuarbeiten. Genau das haben wir auch hier und es hat wieder einmal für einige erheiternde Momente gesorgt.

Schlussendlich habe ich alle vier Protagonist*innen ins Herz geschlossen. Positiv möchte ich hier vor allem Langara hervorheben, welche eine Menge Kraft und Selbstwert aus ihrem Beruf als Sexarbeiterin zieht. Einige der Charaktere äußern die üblichen Vorurteile gegen dieses Arbeitsfeld (insbesondere Rylo ist schnell mit seinem Urteil), aber Langara macht deutlich, wie viel Selbstermächtigung darin liegen kann, selbst über sich und seinen Körper zu bestimmen – und eben auch einfach freier und ungehemmter mit Sexualität umzugehen.

Ganz nett fand ich auch die Idee, dass jedem Kapitel eine kleine Grafik vorangestellt ist, die den POV des jeweiligen Kapitels symbolisiert. So wusste ich immer gleich, wer gerade der Fokuscharakter ist.

Ich war auch erfreut, mal wieder einen in sich geschlossenen Fantasy-Roman zu lesen. Am Ende gibt es eine kleine Brücke zur Mondlilien und Drachenfeuer Reihe der Autorin, doch das ist nur ein kleines Easter Egg. Die Handlung von „Der Spiegel des Drachen“ steht für sich allein. Immer diese furchtbar langen Epen gerade in der High Fantasy sind auf Dauer ermüdend.

Negativ fiel mir das Lektorat und Korrektorat auf. Ich habe bestimmt ein duzend kleinerer und größerer Schnitzer gefunden, ohne überhaupt aktiv darauf zu achten (fällt ein Zeilenumbruch mitten im Satz wirklich nicht auf? Oder falsch geschriebene Charakternamen?), und auch die eine oder andere Phrase, die definitiv hätte eleganter formuliert werden können.

Auch bei einigen narratologischen Mitteln muss noch gefeilt werden, insbesondere das viel besungene Show Don’t Tell. Ist ja schön, dass Aylia einen besten Freund hat, der anscheinend ein treibender Faktor in ihrem Leben ist, viel bekommen wir davon aber nicht zu sehen. Dasselbe mit der Assassinengilde. Alle Nase lang wird erwähnt, dass sie so gefährlich und einflussreich ist und sonst was im Schilde führt. Aber selbst Aylia, die der eigenen Aussage nach so tief in deren Schlinge steckt, lässt davon kaum etwas durchblicken. So kommt das Handeln der Assassinengilde am Ende des Romans, wenn es bereits um die Auflösung des Konflikts geht, ziemlich aus dem Nichts. Ich denke, dem Roman wäre es sehr zugutegekommen, wenn dem Aufbau der Welt und der Charaktere deutlich mehr Raum gegeben worden wäre und wir allgemein mehr über die Welt erfahren, sodass viele Aussagen nicht einfach nur im luftleeren Raum schweben, ohne dass da wirklich Substanz dahinter ist.

„Der Spiegel des Drachen“ ist ein Roman über die Ausbeutung der Natur und die Kaskadeneffekte, die sich daraus ergeben. Magie ist hier synonym zu Technologie. Je mehr davon eingesetzt wird, um der Umweltzerstörung entgegenzuwirken, umso schlimmer werden die Katastrophe. Die Charaktere haben Charme. Der behandelte Stoff erfindet jetzt nicht das Rad neu, aber für einen Happen zwischendurch bietet er kurzweilige Lesestunden. Die Narration schwächelt allerdings noch und das Lektorat hat wirklich keinen guten Job gemacht.

Potenzielle Trigger:

- Gewalt gegen Menschen und Tiere

- Mord, tote Menschen und Tiere

- Leichen, Gewalt

- Naturkatastrophen

- Nacktheit, Sex

- Zwangsprostitution

 

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Reiheninformation

Autor*in: April Wynter

Titel: Der Spiegel des Drachen: Weltenwandel

Sprache: Deutsch

Umschlagsillustration: Spiegelwelt Media

Reihe: Nein

Seiten: 380

Originalpreis: 16,90€

Verlag: Selfpublishing

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-989425606

Erscheinungsjahr: 2024

 

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