Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Dienstag, 23. Juli 2019

Rezension: Wandernde Himmel von Hao Jingfang


Science Fiction aus China ist im Kommen. Eine aufstrebende junge Frau ist ebenfalls unter den zahlreichen neuen Namen, die auch im europäischen Buchmarkt ihre Fans finden. Hao Jingfang schrieb mit »Wandernde Himmel« einen wunderbar zarten und einfühlsamen Roman über die Frage: »Wie wollen wirHimmel leben?«

»Zwei Gesellschaften und eine große Frage:
Wie wollen wir leben?
2096: Die Erde hat eine Kolonie auf dem Mars gegründet, um neuen Lebensraum zu erschließen. Doch die will unabhängig sein: Während die Mars-Bewohner den Raubtierkapitalismus der Erde verdammen, halten die Erdenmenschen den roten Planeten für ein System unkontrollierter Alleinherrschaft. Zur Verständigung zwischen den Völkern sendet der Mars hundert Jahre später einige Jugendliche auf die Erde – darunter auch die kürzlich verwaiste Luoying, eine Enkelin des Mars-Machthabers. Ihr Bruder bleibt zurück. Fünf lange Jahre dauert es, bis die nun erwachsene Frau den loyalen und erfolgreichen Rudy in der roten Heimat wiedersieht. Die Weltenwanderin Luoying muss sich entscheiden: Für oder gegen das starre System - mit möglicherweise tödlichen Konsequenzen nicht nur für sie selbst.«
(Quelle: Verlag)


Ich schreibe diese Rezension mit einigem Abstand zum Buch und ich muss gestehen, dass nicht allzu viele Eindrücke hängen geblieben sind. Das liegt aber daran, dass ich persönlich eher für die großen Wow-Momente zu haben bin und »Wandernde Himmel« im Gegenzug dazu sehr ruhig erzählt ist. Es empfiehlt sich definitiv, sich Zeit und Ruhe für diesen Roman zu suchen, um ihn dann bestmöglich in all seinen Facetten genießen zu können.

Die Autorin hat einen wunderbar zarten Blick für die Details, die ihre Welt lebendig werden lassen. Luoying wirkt dadurch wie ein sehr zerbrechliches Geschöpf – jedoch wissen wir alle, dass stille Wasser tief sind. So auch Luoying, die, vielleicht beabsichtig, vielleicht unbeabsichtigt, ein großes Umdenken in ihrer Gesellschaft und besonders unter den jungen Leuten anstößt.

In der Ruhe des Romans liegt seine Eindrücklichkeit. Wir verfolgen einen eher langsamen Spannungsaufbau, jedoch ist stets zu merken, dass unterschwellig etwas im Argen ist. Allerdings hat mich der zweite Teil des Romans leider etwas verloren. Für mich war es dann doch etwas zu ruhig.

Dem ganzen Roman liegt Platons Höhlengleichnis zugrunde. Derjenige, der seinen Platz in den Schatten nie verlässt, wird nie erfahren, dass die Schatten nicht echt sind. Luoying war eine jener Personen, die die Schatten verließ und auf der Erde eine völlig andere Art und Weise kennen lernte zu leben. Sie kennt nun die Vor- und Nachteile beider Welten und beider Lebenskonzepte, hängt aber selber als Weltenwanderin dazwischen und weiß nicht so recht, welchem Konzept sie sich eher verbunden fühlt. Der Erde? Dem Mars? Etwas Neuem?

Leider muss ich das sehr konservative Welt- und Rollenbild, das in diesem Roman präsentiert wird, kritisieren. Ob da wohl der chinesische Hintergrund durchkommt?

»Wandernde Himmel« von Hao Jingfang ist ein sehr ruhiger, aber dafür umso eindrücklicherer Roman über die Frage, wie wir leben wollen. Für manche mitunter jedoch zu ruhig. Nichtsdestotrotz ist er auf jeden Fall eine Empfehlung.


Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.


Mögliche Trigger
- Suizid


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Reiheninformation
Autor*in: Hao Jingfang
Titel: Wandernde Himmel
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Marc Hermann
Reihe: Nein
Seiten: 752
Originalpreis: 16,99€
Verlag: Rowohlt
Genre: Science Fiction
ISBN: 978-3-499-27418-3
Erscheinungsjahr: 2018

1 Kommentar:

  1. Klingt interessant, obwohl ich auch eher für die grossen Wow-Momente zu haben bin ;) Was meinst du denn mit "konservativen Welt- und Rollenbild".

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