Science Fiction aus China ist im Kommen. Eine aufstrebende
junge Frau ist ebenfalls unter den zahlreichen neuen Namen, die auch im
europäischen Buchmarkt ihre Fans finden. Hao Jingfang schrieb mit »Wandernde Himmel«
einen wunderbar zarten und einfühlsamen Roman über die Frage: »Wie wollen wir
leben?«
»Zwei Gesellschaften und eine große Frage:
Wie wollen wir leben?
2096: Die Erde hat eine Kolonie auf dem Mars gegründet, um
neuen Lebensraum zu erschließen. Doch die will unabhängig sein: Während die
Mars-Bewohner den Raubtierkapitalismus der Erde verdammen, halten die
Erdenmenschen den roten Planeten für ein System unkontrollierter
Alleinherrschaft. Zur Verständigung zwischen den Völkern sendet der Mars
hundert Jahre später einige Jugendliche auf die Erde – darunter auch die
kürzlich verwaiste Luoying, eine Enkelin des Mars-Machthabers. Ihr Bruder
bleibt zurück. Fünf lange Jahre dauert es, bis die nun erwachsene Frau den
loyalen und erfolgreichen Rudy in der roten Heimat wiedersieht. Die
Weltenwanderin Luoying muss sich entscheiden: Für oder gegen das starre System
- mit möglicherweise tödlichen Konsequenzen nicht nur für sie selbst.«
(Quelle: Verlag)
Ich schreibe diese Rezension mit einigem Abstand zum Buch
und ich muss gestehen, dass nicht allzu viele Eindrücke hängen geblieben sind.
Das liegt aber daran, dass ich persönlich eher für die großen Wow-Momente zu
haben bin und »Wandernde Himmel« im Gegenzug dazu sehr ruhig erzählt ist. Es
empfiehlt sich definitiv, sich Zeit und Ruhe für diesen Roman zu suchen, um ihn
dann bestmöglich in all seinen Facetten genießen zu können.
Die Autorin hat einen wunderbar zarten Blick für die
Details, die ihre Welt lebendig werden lassen. Luoying wirkt dadurch wie ein
sehr zerbrechliches Geschöpf – jedoch wissen wir alle, dass stille Wasser tief
sind. So auch Luoying, die, vielleicht beabsichtig, vielleicht unbeabsichtigt,
ein großes Umdenken in ihrer Gesellschaft und besonders unter den jungen Leuten
anstößt.
In der Ruhe des Romans liegt seine Eindrücklichkeit. Wir verfolgen
einen eher langsamen Spannungsaufbau, jedoch ist stets zu merken, dass
unterschwellig etwas im Argen ist. Allerdings hat mich der zweite Teil des
Romans leider etwas verloren. Für mich war es dann doch etwas zu ruhig.
Dem ganzen Roman liegt Platons Höhlengleichnis zugrunde.
Derjenige, der seinen Platz in den Schatten nie verlässt, wird nie erfahren,
dass die Schatten nicht echt sind. Luoying war eine jener Personen, die die
Schatten verließ und auf der Erde eine völlig andere Art und Weise kennen
lernte zu leben. Sie kennt nun die Vor- und Nachteile beider Welten und beider
Lebenskonzepte, hängt aber selber als Weltenwanderin dazwischen und weiß nicht
so recht, welchem Konzept sie sich eher verbunden fühlt. Der Erde? Dem Mars?
Etwas Neuem?
Leider muss ich das sehr konservative Welt- und Rollenbild,
das in diesem Roman präsentiert wird, kritisieren. Ob da wohl der chinesische
Hintergrund durchkommt?
»Wandernde Himmel« von Hao Jingfang ist ein sehr ruhiger,
aber dafür umso eindrücklicherer Roman über die Frage, wie wir leben wollen.
Für manche mitunter jedoch zu ruhig. Nichtsdestotrotz ist er auf jeden Fall
eine Empfehlung.
Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des
Rezensionsexemplares.
Mögliche Trigger
- Suizid
Werbung nach §6 TMG
Reiheninformation
Autor*in: Hao Jingfang
Titel: Wandernde Himmel
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Marc Hermann
Reihe: Nein
Seiten: 752
Originalpreis: 16,99€
Verlag: Rowohlt
Genre: Science Fiction
ISBN: 978-3-499-27418-3
Erscheinungsjahr: 2018
Klingt interessant, obwohl ich auch eher für die grossen Wow-Momente zu haben bin ;) Was meinst du denn mit "konservativen Welt- und Rollenbild".
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