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Ich möchte einige
Dinge gleich vorweg nehmen, ehe ich zu meiner Rezension zu »Weil du mir gut
tust« von David Schwamborn komme. Erstens: Kauft das Buch nicht, auch nicht, um
zu checken, ob der Unfall wirklich so scheiße ist, wie es hier klingt.
Zweitens: Ich werde gleich sehr, sehr wütend klingen und dieses … Ding in Grund
und Boden stampfen. Drittens: Ich haderte damit, diese Rezension auch auf
meinen Blog zu packen, entschied mich aus verschiedenen Gründen dann aber doch
dafür. In diesem Buch gibt es ohne Triggerwarnung SVV (selbstverletzendes
Verhalten, hier ritzen), unsensiblen Umgang mit Homosexualität und
Transsexualität und Sexismus sowie noch so einige Dinge mehr, derentwegen ich
nicht will, dass diese verunglückte Aneinanderreihung von gepeinigten Wörtern
irgendeine Art von positiver Aufmerksamkeit (oder überhaupt groß
Aufmerksamkeit) bekommt. Nur zu Tode schweigen ist irgendwie auch ungeil. Daher
viertens: Kauft diesen Rotz bitte immer noch nicht. Ach so, fünftens: Da ihr es
bitte nicht kauft, hoffe ich, dass ihr nichts gegen Spoiler im Folgenden habt.
Ausgangssituation ist,
dass Jay Gerber (im Folgenden bevorzugt Lauch genannt) just kurz vor
Ferienbeginn von seinem besten Freund Corey in der Schuldusche angegriffen
wurde, in dessen Folge er Corey in Notwehr mit einem Messer im Kopf tötete. Das
findet überhaupt niemand suspicious und Lauch wird just am Ferienende freigesprochen.
Er denkt nicht mal im Traum daran, die Schule zu wechseln, weil er wegen eines
Mädchens niemals ne Schule wechseln würde, aber wegen DER EINEN namens Lia
bleibt er halt doch und … ja, Logik, wer braucht den Scheiß schon?! Jedenfalls
ist Lauch voll knorke, weil er Vertrauensschüler ist und allen bei ihren
sexuellen Problemen hilft. Das ist nämlich ne voll harte Mobberschule mitten in
der bayrischen Pampa, in der alle auf Kuschelkur… verzeiht, Mobberkurs sind und
Eltern im erzkonservativen Kaff das Wort »Lesbe« googeln müssen und das dann
auch voll knorke finden. Lauch will Lia vögeln, Lia will Lauch vögeln, aber ne
schlimmböse (Rezi)Mafia weiß das zu verhindern und will alle abknallen, um sich
an Lauch für den Tod Coreys, des Sohns des Mafiabosses, zu rächen. Aber Lauch
ist der Held des Tages und hebt als Sechzehnjähriger Teenager die Mafia im
Alleingang aus und ist überhaupt wie immer der strahlende Held. Starke
Frauenfiguren soll’s auch noch eben, ebenso ein harter Kurs gegen Sexismus™ und
Mobbing, aber irgendwie seh ich da nix von.
So, und schon allein
diese Inhaltsangabe zeigt vor allem eines auf: Heilige Scheiße, ist das ein
Rotz! Und zwar so ein saftiger, dass ich gar nicht weiß, wo ich hier anfangen
soll. Beginnen wir vielleicht einfach mal mit den Basisdingen.
HAT DIESER MIST JEMALS
EIN KORREKTORAT GESEHEN?! Der Autor behauptet, dem wäre so gewesen. Vor drei
Wochen hieß es, er habe sich das Korrektorat für 0€ erschlichen, vor ein paar
Tagen dann, dass sein Korrektor ihn um sein Geld beschissen hätte, weil er
obviously nen scheiß Job gemacht hat. Die Bezahlung soll in Credits bestanden
haben, aber ich sehe im Buch weder Credits für den Korrektor (der, wenn er denn
überhaupt existiert, einen wirklich beschissenen Job gemacht hat) noch für das
Cover. Uncool, echt uncool.
Es finden sich auf
ungelogen nahezu jeder Seite Fehler. Da lassen sich unter anderem solche Perlen
sehen: »Als Corey aufstand, setzte sich Jay auf und griff nach dem Kopf seines
Feindes. Er versank das Messer in ihm.« Es erscheint mir wie ein Wunder, wie
man als Muttersprachler so viele Fehler in so einem kleinen Sprechakt verbauen
kann. Falsche Referenz, falsche Deklination, falsche Verbform. Und das geht die
ganze Zeit so. Mal ganz von den beliebig gesetzten Kommas und der ebenso beliebigen
Groß- und Kleinschreibung abgesehen. Das Ding wird dadurch teilweise nahezu
unlesbar, eine reine Zumutung! Will man seine Leser beleidigen: bitte, so geht
es. Zusammen damit, sie in sozialen Netzwerken als »Inzuchtbrut«, »ausgeleierte
Schabracken« und allerlei mehr zu bepöbeln.
Übrigens möchte dieses
Buch sich gegen Mobbing und Sexismus aussprechen. Merkste was? Aber dazu später
mehr.
Für Kindle Leser war
es, wo wir schon bei Formalia sind, auch sehr unpraktisch, dass das Buch kein
Inhaltsverzeichnis hat, mittels dem man während des Lesens navigieren kann. Das
ist hier nun wirklich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber es hatte mich
gestört.
Weiterhin war das
einzige, was hier wirklich greifbar war, die gähnende Langeweile. Das gesamte
Buch ist reines Tell, und zwar Tell der übelsten, langweiligsten Sorte. Es
wurden absolut null Emotionen zum Leser transportiert, irgendeine Art von
Spannung sucht man hier vergebens und knistern tut es zwischen dem Lauch und
seinem rothaarigen Loveinterest auch null.
Übrigens sind alle
Damen der Schöpfung in diesem Buch, von denen explizit gesagt wird, dass sie
schön seien, rothaarig. Aber man achtet ja freilich nicht auf Äußerlichkeiten
hier … Es hat nur jeder einen Fetisch für Rothaarige.
Nun, zurück zum Tell.
Dieses Machwerk liest sich streckenweise wirklich eher wie ein staubtrockener,
totlangweiliger Bericht. Oh nein, Lauch wird von einer Mafia entführt und
verprügelt … Le gasp, Lia scheint nix von ihm zu wollen … Äh, wie bitte? Mich
sollte das emotional mitnehmen? Äh, nee, nicht wirklich. Außer dass meine
Langeweile ins Unermessliche wächst.
Man ganz davon
abgesehen, dass dieses Ding wortwörtlich mit dem Single Teardrop einsteigt und
dann in medias res weitermacht, was eigentlich gut wäre, würde es der Autor
nicht so offensichtlich darauf anlegen, den Leser durch Langeweile zu töten. Es
ist das allererste, das wir zu lesen bekommen: eine einzelne Träne, die
theatralisch Lauchs Wange herabrinnt und dabei am liebsten noch in der
Morgensonne geglitzert hätte, es aber nicht durfte. Die Arme. Eine Tüte Mitleid
für sie bitte.
Und dann gibt es diese
ganzen Sachen, derentwegen ich einen Tisch meuchelte, weil ich ihn durchnagte.
Die eine arme, verlassene Träne nämlich ist Indiz dafür, wie sehr Lauch
psychisch leidet unter dem, was ihm mit Corey passiert ist. Ist ja auch total
traumatisch, seinem besten Kumpel ein Messer in den Schädel zu prügeln, nachdem
man selbst kurz zuvor damit bedroht wurde.
Nun, Lauch ist so cool
und steckt das weg wie nichts. Um den Schein zu wahren und nicht als Psycho aka
farbloser Kleiderständer für seine omnipräsente Weste (you know, #SeemyVvest)
zu erscheinen, behauptet er nach außen hin, dass er seelisch schwer getroffen
sei, in Notwehr seinen besten Freund gemeuchelt zu haben. Dumm nur, dass er
anscheinend wirklich ein Noob ist und die Show nicht durchziehen kann.
Im Klartext heißt das:
Die Protagonisten erscheinen nur als Wäscheständer für ihre Kleidung, die
permanent betont wird, um zu vertuschen, dass sie nicht als realistisch erscheinende
Menschen erscheinen können. Achtung, Ragequit in Capslock: ES INTERESSIERT MICH
NEN SCHEISSDRECK, WAS DIE PROTAS TRAGEN, WENN SIE KEINEN CHARAKTER HABEN!!!
Diese Fixierung auf Äußerlichkeiten, während im selben Atemzug betont wird,
dass es ja nur auf die inneren Werte ankommt, geht mir so auf den Sack,
Verzeihung, die Eierstöcke. Und nein, so funktioniert eine Psychose nach einem
traumatischen Erlebnis erst recht nicht, Herr Autor! Das ist nicht mit einer
dramatischen einzelnen Träne, angeblich drei Wochen Schweigen im Vorfeld und am
Romanbeginn Heititeiti erledigt. Lauch springt hier quietschfidel herum und ich
seh hier nix davon, dass er es angeblich cooler gefunden hätte, wenn Corey ihn
umgebracht hätte, damit er jetzt nicht so seelisch leiden™ müsste.
Apropos Corey …
Langsam wird es wild durcheinander, aber eines ist auch offensichtlich: dass
dieser Mist ursprünglich in den USA spielte und die Überarbeitung dahingehend
ebenso gründlich versagte wie das Korrektorat, das ganze vernünftig in die
bayrische Pampa zu transferieren. Das Gymnasium hat eindeutig Züge einer
amerikanischen High School und alle haben amerikanische Namen: Jay, Corey,
Mikey …
Überhaupt ist das
ganze Szenario um Coreys ach so tragischen Tod und Lauchs Gerichtsverhandlung
danach so dermaßen an den Haaren herbei gezogen. Die Polizei verknackt ihn
nicht gleich, sondern verschafft ihm genau im Zeitraum der Ferien einen
Gerichtsprozess, der auch noch just zum Ende der Ferien hin beendet wird und
Lauch freispricht. So funktioniert auch das nicht. Hinzu kommt, dass Coreys Tod
in der Schuldusche stattfand und es keine Zeugen gab. Der Junge endete mit
einem Messer im Schädel (er war btw. nackt, zückte das Messer aber von
irgendwoher … verfolgen wir diesen Gedanken bitte lieber nicht weiter) und es
heißt sofort, es sei Selbstverteidigung von Lauch gewesen. In dubio pro reo
heißt es, aber hier waren einige Leute, die es nicht sein dürften, doch viel zu
gutgläubig.
Man möchte erwarten,
dass Lauch danach trotz allem an seiner Schule Schikanen erleiden muss. Seine
Eltern wollen immerhin, dass er die Schule wechselt, damit ihm das erspart
bleibt. Wir erinnern uns: Die Schule hat angeblich ein Mobbingproblem. Und was
ist? Superduper Lauch-Vertrauensschüler kriegt von allen nur Padpad und wie
schlimm das doch alles sei und der arm Bubi, der erleben musste, wie sich sein
bester Freund ins Messer stürzt.
Das ist ein weiteres
Sinnbild dafür, dass es in diesem Buch absolut kein Show gibt. Es wird zwar bei
jeder noch so unpassenden Gelegenheit erwähnt, dass es an der Schule ein
schlimmes Mobbingproblem vor allem in Bezug auf Sexualität gibt, aber wir sehen
nie etwas davon.
Wir erinnern uns an
dieser Stelle noch einmal: Das soll eigentlich in einem bayrischen Grenzkaff
nahe der Grenze zu Tschechien spielen. Alle sind erzkonservativ und haben von
Social Media kaum was gehört. So erzkonsverativ sogar, dass man das Wort
»Lesbe« googeln muss. Das beißt sich jedoch gewaltig damit, dass besagte Mutti
dann zu ihrer Tochter meint, dass das ja total in Ordnung sei, dass diese eine
Lesbe ist und nicht dem traditionellen Partnerbild entspricht. Und überhaupt
sind nahezu alle in diesem Roman queer. Wir haben Lesben, wir haben Schwule,
wir haben Transsexuelle (warum ist Lauch eigentlich ne langweilige Hete?). Ja,
Transsexuelle unter Jugendlichen, die eine operative Geschlechtsumwandlung
durchgemacht haben.
Es war nicht das erste
Mal, dass ich in meine Tischkante biss. Dieses Ding liest sich, als sei es von
einem cis white man geschrieben worden, der sich das alles supereinfach
vorstellt. Ok, es WURDE von einem cis white man geschrieben, der sich das alles
viel zu naiv einfach vorstellt. Nein, man stellt sich nicht einfach vor eine
Klasse und sagt denen: »Ey, lasst mal eure homophoben Sprüche, das ist voll
nicht nett« und die machen das dann auch.
Vor allem als
Jugendlicher kann man in Deutschland nicht einfach zum Arzt gehen: »He, ich
wurde als Kerl geboren, fühl mich aber als Frau. Operierst du mir mal bitte ne
Mumu?« Und der Arzt sagt dann auch nicht einfach: »Ja, klar. Mach ich sofort.«
Dummerweise wird das im Roman aber genau so dargestellt.
Dasselbe mit SVV, die
übrigens nicht mit Triggerwarnung versehen wurde*. Das kam einfach so auf,
völlig aus dem Nichts. Das Gespräch dazu las sich paraphrasiert etwa so: »Oh,
die Narben an deinem Arm. Ritzt du dich?« »Jo, klar.« »Okay … Gehen wir im
Konsum eine Milch kaufen?«
Um mal Klartext zu
reden: SO. GEHT. MAN. NICHT. MIT. SENSIBLEN. THEMEN. UM. Und schon gar nicht
scheißt man so offensichtlich auf jegliche Recherche zu dem Thema. Vor allem
dann nicht, wenn man im Vorwort deutlich schreibt, dass das ein Roman gegen
Mobbing sein soll. Nein! Ist er nicht! Es ist eine Beleidigung für alle, die
wirklich jemals darunter gelitten haben, weil er so vieles so falsch darstellt!
Und jetzt kommen wir
zu dem Thema, bei dem der Autor am lautesten blökt, das es nicht vorhanden sein
soll: Sexismus. Doch, dieses Ding ist zu allem Übel obendrauf auch noch sehr
wohl sexistisch. Gut, wer denkt, ihn gehe das Sexleben seiner Leser etwas an,
sodass er ständig bescheuerte Sprüche darüber ablassen kann, dem traue ich auch
zu, nicht zu erkennen, dass das ein ganz übler Griff ins Klo war.
Lia soll die
versprochene starke Frauenfigur sein. Alles, was sie kann, ist allen Leuten
wortwörtlich auf‘s Maul zu geben und unflätig zu fluchen (auch vor ihren
Eltern, die, ach so erzkonservativ, wie hier alle sein sollen, das einen
Scheißdreck interessiert). That’s not how »starke Frauenfigur« works! Zu
denken, maskuline Eigenschaften alleinig wie reine Körperkraft und
Grobschlächtigkeit bei Frauen mache sie zu starken Frauen, ist nichts weiter
als das: Sexismus. Das ist Fixierung auf eine maskuline Weltanschauung, die den
Frauen das Frausein abspricht. Denn so lange sie nicht männlich sind, können
sie laut diesem Ding auch nicht stark sein. Fuu! Das Klo hinunter damit!
Während Lia
gleichzeitig eine ach so starke Frau sein soll, kommt Lauch die ganze Zeit an
und macht einen auf Beschützer, weil sie ein zartes Mauerblümchen ist, das
beschützt werden muss. Ja, was denn nun, Herrgott noch mal?! Sie darf ja nicht
mal versuchen, sich selbst durchzusetzen, weil er immer angesprungen kommt und
stellvertretend für sie anderen auf’s Maul gibt! Kleiner Tipp am Rande: Gewalt
ist keine Lösung, und wenn eure Protas ständig die Muskeln spielen lassen
müssen, um sich durchzusetzen, dann macht das sie nicht gerade sympathisch. Nur
zu beschissenen, unsympathischen Schlägern.
Und ja, es kommt ja
nur auf die inneren Werte an, aber Lauch betont ständig Äußerlichkeiten Lias,
die sie so toll und liebenswert machen. Damit ist auch sie nichts weiter als
ein Kleiderständer mit Titten und ner Muschi, in die man seinen Schwanz
reinstecken kann … Das ist voll die Aussage gegen Sexismus! Kannste dir nicht
ausdenken …
Ich nage schon wieder am
Tisch.
Wir haben ja noch gar
nicht diesen dämlichen Plot mit der Mafia erwähnt. Ich springe ein wenig mit
meinen Gedanken, es tut mir leid. Nun, jedenfalls gibt es in diesem Ding einen
Quoten-Alles (außer dem Quoten-Schwarzen, warum will sich dieses Ding nicht
auch noch gegen Rassismus aussprechen? Wenn wir schon einen Rundumschlag haben,
dann fehlt das echt!), so auch einen Quoten-Mafioso. Ja, eine Mafia. In einem
Kaff in der bayrischen Pampa. Ich habe keine Ahnung, wie das in irgendeiner
Weise Sinn machen soll.
Ich nehme jetzt
einfach mal den superduper, vollkommen unerwarteten Plottwist vornweg. Wie
gesagt: Kauft es nicht … Die Frage, die sich Lauch die ganze Zeit stellt, ist,
warum sein bester Freund Corey ihn angriff und töten wollte. Und jetzt haltet
euch fest: Das war nur ein Versuch, seinen Selbstmord zu vertuschen! Denn
Coreys Vater ist der Mafiaboss und weiß, jetzt haltet euch noch mal fest, dass
sein Sohn schwul ist! Le gasp! Denn Mister Mafioso-Daddy will seinen Sohn
deswegen umbringen! Also begeht Sohnemann Selbstmord! Warum er nicht einfach
von einer Brücke springt und stattdessen seinen besten Freund in die Scheiße
reitet, indem er Mordverdacht auf ihn lenkt, ist mir allerdings völlig
schleierhaft. Wahrscheinlich muss ich Gras rauchen oder so, um das verstehen zu
können. Ernsthaft! Auf solche Ideen kommt man doch nur, wenn man high ist!
So, im letzten Viertel
des Buch gibt’s dann jedenfalls Mafia-Action. Äh ja, wie auch immer das in
diesen Plot passt. Mafia-Daddy will nämlich Lauch mundtot kriegen, entführt und
erpresst ihn. Übrigens weiß jeder in dem Kaff von der Mafia. Warum niemand die
Polizei ruft, ist mir allerdings schleierhaft. Wie gesagt, ich war
stocknüchtern beim Lesen, das erscheint mir im Nachhinein als Fehler. Sicher
hätte ich im betüdelten Zustand die Genialität dieses Meisterwerks erkannt, mit
der die Literatur und besonders die Selfpublisher-Szene revolutioniert wird …
Es wird langsam mal
Zeit, dass wir auch zum Titel dieses Dings kommen. Die Grundprämisse ist, dass,
weil du MIR guttust, du mein Partner sein MUSST. Und … nein. Einfach nein.
Lauch wird permanent als der Held und der Gute dargestellt. Wer anderer Meinung
als er ist, wird als negativ dargestellt. Da wird auch vor Lia kein Halt
gemacht. Lauch erzählt eine Geschichte, in der er von einem erdachten Mädchen
namens Mia (unterstehe dich, meinen Namen in den Dreck zu ziehen!) sprich, das
ihn schwer verletzt hat. Im selben Atemzug sagt er Lia ins Gesicht (!), dass er
damit sie meint. Des Weiteren macht er in Bezug auf die Mafia einen Alleingang,
um sie auszuhebeln, in dessen Folge etliche Personen, darunter seine Familie,
Lia und deren Familie, in große Gefahr geraten. Er bekommt gewaltigen Ärger
dafür, brüllt aber alle zusammen, wie scheiße sie zu ihm seien, woraufhin sie
ihm recht geben, weil es ja soooo richtig von ihm gewesen sei, alle in Gefahr
zu bringen, um allein gegen eine Mafia vorzugehen. Manchmal war das Bedürfnis
in mir sehr stark, ihm ins Gesicht zu treten.
Hinzu kommt folgende
Begebenheit. Lauch versteckt Schmuddelhefte unter seinem Bett (realy, Autor:
Wer zum Henker versteckt heutzutage noch den vollgewichsten Playboy unter dem
Bett? Die Pornos werden gleich dewonloadet!) und hat Pornos auf seinem Laptop.
Lia entdeckt die und stellt ihn zu Rede (nachdem sie erst einmal eine
beachtliche Zeit brauchte, um einen hardcore Porno als solchen zu erkennen, du
meine Güte … aber Kleiderständer, ich sagte es bereits). Er fängt an
herumzueiern und erklärt ihr dann, dass er diese Videos guckt, weil er von den
Zärtlichkeiten zweier Menschen und den Gefühlen, die zwischen ihnen sind,
beeindruckt ist und das ausgesprochen romantisch findet. Herrgott, du voyeuristischer
Vollidiot, das sind Pornos! Die Wörter Porno, Zärtlichkeit und romantische
Gefühle passen nie und nimmer in einen sinnvollen, nun, Sinnzusammenhang! Argh!
Lia ist zunächst entsetzt (zu Recht! Das ist doch grenzdebil!), aber er pampt
seine große Liebe an, dass sie ach so schlimmböse intolerant sei, dass sie das
nicht hinnehmen könne. LIA HAT RECHT, GRUNDGÜTIGER!!! Und Capslock ist nicht
ansatzweise groß genug, um ausdrücken zu können, wie sehr ich in diesem Moment
am liebsten Lauch gepackt und seinen Kopf so lange gegen die nächste Wand gedonnert
hätte, bis Vernunft in ihn hinein geprügelt wurde. Es interessiert mich nen
Scheißdreck, was voyeuristische Protagonisten für perverse Sexphantasien haben!
Und erst recht will ich nicht lesen müssen, wie diese Protagonisten dann auch
noch als die Superguten dargestellt werden!
Denn wie Lia danach
auf die Idee kommt, dass Lauch zu gut für sie sei und er ja sooooo Recht habe,
ist mir schleierhaft.
NEIN, VERFICKTE
SCHEISSE, NEIN!!!
Entschuldigt bitte den
Ausbruch. Aber anders kann ich es einfach nicht adäquat ausdrücken, was mir
beim Lesen durch den Kopf ging. Und nein, ich habe meinen Kindle noch nicht das
Klo hinunter gespült. Hätte ich das Ding physisch in der Hand, ich hätt’s
allerdings getan, denke ich.
Nun, jedenfalls sind mir
die Protagonisten, allen voran Lauch, ausgesprochen unsympathisch. Das dürfte
mittlerweile allerdings auch klar sein. Lauch ist so ein Typ, der nen reichen
Anwaltsdaddy und ne reiche Ärzte-Mutti hat (die nie zu arbeiten scheinen und
immer zu Hause sind, just sayin‘) und sehr gern mit der »Ich verklag dich, Papa
kriegt das durch!«-Keule fuchtelt. Da droht er der Schule und erpresst sie,
damit die einen Schüler runterschmeißen, der zuvor scheiße zu Lia war (starke
Frau …). Supersympathisch, echt mal … Ich hole derweil mit dem Fuß aus.
Es widert mich (neben
so vielen anderen Dingen hier) an, dass Lauch permanent als der Held inszeniert wird und alle anderen
Kleiderständer nur dazu existieren, um ihn darin zu bestätigen, während er
gleichzeitig fröhlich mit Klage droht, Leute verdrischt, andere herabwürdigt
(er sieht Mikey an einer Stelle nur noch als »feindliches Subjekt«, Menschsein
erfolgreich aberkannt, Arschloch) und wild durch die Gegend denunziert.
Es gibt kaum etwas
schlimmeres als ein Buch, das durchaus gut hätte sein können, hätte der Autor
die Arschbacken zusammengekniffen. Nur ein Buch, das zusätzlich auch noch all
das oben genannte auf sich vereint. Denn ja: Das hätte eine gute Story ergeben
können. Teenager wird von seinem besten Freund angegriffen und muss diesen in
Notwehr töten, das klingt doch nach einem ordentlichen Drama, oder? Aber nein,
das wurde ja mit Vollgas und 50 über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit gegen
eine Betonwand gefahren.
Wie ich bereits
eingangs erwähnte: Es ist das schlechteste, das mir je in die Finger geriet und
das man für Geld kaufen kann (und ich habe Ardeen gelesen und zerfetzt!). Ich
entlasse all die tapferen Seelen, die es bis hierher geschafft haben, mit dem
wunderunschönen Wort »Beckentanz«, das man ebenfalls in diesem Ding finden
kann. Kauft es nicht. Bitte nicht.
P.S.: »Kleine
Hasenzähnchen« sind nicht niedlich. Und hört auf mit dem Grinsen! Suedie hatte
da diese
wunderschöne Statistik erstellt:
"Grinsen" -
72 Mal
"Lächeln" -
105 Mal
"Brauen
heben" - 56 Mal
"Durchatmen"
- 83 Mal
"Wie geht es
dir?" - 29 Mal
Wörter insgesamt:
65.875
P.P.S.: Ja, bin ja
schon weg.
*Änderung 6.12.17: Gut, streng genommen müsste hier vor allem eine Triggerwarnung vor massivst unsensiblem Umgang mit sensiblen Themen stehen und nicht unbedingt eine wegen des SVV.
*Änderung 6.12.17: Gut, streng genommen müsste hier vor allem eine Triggerwarnung vor massivst unsensiblem Umgang mit sensiblen Themen stehen und nicht unbedingt eine wegen des SVV.
Autor: David
Schwamborn
Titel: Weil du mir gut
tust
Sprache: Deutsch
Umschlagsgestaltung: …
Ja, wie war das jetzt noch mal mit den Credits?
Reihe: Nein (bitte
lasst es keine Eier legen!)
Seiten: 221
Originalpreis: 4.99€
(das eBook wurde allerdings gelöscht statt geupdatet, weil man das so macht,
wenn man Kritik einfährt, und das Taschenbuch kostet aktuell 9,60€)
Verlag: Selfpublishing
Genre: Liebesroman (abomination
of a love story!)
ASIN: B075XP58RT
Hiho Maria,
AntwortenLöschenmein Tag ist gerettet und nun fahre ich beseelt in den Garten - mit meinem Kindle, auf dem lesbare Bücher drauf sind. Für diesen grandiosen Verriss bekommst Du von mir ganz viele Hasenzähnchen oder amüsiert hochgezogene Augenbrauchen oder was auch immer. Fühl dich geehrt. ;)
^^^^^^^^^^^^^^
Liebe Grüße, Claudia
Hallo ^^
LöschenWahhh! So wird's mir gedankt :DDDD Der Autor hat sich echt nicht viele Freunde gemacht mit der Aktion ... Das mit dem Abtauchen und mit einem unbekannten Pseudoynm wiederkommen hielt er wohl auch nicht für eine gute Idee. Na gut, nicht mein Problem.
Liebe Grüße
Hallo, ich bin ein kleiner, unwichtiger Nachwuchsautor und wollte mich für diesen Text bedanken: ich habe durch ihn gesehen dass ich bereits einige Dinge richtig mache und habe jetzt viel mehr Mut (und verdammt mehr Motivation) mein eigenes Werk irgendwann mal zu veröffentlichen.
AntwortenLöschenIch meine: wenn es _soetwas_ auf den Buchmarkt geschafft hat...
danke ;)
Ich kenn dich nicht - ich weiß nicht, wer du bist, und was du sonst so schreibst. Aber diese Review hat meinen mittelmäßigen Tag mehr als nur ein wenig versüßt. Danke dafür! ^^
AntwortenLöschenMit dem Tipper dieses Machwerks hatte ich kurz in einem sozialen Netzwerk Kontakt und wir widersprachen uns grundsätzlich. Neugierig auf sein revolutionäres Schaffen las ich mir die Leseprobe zu "Weil du mir gut tust" durch und wäre allein dabei fast eingeschlafen, hätte ich mich nicht immer wieder aufregen müssen. Dadurch wiederum neugierig auf Kritiken kam ich auf diese Seite hier. Danke für die Bestätigung, danke, danke ;)
AntwortenLöschenIch hab es jetzt erst gelesen und möchte immer noch fragen, ob es dir gut geht.
AntwortenLöschenOder dir einen Tee anbieten.
Oder Schokolade.
Oder vielleicht Sauerstoff?
Auf Amazon gibt es das Buch mittlerweile nicht mehr, nur falls dich das ein wenig beruhigt^^°
Ich hatte echt zwischendrin mehrfach das Bedürfnis, dir zu sagen, dass alles gut wird, und dich ans Atmen zu erinnern.
Respekt, dass du es ganz gelesen hast.
Für alles andere fehlen mir leider die Worte.
Hallo,
Löschenkeine Sorge, mir geht's mittlerweile wieder gut ^^ (Es war wirklich so, dass ich, nachdem ich damit durch war, irgendwie ... platt war. Es war die geballte Ladung Bullshit in schriftlicher Form.) Wie es mit dem Teil auf Amazon weiterging, hatte ich dann auch verfolgt, inklusive der Diskussionen in den Rezis. Blieb erstaunlich ruhig, auch von seiner Seite aus. Ich hätte gedacht, dass er mehr Staub aufwirbelt, statt nur einem kleinem Mimimi und jemand anderem, der mir Bosheit unterstellt.
Liebe Grüße
Hallo, ich bin durch einen gewissen "Klopfer" auf deine Rezi hier gestoßen...
AntwortenLöschenYOU MAKE MY DAY!
Danke, habe seit einem gewissen Stefon Rudel nicht mehr so gelacht!
Hallo,
LöschenEin gewisser "Klopfer" hat eine unsägliche Community, daher bin ich froh, dass wenigstens einer von dieser Rezi mehr gelesen hat als nur das aus seinem Kontext gerissene Wort "Triggerwarnung".
Liebe Grüße
God ... Satan ... Somebody! Ich habe diese Rezension gerade eher zufällig gefunden; ich bin über ein Forum auf den Autor gestoßen, der mir vor etwa drei Jahren schon in einem anderen Forum begegnet ist und war dann neugierig darauf, was er seitdem so getrieben hat. Tja, und nun fühle ich mich von diesem Machwerk ein bisschen persönlich angegriffen, ich heiße nämlich Lia und habe rote Haare. Und nach dem, was ich über den Plot so gelesen habe ... urgs. "Unterstehe dich, meinen Namen in den Dreck zu ziehen" indeed! Ich weiß, die Rezension ist alt. Aber ich wollte dir trotzdem nen Kommentar dalassen, weil ich deine Rezension mir über den Lia-Schock hinweggeholfen hat. Und das ist schon eine Leistung, das war nämlich äußerst verstörend. :P
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