Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Sonntag, 28. Juli 2019

Rezension: Das Erbe der Seher (Die Licanius-Saga #1) von James Islington


Manche Autor*innen haben das Glück, zunächst im Selbstverlag tätig zu sein und dann von einem großen Verlag entdeckt zu werden. So erging es auch James Islington mit seinem Debüt »Das Erbe der Seher«, der Auftakt seiner klassischen Epic Fantasy Trilogie »Die Licanius-Saga«.

»Der Auftakt zur Licanius-Saga - das neue magische Epos in der Tradition der großen Fantasy-Bestseller von Robert Jordan und Raymond Feist!

In Feuer und Blut endete vor 20 Jahren die Herrschaft der Auguren, mächtige Magier mit seherischen Fähigkeiten. Jene, die ihnen dienten – die Begabten – wurden nur verschont, weil sie sich dem rigiden neuen Gesetz unterworfen haben, das ihre Macht beschränkt.
Der junge Begabte Davian und seine Freunde wachsen in einer Welt auf, die sie verachtet und strengstens überwacht. Doch als Davian herausfindet, dass er über die bei Todesstrafe verbotene Magie der Seher verfügt, setzt er eine Kette von Ereignissen in Gang, die alles für immer verändern werden.
Denn im Norden regt sich ein Feind, den man zu lange besiegt glaubte …

James Islingtons Fantasy-Saga nahm zunächst Australien im Sturm ein; nun schickt sich "Das Erbe der Seher" an, die Welt zu erobern!«
(Quelle: Verlag)


Ich bin etwas hin und her gerissen bei diesem Buch, was ich davon halten soll. Einerseits mochte ich es, andererseits … Nun, es ist sehr klassische Fantasy, sagen wir es so. Wenn man, wie ich, im Leben schon sehr viel davon gelesen hat, dann werden manche Tropes einfach langweilig.

Wie in so vielen dieser Romane haben wir auch hier einen jungen Helden, der entdeckt, dass er etwas Besonderes an sich hat, und dann in die Gefahren der weiten Welt ausziehen muss, um seine neu entdeckten Kräfte zu ergründen und gleichzeitig vor seinen neuen Feinden zu fliehen. Solche Protagonisten sind manchmal etwas naiv der Welt gegenüber – verständlich –, gerne aber auch mal sehr blauäugig und vorschnell, weil sie als Halbstarke ja anscheinend alles besser wissen. Leider ist auch Davian davor nicht immer gefeit, was mir hin und wieder doch ein genervtes Seufzen entlockte.

Hinzu kommt, dass ich ständig Probleme hatte, die einzelnen Personen zuzuordnen, wer nun wer ist und wann was gesagt und getan hat. Erschwerend kommt hinzu, dass anscheinend jeder seine eigenen Motive hat. Eigentlich nichts Schlechtes, aber mich hat es oft sehr verwirrt, wenn jemand jetzt anscheinend doch nicht der nice guy war, als der er sich anfangs zeigte, zumal ich da auch gern einmal vergessen hatte, wer diese Person jetzt eigentlich war. Kurzum: Ich bin verwirrt.

Das hielt sich jedoch in Grenzen und im Großen und Ganzen konnte ich gut folgen. Ich habe (noch) nichts von Robert Jordan und Raymond Feist gelesen, daher kann ich dazu keine Vergleiche ziehen. Aber auch Brandon Sanderson wird diesbezüglich gern einmal genannt, und der Vergleich ist nicht ganz von der Hand zu wischen. Das Magiesystem ist zwar nicht so kreativ wie bei Sanderson, dafür hat das Worldbuilding durchaus etwas für sich. Durch die Jahrhunderte und gesellschaftliche Sanktionierungen ging viel Wissen über die Magie der Welt verloren, das jetzt erst wieder Stück für Stück zurückgewonnen werden muss. Und was noch viel schlimmer ist: Ein Feind, den man nur noch aus Schauergeschichten für kleine Kinder kennt, scheint sich zu erheben. Das verspricht auch in den kommenden Bänden noch viel Spannung und tolle Entdeckungen in der Welt.

Der Cast ist zwar bist auf eine junge Frau in einer der Hauptrollen nicht wirklich divers, was mir mittlerweile wirklich etwas negativ ins Auge fällt. Dafür gehen die Charaktere aber untereinander oft sehr angenehm miteinander um. Sie sind vielleicht oft zornig oder aufgebracht, geben dem aber nicht oft nach, sondern reden vernünftig miteinander wie erwachsene Menschen. Das würde ich mir von so einigen Leuten in meinem Umfeld auch wünschen …

»Das Erbe der Seher« ist ein recht umfangreicher Roman, dennoch wurde es selten wirklich langweilig. Islington schafft es gut, seine Leser über fast 800 Seiten gut bei Laune zu halten, indem immer wieder etwas Neues passiert oder wir etwas Neues über die Welt erfahren. Ich fand jedoch den Anfang etwas frustrierend, weil ich (wie auch die Protagonisten) sehr lange nicht genau wusste, was eigentlich vor sich geht und wer hier welches Spiel spielt.

Kurz und knapp: »Das Erbe der Seher« ist klassische Epic Fantasy mit Einflüssen namhafter Größen des Genres. Es erfindet das Genre nicht neu und fällt manchmal zu sehr in einige der gängigsten Tropes. Trotzdem ein sehr unterhaltsamer Roman mit einer spannenden Welt.


Mögliche Trigger
- Gewalt gegen Menschen
- Gewalt gegen Kinder
- Tod
- Folter
- Blut und Wunden
- Mord


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Reiheninformation
Autor*in: James Islington
Titel: Das Erbe der Seher
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Marc Hermann
Coverillustration: Bao Pham
Reihe: Band 1
Seiten: 783
Originalpreis: 16,99€
Verlag: Droemer Knaur
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-426-52095-6
Erscheinungsjahr: 2016

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