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Sonntag, 5. Oktober 2025

Rezension: The Sword of Kaigen: A Theonite War Story

© Autor*in

Es gibt sie noch, die Fantasy Epen, die mit einem einzigen Band auskommen. »The Sword of Kaigen« von M.L. Wang ist ein solcher Roman. Die von japanischer Geschichte und Kultur inspirierte Geschichte spielt in der Welt von Theonite, ist aber in sich geschlossen und kann hervorragend als Standalone gelesen werden.

On a mountainside at the edge of the Kaigenese Empire live the most powerful warriors in the world, superhumans capable of raising the sea and wielding blades of ice. For hundreds of years, the fighters of the Kusanagi Peninsula have held the Empire's enemies at bay, earning their frozen spit of land the name 'The Sword of Kaigen.' Born into Kusanagi's legendary Matsuda family, fourteen-year-old Mamoru has always known his purpose: to master his family's fighting techniques and defend his homeland. But when an outsider arrives and pulls back the curtain on Kaigen's alleged age of peace, Mamoru realizes that he might not have much time to become the fighter he was bred to be. Worse, the empire he was bred to defend may stand on a foundation of lies.

Misaki told herself that she left the passions of her youth behind when she married into the Matsuda house. Determined to be a good housewife and mother, she hid away her sword, along with everything from her days as a fighter in a faraway country. But with her growing son asking questions about the outside world, the threat of an impending invasion looming across the sea, and her frigid husband grating on her nerves, Misaki finds the fighter in her clawing its way back to the surface.

When the winds of war reach their peninsula, will the Matsuda family have the strength to defend their empire? Or will they tear each other apart before the true enemies even reach their shores?

(Quelle: Klappentext)

Ich habe den Roman größtenteils als Hörbuch gehört, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, warum ich über mehrere Jahre hinweg immer wieder anfing und dann doch abbrach; ich kam einfach lange mit Hörbüchern als Medium nicht klar. In diesem Sommer, als ich parallel das Sticken für mich als Hobby entdeckte, schaffte ich es dann aber doch, den Roman durchzuhören. Erzählt wird die Geschichte von Andrew Tell, der einen guten Job macht, den Charakteren Leben einzuhauchen. Mir kringelten sich allerdings die Fußnägel bei dem schrecklichen englischen Akzent in all den japanischen Begriffen.

Wie eingangs erwähnt kann der Roman für sich allein stehen. Ich habe aber beim Lesen (oder zuhören) deutlich gemerkt, dass im Theonite Universum noch mehr los ist. Es gibt oder gab tatsächlich mehrere Romane, die Autorin setzt die Reihe allerdings nicht mehr fort. »The Sword of Kaigen« funktioniert aber gut als alleinstehender Roman.

Die Autorin legt großen Wert auf detaillierten Weltenbau und vielschichtige Charaktere und gibt allem viel Raum. Das führt dazu, dass es am Anfang einige Zeit braucht, bis die Haupthandlung wirklich in Schwung kommt. Zunächst folgen wir Mamoru und seiner Mutter Misaki durch ihren Alltag. Mamoru ist der junge Erbe zweier mächtiger Blutlinien und steht in der Tradition der Schwertmeister der Matsuda. Misaki ist die Frau des zweiten Sohns des Hauses, ein kalter und emotionsloser Mann. Die Ehe war arrangiert und nach 15 Jahren hat sich Misaki scheinbar mit ihrem Schicksal als Hausfrau und Mutter abgefunden. In ihren Jugendjahren war sie jedoch eine gefürchtete Kämpferin, und auch wenn sie sich geschworen hat, ihrem Ehemann eine gute und gefügige Frau und Mutter zu sein, holt ihre Vergangenheit sie wieder ein.

Durch die Augen von Mamoru und Misaki lernen wir die Kultur von Kaigen und die Bewohner der Kusanagi-Halbinsel kennen, wie sie leben und denken, was ihre Sorgen und Wünsche sind. Mamoru lebt mit der Last der Erwartungen seines Vaters und Onkels, beide hervorragende Schwertmeister und Meister der gefürchteten Bluttechnik ihres Clans. Mamoru trainiert fleißig, um eines Tages ebenso gut zu werden, hat aber damit zu kämpfen, dass sein Vater ihm um Welten überlegen ist, gleichzeitig aber nicht in der Lage, ihn angemessen zu unterrichten, weil er zwischenmenschlich ein Eisblock ist. Solche Kälte vom eigenen Vater zu erleben, prägt ein Kind.

Der Roman lässt sich grob in drei Teile untergliedern. Zunächst kommt die Einführung, in der wir Welt und Leute kennenlernen und bereits einiges angedeutet wird, was schiefläuft. Unterschwellig merken wir hier schon, dass das Kaigen Imperium seine Bevölkerung mittels Propaganda klein hält, damit sie tun, was der Kaiser von ihnen will. Im Falle der Matsudas und der anderen Kriegerclans der Halbinsel ist es: für ihren Kaiser zu sterben, ohne Fragen zu stellen.

Der zweite Teil ist der Kampf. Wang hat die Angewohnheit, alles bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Das macht die Kampfszenen gleichzeitig unheimlich anschaulich und eindringlich, nimmt ihnen aber auch das Tempo. Es ist ein bisschen wie in einer italienischen Oper, in denen alle eine dreiviertel Stunde zum Sterben brauchen. Dafür sind es allerdings sehr emotionale und intensive Sterbesequenzen, die die Verzweiflung und den Mut der Kämpfenden sehr deutlich herauszeichnen. Immerhin stehen die Krieger von Kusanagi einer enormen Überzahl gegenüber und haben dennoch die Chance, nicht sofort überrannt zu werden.

Der dritte und letzte Teil des Romans befasst sich mit den Nachwehen des Kampfes und wie die Insulaner mit der Zerstörung ihrer Heimat und all den Toten umgehen, ebenso auch damit, wie ihnen klar wird, wie die Propagandamaschine des Kaiserreichs funktioniert und wie sie deren Opfer geworden sind. Hier fokussiert sich Wang erneut sehr auf die charakterliche und emotionale Entwicklung der Charaktere und gibt ihnen viel Raum, mit ihren Gefühlen umzugehen.

Durch die große Liebe zum Detail habe ich ein sehr gutes Gefühl für die Welt und ihre Bewohner bekommen. Die verschiedenen Kulturen sind gut herausgearbeitet, wobei natürlich der Fokus auf Kaigen liegt, das seine Inspiration vom japanischen Kaiserreich nimmt. Nervig fand ich jedoch die ganzen ausgedachten Begriffe für Zeiteinheiten und Distanzen, die einfach dahingeworfen nichts weiter als bedeutungsloser Wortsalat sind. Da ist es meiner Meinung nach besser, ein klein wenig Immersion zu opfern und mit den uns gewohnten Worten zu arbeiten.

»The Sword of Kaigen« hat seiner Zeit viel Aufmerksamkeit bekommen, meiner Meinung nach zu Recht. Jeder Seite merkt man an, dass die Autorin viel Hirnschmalz in die Ausarbeitung ihrer Welt und Charaktere gesteckt hat, wenn auch gelegentlich zu viel. Ich persönlich mag es, wenn ein Roman den Fokus auf seinen Charakteren hat, insofern sie interessant sind, was hier gegeben ist. Der Roman hat seine Längen, aber als alleinstehende Fantasystory ist das vertretbar.

 Potenzielle Trigger:

- Misogynie

- Ausländerfeindlichkeit

- Imperialismus

- Tod, Gewalt, Krieg

- schwere Verletzungen, Blut

- Verlust von Angehörigen, Trauer

- Vergewaltigung (off page)

 

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Reiheninformation

Autor*in: M.L. Wang

Titel: The Sword of Kaigen: A Theonite War Story

Sprache: Englisch

Umschlagsillustration: M.L. Wang

Reihe: Nein

Sprecher: Andrew Tell

Spieldauer: 24 Stunden und 24 Minuten

Originalpreis: 30,95€

Verlag: Selbstverlag (Amazon Publishing)

Genre: Fantasy

ASIN: B08GGGLBR9

Erscheinungsjahr: 2019

 

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