Der Weiße König von England mag
besiegt sein, Rea nach Frankreich geflohen, und dennoch kann sie ihrer
Vergangenheit und dem, was sie ist, nicht entkommen – eine Magdalena. Nicht
einmal Robin, den Kronprinzen von England, kann sie vergessen, auch wenn es für
sie alle besser wäre. Und dann heißt es auch noch, dass er zwecks einer
Brautwerbung nach Frankreich kommt, und die Umworbene ist niemand anderes als
Ninon, Reas Freundin und die Schwester des französischen Königs. Mit einem Male
geht alles drunter und drüber und die geheimnisvolle Mätresse des Roi Madame
Hiver macht es mit ihrem Interesse an Reas und Robins Beziehung auch nicht
besser.
Der Vorteil, wenn alle Teile zum
Erscheinen des ersten Bandes bereits geschrieben sind, ist, dass man schnell
erfährt, wie es weitergeht. Ich habe mich sehr auf »Palace of Silk – Die
Verräterin«, die Fortsetzung von C.E. Bernards Erstlingswerk, gefreut, zumal
ich dieses als einen YA Roman lobte, der mich durchaus begeistern konnte. Jetzt
sitze ich hier vor dieser Rezension und weiß echt nicht, was ich vom zweiten
Band der Palace-Reihe halten soll. So wirklich zu 100% konnte er nicht mit Band
1 mithalten. Vielleicht der berüchtigte Fluch des Mittelbandes einer Trilogie?
Fangen wir mit dem Guten an: Noch
immer sind die Kampfszenen, und die zieht Rea nun einmal unweigerlich an,
wirklich super gelungen! Wie schon im Vorband bereiten sie sehr viel Spaß beim
Lesen, so ausführlich und bildhaft, wie die Autorin sie beschreibt, dass man
förmlich in Rea drin steckt und selbst die Fäuste zu schwingen scheint.
Ebenfalls sehr gut gefallen hat
mir wieder einmal die psychologische Seite des Romans. Bernard ermöglicht einen
tiefen und ausführlichen Blick in Reas Psyche und zeigt sehr eindrücklich, was
es mit ihr macht, als Magdalena in einem Land aufzuwachsen, in dem man selbst
zu sein heißt, um sein Leben fürchten zu müssen. Rea erfährt in diesem Band
auch, dass ihre Kreatur, die ihr immer wieder erscheint, eines der Symptome
einer handfesten psychischen Erkrankung ist, die umgangssprachlich
»Geistfieber« genannt wird und die mit Symptomen einherkommt, die Ähnlichkeiten
zu einer Angststörung, dissoziativen Störung und Depression aufweisen. Sie
leugnet zuerst, dass sie krank ist, was absolut einleuchtet; ich kenne viele
psychisch kranke Menschen, denen es schwer fällt, ihre Krankheit auch als
solche wahrzunehmen. Rea sucht daher zunächst keine Hilfe und braucht eine
Weile, um diese Hilfe schließlich auch anzunehmen; ebenfalls typisch für viele
psychisch Erkrankte.
An dieser Stelle kommt jedoch das
erste Aber. Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Prozess näher ausgeleuchtet
wird. Sie bekommt ein paar Medikamente, aber die scheinen keinerlei Wirkung zu
zeigen, und das war’s mit diesem Thema. Mir drängt sich die Befürchtung auf,
dass ihr Seelenheil im dritten Band durch die Liebe zu Robin »geheilt« wird,
und das würde ich ganz und gar nicht befürworten. Aber das greift vor und
bleibt abzuwarten. Für diesen Teil sei gesagt, dass der beginnende
Heilungsprozess Reas für mich zu sehr hinten über fällt.
Im Allgemeinen bin ich langsam
doch etwas unzufrieden, wie sich die Beziehung von Rea und Robin entwickelt.
Für meinen Geschmack hängt sie sich zu sehr an seinen Äußerlichkeiten auf, was
ich wiederum als oberflächlich empfinde. Er ist wortwörtlich SO!SCHÖN und daher
kann man auch locker darüber hinweg sehen, dass er schon einmal über Reas Kopf
hinweg für sie entscheidet oder so … Er behandelt sie wirklich nicht immer
gerade so, wie man die große Liebe behandeln sollte, aber Rea hält dennoch
wider besseren Wissens an ihm fest, weil sie immer und immer wieder seinen ach
so tollen blauen Augen verfällt. »ARGHL!« war ein Ausruf, den ich beim Lesen
nicht selten verwendet habe, weil das Buch an dieser Stelle, und es ist eine
sehr große Stelle im Roman, dann doch wieder in die üblichen YA Tropes
verfällt.
Auf der anderen Seite gibt es bei
den Nebencharakteren durchaus einige Diversität, was ja wiederum etwas Gutes
ist. Es bleibt an dieser Stelle also abzuwarten, was der dritte Band mit Rea
und Robin und Reas Geistfieber macht. Ich hoffe, etwas Gutes!
Wieder einmal, und das Problem
habe ich nicht nur mit diesem Roman, kam ich gerade bei den Nebencharaktere
immer wieder durcheinander und musste häufig überlegen, wer denn nun wer ist
und wie etwas mit der Geschichte zu tun hat. An dieser Stelle denke ich jedoch,
dass es wirklich eher etwas mit mir und meinem Leseverhalten zu tun hat als mit
dem Roman.
Wieder einmal im Vergleich zum
ersten Band fand ich den Twist am Ende des Romans nicht so umwerfend. Die Enthüllung,
die da erfolgt, hat durchaus etwas für sich. Dieses Mal war jedoch durchaus
klar, in welche Richtung es am Ende gehen wird. Im Gegensatz zum ersten Band,
der mich völlig aus der Kalten erwischt hatte, wurde ich dieses Mal nicht allzu
sehr überrascht, was ich ein wenig schade fand.
Alles in allem ist »Palace of
Silk – Die Verräterin« für mich durchwachsener geworden als sein Vorgänger. Wie
so oft erweist sich Band 2 einer Trilogie als schwächer. Das wiederum lässt
jedoch hoffen, dass Band 3 ein toller Reihenabschluss wird. Hoffentlich und
wenn sich ein paar Befürchtungen nicht doch bewahrheiten … Daumen drücken ist
angesagt! Für mich steht dennoch fest, dass ich auf jeden Fall den letzten Band
auch noch lesen werde.
Ich danke dem Verlag und dem Bloggerportal
für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!
Werbung
nach §6 TMG
Reiheninformation
Autor: C.E. Bernard
Titel: Palace-Saga: Palace of Silk
– Die Verräterin
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Charlotte
Lungstass-Kapfer
Umschlagillustration: Isabelle
Hirtz
Reihe: Band 2
Seiten: 448
Originalpreis: 9,99€
Verlag: Penhaligon
Genre: Fantasy
ASIN: B077BZ86BL
Erscheinungsjahr: 2018
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