Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Dienstag, 19. Juni 2018

Rezension: Palace of Silk - Die Verräterin (Palace-Saga #1) von C.E. Bernard


Der Weiße König von England mag besiegt sein, Rea nach Frankreich geflohen, und dennoch kann sie ihrer Vergangenheit und dem, was sie ist, nicht entkommen – eine Magdalena. Nicht einmal Robin, den Kronprinzen von England, kann sie vergessen, auch wenn es für sie alle besser wäre. Und dann heißt es auch noch, dass er zwecks einer Brautwerbung nach Frankreich kommt, und die Umworbene ist niemand anderes als Ninon, Reas Freundin und die Schwester des französischen Königs. Mit einem Male geht alles drunter und drüber und die geheimnisvolle Mätresse des Roi Madame Hiver macht es mit ihrem Interesse an Reas und Robins Beziehung auch nicht besser.

Der Vorteil, wenn alle Teile zum Erscheinen des ersten Bandes bereits geschrieben sind, ist, dass man schnell erfährt, wie es weitergeht. Ich habe mich sehr auf »Palace of Silk – Die Verräterin«, die Fortsetzung von C.E. Bernards Erstlingswerk, gefreut, zumal ich dieses als einen YA Roman lobte, der mich durchaus begeistern konnte. Jetzt sitze ich hier vor dieser Rezension und weiß echt nicht, was ich vom zweiten Band der Palace-Reihe halten soll. So wirklich zu 100% konnte er nicht mit Band 1 mithalten. Vielleicht der berüchtigte Fluch des Mittelbandes einer Trilogie?


Fangen wir mit dem Guten an: Noch immer sind die Kampfszenen, und die zieht Rea nun einmal unweigerlich an, wirklich super gelungen! Wie schon im Vorband bereiten sie sehr viel Spaß beim Lesen, so ausführlich und bildhaft, wie die Autorin sie beschreibt, dass man förmlich in Rea drin steckt und selbst die Fäuste zu schwingen scheint.

Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir wieder einmal die psychologische Seite des Romans. Bernard ermöglicht einen tiefen und ausführlichen Blick in Reas Psyche und zeigt sehr eindrücklich, was es mit ihr macht, als Magdalena in einem Land aufzuwachsen, in dem man selbst zu sein heißt, um sein Leben fürchten zu müssen. Rea erfährt in diesem Band auch, dass ihre Kreatur, die ihr immer wieder erscheint, eines der Symptome einer handfesten psychischen Erkrankung ist, die umgangssprachlich »Geistfieber« genannt wird und die mit Symptomen einherkommt, die Ähnlichkeiten zu einer Angststörung, dissoziativen Störung und Depression aufweisen. Sie leugnet zuerst, dass sie krank ist, was absolut einleuchtet; ich kenne viele psychisch kranke Menschen, denen es schwer fällt, ihre Krankheit auch als solche wahrzunehmen. Rea sucht daher zunächst keine Hilfe und braucht eine Weile, um diese Hilfe schließlich auch anzunehmen; ebenfalls typisch für viele psychisch Erkrankte.

An dieser Stelle kommt jedoch das erste Aber. Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Prozess näher ausgeleuchtet wird. Sie bekommt ein paar Medikamente, aber die scheinen keinerlei Wirkung zu zeigen, und das war’s mit diesem Thema. Mir drängt sich die Befürchtung auf, dass ihr Seelenheil im dritten Band durch die Liebe zu Robin »geheilt« wird, und das würde ich ganz und gar nicht befürworten. Aber das greift vor und bleibt abzuwarten. Für diesen Teil sei gesagt, dass der beginnende Heilungsprozess Reas für mich zu sehr hinten über fällt.

Im Allgemeinen bin ich langsam doch etwas unzufrieden, wie sich die Beziehung von Rea und Robin entwickelt. Für meinen Geschmack hängt sie sich zu sehr an seinen Äußerlichkeiten auf, was ich wiederum als oberflächlich empfinde. Er ist wortwörtlich SO!SCHÖN und daher kann man auch locker darüber hinweg sehen, dass er schon einmal über Reas Kopf hinweg für sie entscheidet oder so … Er behandelt sie wirklich nicht immer gerade so, wie man die große Liebe behandeln sollte, aber Rea hält dennoch wider besseren Wissens an ihm fest, weil sie immer und immer wieder seinen ach so tollen blauen Augen verfällt. »ARGHL!« war ein Ausruf, den ich beim Lesen nicht selten verwendet habe, weil das Buch an dieser Stelle, und es ist eine sehr große Stelle im Roman, dann doch wieder in die üblichen YA Tropes verfällt.

Auf der anderen Seite gibt es bei den Nebencharakteren durchaus einige Diversität, was ja wiederum etwas Gutes ist. Es bleibt an dieser Stelle also abzuwarten, was der dritte Band mit Rea und Robin und Reas Geistfieber macht. Ich hoffe, etwas Gutes!

Wieder einmal, und das Problem habe ich nicht nur mit diesem Roman, kam ich gerade bei den Nebencharaktere immer wieder durcheinander und musste häufig überlegen, wer denn nun wer ist und wie etwas mit der Geschichte zu tun hat. An dieser Stelle denke ich jedoch, dass es wirklich eher etwas mit mir und meinem Leseverhalten zu tun hat als mit dem Roman.

Wieder einmal im Vergleich zum ersten Band fand ich den Twist am Ende des Romans nicht so umwerfend. Die Enthüllung, die da erfolgt, hat durchaus etwas für sich. Dieses Mal war jedoch durchaus klar, in welche Richtung es am Ende gehen wird. Im Gegensatz zum ersten Band, der mich völlig aus der Kalten erwischt hatte, wurde ich dieses Mal nicht allzu sehr überrascht, was ich ein wenig schade fand.

Alles in allem ist »Palace of Silk – Die Verräterin« für mich durchwachsener geworden als sein Vorgänger. Wie so oft erweist sich Band 2 einer Trilogie als schwächer. Das wiederum lässt jedoch hoffen, dass Band 3 ein toller Reihenabschluss wird. Hoffentlich und wenn sich ein paar Befürchtungen nicht doch bewahrheiten … Daumen drücken ist angesagt! Für mich steht dennoch fest, dass ich auf jeden Fall den letzten Band auch noch lesen werde.


Ich danke dem Verlag und dem Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!


Werbung nach §6 TMG
Reiheninformation
Autor: C.E. Bernard
Titel: Palace-Saga: Palace of Silk – Die Verräterin
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Charlotte Lungstass-Kapfer
Umschlagillustration: Isabelle Hirtz
Reihe: Band 2
Seiten: 448
Originalpreis: 9,99€
Verlag: Penhaligon
Genre: Fantasy
ASIN: B077BZ86BL
Erscheinungsjahr: 2018

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