Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Freitag, 29. Juni 2018

Freitagsprobe: How to be happy: Die Welt, wie ich sie kannte von Kim Leopold

Quelle: buecher.de
Aus diversen Gründen hatte ich in letzter Zeit keine Gelegenheit, wöchentlich eine Freitagsprobe zu schreiben. In letzter Zeit kam mir aber wieder ein bisschen was zwischen die Finger, dass sich für eine Freitagsprobe eignet. Beginnen möchte ich mit »How to be happy: Die Welt, wie ich sie kannte« von Kim Leopold, das ich bei einer Aktion vom Amrûn Verlag kostenlos abstaubte.

Das kleine Guckloch an meiner Seite friert zu, je weiter wir nach Osten kommen. Es beschlägt und bricht die Sonne durch tausende kleine Eiskristalle. Nur verschwommen erkenne ich die Skyline, die mir von so vielen Bildern vertraut ist, aber doch so fremd.
Der kleine Junge neben mir beginnt ein aufgeregtes Gespräch mit seiner Mutter. Genervt ziehe ich mir die Kopfhörer über die Ohren und schalte meine Musik ein, um die letzten Minuten unseres Fluges ohne Kindergebrabbel zu verbringen.
Ich wollte nicht in diese Stadt. Nicht an diese Universität, nicht in diese WG, um mit fremden Menschen zusammenzuleben, die eine andere Aussprache und andere Gewohnheiten haben als ich.
Wir hatten einen Plan: Studieren in L.A., zusammenziehen und nach drei Jahren heiraten. Einen kleinen Jungen bekommen und kurz darauf eine süße Schwester für ihn. Ein Mädchen mit ihren Haaren und dem Lächeln, das mich die Welt vergessen lässt. Es sollte eine Prinzessin sein, eine Tochter von der Art, die man als Vater um alles in der Welt beschützen will.
Und dann zerstört Samantha alles, in dem sie ihr Auto vor einen Baum setzt.

Ein E-Short zur "How to be happy"Reihe von Kim Leopold. Mit einer XXL-Leseprobe zum ersten Band "Liliennächte".
(Quelle: Amazon)


Das Büchlein ist vor allem eines: 08/15. Der Text enthält eine kleine Kurzgeschichte über ... wen auch immer und eine Leseprobe bestehend aus drei kurzen Kapiteln.

Ich fange mit der Kurzgeschichte an. In ihrer zu starken Verknappung erinnert sie mich an das, was ich für mein Creative Writing Seminar schreibe, da wir da nur eine Seite zur Verfügung haben, damit die Dozentin auch alle 30 Texte in einer Woche lesen und kommentieren kann. Hier hat die Autorin jedoch allen Platz der Welt und hätte der Erzählung auch viel Gutes getan, wenn sie den auch genutzt hätte. So wirkt das eher wie eine Aneinanderreihung von Fotos, bei denen die Hälfte des Kontextes fehlt. Der Leser kann sich nicht alles erschließen, was sich hier hinter den Kulissen abspielt. Beispielsweise hätte es dem Text sehr gut getan, wenn er mehr über die Scheinwelt preisgibt, in der Rose angeblich lebt. Stattdessen erfahren wir davon am Ende in einem Nebensatz, obwohl das essenziel für die Handlung und die Beziehung der Personen ist, welche von ihrer vermutlichen psychischen Erkrankung geprägt ist. Das hätte so viel interessanter sein können, wenn es wie so vieles nicht unter den Tisch fallen gelassen worden wäre!

Der Einstieg in den Text, welcher übrigens zugleich die Inhaltsangabe darstellt (s.o.), war auch mehr gewollt als gekonnt. Er beginnt mit der Beschreibung eines Gucklochs in einer beschlagenen Scheibe. Der Kunstgriff wäre hier gewesen, die Beschreibung wesentlich intensiver zu gestalten und dann langsam den Blick auf immer größere Strukturen zu lenken. Stattdessen weiß ich nicht mal genau, wohin es mit dem mir durchweg schleierhaften Protagonisten gehen soll.

Die Leseprobe ist bestenfalls beliebig. Ich störe mich an dem klischeehaft ausgefallenen Namen der Protagonistin, Lilian, weil Protas in Teenieschmonzetten grundsätzlich speschöl™ Namen haben müssen. Des Weiteren kommt selbst die Leseprobe nicht ohne weitere Klischees aus. Sie kommt in eine JungsWG, die beide nicht kochen können, also muss sie es tun. Der Schreibstil ist bestenfalls beliebig und für meinen Geschmack viel zu melodramatisch und schwülstig. Zudem weiß ich nicht mal, wer im dritten Kapitel spricht. Lilian? Das mir sehr schleierhafte Individuum aus der Kurzgeschichte, das ich absolut nicht kennenlernen durfte? Irgendwer anderes? Nachbars Katze? Mein Wellesittich?

Keine Empfehlung. Es reizt mich auch null, die weiteren Texte der Reihe zu lesen, da ich selbst nach diesem kurzen Text Böses ahne.


Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.


Autor: Kim Leopold
Titel: How to be happy: Die Welt, wie ich sie kannte
Cover: Kim Leopold unter Verwendung eines Motivs von Yvonne von Allmen
Sprache: Deutsch
Reihe: Band 0.5
Seiten: 30
Originalpreis: 0€
Verlag: Amrûn Verlag
Genre: Liebesroman
ASIN: B076SZ53TP
Erscheinungsjahr: 2017

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