Quelle: buecher.de |
Aus diversen Gründen hatte ich in letzter Zeit keine
Gelegenheit, wöchentlich eine Freitagsprobe zu schreiben. In letzter Zeit kam
mir aber wieder ein bisschen was zwischen die Finger, dass sich für eine
Freitagsprobe eignet. Beginnen möchte ich mit »How to be happy: Die Welt, wie
ich sie kannte« von Kim Leopold, das ich bei einer Aktion vom Amrûn Verlag
kostenlos abstaubte.
Das kleine Guckloch an meiner Seite friert zu, je weiter wir
nach Osten kommen. Es beschlägt und bricht die Sonne durch tausende kleine
Eiskristalle. Nur verschwommen erkenne ich die Skyline, die mir von so vielen
Bildern vertraut ist, aber doch so fremd.
Der kleine Junge neben mir beginnt ein aufgeregtes Gespräch
mit seiner Mutter. Genervt ziehe ich mir die Kopfhörer über die Ohren und
schalte meine Musik ein, um die letzten Minuten unseres Fluges ohne
Kindergebrabbel zu verbringen.
Ich wollte nicht in diese Stadt. Nicht an diese Universität,
nicht in diese WG, um mit fremden Menschen zusammenzuleben, die eine andere
Aussprache und andere Gewohnheiten haben als ich.
Wir hatten einen Plan: Studieren in L.A., zusammenziehen und
nach drei Jahren heiraten. Einen kleinen Jungen bekommen und kurz darauf eine
süße Schwester für ihn. Ein Mädchen mit ihren Haaren und dem Lächeln, das mich
die Welt vergessen lässt. Es sollte eine Prinzessin sein, eine Tochter von der
Art, die man als Vater um alles in der Welt beschützen will.
Und dann zerstört Samantha alles, in dem sie ihr Auto vor
einen Baum setzt.
Ein E-Short zur "How to be happy"Reihe von Kim
Leopold. Mit einer XXL-Leseprobe zum ersten Band "Liliennächte".
(Quelle: Amazon)
Das Büchlein ist vor allem eines: 08/15. Der Text enthält
eine kleine Kurzgeschichte über ... wen auch immer und eine Leseprobe bestehend
aus drei kurzen Kapiteln.
Ich fange mit der Kurzgeschichte an. In ihrer zu starken
Verknappung erinnert sie mich an das, was ich für mein Creative Writing Seminar
schreibe, da wir da nur eine Seite zur Verfügung haben, damit die Dozentin auch
alle 30 Texte in einer Woche lesen und kommentieren kann. Hier hat die Autorin
jedoch allen Platz der Welt und hätte der Erzählung auch viel Gutes getan, wenn
sie den auch genutzt hätte. So wirkt das eher wie eine Aneinanderreihung von
Fotos, bei denen die Hälfte des Kontextes fehlt. Der Leser kann sich nicht
alles erschließen, was sich hier hinter den Kulissen abspielt. Beispielsweise
hätte es dem Text sehr gut getan, wenn er mehr über die Scheinwelt preisgibt,
in der Rose angeblich lebt. Stattdessen erfahren wir davon am Ende in einem
Nebensatz, obwohl das essenziel für die Handlung und die Beziehung der Personen
ist, welche von ihrer vermutlichen psychischen Erkrankung geprägt ist. Das
hätte so viel interessanter sein können, wenn es wie so vieles nicht unter den
Tisch fallen gelassen worden wäre!
Der Einstieg in den Text, welcher übrigens zugleich die
Inhaltsangabe darstellt (s.o.), war auch mehr gewollt als gekonnt. Er beginnt
mit der Beschreibung eines Gucklochs in einer beschlagenen Scheibe. Der
Kunstgriff wäre hier gewesen, die Beschreibung wesentlich intensiver zu
gestalten und dann langsam den Blick auf immer größere Strukturen zu lenken.
Stattdessen weiß ich nicht mal genau, wohin es mit dem mir durchweg
schleierhaften Protagonisten gehen soll.
Die Leseprobe ist bestenfalls beliebig. Ich störe mich an
dem klischeehaft ausgefallenen Namen der Protagonistin, Lilian, weil Protas in
Teenieschmonzetten grundsätzlich speschöl™ Namen haben müssen. Des Weiteren
kommt selbst die Leseprobe nicht ohne weitere Klischees aus. Sie kommt in eine
JungsWG, die beide nicht kochen können, also muss sie es tun. Der Schreibstil
ist bestenfalls beliebig und für meinen Geschmack viel zu melodramatisch und
schwülstig. Zudem weiß ich nicht mal, wer im dritten Kapitel spricht. Lilian?
Das mir sehr schleierhafte Individuum aus der Kurzgeschichte, das ich absolut
nicht kennenlernen durfte? Irgendwer anderes? Nachbars Katze? Mein
Wellesittich?
Keine Empfehlung. Es reizt mich auch null, die weiteren
Texte der Reihe zu lesen, da ich selbst nach diesem kurzen Text Böses ahne.
Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.
Autor: Kim Leopold
Titel: How to be happy: Die Welt, wie ich sie kannte
Cover: Kim Leopold unter Verwendung eines Motivs von Yvonne von
Allmen
Sprache: Deutsch
Reihe: Band 0.5
Seiten: 30
Originalpreis: 0€
Verlag: Amrûn Verlag
Genre: Liebesroman
ASIN: B076SZ53TP
Erscheinungsjahr: 2017
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