Hypebücher und ich werden wohl nie Freunde. Ich lerne es
aber auch nie! Jüngst merkte ich das an Caraval von Stephanie Garber, von dem
ich viel Gutes hörte – aber auch so einige kritische Stimmen. Für mich haben
letztere überwogen.
Caraval ist so etwas wie die letzte Bastion der Magie in
Scarletts Welt, ein Zirkus der magischen und wundersamen Dinge. Ihr Leben lang
träumt sie davon, eines Tages daran teilhaben zu können, um ihrem gewalttätigen
Vater zu entkommen, doch all ihre Briefe an den Meister von Caraval werden
nicht erhört. Als für sie schon alles zu spät zu sein scheint und sie an einen
fremden Mann verheiratet werden soll, erreicht sie doch die lang ersehnte
Antwort, dass sie am Spiel in Caraval teilnehmen kann. Dann jedoch wird ihre
Schwester entführt, die zu schützen Scarletts oberste Priorität ist. Sie muss
sich daran erinnern, dass alles in Caraval nur ein Spiel ist. Doch ist es das
wirklich?
An und für sich klingt das alles sehr spannend. Leider war
es das am Ende absolut gar nicht und ich brach das Buch nach 221 Seiten ab.
Mehr habe ich nicht gelesen und mehr kann ich daher hier auch nicht bewerten.
Auf jeden Fall positiv fällt die Atmosphäre in dem Roman
auf. Alles wirkte düster und beklemmend und auch ein wenig befremdlich. Das ist
auf jeden Fall sehr gut gelungen! Ich konnte mich, was das anging, hervorragend
nach Caraval hinein versetzen. Und das war es auch schon an guten Dingen, die ich
zu berichten habe.
Es passieren in dem Buch eine Menge komischer Dinge, von
denen ich nicht einmal im Ansatz weiß, warum sie nun passieren. Erst fahren die
Protagonisten von einer beliebigen Insel A zu einer beliebigen Insel B, ohne
dass der Leser wirklich nachvollziehen kann, warum das nun gerade passiert.
Worldbuilding? Nicht vorhanden. Ich bekomme einfach kein Gefühl für die Welt,
in der das spielt.
Dann wird eine Entführung vorgetäuscht und mir ist absolut
schleierhaft, warum Scarlett deswegen während der ganzen mehrtägigen
Schifffahrt von A nach B ohnmächtig zu sein hat. Dann wird sie an Land
geschippert, aber wie doof, dass das Beiboot ein Leck hat und sie absaufen.
Shit happens ... ARGH! Könnt ihr nicht einmal ein bisschen empört darüber sein,
dass euer Boot gerade leckt? Welch Zufall, dass es das genau jetzt tut! Und wo
ist überhaupt Scarletts liebes Schwesterlein, dass ihr Loveinterest erst kurz
zuvor mit demselben, da aber noch nicht leckenden Boot an Land abgesetzt hat?
Oh je, muss wohl von jemandem gemopst worden sein.
Warum passieren diese Dinge?! Das wirkt alles so unglaublich
nach deus ex machina, danach, dass die Autorin eben wollte, dass das jetzt
genau so passiert, ohne dass sich das auch nur im Ansatz dynamisch in die
Geschichte einfügt. Ich könnte ewig so weiter machen, alles, was ich las,
wirkte so.
Gefühle scheinen die Protagonisten im Übrigen auch nicht zu
haben. Es besteht ein essenzieller Unterschied zwischen »Sie hatte Angst und
tat irgendwelche Dinge, als würde diese Angst gar nicht existieren« und dem,
den Leser diese Angst auch wirklich spüren zu lassen. Und warum Scarlett ihre
Emotionen mit Farben assoziiert, verstehe ich immer noch nicht. Hat das
irgendeinen tieferen Grund, der sich meinem niederen Intellekt entzieht? Oder
ist das drin, weil fancy?
Oh, und der Loveinterest. Natürlich muss einer drin sein! Wo
kämen wir denn da sonst hin? Wir erkennen ihn ab dem ersten Moment, wo er
auftaucht, weil er SO!SCHÖN! ist und Scarlett ihn am liebsten gleich deswegen
bespringen würde. Warum muss sich so etwas immer an Äußerlichkeiten festmachen?
Kann der Typ nicht einfach mal völlig durchschnittlich sein und sich die
Beziehung und Emotionen der beiden zukünftigen Partner über einen längeren
Zeitraum entwickeln statt wie hier sprichwörtlich über Nacht? Zumal Scarlett
selbst sagt, dass sie ihren Verlobten, den sie noch nicht einmal kennt, als
einzige wirkliche Chance ansieht, ihrem Vater zu entkommen. Ist sie da wirklich
so fix dabei, sich in den erstbesten zu verlieben? Das kaufe ich der Geschichte
von vorn bis hinten nicht ab! Wobei ich der eine Menge nicht abkaufe.
Und zum Schluss der Vater. Er ist scheinbar völlig
willkürlich gewalttätig. Zumindest so weit, wie ich bisher gelesen habe, weiß
ich, dass das begann, seit Scarletts Mutter weggegangen ist. Aber das reicht
als Grund nun einmal bei weitem nicht aus, um seine Töchter urplötzlich danach
körperlich zu missbrauchen und sie blutig zu schlagen! Ich weiß nicht, ob das
im weiteren Verlauf der Geschichte noch etwas mehr Sinn bekommt, aber so weit,
wie ich las, ist das definitiv nicht der Fall.
Nein, für mich war Caraval definitiv nichts. Was schade ist,
denn der Klappentext klang jetzt nicht gerade uninteressant. Aber die Umsetzung
lässt dann leider doch sehr zu wünschen übrig.
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Reiheninformation
Autor: Stephanie Garber
Titel: Caraval
Sprache: Englisch
Reihe: Band 1
Seiten: 408
Originalpreis: ?
Verlag: Flatiron Books
Genre: Fantasy
ISBN: 978-1-250095251
Erscheinungsjahr: 2017
Weitere Rezensionen
- Gedankenfunken
- Ink of Books
- Lovin' Books
- Reading Tidbits
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Hi! Schöne Rezension. Das Buch habe ich mir auch gekauft, als der Hype im vollen Gange war, und jetzt steht es rum. Deine Rezension macht mir auch nicht wirklich Lust darauf, es noch anzufangen, weil das alles Punkte sind, die mich auch stören würden. Vielleicht verschenke ich es an jemanden, der damit mehr Freude hätte. :)
AntwortenLöschenAlles Liebe,
Kat
Hallo,
Löschendu kannst ja mal in die ersten Kapitel rein lesen, vielleicht gefällt es dir ja doch :) Es gibt ja genug Fans des Buchs. Es liest sich zumindest sehr flott.
Liebe Grüße
Huhu :D
AntwortenLöschenAlso ich hab das Buch vor langer Zeit gelesen und eigentlich muss ich sagen, dass es mich echt begeistern konnte. Ich mochte die Atmosphäre sehr gerne! :D
Jetzt wo ich deine Rezension lese, muss ich aber sagen, dass ich mich an die Handlung echt kaum noch erinnere. Echt schade.
Liebe Grüße
Jessi
Hallo,
Löschennun, Geschmäcker sind halt unterschiedlich und das ist auch gut so :)
Dann wird es vielleicht Zeit für einen Reread!
Liebe Grüße