Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Mittwoch, 27. Juni 2018

Rezension: Caraval (Caraval #1) von Stephanie Garber


Hypebücher und ich werden wohl nie Freunde. Ich lerne es aber auch nie! Jüngst merkte ich das an Caraval von Stephanie Garber, von dem ich viel Gutes hörte – aber auch so einige kritische Stimmen. Für mich haben letztere überwogen.

Caraval ist so etwas wie die letzte Bastion der Magie in Scarletts Welt, ein Zirkus der magischen und wundersamen Dinge. Ihr Leben lang träumt sie davon, eines Tages daran teilhaben zu können, um ihrem gewalttätigen Vater zu entkommen, doch all ihre Briefe an den Meister von Caraval werden nicht erhört. Als für sie schon alles zu spät zu sein scheint und sie an einen fremden Mann verheiratet werden soll, erreicht sie doch die lang ersehnte Antwort, dass sie am Spiel in Caraval teilnehmen kann. Dann jedoch wird ihre Schwester entführt, die zu schützen Scarletts oberste Priorität ist. Sie muss sich daran erinnern, dass alles in Caraval nur ein Spiel ist. Doch ist es das wirklich?


An und für sich klingt das alles sehr spannend. Leider war es das am Ende absolut gar nicht und ich brach das Buch nach 221 Seiten ab. Mehr habe ich nicht gelesen und mehr kann ich daher hier auch nicht bewerten.

Auf jeden Fall positiv fällt die Atmosphäre in dem Roman auf. Alles wirkte düster und beklemmend und auch ein wenig befremdlich. Das ist auf jeden Fall sehr gut gelungen! Ich konnte mich, was das anging, hervorragend nach Caraval hinein versetzen. Und das war es auch schon an guten Dingen, die ich zu berichten habe.

Es passieren in dem Buch eine Menge komischer Dinge, von denen ich nicht einmal im Ansatz weiß, warum sie nun passieren. Erst fahren die Protagonisten von einer beliebigen Insel A zu einer beliebigen Insel B, ohne dass der Leser wirklich nachvollziehen kann, warum das nun gerade passiert. Worldbuilding? Nicht vorhanden. Ich bekomme einfach kein Gefühl für die Welt, in der das spielt.

Dann wird eine Entführung vorgetäuscht und mir ist absolut schleierhaft, warum Scarlett deswegen während der ganzen mehrtägigen Schifffahrt von A nach B ohnmächtig zu sein hat. Dann wird sie an Land geschippert, aber wie doof, dass das Beiboot ein Leck hat und sie absaufen. Shit happens ... ARGH! Könnt ihr nicht einmal ein bisschen empört darüber sein, dass euer Boot gerade leckt? Welch Zufall, dass es das genau jetzt tut! Und wo ist überhaupt Scarletts liebes Schwesterlein, dass ihr Loveinterest erst kurz zuvor mit demselben, da aber noch nicht leckenden Boot an Land abgesetzt hat? Oh je, muss wohl von jemandem gemopst worden sein.

Warum passieren diese Dinge?! Das wirkt alles so unglaublich nach deus ex machina, danach, dass die Autorin eben wollte, dass das jetzt genau so passiert, ohne dass sich das auch nur im Ansatz dynamisch in die Geschichte einfügt. Ich könnte ewig so weiter machen, alles, was ich las, wirkte so.

Gefühle scheinen die Protagonisten im Übrigen auch nicht zu haben. Es besteht ein essenzieller Unterschied zwischen »Sie hatte Angst und tat irgendwelche Dinge, als würde diese Angst gar nicht existieren« und dem, den Leser diese Angst auch wirklich spüren zu lassen. Und warum Scarlett ihre Emotionen mit Farben assoziiert, verstehe ich immer noch nicht. Hat das irgendeinen tieferen Grund, der sich meinem niederen Intellekt entzieht? Oder ist das drin, weil fancy?

Oh, und der Loveinterest. Natürlich muss einer drin sein! Wo kämen wir denn da sonst hin? Wir erkennen ihn ab dem ersten Moment, wo er auftaucht, weil er SO!SCHÖN! ist und Scarlett ihn am liebsten gleich deswegen bespringen würde. Warum muss sich so etwas immer an Äußerlichkeiten festmachen? Kann der Typ nicht einfach mal völlig durchschnittlich sein und sich die Beziehung und Emotionen der beiden zukünftigen Partner über einen längeren Zeitraum entwickeln statt wie hier sprichwörtlich über Nacht? Zumal Scarlett selbst sagt, dass sie ihren Verlobten, den sie noch nicht einmal kennt, als einzige wirkliche Chance ansieht, ihrem Vater zu entkommen. Ist sie da wirklich so fix dabei, sich in den erstbesten zu verlieben? Das kaufe ich der Geschichte von vorn bis hinten nicht ab! Wobei ich der eine Menge nicht abkaufe.

Und zum Schluss der Vater. Er ist scheinbar völlig willkürlich gewalttätig. Zumindest so weit, wie ich bisher gelesen habe, weiß ich, dass das begann, seit Scarletts Mutter weggegangen ist. Aber das reicht als Grund nun einmal bei weitem nicht aus, um seine Töchter urplötzlich danach körperlich zu missbrauchen und sie blutig zu schlagen! Ich weiß nicht, ob das im weiteren Verlauf der Geschichte noch etwas mehr Sinn bekommt, aber so weit, wie ich las, ist das definitiv nicht der Fall.

Nein, für mich war Caraval definitiv nichts. Was schade ist, denn der Klappentext klang jetzt nicht gerade uninteressant. Aber die Umsetzung lässt dann leider doch sehr zu wünschen übrig.


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Reiheninformation
Autor: Stephanie Garber
Titel: Caraval
Sprache: Englisch
Reihe: Band 1
Seiten: 408
Originalpreis: ?
Verlag: Flatiron Books
Genre: Fantasy
ISBN: 978-1-250095251
Erscheinungsjahr: 2017

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4 Kommentare:

  1. Hi! Schöne Rezension. Das Buch habe ich mir auch gekauft, als der Hype im vollen Gange war, und jetzt steht es rum. Deine Rezension macht mir auch nicht wirklich Lust darauf, es noch anzufangen, weil das alles Punkte sind, die mich auch stören würden. Vielleicht verschenke ich es an jemanden, der damit mehr Freude hätte. :)

    Alles Liebe,

    Kat

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    1. Hallo,
      du kannst ja mal in die ersten Kapitel rein lesen, vielleicht gefällt es dir ja doch :) Es gibt ja genug Fans des Buchs. Es liest sich zumindest sehr flott.
      Liebe Grüße

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  2. Huhu :D

    Also ich hab das Buch vor langer Zeit gelesen und eigentlich muss ich sagen, dass es mich echt begeistern konnte. Ich mochte die Atmosphäre sehr gerne! :D

    Jetzt wo ich deine Rezension lese, muss ich aber sagen, dass ich mich an die Handlung echt kaum noch erinnere. Echt schade.

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo,
      nun, Geschmäcker sind halt unterschiedlich und das ist auch gut so :)
      Dann wird es vielleicht Zeit für einen Reread!
      Liebe Grüße

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