Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Sonntag, 1. Juli 2018

Tolkien Time: Charakterstudie Elrond

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mit meinem Lieblingscharakter Elrond unter den Mittelerde-Fans etwas alleine stehe. Nicht so sehr wie jene, die zum Beispiel an dieser Stelle Celeborn nennen würden, aber immerhin. Die meisten nennen da doch eher Legolas oder Aragorn oder Frodo. Und außerdem muss ich doch meinem legendären Ruf als wandelndes Tolkien-Lexikon gerecht werden! *lach* Daher lade ich euch heute ein, eine kleine Charakterstudie mit Meister Elrond zu veranstalten. Tolkiens Mittelerde ist riesig und seit vielen Jahren Gegenstand lebendiger und detailreicher Diskussionen. Auch ich entdecke immer und immer wieder neue Details. Auch wenn Elrond immer wieder eine recht prominente Rolle im Hobbit und Herrn der Ringe spielt, wissen viele nichts darüber hinaus. Oder wusstest du, dass er der Hofharfenist des Hohen Königs Gil-galad war? Wenn nicht, dann interessiert dich dieser Artikel hoffentlich.

Ich trage im Folgenden alle Fakten zusammen, die mir zu Elrond bekannt sind und führe auch einige eigene Ideen, Interpreationen und Headcanons mit an. Ich hoffe, der Post kann ein wenig zur Erhellung beitragen.

Elrond und Elros wurden im Jahre 525 des Ersten Zeitalters als Zwillingssöhne Earendils und Elwings in Arvernien geboren. Im Jahre 538 wurden die unter der Führung Earendils lebenden Elben von den letzten noch lebenden Söhnen Feanors Maedhros, Maglor sowie den Zwillingen Amrod und Amras angegriffen und im dritten und grausamsten aller Sippenmorde niedergeschlagen. Das Ziel des Angriffes war der Silmaril, welcher sich in Elwings Besitz befand. Elwing konnte den Silmaril retten und entkam mit Earendil nach Aman, obgleich sie ihre Söhne zurücklassen musste. Nach der Schlacht fand Maglor die Zwillingskinder, hatte Erbarmen mit ihnen und nahm sie bei sich auf. Er wurde ihr Ziehvater, und es sprechen einige Indizien dafür, dass Elrond für ihn mehr Zuneigung empfand als für seine leiblichen Eltern, die er kaum gekannt haben dürfte.

Die Halbelben wuchsen nun also in Ossiriand, dem späteren Lindon, bei Maglor und Maedhros auf und verblieben dort bis zum Ende des Ersten Zeitalters. Nach dem Untergang Beleriands im Krieg des Zorns und der Niederwerfung Morgoths, an welchem sie aus offensichtlichen Altersgründen keinerlei Anteil hatten, zog es Elrond zu Gil-galad. Er wurde dessen Herold und, wie es aus einer Aussage in der HoME herausgeht, Hofharfenist. Letzteres kommt nicht von ungefähr, wenn man bedenkt, wer Maglor war und wofür er unter anderem bekannt war: seine Harfenmusik und insbesondere die Noldolante. Elros, welcher sich für das Schicksal der Menschen entschied, zog mit den Überlebenden des Ersten Hauses der Edain nach Númenor, welche für dieses Volk eigens von den Valar aus den Fluten der Belegaer gehoben worden war, und wurde erster König Númenors Tar-Minyatur (ein sehr »kreativer« Name, den er sich verlieht, denn er bedeutet König Erstherrscher). Er ist damit direkter Urahn Aragorns (Funfakt, ich hab’s mal ausgezählt. Man muss 64x »ur-« vor den Großonkel setzen, um von Aragorn zu Elros zu kommen), weshalb dieser getrost sagen kann, Arwen eine Verwandte und Elrond den ältesten und mächtigsten seines Stammes der Dúnedain nennen zu können.

Während des Krieges der Elben gegen Sauron im Zweiten Zeitalter um 1700 in Eregion wurde Elrond als Feldherr Gil-galads in die Region ausgesandt, um die dort ansässigen Noldor und Sindar in ihrem Kampf zu unterstützen. Elrond wurde besiegt und floh in die Berge. Dort errichtete er in einem verborgenen Tal Imladris als Feste gegen Sauron und wurde auch sogleich belagert. Die Belagerung konnte gesprengt und Imladris als feste Siedlung ausgebaut werden, sodass Gil-galad sowohl in Lindon als auch Imladris zwei Standorte im Kampf gegen Sauron besaß. Imaldris erwies sich damit als strategisch sehr günstig und Elrond wurde zum Vizeregenten von Eriador ernannt, was ihn nun entgültig zur rechten Hand des Hohen Königs machte.

Gegen Ende des Zeitalters ließ sich Sauron von Ar-Pharazôn gefangen nehmen und bezirzte den König Númenors. Viele der Menschen aus dem Westen wurden zu der bösartigen Verehrung Morgoths verleitet und Ar-Pharazôn beschloss, gegen die Valar höchstselbst einen Krieg zu führen. Er scheiterte und Númenor wurde von den Valar im Meer versenkt. Einige wenige Getreue unter der Führung Elendils und seiner Söhne konnten aber entkommen und gründeten in Mittelerde die Königreiche Gondor und Arnor.

Sauron war indes, da er vom Untergang Númenors zwar enorm geschwächt aber nicht besiegt worden war, nach Mordor zurückgekehrt. Er sammelte seine Heerscharen um sich und suchte neue Verbündete, um den vernichtenden Schlag gegen seine Feinde zu führen. Gil-galad und Elendil witterten ihre Gelegenheit und zogen nun ihrerseits die Heere Mittelerdes zusammen. Es heißt (mehr oder weniger Zitat), dass in diesem Kriege sämtliche Völker Mittelerdes Partei ergriffen hätten. 3434 ZZ wurden die ersten Gefechte auf der Dagorlad ausgetragen und noch im selben Jahr Barad-dûr belagert. Dieser Status Quo hielt bis zum Jahre 3441, in welchem die letzte und entscheidende Schlacht geführt wurde. Sauron trat persönlich auf das Schlachtfeld, tötete Gil-galad und Elendil und wurde selbst von Isildur niedergeworfen.

Mit dem Sieg des später Letzten Bündnisses von Elben und Menschen genannten Heeresverbundes über Sauron endete das Zweite Zeitalter. Elrond hatte bereits im Jahre 1832 ZZ das erste Mal Celebrían, die Tochter Galadriels und Celeborns, in Imladris erblickt und sich in sie verliebt. Nachdem der Krieg nun vorbei und er in beiden Versionen Tolkiens nun definitiv der Träger Vilyas war, heiratete er sie im Jahre 100 des Dritten Zeitalters. Dreißig Jahre später wurden die Zwillinge Elladan und Elrohir geboren, Arwen folgte 241 DZ.

Und weil ich einen Hang zu tragischen Charakteren habe, musste natürlich etwas passieren. Im Jahre 2509 (was übrigens genau die Zeit ist, von der Elrond im ersten Hobbit-Film behauptet, ab da sei ja alles supi gewesen, was aus gleich folgenden Gründen hanebüchen ist) beschloss Celebrían, mal wieder ihre Mutter in Lórien zu besuchen. Sie sollte dort jedoch nie ankommen, denn unterwegs wurde ihr Tross von Orks angegriffen und sie verschleppt und geschändet. Elrond, welcher da schon längst als der wohl fähigste Heiler seiner Zeit bekannt war (und es auch deswegen zu erheblicher Berühmtheit gebracht hatte), konnte zwar nach ihrer Befreiung ihre körperlichen Wunden heilen, nicht aber ihre seelischen. Celebrían beschloss daher, nach Valinor zu segeln, um unter der Obhut der Valar Heilung zu finden. Was daraus wurde, ist allerdings nicht überliefert. Jo, Drehbuchautoren, war alles schnufte, nachdem die große Liebe von Orks vergewaltigt wurde.

Elrond spielt danach bis auf wenige Ausnahmen keine große Rolle mehr in den Ereignissen der letzten Jahre des Dritten Zeitalters. 2933 wurde Arathorn, Aragorns Vater und Stammesoberhaupt der Dúnedain, getötet. Gilraen zog daraufhin mit ihrem gerade einmal zweijährigen Sohn nach Bruchtal, um Aragorn in die Obhut Elronds zu geben. Die Herkunft des Jungen wurde selbst ihm verheimlicht zum Schutze vor Sauron, welcher nach Isildurs Erben suchte.

2941 verweilte die Gemeinschaft Thorins für eine kleine Weile in Elronds Haus. Er spielt in der Geschichte keine große, aber dafür eine entscheidende Rolle, da er die Mondrunen (tatsächlich original altenglische Runen, futhork, Tolkien gab im Vorwort alles bei, um sich die Runen mittels der Karte selbst beizubringen) auf Thorins Karte entschlüsselte. Im Jahre 3018 begab es sich, dass Angehörige aller Herren Länder den Weg nach Imladris fanden, um bei Elrond Rat zu suchen. Der Feind regte sich, weshalb Elrond den berühmten Ringrat einberief, aus welchem die Gemeinschaft des Ringes hervorging und der große Ringkrieg begann. Er lud also nicht schon im Vorfeld alle ein, sondern berief den Rat erst ein, als mehr oder weniger zufällig so viele zusammenkamen, die Rat suchten.

Nachdem Sauron niedergeworfen war und Gondor einen neuen König hatte, sah Elrond die Zeit für gekommen, das Ultimo, das er Aragorn gegeben hatte, einzuhalten und ihm die Hand seiner Tochter zu geben. Er tat dies nur unter großen persönlichen Verlusten, denn für ihn hieß es, dass er Arwen nach der Trennung in Rohan nie wieder sehen und sie schließlich auch vollends an hohes Alter und Tod verlieren würde ganz wie seinen Bruder Elros. Er selbst zog im Jahre 3021 mit den anderen Ringträgern Galadriel, Gandalf und Frodo sowie Círdan von Mithlond aus in den Westen, womit das Dritte Zeitalter sein Ende fand.

Elrond war nicht irgendeine Nebenfigur, nein, er gehörte zu jenen, die ihre Zeit entschieden mitgestalteten. Für seine Verdienste im Kampf gegen Sauron wurde er zu einem Mitglied des Weißen Rates berufen, des Verbundes jener Mächtigen Mittelerdes, die sich ganz dem Kampf gegen Sauron verschworen hatten. Dazu gehören auch Galadriel als Gründerin sowie Saruman der Weise und Gandalf der Graue. Je nach Version erhielt Elrond schon für den Krieg in Eregion von Gil-galad Vilya, den mächtigsten der drei Elbenringe, spätestens aber kurz vor oder nach Gil-galads Tod im Krieg des Letzten Bündnisses. Er wäre de facto schon allein aufgrund seines Geburtsrechtes der rechtmäßige Nachfolger Gil-galads (insofern man die Hohen Könige der Noldor in Mittelerde als rechtmäßig neben Finarfin betrachtet), warum er nie so genannt wurde, ist allerdings eine Diskussionsfrage. Dieser bescheidene Schreiber hat allerdings seine eigene Theorie. Elrond selbst ist von höchst nobler Abstammung. Über seinen Vater ist er Teil der noldorischen Adelshäuser und damit Nachkomme Finwes. Über seine Mutter stammt er von niemand geringerem als Lúthien Tinúviel ab, der Tochter Elu Thingols und Melian der Maia. Er vereint damit zusammen mit Elros sowohl Menschen als auch Elben und, ja, auch Ainur.

Und wo wir schon dabei sind: die Ainur und Eru Ilúvatar.

»There was Eru, the One, who in Arda is called Ilúvatar; and he made first the Ainur, the Holy Ones, that were the offspringts of his thoughts, and they were with him before aught else was made.« Mit diesen Worten, einem meiner absoluten Lieblingsbeginne, beginnt Tolkiens Silmarillion, die Ainulindale, die Musik der Ainur, und damit beginnt auch sein Epos. In seiner katholischen Analogie kann man sprechen: Eru ist Gott und die Ainur die Engel Gottes. Ganz wie unter den Engeln gibt es auch unter den Ainur Ränge, die nach Machtfülle und teils auch Art der Macht gegliedert sind. Die Valar, die Mächte der Welt, sind sozusagen die Erzengel, Morgoth als »gefallener« Valar entspricht Lucifer. Bitte belehrt mich an dieser Stelle eines besseren, sollte ich falsch liegen, denn ich bin, was den christlichen Glauben angeht, absolut kein Experte. Zu den Ainur jedenfalls zählen unter anderem auch die Maiar, die Diener der Valar (in einer früheren Version des Legendariums waren sie die Kinder, nicht die Diener, das mal so am Rande). Die Istari, die Zauberer, sind eine ganz besondere Gruppe innerhalb der Maiar, und ja, das inkludiert auch Gandalf.

Die Ainur schufen zusammen in einer großen Musik unter der Leitung Erus ein Gesicht, welchem Eru mit dem Spruch »Ea! Es sei!« Leben verlieh und somit Arda erschuf, die Welt. Viele der Ainur gingen nach Arda und wurden hernach in die eben genannten Gruppen eingeteilt. Nach vielem Hin und Her und dem ersten Krieg der Valar gegen Morgoth, da noch Melkor genannt, war die Welt für die Ankunft der Eldar bereitet. Die Ainur hegten große Liebe für die Kinder Ilúvatars und wollten die Elben nach Valinor holen. Viele kamen mit, einige blieben aus diversen Gründen in Endor, Mittelerde.

Sowohl Noldor als auch Vanyar und ein Teil der Teleri weilte nun in Mittelerde. Finwe war der Hohe König der Noldor, sein erstgeborener Sohn Feanor, der größte unter den Eldar, welcher jemals das Licht der Welt erblickt hatte. Feanor war ein Hitzkopf und gelinde gesagt größenwahnsinnig. Ihm war Valinor nicht genug und unbewusst verleitet von den Lügen Morgoths stiftete er zu Rebellion gegen die Valar (um die ganze Sache mal kurz zu machen).

Nun sind auch die Valar nicht gänzlich frei von Fehlern und spielten die beleidigte Leberwurst. Sie legten einen Fluch auf Feanor und seine Söhne und verbannten alle, die mit ihnen gingen, aus Valinor (dazu zählte übrigens auch Galadriel, auch sie verlangte es in der Zeit nach einem Reich in dem endlos und dadurch toll erscheinenden Endor). Damit begann der Krieg der Noldor gegen Morgoth im Ersten Zeitalter, welchen sie tatsächlich ein ganzes Zeitalter lang aufrecht erhalten konnten. Sie wären ohne Hilfe von außen zwar am Ende fatalst gescheitert, dennoch erachte ich das als beeindruckende Leistung. Immerhin galt Melkor von Anfang an als der Mächtigste unter allen Ainur, und dank seiner dunklen Künste hatte er noch eines an Machtfülle anhäufen können.

Die Valar jedenfalls bockten und zogen sich aus allen Geschäften Endors zurück. Lediglich Ulmo hatte durch die Gewässer Beleriands noch ein Auge auf Menschen, Elben und Zwerge und griff gelegentlich helfend ein. Der Rest der Valar zog sein Sinnen aus Beleriand zurück und ließ die Völker dort sich in aller Seelenruhe die Köpfe einschlagen.

Es ist Earendil in seiner Natur als Halbelb zu verdanken, dass die Valar am Ende des Ersten Zeitalters dennoch ein Heer unter der Führung Ingwes, des Königs aller Elben, und Eonwes, Herold Manwes entsandten und damit den Krieg des Zorns begannen und Morgoth niederwarfen und in die Leere verbannten. Dieser Krieg jedoch war durch die Urgewalten, die durch die Ainur heraufbeschworen worden waren, so gewaltig, dass das Land selbst zerrissen wurde und Beleriand in den Fluten der Belegaer versank. Die Valar legten daher fest, dass sie hernach nie wieder in die Geschicke Mittelerdes eingreifen würden, und das einzige Mal, als sie es doch taten, hatten sie mit Númenor Schiffe versenken gespielt. Das Ergebnis wurde ebenfalls bereits erläutert.

Das waren die blanken Fakten. Ich muss wirklich verrückt sein, wenn ich all das bis auf die Jahreszahlen im Schlaf herunterbeten kann, ahem. Da mir Elrond wirklich sehr ans Herz gewachsen ist, ist das auch nicht mein erster Beitrag zu diesem Thema. Die geballte Ladung Headcanon könnt ihr in diesem Post nachlesen. Und ja, ganz eventuell verwurste ich Elrond sehr gern in Fanfictions und wenn ihr die lesen wollt, könnt ihr das gern hier tun (oder auf Ao3 oder FF.net, da kann man auch ohne Account einen Kommentar schreiben).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Die Kommentarfunktion auf dem Blog ist abgestellt, um Spam zu vermeiden, aber auch, weil ich all der relativierenden "Ja, aber ...!"-Kommentare müde wurde, die sich mehr und mehr häuften, besonders bei Posts, die keine reinen Rezensionen waren. Ihr könnt mich immer noch über Twitter erreichen.

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.