CN: Ableismus, Depression, Angststörungen, Suizidgedanken, Sebstverletzendes Verhalten. Die nachfolgenden Aussagen sind daher in keinem Fall objektiv und nur in ihrem jeweiligen Kontext zu werten.
Neulich wurde ich zum zweiten Mal in diesem Jahr mit Kriminellen auf eine Stufe gestellt. Wie es dazu kam? Ich bin psychisch krank. Mir wurde eine Depression, eine Soziophobie und eine Agoraphobie diagnostiziert. Das heißt auf gut Deutsch: Menschen sind bäh und ich kann nicht mit Leuten umgehen, weil die mir Angst machen. Selbstbewusstsein? Auch nicht vorhanden. Alles scheiße.
Laut Ekelbolzen Söder von der CSU macht mich das kriminell und zu einem Gefährder. Depressive sind wirklich sehr gefährlich. Sie sind so antriebslos, dass sie den ganzen Tag im Bett liegen. Deswegen sollen sie laut Gesetzsentwurf in Bayern künftig polizeilich gemeldet und in einer psychiatrischen Klinik zwangsuntergebracht werden können. Verhältnisse wie in einer Strafvollzugsanstalt. Klingt nach Dystopie? Leider nein.*
Und das zweite mal, als ich kriminalisiert wurde, war, als Sebastian Fitzek groß seinen neuen Roman »Der Insasse« ankündigte und sein Verlag es für eine hervorragende Idee hielt, einen Klapsenaufenthalt als Hauptgewinn zu preisen, um den Roman schon zwei Monate vor Veröffentlichung lesen zu können. Klingt abstrus? Seht selbst:
Insasse ist man übrigens in einer Justitzvollzugsanstalt, Patient hingegen in einer Klinik. Der feine Unterschied. Und komisch, dass ich in meinem Leben noch keine Gummizelle von innen sah. Und warum habe ich keine dieser coolen Zwangsjacken bekommen, die es in der Klapse gibt? Ich dachte, das bekommt man da gratis obendrauf! Ich will mein Geld zurück, ich durfte nicht das volle Spaßprogramm mitnehmen!
So, und jetzt legen wir mal alle Ironie ab, fügen an, dass der Verlag wenigstens eingesehen hat, dass er da ableistische, widerwärtige Scheiße abgezogen hat, und reden Tacheless. Denn ja, ich habe in der Tat bereits eine psychiatrische Klinik von innen gesehen und möchte euch an dieser Stelle einen Bericht und damit einen Einblick in das Leben als Buchbloggerin geben, die schwer psychisch erkrankt ist. Ich möchte damit Aufmerksamkeit auf das Thema psychischer Krankheiten richten und ein paar Vorurteile aus der Welt schaffen, um mit dem Stigma aufzuräumen, mit dem psychisch kranke Menschen auch heute noch behaftet sind. Auf dass nie wieder ein Verlag auf die Idee kommen möge, es sei ganz töfte, mal aus Spaß in die Klapse zu gehen, weil da doch nichts dabei sei, sodass die Psychiatrie zu einem Spielplatz des Marketings verkommen möge. Anja von Mein Bücherregal und ich hat übrigens jüngst einen ähnliches Bericht verfasst, den ich euch sehr ans Herz legen möchte. Jede Krankheit ist anders und individuell und damit verläuft auch jeder Klinikaufenthalt anders.
An dieser Stelle an alle, die den mutigen Schritt zu einem stationären Aufenthalt gewagt haben: Ihr seid großartige, mutige, tapfere und starke Menschen! Weiter so! Ihr rockt das!
Es gibt Tage, da wache ich morgens schon auf und weiß: »Heute kann ich nicht einmal das Haus verlassen. Allein der Gedanke daran lässt mich in Panik erstarren.« Dann ist mir jegliche Interaktion mit anderen Menschen, egal wie nahe sie mir stehen, zu viel und überfordert mich restlos, selbst im Internet. Dann schotte ich mich komplett ab von allem, ziehe die Decke über den Kopf und will diese Welt einfach nur vergessen und nie wieder etwas mit ihr zu tun haben.
Je nachdem, wen man fragt, sind es jeder dritte bis vierte Mensch weltweit, die in ihrem Leben mindestens einmal mit einer psychischen Krankheit zu kämpfen haben. Wir alle haben ein Gehirn und damit haben wir alle auch mentale Gesundheit. Für mich ist es nunmehr das zweite Mal, dass mein Hirn sagt: »Nö, Serotonin funktioniert jetzt nicht mehr.« Nachdem ich vor siebeneinhalb Jahren bereits das erste Mal in ambulanter psychiatrischer Behandlung aufgrund einer Angststörung war, schrillten für mich daher Anfang Dezember 2017 die Alarmglocken, als ich auf einmal Angst vor den Menschen hatte, die mich in der Straßenbahn umgaben. Ich hatte wahnsinnige Angst davor, dass sie mich anreden könnten. Was sollte ich dann bloß sagen? Was können diese Menschen nur von mir wollen? Ich bin doch absolut unfähig! Und überhaupt, ich falle allen nur zur Last! Alle wären besser ohne mich dran.
Es schrillten da auch bei der Dame bei der psychologischen Beratungsstelle der Uni und bei meiner Hausärztin, zu der ich gleich am nächsten Tag von der Beraterin geschickt wurde, die Alarmglocken, als ich ihnen das berichtete. Es war klar: Das ist nicht nur eine leichte depressive Episode, ich stecke da schon viel tiefer drin. Immerhin äußerte ich offen Suizidgedanken und selbstverletzendes Verhalten.
Damit begann für mich das Klinkenputzen, will heißen: Telefonnummern raussuchen von Therapeuten und durchklingeln, durchkingeln durchklingeln und alle guten Geister anbeten, dass einer mal abnimmt und dann auch einen Therapieplatz für mich hat und dann auch noch die Chemie zwischen uns stimmt. Im März veröffentlichte der Spiegel einen wunderbaren Artikel zu dem Thema; leider ist er entweder nur in der Printausgabe zu lesen oder als zahlender Abonnent, daher müsst ihr mir jetzt einfach mal glauben. Darin legt er die nackten Zahlen auf den Tisch: In Deutschland müsste jeder Therapeut mit Kassensitz 48 Stunden täglich arbeiten und 3000 Patienten aufnehmen, damit alle therapiebedürftigen Menschen versorgt werden würden. Immer, wenn ich mir das vor Augen halte, erscheint es mir wie ein Wunder, dass ich mittlerweile tatsächlich einen Therapieplatz habe. Und dass es auch noch so schnell ging. Ist ebenfalls nicht selbstverständlich! Wartezeiten von einem halben Jahr und länger sind normal, man muss gesund genug sein, um überhaupt in der Lage zu sein, um einen Therapieplatz zu erkämpfen.
Der Weg dorthin war jedoch alles andere als leicht. Ich war verzweifelt. Kein Anruf brachte das gewünschte und dringend benötigte Ergebnis und ohne Unterstützung hätte ich das kräftezehrende Telefonieren niemals allein stemmen können; zu allem Übel kommt nämlich noch eine Telefonangst hinzu.
Und ich meine, ich war wirklich verzweifelt. Allein schon zur Uni zu gehen, überforderte mich maßlos. Zusätzlich hätte noch meine Bacheloranmeldung angestanden, die üblichen Prüfungen, verpeilte Dozenten, die sich nicht auskäsen und denen man hinterher rennen muss und und und. Ich wollte sterben, um all dem zu entkommen. Erneut ging ich zu meiner Hausärztin und fragte sie um Rat. Ob denn vielleicht auch ein Klinikaufenthalt denkbar wäre? Sie riet mir dringend dazu und noch am selben Abend stand ich in der Notaufnahme der psychiatrischen Klinik.
Nun ist Flucht und Vermeidung ein typisches Krankheitsmuster vieler Phobien und so war es auch bei mir. Die Klinik war ein düsterer unfreundlicher Ort und ich war mit den Nerven völlig am Ende. Alles in mir schrie danach, dass ich nur weg von hier wollte und zurück in mein Bett, die Decke über den Kopf ziehen und Ruhe von der Welt und meinen eigenen selbstzerstörerischen Gedanken. Der diensthabende Arzt hörte sich an, was ich über meine Symptomatik zu berichten hatte und schloss damit, dass es vor allem zur Stabilisation Sinn machen würde, mich da zu behalten, ich solle am nächsten Tag wieder kommen.
Ich floh und kam nicht am nächsten Tag wieder. Es würde schon irgendwie anders gehen, redete ich mir an. Alles wäre besser als Klapse, als unter diesen ganzen Bekloppten zu sein. Letzteres wurde mir so gesagt: dass es vielleicht wirklich besser sei, wenn ich nicht zu diesen ganzen Bekloppten gehen würde.
Und das war fatal. Denn ich bin nun mal eine »jener Bekloppten«, meine Symptomatik ist so überwältigend und mein Leidensdruck so enorm, dass ein Klinikaufenthalt für mich von Anfang an unumgänglich gewesen war. Ich wollte es nur nicht wahrhaben, weil ich Angst davor hatte. Wir erinnern uns: Ich bin soziophob. Ich wäre in einer völlig fremden Umgebung, umgeben von völlig fremden Menschen, mit denen ich klarkommen muss und vor denen ich nicht in mein heimatliches Bett fliehen kann. Und dann muss ich auch noch die Stigmatisierung aus den Reihen der eigenen Familie fürchten. Da gibt es auch ein paar krude Dinge zu erzählen, aber das gehört nicht in einen öffentlichen Blogpost.
Long story short: Ich bekam dank Schwiegermutter in Spe, die da selbst Ärztin ist und ein paar Kontakte hat spielen lassen, meinen ambulanten Therapieplatz, mit dem ich auch sehr, sehr glücklich bin. Am Rande: In einem funktionierenden Gesundheitssystem solltest du nicht wen kennen, der wen kennt, um die Hilfe zu bekommen, die du dringend benötigst. Just sayin'.
In einer unserer probatorischen Sitzungen (das sind die ersten vier Sitzungen, auf die jeder Patient einen Anspruch hat und bei denen geschaut wird, wo die Probleme liegen, was die Ziele sein können und ob die Chemie zwischen Therapeut und Patient stimmt) erzählte ich meiner Therapeutin unter Tränen, dass ich panische Angst hätte, sie würde mich in die Psychiatrie einweisen. Zu dem Zeitpunkt plagte mich erneut große innere Anspannung, weshalb ich mich wieder zu kratzen begonnen hatte. Ich hatte gelernt, dass immer, wenn ich von suizidalen Tendenzen und SVV sprach, die Leute mir sagten, dass ich ins Krankenhaus soll. Deshalb hatte ich mir angewöhnt, dieses Bedürfnis zu unterdrücken. Ich dürfe es nicht machen, weil ich sonst in die Klapse käme. Dadurch wuchs jedoch nur die innere Anspannung, ein Teufelskreis.
In Absprache mit ihrer Supervisorin stellt mein Therapeutin heraus, dass ein Klinikaufenthalt für mich unvermeidbar wäre, da eine ambulante Therapie unter diesen Umständen tatsächlich fahrlässig wäre. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich käme also doch nicht darum herum und müsse da hin, wenn ich meine ambulante Therapie fortsetzen wolle.
Übrigens: Müssen muss ich gar nichts und das gilt auch in diesem Fall. Am Ende ging ich immer noch freiwillig hin, die geschlossene Station hatte ich nur von außen gesehen, und wer freiwillig ins Krankenhaus geht, kann sich auch jederzeit freiwillig wieder entlassen. Zwangseingewiesen werden die wenigsten, und selbst dann können sie nicht ohne guten Grund (der über »Dieser Mensch ist depressiv« hinausgeht, Herr Söder!) festgehalten werden, selbst dann nicht, wenn sie nach einem versuchten Selbstmord in die Notaufnahme kommen und glaubhaft versichern können, dass sie es danach nicht noch einmal versuchen werden.
Die Nachricht, dass ich nicht um einen Krankenhausaufenthalt herumkam, warf mich wieder zurück in die schlimmste Zeit, obwohl es mir mittlerweile doch wieder etwas besser ging. Mir steht noch lebhaft vor Augen, wie ich den einen Abend erst einen ganzen Becher sauteures Eis in mich hineinschaufelte, um es eine halbe Stunde später wieder zu erbrechen, weil ich unter so enormer innerer Anspannung stand. Psychische Krankheiten sind selten nur im Kopf, oft haben sie ganz konkrete sichtbare äußere Symptome. Das war eines davon.
Es war noch einmal eine long story short, bis ich endlich wirklich meinen Platz in der Klinik erhielt und die hier nicht unbedingt relevant ist. Einige werden sicher meine Blogpause registriert haben: Das war der Grund dafür. Kommen wir jetzt also endlich zu dem Punkt, an dem ich euch über meine Erfahrungen in der Klinik berichte.
Je nachdem, wen man fragt, sind es jeder dritte bis vierte Mensch weltweit, die in ihrem Leben mindestens einmal mit einer psychischen Krankheit zu kämpfen haben. Wir alle haben ein Gehirn und damit haben wir alle auch mentale Gesundheit. Für mich ist es nunmehr das zweite Mal, dass mein Hirn sagt: »Nö, Serotonin funktioniert jetzt nicht mehr.« Nachdem ich vor siebeneinhalb Jahren bereits das erste Mal in ambulanter psychiatrischer Behandlung aufgrund einer Angststörung war, schrillten für mich daher Anfang Dezember 2017 die Alarmglocken, als ich auf einmal Angst vor den Menschen hatte, die mich in der Straßenbahn umgaben. Ich hatte wahnsinnige Angst davor, dass sie mich anreden könnten. Was sollte ich dann bloß sagen? Was können diese Menschen nur von mir wollen? Ich bin doch absolut unfähig! Und überhaupt, ich falle allen nur zur Last! Alle wären besser ohne mich dran.
Es schrillten da auch bei der Dame bei der psychologischen Beratungsstelle der Uni und bei meiner Hausärztin, zu der ich gleich am nächsten Tag von der Beraterin geschickt wurde, die Alarmglocken, als ich ihnen das berichtete. Es war klar: Das ist nicht nur eine leichte depressive Episode, ich stecke da schon viel tiefer drin. Immerhin äußerte ich offen Suizidgedanken und selbstverletzendes Verhalten.
Damit begann für mich das Klinkenputzen, will heißen: Telefonnummern raussuchen von Therapeuten und durchklingeln, durchkingeln durchklingeln und alle guten Geister anbeten, dass einer mal abnimmt und dann auch einen Therapieplatz für mich hat und dann auch noch die Chemie zwischen uns stimmt. Im März veröffentlichte der Spiegel einen wunderbaren Artikel zu dem Thema; leider ist er entweder nur in der Printausgabe zu lesen oder als zahlender Abonnent, daher müsst ihr mir jetzt einfach mal glauben. Darin legt er die nackten Zahlen auf den Tisch: In Deutschland müsste jeder Therapeut mit Kassensitz 48 Stunden täglich arbeiten und 3000 Patienten aufnehmen, damit alle therapiebedürftigen Menschen versorgt werden würden. Immer, wenn ich mir das vor Augen halte, erscheint es mir wie ein Wunder, dass ich mittlerweile tatsächlich einen Therapieplatz habe. Und dass es auch noch so schnell ging. Ist ebenfalls nicht selbstverständlich! Wartezeiten von einem halben Jahr und länger sind normal, man muss gesund genug sein, um überhaupt in der Lage zu sein, um einen Therapieplatz zu erkämpfen.
Der Weg dorthin war jedoch alles andere als leicht. Ich war verzweifelt. Kein Anruf brachte das gewünschte und dringend benötigte Ergebnis und ohne Unterstützung hätte ich das kräftezehrende Telefonieren niemals allein stemmen können; zu allem Übel kommt nämlich noch eine Telefonangst hinzu.
Und ich meine, ich war wirklich verzweifelt. Allein schon zur Uni zu gehen, überforderte mich maßlos. Zusätzlich hätte noch meine Bacheloranmeldung angestanden, die üblichen Prüfungen, verpeilte Dozenten, die sich nicht auskäsen und denen man hinterher rennen muss und und und. Ich wollte sterben, um all dem zu entkommen. Erneut ging ich zu meiner Hausärztin und fragte sie um Rat. Ob denn vielleicht auch ein Klinikaufenthalt denkbar wäre? Sie riet mir dringend dazu und noch am selben Abend stand ich in der Notaufnahme der psychiatrischen Klinik.
Nun ist Flucht und Vermeidung ein typisches Krankheitsmuster vieler Phobien und so war es auch bei mir. Die Klinik war ein düsterer unfreundlicher Ort und ich war mit den Nerven völlig am Ende. Alles in mir schrie danach, dass ich nur weg von hier wollte und zurück in mein Bett, die Decke über den Kopf ziehen und Ruhe von der Welt und meinen eigenen selbstzerstörerischen Gedanken. Der diensthabende Arzt hörte sich an, was ich über meine Symptomatik zu berichten hatte und schloss damit, dass es vor allem zur Stabilisation Sinn machen würde, mich da zu behalten, ich solle am nächsten Tag wieder kommen.
Ich floh und kam nicht am nächsten Tag wieder. Es würde schon irgendwie anders gehen, redete ich mir an. Alles wäre besser als Klapse, als unter diesen ganzen Bekloppten zu sein. Letzteres wurde mir so gesagt: dass es vielleicht wirklich besser sei, wenn ich nicht zu diesen ganzen Bekloppten gehen würde.
Und das war fatal. Denn ich bin nun mal eine »jener Bekloppten«, meine Symptomatik ist so überwältigend und mein Leidensdruck so enorm, dass ein Klinikaufenthalt für mich von Anfang an unumgänglich gewesen war. Ich wollte es nur nicht wahrhaben, weil ich Angst davor hatte. Wir erinnern uns: Ich bin soziophob. Ich wäre in einer völlig fremden Umgebung, umgeben von völlig fremden Menschen, mit denen ich klarkommen muss und vor denen ich nicht in mein heimatliches Bett fliehen kann. Und dann muss ich auch noch die Stigmatisierung aus den Reihen der eigenen Familie fürchten. Da gibt es auch ein paar krude Dinge zu erzählen, aber das gehört nicht in einen öffentlichen Blogpost.
Long story short: Ich bekam dank Schwiegermutter in Spe, die da selbst Ärztin ist und ein paar Kontakte hat spielen lassen, meinen ambulanten Therapieplatz, mit dem ich auch sehr, sehr glücklich bin. Am Rande: In einem funktionierenden Gesundheitssystem solltest du nicht wen kennen, der wen kennt, um die Hilfe zu bekommen, die du dringend benötigst. Just sayin'.
In einer unserer probatorischen Sitzungen (das sind die ersten vier Sitzungen, auf die jeder Patient einen Anspruch hat und bei denen geschaut wird, wo die Probleme liegen, was die Ziele sein können und ob die Chemie zwischen Therapeut und Patient stimmt) erzählte ich meiner Therapeutin unter Tränen, dass ich panische Angst hätte, sie würde mich in die Psychiatrie einweisen. Zu dem Zeitpunkt plagte mich erneut große innere Anspannung, weshalb ich mich wieder zu kratzen begonnen hatte. Ich hatte gelernt, dass immer, wenn ich von suizidalen Tendenzen und SVV sprach, die Leute mir sagten, dass ich ins Krankenhaus soll. Deshalb hatte ich mir angewöhnt, dieses Bedürfnis zu unterdrücken. Ich dürfe es nicht machen, weil ich sonst in die Klapse käme. Dadurch wuchs jedoch nur die innere Anspannung, ein Teufelskreis.
In Absprache mit ihrer Supervisorin stellt mein Therapeutin heraus, dass ein Klinikaufenthalt für mich unvermeidbar wäre, da eine ambulante Therapie unter diesen Umständen tatsächlich fahrlässig wäre. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich käme also doch nicht darum herum und müsse da hin, wenn ich meine ambulante Therapie fortsetzen wolle.
Übrigens: Müssen muss ich gar nichts und das gilt auch in diesem Fall. Am Ende ging ich immer noch freiwillig hin, die geschlossene Station hatte ich nur von außen gesehen, und wer freiwillig ins Krankenhaus geht, kann sich auch jederzeit freiwillig wieder entlassen. Zwangseingewiesen werden die wenigsten, und selbst dann können sie nicht ohne guten Grund (der über »Dieser Mensch ist depressiv« hinausgeht, Herr Söder!) festgehalten werden, selbst dann nicht, wenn sie nach einem versuchten Selbstmord in die Notaufnahme kommen und glaubhaft versichern können, dass sie es danach nicht noch einmal versuchen werden.
Die Nachricht, dass ich nicht um einen Krankenhausaufenthalt herumkam, warf mich wieder zurück in die schlimmste Zeit, obwohl es mir mittlerweile doch wieder etwas besser ging. Mir steht noch lebhaft vor Augen, wie ich den einen Abend erst einen ganzen Becher sauteures Eis in mich hineinschaufelte, um es eine halbe Stunde später wieder zu erbrechen, weil ich unter so enormer innerer Anspannung stand. Psychische Krankheiten sind selten nur im Kopf, oft haben sie ganz konkrete sichtbare äußere Symptome. Das war eines davon.
Es war noch einmal eine long story short, bis ich endlich wirklich meinen Platz in der Klinik erhielt und die hier nicht unbedingt relevant ist. Einige werden sicher meine Blogpause registriert haben: Das war der Grund dafür. Kommen wir jetzt also endlich zu dem Punkt, an dem ich euch über meine Erfahrungen in der Klinik berichte.
- Surprise! Ich war nicht ans Bett gefesselt und hatte auch nie eine Zwangsjacke auch nur aus der Nähe gesehen!
- Die bekloppte Klapsenkatze war der Hammer!
- Ich war voll in der Luxusklinik, wir hatten sogar ein Schwimmbad! (Das ich tatsächlich vermisse, zusammen mit der Katze.)
Viele denken bei Psychiatrie an »Klapse«, an unfreundliche, dreckige Flure, Zwangsjacken, Riemen am Bett und Bekloppte, die gequält vor sich hin stöhnen, während wahnsinnige Doktoren an ihren Hirnen herumschnippeln. (Ehrlich, es wundert mich nicht wirklich, wenn Leute ein Psychiatriegesetzt wie das obrige erlassen wollen, oder Verlage denken, dass psychiatrische Kliniken ein perfekter Spielort für's Marketing sind, wenn solche Vorurteile und Klischees so fest in den Köpfen der Menschen verankert sind.) Was ich tatsächlich bekommen habe, war Urlaub. Urlaub von meinem Alltag, Urlaub von meinem gewohnten Umfeld und vor allem Urlaub von meinen Gedanken. Am Ende meines Klinikaufenthaltes schauten mich Leute sogar verwundert an, wenn ich ihnen sagte, dass ich wegen einer Sozialphobie da sei, das würde man mir doch gar nicht anmerken.
Aber der Reihe nach. Die ersten Tage waren für mich der Horror. Ich schlief so schlecht wie schon lange nicht mehr (das heißt quasi gar nicht) und kroch, wie ich es ausdrückte, auf dem Zahnfleisch. Das heißt, dass ich permanent unter enormer Anspannung stand und mit der völlig neuen und beängstigenden Situation überhaupt nicht klar kam. Ich bekam quasi nichts von meinen Therapien mit und war ständig in meiner Gedankenspirale gefangen: »Ich will hier weg. Alles in mir schreit danach, von hier weg zu kommen! Aber meine Therapeutin will, dass ich das aushalte. Und ich darf meine ambulante Therapie erst weitermachen, wenn ich das hier ausgehalten habe. Aber wie lange wird das sein? Wie lange muss ich hier noch bleiben?«
Meine behandelnde Ärztin schlug daher eine Behandlung mit Tavor vor, das ist ein ziemlich starkes Sedativum, und das nahm ich vier Mal am Tag. Ich sag euch, ich bin auf Wolken geschwebt. Immerhin half es tatsächlich fast sofort und ab da ging es bergauf. Das Gefühl, dort eingesperrt zu sein, egal wie oft die Pfleger mir versicherten, dass ich jederzeit wieder gehen dürfe, wurde ich zwar bis zum Schluss nicht wirklich los. Aber ab da wurde es ertäglicher und dominierte mich nicht mehr völlig.
Der Klinikalltag ist klar strukturiert. Feste Weckzeiten, feste Essenszeiten dreimal am Tag (ich bin aufgegangen wie ein Hefekuchen, weil drei Mahlzeiten am Tag für mich viel zu viel sind) und feste Therapiepläne. In Absprache mit meiner Ärztin hatten wir zusammen geschaut, was vom Stationsplan am besten zu mir passe. Ich bin kein sonderlich sportlicher Mensch, also habe ich das Softprogramm begkommen: Gymnastik, Bewegungstherapie, Nordic Walking, sowie schwimmen, weil ich zwar eine Couchpotato bin, aber doch auch eine Wasserratte und von frühester Kindheit an mich im Wasser wohl fühle. Dazu kreative Angebote wie Gestalten und Musiktherapie und verschiedene Entspannungsprogramme. Dazu auch Gruppentherapien. Generell war alles in kleinen Gruppen organisiert, bei denen man immer mit anderen Patienten der Station, teils auch stationsübergreifend zusammen war. Des weiteren gab es auch Krankheitsaufklärung Angst und Depression, wobei ich da ehrlich gesagt wenig neues gelernt hatte, vieles davon kann man auch im Netz nachlesen.
Die Mischung dieses Therapieplans ist wichtig. Einerseits können sich die Patienten kreativ ausleben und bekommen verschiedensten Angebote, was sie machen können. Entweder sie merken, dass es etwas für sie ist, oder es sagt ihnen eben nicht zu und sie können etwas anderes ausprobieren. Der Therapieplan ist nicht in Stein gemeißelt, so durfte ich auch von der Musiktherapie hin zum Bogenschießen wechseln. Und oh mein Gott, es war so cool! Ich greife schon wieder vor.
Therapie ist nicht nur die klassische Gesprächstherapie, wo du dich mit deinem Therapeuten zusammensetzt und an deinen Problemen arbeitest. Und schon gar nicht ist Therapie ein gemütliches Kaffeekränzchen, wo du mit deinem Thrapeuten bei Tee und Gebäck über Gott und die Welt schwadronierst! Therapie ist harte Arbeit und sehr nervenzehrend, weil da oft die schlimmsten Erinnerungen hochgeholt und aufgearbeitet werden.
Im Prinzip war alles in der Klinik Therapie. Sowohl im Einzelgespräch mit meiner Ärztin, als auch in den Gruppentherapien im Gespräch mit den anderen Patienten als auch alle anderen Angebote. Dort lernte ich, genau in mich hinein zu horchen und aufmerksam zu werden für die Warnzeichen meines Körpers, da wir vor jeder Therapierunde und auch nach jeder Therapierunde ein sogenannte Blitzlicht hatten. Da sagt jeder, wie er sich gerade fühlt und welches emotionale (das ist wichtig, das von körperlichen zu unterscheiden) Gefühl oben auf liegt, ohne dass das irgendwie kommentiert wird. Darauf zu achten, was der Körper einem gerade sagt, ist sehr wichtig, weil viele auch gesunde Menschen das völlig ignorieren. Ich habe erst durch meine Therapie gelernt, dass mein zuckendes Augenlid ein Stresssytmptom ist. Und wie meine Therapeutin meine Körpersprache lesen kann, ist manchmal regelrecht gruselig.
Also, wie gesagt: Die Therapien sind im Prinzip Angebote, um zu schauen, was einem am besten hilft, um mit der eigenen Krankheit zurecht zu kommen. Das ist nicht immer lösungsorientiert, sondern teils auch einfach im Hier und Jetzt verankert. Ich haben zum Beispiel gemerkt, dass Nordic Walking für mich gerade bei den ersten Malen so eine riesen Koordinationsaufgabe ist, dass ich davon völlig vereinnahmt werde und damit für eine Weile von meinen Gedanken abgelenkt werde. Ablenkung von den eigenen Gedankenkarussellen ist sehr wichtig! Ansonsten ist man in einer steten Abwärtsspirale gefangen. Daher auch solche, sagen wir mal, Ablenkungstherapien, um für sich Möglichkeiten zu finden, das Karussell zum Stoppen zu bringen und in die andere Richtung zu drehen.
Es geht bei den Therapien nicht um Leistung, nicht um richtig oder falsch, und das war so ein befreiendes Gefühl. Ihr werdet sicher mit mir konform gehen, wenn ich sage, dass unsere Gesellschaft extrem auf Leistung orientiert ist. Stets musst du funktionieren, denn der nächste, bessere wartet schon vor der Tür. Psychisch kranke Menschen können da nicht mithalten und gehen daran zu grunde. Ich erwische mich selbst immer wieder dabei, wenn andere Leute posten, was sie an Blogs stört, dass ich mich damit vergleiche und Angst habe, selbst so etwas zu machen, was diese Menschen stört. Dabei ist das total dumm! Ich mache das hier als Hobby, aus Spaß und nicht, weil ich eine Leistung erbringen will! In der Therapie einfach mal machen zu dürfen, wie mir der Schnabel gewachsen ist, war ein herrliches Gefühl.
Gleichzeitig merkte ich allein schon mit den Gesprächen mit meinen Mitpatienten, wie gut es tut, mal mit jemandem zu reden, der das gleiche oder etwas sehr ähnliches durchmacht, wie man selbst. Klar, ich hab mich auch mit diversen Leuten aus der Deprigang in sozialen Netzwerken vernetzt. Aber es ist eine Sache, einen Tweet auf Twitter zu lesen, dem ich ein Herz gebe, weil er genau das ausdrückt, was ich auch fühle, und etwas völlig anderes, mit einem anderen Menschen face to face zu reden und dann auszurufen: »Ja, verdammt! Das kenne ich genau so auch!« Plötzlich war ich nicht mehr allein und war unter Leuten, die mich total verstehen, ohne dass ich ihnen erst mal ewig meine Krankheit erklären musste und dass ich heute Oma nicht besuchen kann, weil ich einfach nicht kann und dass das nichts mit Faulheit oder Unlust zu tun hat. Bei denen ich nicht erst ewig gegen Vorurteile anreden muss (»Du willst doch bloß nicht!«), sondern die wissen, dass es dann wirklich nicht geht.
Mag sein, dass ein stationärer Aufenthalt ein wenig wie Ringelpietz mit Anfassen wirkt, wie Luxusurlaub, bei dem man ein tolles Spaßprogramm bekommt und dazu noch genau die Medikamente, die man braucht. Hey, immerhin hat die Klinik, in der ich war, sogar ein Hallenbad, das ich fast jeden Abend nutzte! Und einen tollen Garten mit Kirschbäumen und Felsenbirnen, wo ich ebenfalls fast jeden Tag unter den Bäumen saß und mir den Bauch mit Kirschen vollschlug, während ich die bekloppte Klinikkatze bespaßte, die da herumschlich und sich mit jedem anfreundete, der sich zu ihr herabbeugte. Aber ganz ehrlich: Nachdem ich so gründlich kaputt gemacht wurde, dass ein Klinikaufenthalt unumgänglich war, wenn ich wieder gesund werden wollte, dann hatte ich mir das auch verdient!
Schließlich und schlussendlich ist ein stationärer Aufenthalt aber immer noch ein Aufenthalt in einer Klinik, weil da etwas sehr im Argen ist, und daher durchaus ernst zu nehmen. Wir hatten dennoch täglich mindestens einen Klapsenwitz gerissen und waren allgemein eine ziemlich lusige Truppe da auf Station. Ich konnte sogar neue Freunde mitnehmen.
Zusätzlich zu den ganzen Therapieangeboten gab es auch jederzeit die Möglichkeit, bei Bedarf mit den Schwestern und Pflegern zu reden. Ebenso konnte Bedarfsmedikation gegeben werden. Meine Behandlung mit Tavor war ja so etwas. Damit konnte ich schlafen und positive Eindrücke aus den Therapien mitnehmen.
Oh, vergessen wir nicht das Gewand der Klinik: fast schon wie in einem Hotel. Klar, es ist immer noch ein Krankenhaus, aber selbst unter Krankenhäusern sah dieses doch sehr freundlich aus. Es gab ein großes Atrium, das reich mit Pflanzen bestückt war. Daran schlossen sich die Bettenhäuser mit den Stationen an. Die Stationen selbst waren hell und in freundlichen Farben gestaltet, die Zimmer schön möbliert mit halbwegs ordentlichen Betten (die Matratze will ich dennoch nicht missen). Zumeist sind es Zweibettzimmer, es gab aber auch Einzelbettzimmer. Teilweise wurde auch ein drittes Bett bei Bedarf in das Zimmer geschoben, das war dann weniger cool. Das hatten wir in unserem Zimmer zweimal. In der ersten Nacht war ich das dritte Bett. War super. Nicht. Die Räumlichkeiten waren also alles andere als kahl und unfreundlich, sondern im Gegenteil sogar erstaunlich wohnlich.
Unter'm Strich konnte ich also trotz des steinigen Wegs dorthin eine Menge guter Sachen mitnehmen. Es steht übrigens zwar in der Hausordnung, dass der Gebrauch technischer Geräte auf ein Minimum reduziert werden sollte, aber das hat echt niemanden interessiert. Wir sollten nur in den Therapien keine Handys anhaben, aber das erklärt sich ja eigentlich von selbst. Darüber hinaus fragte keiner danach und wir hatten sogar unbegrenzten Zugang zum Wlan (das allerdings seeeeeeeehr langsam war).
Ich merkte also, dass Gruppentherapien doch etwas für mich sein könnten, was ich so nie gedacht hätte. Allein das Gespräch mit den anderen Ptienten war Balsam für die Seele. Ich merkte, dass ein klar struktuierter Tag eine große Hilfe sein kann, morgens aus dem Bett zu kommen und den Tag zu nutzen, statt nur verstreichen zu lassen. Außerdem nahm ich über die kreativen Tätigkeiten, die ich ohnehin mache, ein paar weitere Anregungen mit, wie ich meiner Krankheit entgegenwirken kann. Eine Idee setzte ich bereits mit meinem Besuch auf der Lindencon um, eine Pen&Paper Convention. War ein wenig viel auf einmal, aber am Ende hatte es doch mordsmäßig viel Spaß gemacht! Außerdem will ich mal Bogenschießen ausprobieren und will mir demnächst eine Schnupperstunde organisieren.
Ich war auf der Akutstation. Dort kommen Menschen hin, bei denen es draußen einfach nicht mehr geht und die dringend diese Auszeit benötigen, dieses sichtbare Zeichen nach außen hin: »Bis hierhin und nicht weiter, ich kann jetzt echt nicht mehr.« Ziel war es für mich, sowohl meine Symptomatik abzuschwächen als auch es einfach mal auszuhalten, unter Menschen zu sein, ohne dass ich gleich wieder abhauen kann. Und ich habe es ausgehalten und gemerkt, dass es echt cool sein kann, mit Menschen zu tun zu haben. Es ist immer noch fürchterlich anstrengend für mich, aber es hat auch seine guten Seiten. Wir waren auf der Station etwa 25 Leute. Jeder hatte zwar seinen eigenen Therapieplan, aber mindestens zum Essen sahen wir uns alle, ansonsten trafen wir uns auch immer wieder in den Therapien und auch außerhab. Mit zwei anderen Patienten war ich so zum Beispiel fast jeden Abend schwimmen.
Man kommt nicht wieder völlig gesund aus der Klinik. Das zu denken, wäre utopisch. Mir geht es jetzt besser und ich habe Anregungen bekommen, was ich umsetzen kann, um effektiver den Dämonen in meinem Kopf zu sagen, dass sie mich mal kreuzweise können. Hört ihr das da oben? Ihr seid Looser! Ihr könnt mir gar nichts! So!
Leicht ist es dadurch immer noch nicht. Ich weiß noch, dass ich Anfang Dezember begeistert Oathbringer von Brandon Sanderson las, das da gerade erschienen war. Ich war voll dabei, bin mega abgegangen und plötzlich ... war da gar nichts mehr. Keine Aufregung, keine Freude. Rein gar nichts. Ich nahm Buchstabe für Buchstabe nur noch aus Gewohnheit wahr, weil ich das eben nun mal tue in meiner Freizeit. Das war ein zutiefst erschreckendes Erlebnis. Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich Brandons Werke abfeiere. Und wenn das gerade bei einem Stormlight Band passiert, dann ist da sehr, sehr viel im Argen.
Ich rechne es daher mittlerweile Büchern hoch an, wenn sie durch meine Depression kommen. Denn auch wenn es mir momentan recht gut geht, schwankt die Tagesform doch stets und die Krankheit ist nie ganz weg. Das macht mir das Bloggen an manchen Tagen sehr schwer, weil ich das Gefühl habe, meinem eigenen Urteilsvermögen nicht mehr trauen zu können. Wo gefällt mir das Buch wirklich nicht so gut und wo will mir nur meine Depression einreden, dass das Buch mir nicht zusagt?
Und dann ist da noch das Problem mit der Motivation. Ich merke momentan, dass ich mit einem Abendtief zu kämpfen habe. Viele Depressive klagen über das klassische Morgentief, das ich nur vereinzelt kenne. Stattdessen geht bei mir am Nachmittag bis Abend die Luft raus. Dann ist auch die Entscheidung, ob ich jetzt vom Sofa aufstehe und ein YouTube Video schaue oder ob ich lese und wenn ja welches Buch, schon zu anstrengend für mich. Entscheidungen zu treffen ist für mich genrell sehr schwer, ein weiteres recht klassiches Symptom.
Gerade vor meiner Blogpause war daher die Motivation zum Blogen quasi nicht vorhanden. Ich weiß nicht, ob sich das in der Qualität meiner Rezensionen niederschlägt. Apropos Rezensionen: Eingangs erwähnte ich, dass ich quasi kein Selbstvertrauen habe, auch das ist recht typisch für eine Angsterkrankung. Ich habe keinen festen inneren Kern, an den ich mich festhalten kann und der mir sagt: »Das, was du da jetzt fabriziert hast, ist doch eigentlich vorzeigbar.« Stattdessen zweifle ich stets an mir und dem, was ich abliefere, und brauche Bestätigung von außen. Die Ironie daran: Ich kann weder mit Lob noch mit Kritik umgehen. Bei Kritik habe ich gelernt, wie ich nach außen hin reagieren muss, um zu erscheinen, als könne ich damit umgehen. Aber eigentlich kann ich es nicht. Denn auf Kritik reagiere ich innerlich noch immer mit einem Beißreflex. Ich will das wegbeißen, eben weil ich kein Selbstvertrauen habe, das mir in solchen Situationen sagt: »Das ist trotzdem ok, was du da abgeliefert hast!«
Es nicht immer leicht, mit einer psychischen Krankheit durch den Alltag zu gehen und dabei all die Hürden zu meistern, die einem in den Weg geworfen wurden. Zusätzlich zu all dem kam jüngst auch noch die DSGVO dazu. Bei der habe ich jetzt allerdings einfach drauf gepfiffen. Ich will bloggen, weil es mir Spaß macht und meine Krankheit mir das schon genug kaputt mach. Da brauch ich nicht noch mehr Knüppel zwischen den Beinen! Das Bloggen macht mir Spaß und das möchte ich mir behalten, denn Depression und Angst nehmen mir schon zu viel Lebensfreude selbst bei den Dingen, die ich am liebsten mache.
In dem Sinne:
Hallo, das bin ich, ein Buchdrache, dem offiziel beschenigt wurde, dass er bekloppt ist. Ich hab ein paar Narben mehr an Körper und Seele, aber ich sag den Dämonen in meinem Kopf trotzdem, dass sie miese Arschlöcher sind, die sich gepflegt vom Acker machen können. Und ich sag allen da draußen: Ein Klinikaufenthalt ist kein Zuckerschlecken. Sich dafür zu entscheiden, kostet enorm viel Mut und Kraft. Allein das verdient eine Tapferkeitsmedaille. Wenn du das hier liest und vielleicht auch vor der Frage stehst, ob du in die Klinik musst, dann sei dir gesagt: Allein dass du es geschafft hast, ist super! Es ist dabei vollkommen irrelevant, ob du bis zur Entlassung drin bleibst oder dich zu einem Abbruch entscheidest. Du warst da und bist nicht geflohen, und das ist super! Jeder, der etwas anderes sagt, hat keine Ahnung und/oder macht seinen Job nicht gut!
Während ich das hier schreibe, erschien übrigens ein weiterer Blogpost zu Psychiatriestigmen in unserer Gesellschaft von Büchnerwald.
In dem Sinne: Ihr rockt das!
Der Klinikalltag ist klar strukturiert. Feste Weckzeiten, feste Essenszeiten dreimal am Tag (ich bin aufgegangen wie ein Hefekuchen, weil drei Mahlzeiten am Tag für mich viel zu viel sind) und feste Therapiepläne. In Absprache mit meiner Ärztin hatten wir zusammen geschaut, was vom Stationsplan am besten zu mir passe. Ich bin kein sonderlich sportlicher Mensch, also habe ich das Softprogramm begkommen: Gymnastik, Bewegungstherapie, Nordic Walking, sowie schwimmen, weil ich zwar eine Couchpotato bin, aber doch auch eine Wasserratte und von frühester Kindheit an mich im Wasser wohl fühle. Dazu kreative Angebote wie Gestalten und Musiktherapie und verschiedene Entspannungsprogramme. Dazu auch Gruppentherapien. Generell war alles in kleinen Gruppen organisiert, bei denen man immer mit anderen Patienten der Station, teils auch stationsübergreifend zusammen war. Des weiteren gab es auch Krankheitsaufklärung Angst und Depression, wobei ich da ehrlich gesagt wenig neues gelernt hatte, vieles davon kann man auch im Netz nachlesen.
Die Mischung dieses Therapieplans ist wichtig. Einerseits können sich die Patienten kreativ ausleben und bekommen verschiedensten Angebote, was sie machen können. Entweder sie merken, dass es etwas für sie ist, oder es sagt ihnen eben nicht zu und sie können etwas anderes ausprobieren. Der Therapieplan ist nicht in Stein gemeißelt, so durfte ich auch von der Musiktherapie hin zum Bogenschießen wechseln. Und oh mein Gott, es war so cool! Ich greife schon wieder vor.
Therapie ist nicht nur die klassische Gesprächstherapie, wo du dich mit deinem Therapeuten zusammensetzt und an deinen Problemen arbeitest. Und schon gar nicht ist Therapie ein gemütliches Kaffeekränzchen, wo du mit deinem Thrapeuten bei Tee und Gebäck über Gott und die Welt schwadronierst! Therapie ist harte Arbeit und sehr nervenzehrend, weil da oft die schlimmsten Erinnerungen hochgeholt und aufgearbeitet werden.
Im Prinzip war alles in der Klinik Therapie. Sowohl im Einzelgespräch mit meiner Ärztin, als auch in den Gruppentherapien im Gespräch mit den anderen Patienten als auch alle anderen Angebote. Dort lernte ich, genau in mich hinein zu horchen und aufmerksam zu werden für die Warnzeichen meines Körpers, da wir vor jeder Therapierunde und auch nach jeder Therapierunde ein sogenannte Blitzlicht hatten. Da sagt jeder, wie er sich gerade fühlt und welches emotionale (das ist wichtig, das von körperlichen zu unterscheiden) Gefühl oben auf liegt, ohne dass das irgendwie kommentiert wird. Darauf zu achten, was der Körper einem gerade sagt, ist sehr wichtig, weil viele auch gesunde Menschen das völlig ignorieren. Ich habe erst durch meine Therapie gelernt, dass mein zuckendes Augenlid ein Stresssytmptom ist. Und wie meine Therapeutin meine Körpersprache lesen kann, ist manchmal regelrecht gruselig.
Also, wie gesagt: Die Therapien sind im Prinzip Angebote, um zu schauen, was einem am besten hilft, um mit der eigenen Krankheit zurecht zu kommen. Das ist nicht immer lösungsorientiert, sondern teils auch einfach im Hier und Jetzt verankert. Ich haben zum Beispiel gemerkt, dass Nordic Walking für mich gerade bei den ersten Malen so eine riesen Koordinationsaufgabe ist, dass ich davon völlig vereinnahmt werde und damit für eine Weile von meinen Gedanken abgelenkt werde. Ablenkung von den eigenen Gedankenkarussellen ist sehr wichtig! Ansonsten ist man in einer steten Abwärtsspirale gefangen. Daher auch solche, sagen wir mal, Ablenkungstherapien, um für sich Möglichkeiten zu finden, das Karussell zum Stoppen zu bringen und in die andere Richtung zu drehen.
Es geht bei den Therapien nicht um Leistung, nicht um richtig oder falsch, und das war so ein befreiendes Gefühl. Ihr werdet sicher mit mir konform gehen, wenn ich sage, dass unsere Gesellschaft extrem auf Leistung orientiert ist. Stets musst du funktionieren, denn der nächste, bessere wartet schon vor der Tür. Psychisch kranke Menschen können da nicht mithalten und gehen daran zu grunde. Ich erwische mich selbst immer wieder dabei, wenn andere Leute posten, was sie an Blogs stört, dass ich mich damit vergleiche und Angst habe, selbst so etwas zu machen, was diese Menschen stört. Dabei ist das total dumm! Ich mache das hier als Hobby, aus Spaß und nicht, weil ich eine Leistung erbringen will! In der Therapie einfach mal machen zu dürfen, wie mir der Schnabel gewachsen ist, war ein herrliches Gefühl.
Gleichzeitig merkte ich allein schon mit den Gesprächen mit meinen Mitpatienten, wie gut es tut, mal mit jemandem zu reden, der das gleiche oder etwas sehr ähnliches durchmacht, wie man selbst. Klar, ich hab mich auch mit diversen Leuten aus der Deprigang in sozialen Netzwerken vernetzt. Aber es ist eine Sache, einen Tweet auf Twitter zu lesen, dem ich ein Herz gebe, weil er genau das ausdrückt, was ich auch fühle, und etwas völlig anderes, mit einem anderen Menschen face to face zu reden und dann auszurufen: »Ja, verdammt! Das kenne ich genau so auch!« Plötzlich war ich nicht mehr allein und war unter Leuten, die mich total verstehen, ohne dass ich ihnen erst mal ewig meine Krankheit erklären musste und dass ich heute Oma nicht besuchen kann, weil ich einfach nicht kann und dass das nichts mit Faulheit oder Unlust zu tun hat. Bei denen ich nicht erst ewig gegen Vorurteile anreden muss (»Du willst doch bloß nicht!«), sondern die wissen, dass es dann wirklich nicht geht.
Mag sein, dass ein stationärer Aufenthalt ein wenig wie Ringelpietz mit Anfassen wirkt, wie Luxusurlaub, bei dem man ein tolles Spaßprogramm bekommt und dazu noch genau die Medikamente, die man braucht. Hey, immerhin hat die Klinik, in der ich war, sogar ein Hallenbad, das ich fast jeden Abend nutzte! Und einen tollen Garten mit Kirschbäumen und Felsenbirnen, wo ich ebenfalls fast jeden Tag unter den Bäumen saß und mir den Bauch mit Kirschen vollschlug, während ich die bekloppte Klinikkatze bespaßte, die da herumschlich und sich mit jedem anfreundete, der sich zu ihr herabbeugte. Aber ganz ehrlich: Nachdem ich so gründlich kaputt gemacht wurde, dass ein Klinikaufenthalt unumgänglich war, wenn ich wieder gesund werden wollte, dann hatte ich mir das auch verdient!
Schließlich und schlussendlich ist ein stationärer Aufenthalt aber immer noch ein Aufenthalt in einer Klinik, weil da etwas sehr im Argen ist, und daher durchaus ernst zu nehmen. Wir hatten dennoch täglich mindestens einen Klapsenwitz gerissen und waren allgemein eine ziemlich lusige Truppe da auf Station. Ich konnte sogar neue Freunde mitnehmen.
Zusätzlich zu den ganzen Therapieangeboten gab es auch jederzeit die Möglichkeit, bei Bedarf mit den Schwestern und Pflegern zu reden. Ebenso konnte Bedarfsmedikation gegeben werden. Meine Behandlung mit Tavor war ja so etwas. Damit konnte ich schlafen und positive Eindrücke aus den Therapien mitnehmen.
Oh, vergessen wir nicht das Gewand der Klinik: fast schon wie in einem Hotel. Klar, es ist immer noch ein Krankenhaus, aber selbst unter Krankenhäusern sah dieses doch sehr freundlich aus. Es gab ein großes Atrium, das reich mit Pflanzen bestückt war. Daran schlossen sich die Bettenhäuser mit den Stationen an. Die Stationen selbst waren hell und in freundlichen Farben gestaltet, die Zimmer schön möbliert mit halbwegs ordentlichen Betten (die Matratze will ich dennoch nicht missen). Zumeist sind es Zweibettzimmer, es gab aber auch Einzelbettzimmer. Teilweise wurde auch ein drittes Bett bei Bedarf in das Zimmer geschoben, das war dann weniger cool. Das hatten wir in unserem Zimmer zweimal. In der ersten Nacht war ich das dritte Bett. War super. Nicht. Die Räumlichkeiten waren also alles andere als kahl und unfreundlich, sondern im Gegenteil sogar erstaunlich wohnlich.
Unter'm Strich konnte ich also trotz des steinigen Wegs dorthin eine Menge guter Sachen mitnehmen. Es steht übrigens zwar in der Hausordnung, dass der Gebrauch technischer Geräte auf ein Minimum reduziert werden sollte, aber das hat echt niemanden interessiert. Wir sollten nur in den Therapien keine Handys anhaben, aber das erklärt sich ja eigentlich von selbst. Darüber hinaus fragte keiner danach und wir hatten sogar unbegrenzten Zugang zum Wlan (das allerdings seeeeeeeehr langsam war).
Ich merkte also, dass Gruppentherapien doch etwas für mich sein könnten, was ich so nie gedacht hätte. Allein das Gespräch mit den anderen Ptienten war Balsam für die Seele. Ich merkte, dass ein klar struktuierter Tag eine große Hilfe sein kann, morgens aus dem Bett zu kommen und den Tag zu nutzen, statt nur verstreichen zu lassen. Außerdem nahm ich über die kreativen Tätigkeiten, die ich ohnehin mache, ein paar weitere Anregungen mit, wie ich meiner Krankheit entgegenwirken kann. Eine Idee setzte ich bereits mit meinem Besuch auf der Lindencon um, eine Pen&Paper Convention. War ein wenig viel auf einmal, aber am Ende hatte es doch mordsmäßig viel Spaß gemacht! Außerdem will ich mal Bogenschießen ausprobieren und will mir demnächst eine Schnupperstunde organisieren.
Ich war auf der Akutstation. Dort kommen Menschen hin, bei denen es draußen einfach nicht mehr geht und die dringend diese Auszeit benötigen, dieses sichtbare Zeichen nach außen hin: »Bis hierhin und nicht weiter, ich kann jetzt echt nicht mehr.« Ziel war es für mich, sowohl meine Symptomatik abzuschwächen als auch es einfach mal auszuhalten, unter Menschen zu sein, ohne dass ich gleich wieder abhauen kann. Und ich habe es ausgehalten und gemerkt, dass es echt cool sein kann, mit Menschen zu tun zu haben. Es ist immer noch fürchterlich anstrengend für mich, aber es hat auch seine guten Seiten. Wir waren auf der Station etwa 25 Leute. Jeder hatte zwar seinen eigenen Therapieplan, aber mindestens zum Essen sahen wir uns alle, ansonsten trafen wir uns auch immer wieder in den Therapien und auch außerhab. Mit zwei anderen Patienten war ich so zum Beispiel fast jeden Abend schwimmen.
Man kommt nicht wieder völlig gesund aus der Klinik. Das zu denken, wäre utopisch. Mir geht es jetzt besser und ich habe Anregungen bekommen, was ich umsetzen kann, um effektiver den Dämonen in meinem Kopf zu sagen, dass sie mich mal kreuzweise können. Hört ihr das da oben? Ihr seid Looser! Ihr könnt mir gar nichts! So!
Leicht ist es dadurch immer noch nicht. Ich weiß noch, dass ich Anfang Dezember begeistert Oathbringer von Brandon Sanderson las, das da gerade erschienen war. Ich war voll dabei, bin mega abgegangen und plötzlich ... war da gar nichts mehr. Keine Aufregung, keine Freude. Rein gar nichts. Ich nahm Buchstabe für Buchstabe nur noch aus Gewohnheit wahr, weil ich das eben nun mal tue in meiner Freizeit. Das war ein zutiefst erschreckendes Erlebnis. Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich Brandons Werke abfeiere. Und wenn das gerade bei einem Stormlight Band passiert, dann ist da sehr, sehr viel im Argen.
Ich rechne es daher mittlerweile Büchern hoch an, wenn sie durch meine Depression kommen. Denn auch wenn es mir momentan recht gut geht, schwankt die Tagesform doch stets und die Krankheit ist nie ganz weg. Das macht mir das Bloggen an manchen Tagen sehr schwer, weil ich das Gefühl habe, meinem eigenen Urteilsvermögen nicht mehr trauen zu können. Wo gefällt mir das Buch wirklich nicht so gut und wo will mir nur meine Depression einreden, dass das Buch mir nicht zusagt?
Und dann ist da noch das Problem mit der Motivation. Ich merke momentan, dass ich mit einem Abendtief zu kämpfen habe. Viele Depressive klagen über das klassische Morgentief, das ich nur vereinzelt kenne. Stattdessen geht bei mir am Nachmittag bis Abend die Luft raus. Dann ist auch die Entscheidung, ob ich jetzt vom Sofa aufstehe und ein YouTube Video schaue oder ob ich lese und wenn ja welches Buch, schon zu anstrengend für mich. Entscheidungen zu treffen ist für mich genrell sehr schwer, ein weiteres recht klassiches Symptom.
Gerade vor meiner Blogpause war daher die Motivation zum Blogen quasi nicht vorhanden. Ich weiß nicht, ob sich das in der Qualität meiner Rezensionen niederschlägt. Apropos Rezensionen: Eingangs erwähnte ich, dass ich quasi kein Selbstvertrauen habe, auch das ist recht typisch für eine Angsterkrankung. Ich habe keinen festen inneren Kern, an den ich mich festhalten kann und der mir sagt: »Das, was du da jetzt fabriziert hast, ist doch eigentlich vorzeigbar.« Stattdessen zweifle ich stets an mir und dem, was ich abliefere, und brauche Bestätigung von außen. Die Ironie daran: Ich kann weder mit Lob noch mit Kritik umgehen. Bei Kritik habe ich gelernt, wie ich nach außen hin reagieren muss, um zu erscheinen, als könne ich damit umgehen. Aber eigentlich kann ich es nicht. Denn auf Kritik reagiere ich innerlich noch immer mit einem Beißreflex. Ich will das wegbeißen, eben weil ich kein Selbstvertrauen habe, das mir in solchen Situationen sagt: »Das ist trotzdem ok, was du da abgeliefert hast!«
Es nicht immer leicht, mit einer psychischen Krankheit durch den Alltag zu gehen und dabei all die Hürden zu meistern, die einem in den Weg geworfen wurden. Zusätzlich zu all dem kam jüngst auch noch die DSGVO dazu. Bei der habe ich jetzt allerdings einfach drauf gepfiffen. Ich will bloggen, weil es mir Spaß macht und meine Krankheit mir das schon genug kaputt mach. Da brauch ich nicht noch mehr Knüppel zwischen den Beinen! Das Bloggen macht mir Spaß und das möchte ich mir behalten, denn Depression und Angst nehmen mir schon zu viel Lebensfreude selbst bei den Dingen, die ich am liebsten mache.
In dem Sinne:
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Hallo, das bin ich, ein Buchdrache, dem offiziel beschenigt wurde, dass er bekloppt ist. Ich hab ein paar Narben mehr an Körper und Seele, aber ich sag den Dämonen in meinem Kopf trotzdem, dass sie miese Arschlöcher sind, die sich gepflegt vom Acker machen können. Und ich sag allen da draußen: Ein Klinikaufenthalt ist kein Zuckerschlecken. Sich dafür zu entscheiden, kostet enorm viel Mut und Kraft. Allein das verdient eine Tapferkeitsmedaille. Wenn du das hier liest und vielleicht auch vor der Frage stehst, ob du in die Klinik musst, dann sei dir gesagt: Allein dass du es geschafft hast, ist super! Es ist dabei vollkommen irrelevant, ob du bis zur Entlassung drin bleibst oder dich zu einem Abbruch entscheidest. Du warst da und bist nicht geflohen, und das ist super! Jeder, der etwas anderes sagt, hat keine Ahnung und/oder macht seinen Job nicht gut!
Während ich das hier schreibe, erschien übrigens ein weiterer Blogpost zu Psychiatriestigmen in unserer Gesellschaft von Büchnerwald.
In dem Sinne: Ihr rockt das!
*Der Gesetzesentwurf wurde mittlerweile dank massiver Proteste aus den Reihen der Bürger und der Fachwelt gekippt und neu überarbeitet. Doch noch ist das Thema nicht vom Tisch und die Petition von Kristina Wilms und Uwe Hauck läuft noch. Auch deine Stimme zählt.
** Ich nenne es: Das war der beschissenste von fünzigtrillionen Shots, aber ich bin verdammt noch mal Grummelgrufti und gehe hier in der Sonne kaputt, warum bin ich so dumm und will unbedingt so ein blödes Bild von mir hier haben, also nehm ich das scheiß Bild jetzt einfach?!
** Ich nenne es: Das war der beschissenste von fünzigtrillionen Shots, aber ich bin verdammt noch mal Grummelgrufti und gehe hier in der Sonne kaputt, warum bin ich so dumm und will unbedingt so ein blödes Bild von mir hier haben, also nehm ich das scheiß Bild jetzt einfach?!
Huhu,
AntwortenLöschenich finde es bewundernswert, wie offen du über deine Probleme reden kannst. :)
Zu der Fitzek-Aktion: Als ich das vor ein paar Tagen gesehen hatte, dachte ich ehrlich gesagt nur "Und was soll daran interessant sein? Bzw. was soll ich denn in so einer Klinik die ganze Nacht machen?". Denn ich dachte wirklich, dass heutzutage jeder wissen sollte, dass eine Psychatrie nicht mit denen aus diversen Horror-Filmen zu vergleichen ist. Aber gut, offenbar habe ich meinen Mitmenschen da zu viel Wissen zugetraut (wie so oft). :'D Wurde die Aktion jetzt abgesagt?
LG Alica
Hallo,
Löschendanke :) Ist auch ein ziemliches Ding, war ziemlich nervös beim Posten :o
Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt es noch dümmer ... Der Verlag hat sich zumindest entschuldigt, und ich hoffe, dass sie die Aktion abblasen und was vernünftiges machen.
Liebe Grüße
Huhu :D
AntwortenLöschenSehr mutig, ich schließe mich dann mal an, ich bin auch bekloppt, leide an Depressionen und habe als Jugendliche Borderline diagnostiziert bekommen. So ist das halt, für ein paar Menschen da draußen sind Leute wie wir sicher "verrückt", aber die meisten sehen nicht, dass jeder Mensch etwas Besonderes ist!
Also sehr mutig, hier so offen darüber zu schreiben. Dein Beitrag hat mir echt gefallen und ich erkenne mich darin wieder!
Liebe Grüße
Jessi
Hallo,
Löschendanke für das Lob! (Und so lange wir Psychos noch Klapsenwitze reißen können, ist ja alles gut *lach*)
Liebe Grüße
Ein ganz toller Text! Und wichtige Stimme gegen das Stigma!
AntwortenLöschen*fuchtel* Danke! *rot werd*
LöschenHallo,
AntwortenLöschenAlso, hui, das finde ich verdammt mutig von dir alles aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Hut ab. Du bist meine Heldin.
Ja, ich muss dir zustimmen, es ist selbst als vermeintlich Gesunder wichtig auf seinen Körper zu hören. Ich hab es einmal nicht gemacht und das danach war nicht gut. Also ja, als jemand der mit einer Psychischen Krankheit zu kämpfen hat, ist das denke ich doppelt wichtig.
Ich feiere dich gerade so (sorry, das musste sein), einfach weil du dich nicht unterkriegen lässt.
Mit vielen von deinen Problemen kann ich mich leicht identifizieren (ich sage mit Absicht nicht voll, weil ich deine Krankheit nicht habe. Aber dennoch ein Mensch bin der eine Abneigung gegen andere Menschen und Interaktionen hat).
Ich finde es sehr toll, dass du einmal so einen Klinikaufenthalt beschreibst, weil normalerweise weiß man davon ja nichts. Ich glaube dir, dass solche Sitzungen sehr anstrengend sind. Ich bin ja schon fertig gewesen, als ich der Beraterin von der Uni meine ganzen Probleme dargelegt haben und glaub mir, die waren bestimmt nur ein Fliegenschiss dagegen:)
Und glaub mir, ich seh beschissener auf Fotos aus :D
Ich verneige mich vor dir,
magicblue
*Miep* Ähm, danke? *rot werrd*
Löschen"Insasse ist man übrigens in einer Justitzvollzugsanstalt, Patient hingegen in einer Klinik."
AntwortenLöschenRichtig. Die Forensiche Psychiatrie befasst sich allerdings mit psychisch kranken Straftätern. Wer in eine Forensische Psychiatrie eingewiesen wird, ist in erster Linie Häftling. Die Bezeichnung Insasse ist hier also absolut korrekt.