Quelle und ©: Autorin |
Was sich zu Beginn als harmlose Jugenschmonzette tarnt,
entpuppt sich bald zu einem rasanten Abenteuer voller dunkler Magie. Mit
»Schwarzmondlicht« hat Autorin Melanie Vogltanz ihren einstigen Urban Fantasy Roman
»Luna Atra« neu aufgelegt und ihm ein neues Kleid verliehen. Denn kein
Charakter erzählt zweimal dieselbe Geschichte, so ihre Worte.
»Die Mitglieder einer Vereinigung von Menschen mit magischen
Fähigkeiten, die sich selbst »Der Zirkel« nennt, werden der Reihe nach grausam
ermordet. Dann hört das Töten ganz plötzlich auf.
Knapp zwanzig Jahre später sterben erneut Magier. Während
Seher und IT-Techniker Hiroshi Taoyama einen Tod nach dem anderen vorhersagt,
ohne Einfluss auf das Schicksal nehmen zu können, wird die Beinahe-Studentin
Laura Seibach unfreiwillig in Ereignisse hineingezogen, deren Ausmaße sie nicht
erahnen kann.
Welches wahre Ziel verfolgt der Mörder, und worauf hat er
all die Jahre gewartet?«
(Quelle: Autor*innen Webseite)
Ein Geständnis: Ich fand es wirklich sehr erheiternd, dass dieser
Roman zunächst andeutet, eine typische Teenie Schmonzette zu sein, und dann
kommt doch alles anders als erwartet. Daher ein Hinweis an alle, die Young
Adult Romanzen nicht viel abgewinnen können: Lasst euch nicht von den ersten
Seiten abschrecken. Es ist nicht alles das, wonach es aussieht. Und das, was
dann tatsächlich kommt, ist ein schöner Twist und eine willkommene Abwechslung
zu den obligatorisch erscheinenden Liebesbeziehungen selbst in Romanen, in
denen die Liebe zwischen den Protagonist*innen eigentlich nicht der Mittelpunkt
ist.
Doktor Hansen gehört definitiv zu meinen
Lieblingscharakteren. Er tarnt sich zwar als Nebencharakter, aber im Laufe der
Story erfahren wir immer mehr über ihn, sodass er sich ganz klammheimlich und
im Hintergrund doch zu einer sehr wichtigen Person mausert. Er selbst wollte
diese Rolle nie so wirklich und überspielt das mit seiner abweisenden kratzigen
Art. Manchmal (na gut, sehr oft) kann er ein richtiges Ekel sein. Und doch hat
er einen weichen, mitfühlenden Kern, der ihn tun lässt, was er tut.
Alle Charaktere sind Individuen mit ihren eigenen
Geschichten und Schicksalen, die zudem nicht immer aus der bereits tausendmal
wiedergekauten Tropekiste stammen. Zusammen mit Melanies kreativer Tarnung
einer YA Romanze gibt das dem Roman einen eigenen Charakter, der ihn
herausstechen lässt aus der Flut an Romanen.
Wie auch schon in ihrer »Schwarzes Blut«-Reihe fällt auch
hier die gute Recherchearbeit und der Blick für Details positiv auf. Es gibt
viele kleine Details, die sowohl zur Atmosphäre beitragen, als auch teils plotrelevant
sind.
Die Protagonisten entstammen überwiegend dysfunktionalen
Familienverhältnissen. Nicht jede davon ist so extrem wie Kiros fundamental-religiöse Eltern, die nicht davor zurückschrecken, ihre Kinder im Namen ihrer
Religion zu misshandeln. Lauras Familiengeschichte ist da weitaus alltäglicher,
wenn auch nicht weniger schlimm: Ihre Großeltern haben nicht wirklich das Wohl ihrer
verwaisten Enkelin im Sinn und übergehen sie und ihre Bedürfnisse in ihrer
Trauer völlig. Die Protagonisten leiden jede*r auf seine/ihre Art unter ihren
kaputten Familien und da es nun einmal nicht die perfekte Familie gibt, ist das
etwas, das die Figuren sehr greifbar macht.
Bei all dem Lob zur Individualität des Romans tue ich mich
dennoch mit einer bestimmten Stelle recht zu Anfang des Romans schwer. Laura
und ihr Vater gehen im Streit auseinander und da passiert das Unglück und ihr
Vater kommt in einem Feuer ums Leben. Es ist der Klassiker unter den Tragödien
und daher nicht wirklich mitreißend, wie ich finde. Das wird jedoch wieder ein
wenig aufgewogen, indem die Autorin das Trope im Kontext ihres Romans sinnvoll
einbettet und ihm eine ganz bestimmte Funktion zuweist. Ich frage mich dennoch,
ob sich dieses Trope nicht vielleicht doch hätte vermeiden lassen.
Wiederum gelungen ist jedoch ihre Beschreibung von Lauras
Trauerreaktion auf das Unglück. Das hat sie sehr gut getroffen, da sie sich
abseits der gängigen »Warum musste ausgerechnet mir das passieren? Oh nein,
jetzt haben wir uns gestritten und meine letzten Worte an ihn waren was
Böses»-Sprüche bewegt. Was nicht heißen soll, dass solche Aussagen bei
Trauernden unüblich seien (aus Erfahrung weiß ich, dass sie es nicht sind), es
ist nur etwas ermüdend, immer wieder dasselbe Schema zu lesen, wenn Trauer doch
so individuell ist wie die trauernden Personen.
Der Einzelband »Schwarzmondlicht« besticht durch individuelle
Protagonisten mit Ecken und Kanten, guten wie schlechten Seiten. Zudem gibt es
immer wieder überraschende Plottwists und erfrischende Neuinterpretationen von
bekannten Tropes. Definitiv ein lesenswerter Urban Fantasy Roman!
Mögliche Trigger
- Gewalt gegen Menschen und Tiere
- Mord
- Tod eines Angehörigen
- dysfunktionale Familie
Reiheninformation
Autor*in: Melanie Vogltanz
Titel: Schwarzmondlicht
Sprache: Deutsch
Umschlagillustration: Grit Richter (Art Skript Phantastik
Verlag)
Reihe: Nein
Seiten: 608
Originalpreis: 4,49€
Verlag: Selbstverlag
Genre: Fantasy
ASIN: B0818LV489
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