Quelle: http://www.lente-verlag.com/
© Michael Meißner
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Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es. Das weiß auch Sascha
Zurawczak und lässt seine Leser dementsprechend lange hoffen, auf dass sie bis
zum Schluss seines Romans „Die Wächter der Auserwählten“ lesen mögen.
Seit Anbeginn der Zeit kämpfen der Gott des Guten und der
Gott des Bösen um die Vorherrschaft über die Menschheit. Um dem jeweils
bevorzugten Gott mehr Macht zu verleihen, opfern die Menschen alle tausend
Jahre einem der Götter einen Auserwählten. Klago, ein mächtiger Zauberer, ist
einer der Wächter der Auserwählten des Guten. Doch dummerweise verliebt er sich
in die Auserwählte.
Klingt nach einer stereotypen Geschichte Gut gegen Böse? Nun
… stimmt. Gerade, wenn etwas so stereotyp klingt, hoffe zumindest ich, dass der
Autor irgendetwas Raffiniertes im Petto hat, das dem Ganzen eine verblüffende
Wendung gibt. Und ich habe buchstäblich bis zur letzten Seite gehofft.
Wir haben hier eine Romanze, die tatsächlich einmal ihre
Daseinsberechtigung hätte, wäre mehr daraus gemacht worden. Klago lebt in dem Bewusstsein,
dass seine Geliebte Sarieja dem Gott des Guten geopfert wird. Das hätte zum Anlass
genommen werden können, dass er die Jahrtausende alten Bräuche ernstlich zu
hinterfragen beginnt, ob Menschenopfer wirklich nötig sind, um den Göttern
Dienst zu tun. Ebenso hätte er beginnen können, sich dagegen aufzulehnen, was
ein unheimlich spannendes Konfliktpotenzial geboten hätte.
Stattdessen fügt er sich fatalistisch in sein Schicksal und
nimmt hin, dass die Auserwählte geopfert wird. Ja, er hilft sogar stets aktiv
dabei, dass sie ihr Ziel erreicht.
Wo es eine Auserwählte des Guten gibt, gibt es aber auch
einen Auserwählten des Bösen, und das ist niemand anderes als Klagos totgeglaubter
Freund und Rivale Bahgun. Ein bisschen mehr hätte man sicherlich auch hier
herausholen können, doch im Großen und Ganzen ist dieser Konfliktherd jedoch
gelungen.
Bahgun als Bösewicht überzeugt leider nicht wirklich, was
teils auch im Stil des Autors begründet ist. Die Figuren reden sehr gern und
sehr ausführlich, was zu gelegentlich etwas sonderbaren Situationen führt. So erläutert
Bahgun seinen Gegnern mitunter recht detailliert, was er mit ihnen vorhat, was
ihnen theoretisch Zeit gäbe, einen Gegenangriff zu starten. Nur macht das
niemand, weil darum. Die Dialoge selbst sind wie auch die narrativen Teile mitunter
recht holprig und ungeschickt formuliert. Da heißt es zum Beispiel, dass eine
junge Frau als Opfer „verheizt“ oder der aufmerksame Leser sich an dieses oder
jenes erinnern wird. Ich persönlich jedenfalls möchte nur in Kinderbüchern wie
dem Hobbit als Leser direkt angesprochen werden. Die direkte Ansprache des Lesers
war hier zumindest nur ein Einzelfall.
Der Aufbau der Handlung, der klassische Kampf von Gut und
Böse, ist mit Sicherheit überwiegend Geschmackssache. Es gibt auf der anderen
Seite aber definitiv auch einige gute Aspekte. Denn abgesehen von Bahgun ist so
manch ein Protagonist ein ausgesprochener Charakterkopf mit mitunter sehr
amüsant zu lesenden Macken. Immer wieder zaubern sie ein Lächeln auf die Lippen
und lockern die eigentlich doch recht ernste Stimmung des Textes auf.
Das Buch selbst hat ein sehr straffes Tempo, aber auch seine
ruhigen Momente, in denen sich die Charaktere entfalten und die Leser verweilen
können. Definitiv ungewöhnlich sind die Steampunk-Elemente, die man so nicht in
einem Fantasy-Buch erwartet hätte. Es wird mit Gewehren geschossen und mit
einer Eisenbahn gefahren. Das gibt den ganzen ein wenig den Flair des Wilden
Westen, mit Sicherheit aber auch einen ganz eigenen Touch, was natürlich immer
gut ist.
Alles in allem ist das Lesegefühl etwas durchmischt. Mir
persönlich war die Handlung in einigen Aspekten zu linear und flach, auch wenn
die letzten Seiten noch einmal mit einem durchaus spannenden Plottwist
daherkommen. Dafür punktet der Roman an anderer Stelle.
Mein Dank geht an den Lente Verlag für die Bereitstellung
des Rezensionsexemplars!
Daten
Die Wächter der Auserwählten:
ASIN B01EHT0MZW, Lente Verlag, 2016, 2,99€
Ihr könnt das Buch hier beim Verlag kaufen oder auch via Amazon.
An dieser Stelle noch ein kleines Nachwort. Ich bin über Twitter auf den Lente-Verlag aufmerksam geworden. Er ist noch sehr jung und sucht daher Blogger, die die Bücher aus dem variantenreichen Verlagsprogramm besprechen. Solltet ihr Interesse daran haben, könnt ihr der Verlegerin Anette Meißner eine Mail schreiben, sie wird sich sicher darüber freuen: blogger@lente-verlag.com
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