Der Daylight War ist nahe, und wo die Menschheit vereint
gegen die Dämonen hätte stehen müssen, ist sie gespalten in inneren Konflikten.
Im dritten Teil des Demon Cycle vom amerikanischen Autor Peter V. Brett führt
er seine Geschichte über den Kampf gegen die Dämonen des Core und gegen die
inneren Dämonen fort.
Während Arlen Cutter’s Hollow verlassen hat, um sich selbst
wiederzufinden, fielen die Krasianer im Land ein. Jardir hat ein Auge auf
Leesha Paper geworfen und will sie als seine erste nördliche Ehefrau gewinnen.
Sie kann nicht abstreiten, dass sie von ihm angetan ist, weiß aber, welche
Gefahr von ihm ausgeht. Gleichzeitig hat sie ihre Beziehungen zu Arlen noch
nicht vergessen und kann daher nicht einfach darüber hinweg sehen, dass dieser
sich nun mit Renna verbunden hat. Und über allem schwebt der Konflikt zwischen
Jardir und Arlen, welche beide als Deliverer proklamiert werden.
Wie gewohnt setzt Brett das Augenmerk auf die Charaktere und
ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, ohne dabei jedoch die Dämonen völlig
außer Acht zu lassen. Ebenso wie gewohnt führt er zu Beginn des Buches einen
neuen POV-Charakter, Inevera, ein. Bedingt dadurch, dass er jedoch zunächst mit
Arlen und Renna in die Handlung einsteigt, und Ineveras Teil nicht über die
Gebühr gestreckt wird, liest es sich angenehmer als Jardirs Einführung im
Vorgängerteil. Wieder einmal hat er es gut gelöst, dass er einzelne Passagen
nun auch aus einer neuen Sicht noch einmal erzählt, ohne dabei den Eindruck zu
erwecken, er hätte einfach nur von sich selbst abgeschrieben.
Danach kommt Brett erneut auf die gegenwärtige Zeitlinie
zurück. Hier jedoch dümpelt die Handlung zunächst bis etwa zur Hälfte vor sich
hin und nimmt nicht wirklich Fahrt auf. Erst danach, als Leesha von ihrem
Aufenthalt bei Jardir in die Heimat zurückkehrt und dort das erste Mal auf
Renna trifft, wird es wieder interessant.
Durch die Figurenkonstellation bauen sich etliche
Konfliktpotenziale auf, die auch zur Gebühr ausgelebt werden. So hat Rojer zwei
Frauen aus Jardirs Gefolge geheiratet, ihre kulturellen Unterschiede führen mitunter
zu Problemen zwischen den Eheleuten und auch mit den Bewohnern der Nordlande.
Man merkt sehr gut, dass die Charaktere mit all ihren
persönlichen Problemen oft unter Spannung stehen, da sie in großen Rahmen
denken müssen. Sie sind verantwortlich für viele Leben, die sie vor den Dämonen
beschützen müssen, gleichzeitig haben sie aber auch private Probleme, die sie
beeinflussen. Zudem ist bekannt, dass zu Neumond eine neue und gefährlichere
Rasse Dämonen einen Angriff beginnen wird, auf dem die Protagonisten sich
ebenfalls vorbereiten müssen.
Im Buch passiert leider selten etwas, das sonderlich
überraschend oder schockend war, womit über weite Teile des Textes auch viel
von der Spannung verloren geht. Bei einer Geschichte wie dem Demon Cycle
erwartet man nicht unbedingt nur einen reinen Fokus auf die Charaktere und ihre
persönlichen Schicksale, sondern ganz platt mal auch ein bisschen Action und
Drama. Davon fehlt oft einfach zu viel.
Dafür ist Brett mit dem Schluss ein Ende gelungen, das einem
George Martin würdig wäre. Es war natürlich abzusehen, dass irgendwann Arlen
und Jardir ihren Konflikt austragen werden, und das Ergebnis ist konsequent
umgesetzt. Man hätte es nicht wirklich erwartet, dass Brett das Buch so enden
lässt, vor allem, nachdem vorher lange nichts passierte. Der Autor regt hier
sehr schön zum Weiterdenken an. War es gut, wie es geendet hat, und welche
Konsequenzen erwachsen daraus? Wurde es nicht vielleicht sogar zu früh gelöst?
So oder so, Brett hat damit seinen Lesern einen Grund gegeben, auch zum vierten
Band zu greifen, denn mit einem Male ist doch nicht mehr alles so statisch, wie
es im Buch wirkte.
Bis zu diesem Punkt kann man zum Demon Cycle sagen, dass
Brett die Handlung mitunter zu sehr streckt, dennoch aber die Charaktere
interessant gestaltet. Ein oder vielleicht sogar zwei Bücher weniger hätten der
gesamten Reihe aber sicher gut getan.
Daten
The Daylight War,
Demoncycle 3: ISBN 978-0-345-52415-7, Del Rey, 2013, 8,45€
Weitere Rezensionen
- reading tidbits (dt.)
- Weltenwanderer (dt.)
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