Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Sonntag, 5. August 2018

Rezension: Gork der Schreckliche von Gabe Hudson

Ich hatte mich so sehr auf das Buch gefreut. Drachen und Humor? Muss doch was für mich sein! Aber wie das so mit Humor ist ... »Gork der Schreckliche« von Gabe Hudson konnte mich leider absolut nicht von sich überzeugen.

Gork ist ein Drache und entstammt dazu auch noch der glorreichen Linie der Schrecklichs. Leider wird er beidem nicht gerecht. Er hat ein fürchterlich großes Herz und sein WILLEZURMACHT-Index liegt bei KuschelBär. Lachhaft! Und mit diesen unterirdischen Werten muss er seine große Liebe ergattern und sie fragen, ob sie seine Königin werden will, damit sie zusammen eine neue Welt erobern können. Denn wenn sie ablehnt, wird er versklavt.


Die Leseprobe konnte mich noch wunderbar unterhalten. Ich hatte gelacht und war sehr angetan vom Genremix aus Fantasy und Science Fiction. »Gork« ist eine etwas andere Liebesgeschichte, in der Drachen nicht nur Ritter auf Einhörnern grillen, sondern mit intergalaktischen Raumschiffen fremde Welten erobern. Die Grundidee des Romans und sein Setting haben auf jeden Fall etwas für sich, das ein gewisses Alleinstellungsmerkmal hat. Das sagte mir noch zu, dann hörte es leider auf.

Mir verging das Lachen sehr schnell. Der Roman bläht den Stoff einer Novella auf über 400 Seiten auf. Der Hautteil der Handlung umfasst nur wenige Handlungsstunden, die man auf vielleicht 100 Seiten hätte ausdrücken können. Zu viele Worte für zu wenig Inhalt. Gork erzählt die Geschichte, wie ihm wortwörtlich der Schnabel gewachsen ist. Man stelle sich einen Roman vor, der durchgängig in Umgangssprache erzählt wird. Anstrengend und nervig sind gar keine Ausdrücke!

Darüber hinaus schweift Gork permanent ab, erinnert sich an Dinge, die irgendwann mal irgendwo passiert sind. Mal ist das ganz in Ordnung und in Maßen ergibt sich daraus auch ein Bild, dass die Momentaufnahme, die die Haupthandlung ist, in Ereignissen wurzelt, die viel früher passiert sind, und dass es hier um mehr als nur Brautwerbung geht. An und für sich eine sehr schöne anachronistische Erzählweise, die mir im Prinzip gut gefällt. Es wurde jedoch zu exzessiv betrieben.

Außerdem passieren immer wieder Dinge deus ex machina, weil es anscheinend gerade gut passte, und nicht etwas, weil es Sinn machen würde, dass diese Dinge jetzt geschehen oder auftauchen. Keine Erklärung, die dem Ganzen Sinn geben würde, nichts.

Und da haben wir noch gar nicht über den Sexismus geredet! Kann ein Buch ohne menschliche Protagonisten sexistisch sein? Aber klar doch! Weibliche Drachen sind reine Lustobjekte, die auf ihre Geschlechtsteile und ihre sexuelle Anziehungskraft reduziert werden. Erwähnte ich Fetischierung, wenn ein weiblicher Drache Gorks Hörner reibt? Wer jetzt an die nicht jugendfreie Variante des Reibens denkt, liegt übriges richtig. Uäks!

Leider eine Enttäuschung. Ein paar gute Grundideen, eine teils gelungene formelle Umsetzung und der Rest war einfach nicht meins. Vielleicht gibt es den einen oder anderen dort draußen, der damit mehr anfangen kann, aber ich kann es leider nicht. Fans von Pratchett und Adams, mit den »Gork« gern einmal verglichen wird, sollten lieber bei Pratchett und Adams bleiben.


Dennoch danke ich Vorablesen und der Hobbit Presse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares. Der Roman erscheint am 30.8.18.



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Reiheninformation
Autor: Gabe Hudson
Titel: Gork der Schreckliche
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Wieland Freud und Andrea Wandel
Umschlagillustration: Rudi Skukalek
Reihe: Nein
Seiten: 432
Originalpreis: 20,00€
Verlag: Hobbit Presse Klett-Cotta
Genre: Science-Fantasy
ISBN: 978-3-608-96268-0
Erscheinungsjahr: 2018

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