Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Freitag, 25. September 2020

Rezension: Road to Ombos: Seth ist gefallen von Melanie Vogltanz

Seth ist gefallen. Und ich bin ihm verfallen. Wenn ich eines an Melanie Vogltanz‘ neuer Novelle »Road to Ombos« zu bemängeln habe, dann ist es der Umstand, dass die Geschichte viel zu schnell schon wieder vorbei war. Ich war definitiv noch nicht bereit, Seth und seine neuen Freunde schon wieder zu verlassen!

Seth, der ägyptische Wüstengott, ist gefallen und findet sich mit einem Mal mitten im modernen Las Vegas wieder. Eine kleine Gruppe Obdachloser rettet ihn aus dem Fluss und nimmt ihn freundlicherweise auf. Seth muss mit Schrecken feststellen, dass ihn seine göttlichen Kräfte verlassen haben. So ist er nun gezwungen, ein sterbliches Leben unter Sterblichen zu führen, schließt jedoch die kleine Gruppe, die ihn gerettet hat, schnell ins Herz. Dann jedoch verschwinden immer mehr Menschen von den Straßen und als es schließlich einen der ihren erwischt, drängt die Zeit, dass Seth all dem auf den Grund geht.

Ich sterbe für Geschichten, in denen fabelhafte Gestalten sich plötzlich in der modernen Welt zurechtfinden müssen. Dann wird aus einem kleinen Betreiber eines Internetcafés auch mal schnell ein Weh-Lan-Priester. Oder der Moment gleich zu Beginn, als Seth episch unter Beweis stellen will, dass er ein Gott ist, und dabei eigentlich nur episch versagt. Ich muss schon sagen: Das hat mir mehr als nur einen amüsierten Lacher entlockt.

Der Umstand, dass Seth nach seinem Fall zunächst eigentlich nicht mehr ist als ein Mensch, hat ihm einen gehörigen Dämpfer verpasst, aber auch einen Perspektivenwechsel. Man merkt beim Lesen deutlich, dass da weitaus mehr in ihm schlummert und er auch ohne seine göttlichen Kräfte ganz andere Geschütze auffahren könnte. Aber er tut es nicht und stellt sich stattdessen ganz selbstlos auf die Seite von Billy, Tara und Fernando und begibt sich mehr als einmal in Gefahr, um ihnen zu helfen.

Melanie schafft es hervorragend, mit ihren Worten das Kino im Kopf ihrer Leser*innen zu starten. Seth ist immer noch Seth und stellt sich ohne falsche Scheu oder Zurückhaltung als »Herr von Ombos, Sohn von Nut, Herrscher über das Rote Land, Gebieter über das Chaos und Verschlinger von Seelen« vor. Und gleichzeitig findet er ziemlich rasch Gefallen an deftigen, modernen Flüchen und Motorrädern. Dieser Kontrast ist Melanie hervorragend gelungen, ohne dass sie dabei in Cringe abdriftet. Mitunter führt das zu einigen amüsanten Momenten, die Autorin walzt es jedoch nie bis ins Lächerliche aus.

Das einzige, was ich zu bemängeln hätte, ist tatsächlich einfach nur der Umstand, dass ich so gern mehr von Seth und seinen neuen Freunden gelesen hätte. Ein ganz klein bisschen hoffe ich ja …

»Road to Ombos« ist eine flott von der Hand zu lesende Novelle über einen ambivalenten Gott auf Abwegen. Gewürzt mit einer Prise Humor aber auch dem nötigen Ernst bietet die Erzählung einige vergnügliche Lesestunden, die sich auf jeden Fall lohnen. Wie immer ist Melanies Stil on point und transportiert die Erzählung hervorragend zu ihren Leser*innen.

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Blut

- Verlust von Angehörigen/Freunden

- Drogenkonsum


Reiheninformation

Autor*in: Melanie Vogltanz

Titel: Road to Ombos: Seth ist gefallen

Sprache: Deutsch

Umschlagsgestaltung: Art Skript Phantastik Verlag

Reihe: Nein

Seiten: 144

Originalpreis: 2,99€

Verlag: ASP Verlag

Genre: Fantasy

ASIN: B08B61VSH1

Erscheinungsjahr: 2020

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