Gronkhs Aussage ist transfeindlich. Gronkhs Handlung ist transfeindlich, sollte er Hogwarts Legacy wirklich spielen, wie er es sagte. Die Einnahmen aus diesem Stream/Let‘s Play zu 100% zu spenden, ist nichts weiter als Ablasshandel auf dem Rücken marginalisierter Personen. Sowohl seine Aussage als auch seine Handlung sind ebenfalls antisemitisch im Kontext des Spiels. Ich werde an dieser Stelle nicht noch einmal ausführlich darauf eingehen, was die Problematik mit diesem Spiel und dem Franchise im Allgemeinen ist, das habe ich bereits vor fast einem Jahr getan. Und jetzt reden wir immer noch über dieselbe Leier. Uff.
Was ist passiert? Er hat im Stream gesagt, dass er Hogwarts Legacy spielen wird. Er hat ebenfalls gesagt, dass ihm Rowling egal sei, fügte aber im Nebensatz noch an, dass er sie ja auch nicht mögen würde. Dafür bekam er besonders aus Teilen seiner eigenen Community berechtigte Kritik, aber auch unheimlich vielen Zuspruch von nicht betroffenen Personen aus anderen Teilen seiner Community. Der Aufhänger der ganzen Sache waren wohl, Zitat, „Drohmails“, wie er es selbst in einem Tweet formulierte.
Wisst ihr, ich wünschte, Rowling wäre mir auch egal. Ich wünschte, sie würde in meinem Leben keine Rolle spielen. Leider will sie ebenjenes Leben auslöschen.
Gronkhs Aussage und Handlung sind transfeindlich und antisemitisch. Er als Mensch ist es sehr wahrscheinlich nicht. Ich schaue seinen Content seit Jahren, und zumindest von dem, was er öffentlich von sich zeigt, gibt er einfach nicht den Eindruck, dass er es wäre.
Der Eindruck, den er vermittelt, ist der eines privilegierten, weißen, able bodied allocishetero Mannes mit einem Einkommen, von dem er anscheinend bequem und gut leben kann. Das ist keine Abwertung, das ist keine Kritik. Das sind einfach Fakten, die mit einer ganz bestimmten Position in dieser Gesellschaft einher gehen.
Ich finde es traurig und erschreckend zugleich, wie sehr ich hier die Betonung darauf legen muss, dass Gronkh als Mensch wahrscheinlich schwer in Ordnung ist und ich hier wirklich nur seine Aussage kritisiere. Denn das, was in den letzten Tagen passiert ist, ist in seiner Absurdität fast schon als monströs zu bezeichnen. Die ganze Sache lief völlig aus dem Ruder, und das ist nur teilweise auf Gronkh selbst zurückzuführen.
Viele betroffene Stimmen, darunter auch ich, äußerten unseren Schmerz und unsere Wut. Für viele ist Gronkh lange schon Teil ihres Lebens. Ich schaue seinen Content seit mittlerweile 12 Jahren, seine Videos haben mich durch viele schwere Zeiten begleitet, wofür ich ihm auch sehr dankbar bin. Nach der Schule und später der Uni nach Hause kommen und mit einer Let’s Play Folge abschalten und runter kommen. Ich habe mich lange als Teil der LaFamilia, der Lurchis gesehen, es war schön, diesen cozy place gefunden zu haben. Jetzt nicht mehr, auf die Gründe komme ich gleich zu sprechen. Jeden Freitag ab 18 Uhr Stream, dann war Wochenende, das gehört seit vielen Jahren zu meinem Alltag.
Ich verstehe den Wunsch nach einem politikfreien Raum, in dem die ganze Scheiße da draußen keine Rolle spielt, wie er es in seinen Streams anstrebt. Ich wünsche mir das selbst. Aber das geht einfach nicht. Jede Handlung ist politisch und nicht zu handeln, ist ebenfalls ein Handlungsakt. Nichts zu tun und die Hände in den Schoß zu legen, nützt immer nur den Unterdrückern, nie den Opfern. Es reicht nicht, nicht antisemitisch zu sein, nicht rassistisch zu sein, nicht queerfeindlich zu sein. Wir müssen aktiv gegen Antisemitismus vorgehen, aktiv anti-rassistisch, anti-queerfeindlich sein. Wir müssen aktiv um unsere Demokratie kämpfen.
Gronkh wollte mit Sicherheit nie in der Position sein, in der er jetzt ist. Plötzlich sieht er sich mit Themen konfrontiert, mit denen er in seinem Leben wahrscheinlich nie wirklich Berührungspunkte hatte. Bei Friendly Fire 8 wurde unter anderem für den Bundesverband Trans gespendet, aber allein der Fakt, dass bei ebenjenem Stream Drag immer noch als Lacher verwendet wurde, zeigt mir, dass da immer noch keine wirkliche Sensibilität vorliegt. Das ist erst einmal nicht schlimm, denn das ist etwas, dass mensch ändern kann, wenn mensch es nur will. Klar ist das schwierig, besonders, wenn mensch da so plötzlich reingeworfen wird. Allerdings redet die queere Community sich seit JAHREN den Mund fusselig. Ihr wollt uns nur nicht zuhören.
Ich deutete schon weiter oben an, dass ich vor fast einem Jahr ausführlich auf die Thematik um Rowling und Hogwarts Legacy eingegangen bin. Was ich dort nicht erwähnte, weil der Artikel erst letztenNovember erschien, ist das Lemkin Institute for Genocide Prevention. Besagtes Institut bezeichnet die Gender Critical Bewegung als genozidiales Bestreben, was sie auch ausführlich begründen und definieren. Es geht hier nicht nur um irgendein Spiel.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, was wir noch sagen können, um es noch deutlicher zu machen. Ich bin am Ende meines Lateins, und dabei sind Worte normalerweise etwas, mit denen ich gut umgehen kann. Menschen sterben, und indem ihr das Franchise unterstützt, leistet ihr aktiv einen Beitrag dazu, dass queere Menschen, trans Menschen getötet werden. Das sind die Fakten. Da gibt es keine zwei Seiten, da gibt es keinen Diskurs. Na gut, ja. Es gibt zwei Seiten: Entweder seid ihr für Menschenrechte, oder ihr seid es nicht.
In diesem Kontext steht Gronkhs Aussage. Er ist offensichtlich nicht wirklich sensibel für diese Thematik, aber wie bereits gesagt: Das ist etwas, das mensch ändern kann. Ehrlich gesagt sehe ich es sogar als Pflicht jeden Bürgers einer Demokratie, aktiv für besagte Demokratie zu kämpfen. An Aufklärung hat es in den letzten Jahren jedenfalls nicht gemangelt. Mensch muss nur zuhören wollen.
Gronkh wurde also für seine Aussage, ihm sei Rowling egal, kritisiert. Ich zweifle nicht an, dass es Drohmails gegeben hat. Wer diese abgeschickt hat, darüber kann ich nur spekulieren. Ich kann nur aus meiner subjektiven Wahrnehmung heraus sprechen, dass ich alle queeren Menschen in meiner Bubble besonnen darüber habe sprechen hören. Da hat sich niemensch hingestellt und geschrien: „Cancelt Gronkh! Den kann man ja nicht mehr gucken! Der ist so ein Arsch! Wenn der das Spiel wirklich spielt, swate ich den!“ Oder keine Ahnung, was da angeblich gesagt sein soll. Wir trans Menschen würden anderen Menschen unsere Meinung diktieren und ihnen vorschreiben wollen, was sie zu tun und zu lassen haben. Nicht um sonst wurde Freiheit zum Unwort des Jahres 2022 gekürt, möchte ich hier anführen. Denn niemand schreibt hier irgendwem irgendwas vor. Nichts hält euch davon ab, dieses Spiel zu spielen. Da steht keine trans Lobby mit der Knarre an eurem Kopf hinter euch und zwingt euch, es zu unterlassen. Tut es! Habt Spaß daran! Ich halte euch dann einfach für egoistische Arschlöcher, das ist die einzige Konsequenz. Also „Konsequenz“ muss ich wohl eher sagen.
Was tatsächlich passiert, ist folgendes, und da spreche ich auch aus persönlicher Erfahrung, die zu bestätigen ein Blick von 15 Minuten in die Kommentarspalten unter Gronkhs Tweet reicht: Betroffene äußern sich und klären auf, weshalb Gronkhs Aussage transfeindlich ist. Sofort (und ich spreche hier von wenigen Minuten bis Sekunden) werden diese betroffenen Menschen attackiert bis hin zu schwer transfeindlichen Äußerungen. Dass all das unmoderiert stehen bleibt, finde ich persönlich übrigens arg kritikwürdig, das nur am Rande. Unendlich viel mehr Gronkh-Fans verteidigen ihn, die allermeisten von ihnen sprechen aus einer privilegierten Position heraus, sprich sind selbst ebenfalls cis und damit nicht betroffen. Es wird also über die Köpfe der Betroffenen hinweg darüber geurteilt, was diese als transfeindlich anzusehen haben und was nicht.
Es kursiert das Gerücht, die trans Community würde Gronkh aggressiv canceln wollen, mal wieder wird also „CANCEL CULTURE!!“ geblökt. Ich möchte an dieser Stelle auf Elea Brandts Essay in der Queer*Welten Ausgabe 04-2021 hinweisen, in der sie sich ausführlich mit Cancel Culture befasst, vom wem das kommt und wer hier wirklich gecancelt wird. Spoiler: Es sind üblicherweise die Betroffenen.
Ich zitiere: „‚Cancel Culture‘ hat also schon immer
existiert – in der Form von White Supremacy und patriarchalen Strukturen. Mit
dem Unterschied, dass marginalisierte Autor*innen schon dann ‚gecancelt‘
wurden, wenn sie über ihre eigenen authentischen Erfahrungen sprechen wollten.
Im Umkehrschluss wurde nicht-marginalisierten Personen
lange Zeit zugebilligt, ohne Konsequenzen über alle Erfahrungen zu schreiben,
selbst dann, wenn es nicht ihre eigenen sind und die Darstellung von Klischees,
Vorurteilen oder Fehlannahmen geprägt waren.“
Elea legt in ihrem Essay den Fokus auf den Buchmarkt, aber das Thema ist auch hier anwendbar, weil genau dieselben Machtstrukturen zugrunde liegen. Das entscheidende Element ist das enorme Machtgefälle, das hier vorherrscht. Wir trans Menschen sprechen aus einer unglaublich schwachen Position heraus. Wir kämpfen wortwörtlich um unser Leben. Wir schreien um Hilfe, und doch will niemensch uns hören. Was unser Hilferuf zur Folge hat, sind Anschuldigungen, Beleidigungen, Relativierungen. Wir wären nervig, alberne Hampelmänner (ich habe den transfeindlichen slur, der mir an dieser Stelle entgegengeschleudert wurde, hier nicht reproduziert), wir würden übertreiben, wir würden übertriebene Forderungen stellen. Allies wie Shurjoka bekommen konkrete Gewaltandrohungen.
Marginalisierte Menschen können neben ihrem Überlebenskampf nicht noch mehr machen. Das ist bereits eine enorme Last, die sie stemmen müssen. Was sie brauchen, sind allies, die ihnen zuhören und für sie laut sind, ihre Rechte mit noch mehr Lautstärke einfordern.
Wisst ihr, was trans Menschen wirklich fordern? Gleiche Rechte wie cis Personen, gesellschaftliche Teilhabe, ein Recht auf ein würdevolles, selbstbestimmtes Leben. Dafür bekommen wir Hass und Gewalt in einem Ausmaße, das unser Leben bedroht. Trans zu sein und einfach nur zu existieren, ist potenziell tödlich. Es gibt keine konkreten Zahlen, weil queerfeindliche Hassverbrechen noch immer kaum in den Statistiken auftauchen, aber man geht davon aus, dass die Lebenserwartung von trans Menschen bei irgendwas bei 34 Jahren liegt.
Und deswegen bezeichne ist das, was in Reaktion auf Gronkhs aussage passiert, als monströs. Denn das ist es. Gronkhs Aussage an sich ist kritikwürdig, das wurde jetzt hoffentlich deutlich genug. Das, was in Reaktion auf die Kritiken passierte, ist einfach nur entsetzlich.
Ich würde nicht einmal so weit gehen und sagen, dass das in Gronkhs Verantwortung liegt. Er hat einfach nur das Pech, da in einen Konflikt geraten zu sein, der schon viel länger geht und weit über ihn und seine unbedachte Aussage hinaus geht. Transfeinde machen ihn zum Instrument ihres faschistischen Bestrebens, trans Personen auszulöschen, und rechte Akteure springen auf den Zug auf. Die Aussage, es hätte Drohmails gegeben, nutzen ebenjene Menschen, um zu behaupten, das sei aus der trans Community selbst gekommen. Das mag vielleicht auch sein, wir sind alle bloß Menschen und nachdem wir jetzt schon mehrere Jahre lang massiv bedroht und unter Druck gesetzt werden, brennen irgendwann die Sicherungen durch. Ich behaupte jetzt aber ganz frech, dass das maximal Einzelfälle sind. Ein viel größeres Problem sind sogenannte U-Boote, transfeindliche Akteure, die sich als trans Personen ausgeben und unter diesem Deckmantel transfeindliche Propaganda verbreiten. Es gibt schlicht auch transfeindliche trans Personen, so absurd es auch klingen mag. Diese werden jedoch genommen und als stellvertretend für die gesamte Community dargestellt. Alle trans Personen würden gegen Gronkh hetzen, alle trans Personen würden ihn bedrohen. Das sind die Behauptungen, die hundertfach geteilt wurden, während die, die besonnen Kritik übten, in übelster Couleur attackiert wurden und werden.
Es erfolgt eine massive Täter-Opfer-Umkehr. Wieder sind es die Betroffenen, die sich rechtfertigen und verteidigen müssen, nachdem sie zuvor nichts weiter taten als auf eine problematische Aussage hinzuweisen und zu erläutern, warum sie es als verletzend empfanden. Ich weiß nicht, was das bei euch auslöst. Bei mir sorgt das für blankes Entsetzen, ja gar Angst. Wo soll das noch hingehen? Schauen wir in die USA, müssen wir fürchten, bald schon eine Flüchtlingswelle AUS den Staaten zu beobachten, weil die Existenz von Menschen dort unmöglich gemacht wird. Gleichzeitig beobachten wir dieselben Tendenzen auch hier in Europa. Rowling sagt, dass sie sich dieselben Gesetzte auch für die UK wünscht und hier in Deutschland wird das dringend notwendige Selbstbestimmungsgesetz verschleppt.
Euch mag ja Rowling egal sein. Sie ist es sich selbst aber nicht. Sie sagt selbst, dass sie Verkäufe aus ihrem Franchise als Zustimmung zu ihrer Ideologie sieht. Sie sagt es EXPLIZIT. Ihr mögt das gern anders sehen, ihr mögt da Werk und Autorin trennen (ein weiteres Thema für einen anderen Beitrag). Sie selbst tut es nicht. Sie instrumentalisiert euch für ihre faschistische Agenda. Ich weiß, wie ich damit umgehe, für mich ist das eigentlich nicht einmal eine große Frage. Was ihr daraus macht, bleibt euch überlassen. Ich jedenfalls werde meine Konsequenzen ziehen.
Ich beende das hier an dieser Stelle. Gronkh wollte laut eigener Aussage heute noch im Stream sich dazu äußern. Vielleicht werde ich in Reaktion darauf noch eine Ergänzung schreiben.
Die versprochene Ergänzung:
Gronkh sagt selbst, dass er nicht das Opfer ist, und damit hat er durchaus Recht. Wie er selbst sagt, sind die wahren Opfer hier mal wieder trans Menschen, auf deren Rücken dieser Konflikt ausgetragen wird. Leider endet es da mit den Erkenntnissen.
Ich persönlich hätte mir wenigstens eine Entschuldigung erhofft, denn die Aussage, die er da tätigte, ist, wie oben erwähnt transfeindlich und antisemitisch. Ich kenne den Kontext, ich war bei dem Stream dabei. Da hatte er noch gesagt, er mag Rowling nicht. Dass er ihre Takes eigentlich abscheulich findet, hat er erst heute nachgesetzt. Hätte er vielleicht schon eher deutlich machen können, aber es bringt nichts vergossener Milch nachzutrauern.
Was ist so schwer daran zu sagen: „Sorry, da habe ich im Eifer des Gefechts etwas Unbedachtes gesagt. Ich habe mir angehört, was Betroffene sagen und warum es euch verletzt hat, und dafür möchte ich mich entschuldigen.“
Eine derartige Aussage kam leider nicht. Das, was er sagte, kann passieren, wir alle haben schon mal etwas Blödes gesagt. Das kann auch im Stream passieren. Das kann bei 20k Zuschauern und mehr leider nach hinten los gehen, aber das liegt einfach in der Natur der Sache. Gronkh sagt selbst, dass er die Nachrichten unter seinem Tweet gelesen hat. Das heißt für mich auch, dass er all die Nachrichten der trans Menschen gesehen hat, die ihm erklären, warum die Aussage problematisch ist. Leider war seine Reaktion darauf, dass diese Leute den Kontext nicht kennen und daher nicht verstehen, worum es eigentlich geht.
Gronkh wird das Spiel trotzdem spielen, obwohl zur
Genüge gesagt wurde, warum so etwas nicht so cool ist. Die Begründung ist, dass
er daraus einen Charity Stream machen will. Im Prinzip wirft er wie alle
anderen, die dasselbe machen, damit trotzdem trans Menschen und Juden unter den
Bus und will sich dann die Hände rein waschen, weil er das Geld spendet.
Anscheinend will er es jetzt doch nicht streamen. Na immerhin.
Er will keine Reichweitenverantwortung, trotzdem hat er sie. Ich führe das jetzt hier nicht noch einmal ausführlich aus.
Ich bin enttäuscht.
Eine Nacht darüber geschlafen, reflektiert, was gestern in Reaktion auf meinen Blogpost passiert ist, und jetzt noch einmal daran gesetzt.
Eigentlich müsste ich sagen, dass ich nur reflektieren konnte, wie mein Post auf Twitter aufgenommen wurde, mit dem ich den Beitrag teilte, weil diesen Text hier die allerwenigstens aus meinen Kommentaren gelesen haben. Woran ich das festmache? Nur wenige Minuten, teils sogar Sekunden(!) später hagelten die ersten „Kritiken“ auf mich ein. Dieser Text hat über 2k Wörter, ich brauche dafür mindestens 15 Minuten zum Lesen. Von denen hat niemand das hier gelesen.
Also, was habe ich da alles an Kommentaren bekommen? Wer meinen Text wirklich bis hierher gelesen hat, wird hoffentlich gemerkt haben, dass ich mich um einen beschwichtigenden Ton bemühe, obwohl ich jedes Recht dazu habe, wütend zu sein, emotional zu sein. Stellt euch vor, die Gesellschaft radikalisiert sich seit Jahren immer mehr gegen euch und will eure Existenz auslöschen und dann kommen irgendwelche Horsts und Karens, die davon überhaupt nicht betroffen sind, und sagen euch, ihr seid nervig und übertreibt voll.
Denn genau das passiert hier. Während ich ausgehend von einer einzelnen Person das Geschehene in einen Gesamtkontext einordne und damit weggehe von der Kritik an einer einzelnen Aussage, werde ich wiederholt ad hominem angegriffen. Da kommen blatante Anschuldigungen, die meine Intelligenz in Frage stellen, ich würde überhaupt nicht wissen, wovon ich da rede, ich würde nur hören wollen, was ich will, ich würde nur haten wollen, ich würde übertreiben, und die Krönung waren die ganzen Cissen, die behaupten, ich würde mich hier als Opfer inszenieren und ich wäre doch gar nicht von systemischer Diskriminierung betroffen. Ich habe Duzende solcher Kommentare bekommen, und ich bin bei weitem nicht die einzige Person, der es so erging.
Gronkh kann nichts für das Verhalten fremder Menschen, logischerweise kann er nicht darüber bestimmen. (Allein der Fakt, dass ich das so explizit schreiben muss, ist absurd.) Wenn er aber selbst sagt, dass er da in seinen Kommentaren „zwei Fraktionen“ sieht, die sich „gegenseitig anschreien“, dann deute ich das, dass er sich der Problematik bewusst ist. Er hat selbst gesagt, dass er die Nacht zuvor kaum geschlafen hat und die Reaktionen auf seinen Tweet verfolgt hat. Er hat die Eskalation gesehen, er ist sich ihrer bewusst. Und während er mehr oder weniger erfolgreich versucht hat zu beschwichtigen und nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, so hätte er sich doch wenigstens dazu positionieren können.
Denn die meisten dieser Kommentare, die ich da erhielt, kamen aus seiner eigenen Community. Denkt nicht, dass ich euch einfach stupide wegblocke und vielleicht vorher noch ein wenig zurücktrolle, um wenigstens etwas zum Lachen zu haben. Nein, ich schau mir die Profile durchaus an und da waren viele dabei, die sich als Teil der LaFamilia sehen.
Ist es nicht schön, wenn die Community so geschlossen zusammenhält? Da wird mir richtig warm ums Herz. Wenn jetzt irgendwer mit Cancel Culture kommt, dem möchte ich einfach nur noch Eleas oben zitierten Essay um die Ohren schlagen. Denn genau das passiert hier. Gronkh wurde richtig hart gecancelt gestern /s Seine Community springt ihm mit Feuereifer zur Seite und geht allen Kritikern an die Kehle, während es im Chat Herzen hagelt und eine Subbomb nach der anderen platzt. Gronkh hat die News und Twittertrends über Tage hinweg dominiert. Wer hier wirklich gecancelt wird, sind die Leidtragenden, wir nicht-cis-Personen, auf die jetzt mit dem Finger gezeigt wird, um uns als die Buhmänner hinzustellen. Weil wir ja so schlimme Hater sind.
Während wir nichts weiter taten als zu sagen: „Hey, Gronkh, du hast da was gesagt, das echt nicht cool war. Hier sind die Gründe dafür.“
Es kam keine Entschuldigung, nur Relativierungen und Opfer-Täter-Umkehr. Es kam nicht einmal ein Aufruf an die Community, sich nicht so daneben zu benehmen. Es kam nicht einmal das bare minimum.
Enttäuscht ist gar kein Ausdruck mehr. Ihr habt euch alle erfolgreich zum Instrument der Rechten gemacht, die die Angelegenheit für ihre Anti-Trans-Agenda anheizten. Applaus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Die Kommentarfunktion auf dem Blog ist abgestellt, um Spam zu vermeiden, aber auch, weil ich all der relativierenden "Ja, aber ...!"-Kommentare müde wurde, die sich mehr und mehr häuften, besonders bei Posts, die keine reinen Rezensionen waren. Ihr könnt mich immer noch über Twitter erreichen.
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.