Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Montag, 8. Mai 2023

Rezension: Plastikefeu hält sich gut von Tristan Lánstad

Bereits Anfang des Jahres hatte ich mit Tristan ein Interview zu seinem neuen Roman Plastikefeu hält sich gut geführt, und zugegeben, es hatte mich selbst neugierig gemacht. Außerdem passte der Roman thematisch wie die Faust aufs Auge zu meiner gegenwärtigen Recherche zur Repräsentation von trans Personen in Literatur. Win win! Und wer wäre ich, würde ich zu queeren BDSM-Szenen nein sagen *zwinki zwonki*

In der Corona-Pandemie stehen plötzlich Virolog*innen im Blickfeld der Öffentlichkeit, was auch allerlei negative Auswirkungen hat. Als der Virologe Marian fürchtet, dass es nicht mehr nur bei Drohbriefen bleibt, engagiert er den freiberuflichen Personenschützer Kay. Während die Bedrohungslage immer konreter wird, merkt Kay gleichzeitig, wie er sich mehr und mehr von Marian angezogen fühlt. Er versucht, die berufliche Distanz zu wahren, doch es wird immer schwerer.

Zugegeben, der Roman erfindet das Rad nicht neu. Angestellter verliebt sich in den Chef. Schwurbler bedrohen einen Virologen. Recht schnell wird klar, in welche Richtung der Roman gehen wird. Aber ich muss sagen, das finde ich auch gar nicht schlimm, weil ich ohnehin die Chemie zwischen den Charakteren und ihre Interaktionen weitaus spannender fand.

Und damit hatte ich so viel Spaß, dass ich den Roman in einem Rutsch an einem Nachmittag durchlas und dabei oftmals herzlich lachte. Die Charaktere, allen voran Kay, wuchsen mir schnell ans Herz, und ich flog förmlich durch die Seiten mit Warp 9. So einige Star Trek Anspielungen gab es nämlich auch.

Was mich besonders freute, war der sensible Umgang mit queeren Themen. Wir haben hier kein Fremdouting, einen sensiblen Umgang mit Marians Outing (was retrospektiv durchaus sehr witzig gewesen war) und zudem auch einen vernünftigen Umgang mit BDSM-Themen sowie eine realistische Darstellung von Subspace. Marian und Kay reden offen und ausführlich über ihre sexuellen Vorlieben und wahren Grenzen. Die essenziellen Elemente safe, sane and consensual werden gewahrt, und als Marian bewusst wird, dass er an einer Stelle doch nicht ganz 100%ig sicher agiert, reagiert er sofort darauf und kommuniziert klar. Leute, so will ich Sex sehen! Außerdem waren die Szenen wirklich hot, keine Rede von sich windenden Schlangen und Wasserfällen aus der Vagina oder was sonst noch Tristan auf Desasterotik ausbuddelt.

Positiv ist mir ebenfalls aufgefallen, dass im gesamten Roman gegendert wird und auch die Charaktere sich selbstverständlich mit Pronomen vorstellen.

Einziger kleiner Wehmutstropfen für mich ist, dass Marian gerade neben Kay noch etwas flach bleibt. Wir erfahren recht wenig über ihn und es bleiben am Ende einige Fragen in Bezug auf ihn offen. Potenzial für eine Fortsetzung?

Was es mit dem Titel auf sich hat, will ich an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Ich hab mich weggeschmissen vor Lachen, als mir klar wurde, in welchem Kontext der Titel steht.

Plastikefeu hält sich gut ist ein durch und durch queerer Roman, der zwar das Rad nicht neu erfindet, dessen Stärken aber in liebenswürdigen Charakteren und positiver queerer Repräsentation liegen. Getoppt wird das ganze durch heiße BDSM-Szenen.

Potenzielle Trigger (vom Autor übernommen):
- Stalking
- Drohbriefe
- Direkte Bedrohung, Einschüchterung
- Covid und Long Covid
- Sex, sexuelle Anziehung und Beziehungen
- Trennung, Beziehungsende in unterschiedlichen Facetten
- Gewalt gegen Menschen, Verletzungen, Blut
 
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Reiheninformation
Autor*in: Tristan Lánstad
Titel: Plastikefeu hält sich gut
Sprache: Deutsch
Umschlagsgestaltung: Karolin Kraemer
Reihe: nein
Seiten: 305
Originalpreis: 15,99€
Verlag: Selfpublishing
Genre: Queer
ISBN: 9783757536237
 
Falls euch meine Arbeit gefällt, würde ich mich über einen kleinen Obolus bei BMC freuen :)

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