Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Montag, 29. August 2016

Game of Thrones Rewatch: S01E07 You Win Or You Die

Alea iacta est, könnte man sagen. Wenn die Würfel nicht schon längst gefallen sind durch Neds unerschütterlichen Sinn für Ehre – und mitunter seinen Starrsinn. Denn das Undenkbare ist geschehen: Der König wurde auf der Jagd von einem Eber tödlich verletzt und jegliche Hilfe kommt zu spät. Kurz vor seinem Tod setzt er sein Testament auf und ernennt Ned Stark zum Protector of the Realm. Mit dem Tod des Königs geht auf einmal alles drunter und drüber in King’s Landing. Jeder will schnellstmöglich das Machtvakuum für sich nutzen – und Ned muss ein für alle Male lernen, dass Hofintrigen nicht mit Ehrgefühl beizukommen ist. Im fernen Vaes Dothrak muss auch Daenerys erfahren, dass sie von den Schergen des Usurpators noch lange nicht sicher ist, und entkommt nur knapp einem Attentat. Derweil schwört Jon hoch im Norden seinen Eid als Bruder der Night’s Watch und macht dabei eine grausige Entdeckung. 

Zu Beginn der Folge heißt es: Auftritt Tywin. Die Szene ist im Grund recht banal: Inmitten seines Heerlagers zerlegt Tywin einen Hirsch, während er Jaime eine Standpauke hält. Charles Dance, ohnehin ein großartiger Schauspieler, hat eine so unglaublich großartige Präsenz, dass er selbst einer eigentlich so schlichten Szene eine Menge Charakter geben kann. Ich liebte ihn schon damals in seiner Rolle in Underworld 4, wo ich ihn kennenlernte, und ich finde ihn als Kaiser Emhyr var Emreis, seine Sprechrolle in The Witcher 3: Wild Hunt (lest die Bücher, spielt die Spiele! Los!), einfach umwerfend. Er passt ebenso wie die Faust auf’s Auge in die Rolle des Tywin Lannister: Er strahlt Gelassenheit und gleichzeitig Autorität und Strenge aus. Vor ihm kuscht jeder, sein Name hat Gewicht, und er weiß all das hervorragend einzusetzen und sogar auszubauen.

Ich finde die Eröffnungsszene dieser Folge daher so genial, weil sie Tywin hervorragend und Szene setzt und seinen Charakter so klar zeichnet. Man weiß von Anfang an, woran man bei ihm ist, und es bedarf nichts weiter als eines Gespräches mit seinem Sohn, während dem er einen erlegten Hirsch ausweidet und häutet. Es wirkt, als mache er diese ganzen Staatsgeschäfte wie nebenbei, während er nicht nur auf politischer Ebene für das Wohl seiner Familie arbeitet, sondern auch für ihr täglich Essen sorgt, als seien beides völlig alltägliche Dinge.

Ned sorgte die gesamte Folge über für innerliche Facepalms. Freilich handelte er hervorragend seinem Charakter entsprechend, aber mitunter ist das zum Haare raufen. Er schlägt so einige gute Ratschläge in den Wind, die vielleicht nicht ehrenvoll wären, aber doch mit Sicherheit für den Frieden im Reich gesorgt hätten. Wobei, weiß man’s? Ohnehin scheint nun jeder etwas vom Kuchen abhaben zu wollen und alle reißen sich um das Königreich. Es wäre eine sehr spannende Überlegung, was passiert wäre, hätte Ned beispielsweise den Thron für sich in Anspruch nehmen können.

Viele Charaktere zeigen jetzt ihre wahren Gesichter. Auch Renly ist scharf auf den Thorn, und selbst Littlefinger deutet etwas in der Art an; ich hatte es nur lange Zeit nicht wahrhaben wollen, dass er ebenfalls auf den Thron hinarbeitet, und wollte glauben, dass er ebenso wie Varys ausgesprochen lautere Ziele verfolgt.

Auch Cersei hat mir in dieser Folge sehr gut gefallen. Jetzt endlich brachte sie ihr berühmtes Zitat an, überhaupt eines meiner Lieblingszitate in den ganzen Büchern: „If you play the game of thrones, you win or you die. There is no middleground.“ Ach, Ned, deine Welt ist schön, leider lässt sie sich in Westeros nicht verwirklichen. Warum nur hast du Cersei erzählt, was du vorhast, und diese Frau damit vollkommen unterschätzt? Ich liebe ihre Aussage: „And what about my wrath?“ Wir wissen mittlerweile, worin dies in Staffel 6 endete, aber auch schon zu diesem Zeitpunkt finde ich ihre Aussage sehr beeindruckend. Man kann von Cersei halten was man will, eines kann man nicht sagen: dass sie keine selbstbestimmte Frau ist, die sich von den Männern unterbuttern lässt. Sie lebt in einer von Männern dominierten Welt und weiß sich hervorragend durchzusetzen und zu erreichen, was sie will. Prinzipiell bin ich solchen Charakteren sehr zugetan. (Wobei Cersei mir wieder zu radikal ist, als dass sie zu meinen Lieblingscharakteren gehört.)

Da mag ich Osha schon deutlich mehr. Sie tut zwar so, als sei sie unterwürfig, aber in ihr stecken noch immer die Freefolks. Sie hält Theon, der denkt, er habe leichtes Spiel mit ihr, wunderbar zum Narren. Schließlich kommt Maester Luwin zu ihr und fragt sie, was sie aus dem Norden getrieben hat. Sie spricht von den Kreaturen der Nacht, womit die Szene übergeleitet wird zur Mauer und Jon Snow. Es ist zwar dezentes Forshadowing, aber dennoch mochte ich das sehr.

Die jungen Rekruten werden den verschiedenen Gilden der Night’s Watch zugeteilt und schwören ihren Eid. Ich liebe ihn einfach, weil schon allein die Worte so unheimlich viel Atmosphäre erzeugen. „Night gatheres and now my watch begins …“ Hinzukommt die Szene, wie Jon und Sam vor dem Baum knien und im Sprechchor die Worte aufsagen. Gänsehaut pur! Eine der vielleicht besten Szenen im ersten Teil, würde ich meinen.


Und dann kommt Ghost wieder, mit dem erfrorenen Arm im Maul …

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