Manche Bücher sind wie eine kuschelige Decke und ein warmer
Kakao in einem. Sie hüllen dich in ganz viel Wohlfühlen und Wärme und können
dich gleichzeitig sogar noch in fremde Welten entführen. »The Long Way To A
Small Angry Planet«, der erste Teil der »Wayfarer«-Trilogie von Becky Chambers,
ist so ein Roman.
»Als die junge Marsianerin Rosemary Harper auf der Wayfarer
anheuert, wird sie von äußerst gemischten Gefühlen heimgesucht – der
ramponierte Raumkreuzer hat schon bessere Zeiten gesehen, und der Job scheint
reine Routine: Wurmlöcher durchs Weltall zu bohren, um Verbindungswege zwischen
weit entfernten Galaxien anzulegen, ist auf den ersten Blick alles andere als
glamourös.
Die Crewmitglieder, mit denen sie nun auf engstem Raum
zusammenlebt, gehören den unterschiedlichsten galaktischen Spezies an. Da gibt
es die Pilotin Sissix, ein freundliches und polyamoröses reptilienähnliches
Wesen, den Mechaniker Jenks, der in die KI des Raumschiffs verliebt ist, und
den weisen und gütigen Dr. Chef, der einer aussterbenden Spezies angehört.
Doch dann nimmt Kapitän Ashby den ebenso profitablen wie
riskanten Auftrag an, einen Raumtunnel zu einem weit entfernten Planeten
anzulegen, auf dem die kriegerische Rasse der Toremi lebt. Für Rosemary
verwandelt sich die Flucht vor der eigenen Vergangenheit in das größte
Abenteuer ihres Lebens.«
(Quelle: Amazon. Der lange Weg zu einem kleinen zornigen
Planeten, Fischer Tor)
Das erste, woran mich die Geschichte erinnerte, war Mass
Effect. Nur ohne den ganzen Militarismus. Die Massenportale sind hier die
Technik, Wurmlöcher in den Raum zu bohren, und eine ganze Menge
intergalaktischer Rassen, die Ähnlichkeiten mit einigen aus Mass Effect haben,
gibt es auch.
Sehr schön und positiv fiel auch die Verwendung nonbinärer
Pronomen wie xe oder xyr auf oder die polyamore Natur Sissix‘ und ihre
lesbische Beziehung (kind of) mit einem der Crewmitglieder. Die Autorin
beschreibt diese Dinge abseits der alten Normen sehr sensibel und bindet sie
organisch in ihre Geschichte ein. Während der Reise durch das Weltall lernt der
Leser zusammen mit Rosemary viele verschiedene Konzepte romantischer
Beziehungen kennen, die alle gleichberechtigt nebeneinander stehen und für die
alle Akzeptanz dargebracht wird, auch wenn Rosemary manchmal noch etwas irritiert
von einigen der Konzepte ist. Sie kann ihre Vorbehalte jedoch überwinden, und
das ist es ja, worauf es ankommt.
Für mich war das der herausragendste Aspekt des Romans, der
mich am meisten beeindruckt und abgeholt ist. Hauptsächlich geht es nämlich um
Akzeptanz einander gegenüber, egal wie fremd der andere einem im ersten
Augenblick erscheinen mag. Irgendwo finden wir meist eine gemeinsame Basis. Das
ist es, was den Roman für mich zu einem Wohlfühlroman macht. Er hat eine
wunderbar warme und herzliche Atmosphäre und der Umgang der Crew untereinander
ist so herrlich supportive und verständnisvoll. Es ist schön, so etwas zu
lesen.
Einen einzigen kleinen Kritikpunkt habe ich: Der englische
Kappentext deutet noch stärker an, dass viele der Crewmitglieder ihre kleinen
und großen Geheimnisse hat: »But Rosemary isn't the only person on board with
secrets to hide, and the crew will soon discover that space may be vast, but
spaceships are very small indeed.« (Quelle: Amazon) Davon merke ich in der
Erzählung nicht viel. Es wird immer mal wieder am Rande erwähnt, aber dafür,
dass es im Klappentext so betont wird, ist davon im Roman nicht viel zu spüren.
Spannung wird durch die Geheimniskrämerei, die nicht wirklich eine ist, nicht
viel aufgebaut.
Abgesehen davon bleibt »The Long Way To A Small Angry
Planet« ein wunderbarer Wohlfühlroman, der seine Leser in eine Menge schöner,
angenehmer Gefühle hüllt. Er sensibilisiert für nonbinäre Pronomen und für
Beziehungen abseits der cis-hetero-Norm sowie für eine ganze Menge
gegenseitiges Verständnis und Unterstützen. Wenn es in den Weiten des Weltalls
klappt, dann bekommen wir das auf der Erde doch sicher auch hin, oder?
Autor: Becky Chambers
Titel: Wayfarer: The Long Way To A Small Angry Planet
Sprache: Englisch
Reihe: Band 1
Seiten: 404
Originalpreis: £8.99
Verlag: Hodder & Stoughton
Genre: Science Fiction
ISBN: 978-1-473-61981-4
Erscheinungsjahr: 2015
Weitere Rezensionen
- Kitty G
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