Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Mittwoch, 10. Mai 2023

Queer Reading Month 2023

Den meisten ist wohl bewusst, dass gerade in Deutschland die Buchbranche noch immer ein großes Problem mit dem immer gleichen heteronormativen Einheitsbrei hat. Romanzen zwischen einem dyaallocishet Typen und seiner dyaallocishet Herzensdame verkaufen sich nach wie vor wie geschnitten Brot. Das weicht erst jetzt so langsam auf. Um Literatur von und über Queers aber so wirklich eine große Bühne zu bieten, fehlt es immer noch an Motivation, gerade in großen Verlagshäusern. Oftmals reicht es dann gerade noch dafür, eine Quotenfrau ins Rampenlicht zu stellen, weil Frauen müssen ja gefördert werden. Dabei verstecken sich gerade in queerer Literatur so einige Perlen, die viel mehr Aufmerksamkeit bieten.


Und genau das soll der Queer Reading Month bewirken!


June T. Michael und ich haben uns daher zusammengesetzt und diese Aktion ins Leben gerufen. Unter #QueerReadingMonth könnt ihr den ganzen Juni über auf allen Social Media Kanälen über die queere Literatur reden, die ihr gerade lest, die euch begeistert und die ihr unbedingt anderen empfehlen wollt. Tauscht euch fröhlich untereinander aus und hoffentlich findet ihr auch die eine oder andere Perle.


Falls ihr euch direkter mit anderen Teilnehmenden austauschen wollt, haben wir auch einen Discord-Server eingerichtet, den Invite findet ihr hier: https://discord.gg/KRfXZC4CCx


Was ist Literatur von und über Queers?

Alles, was ihr unter queer versteht! Queer ist ein Umbrella Begriff, der absichtlich schwammig gehalten ist, da Menschen komplex sind und sich selten exakt in Textbuchdefinitionen quetschen lassen. Wenn ihr der Meinung seid, dass ein Werk passt, dann wird es auch so sein.


Ein paar Leseanregungen von uns:

  • „Blutbuch“ von Kim de l’Horizon (dey, keine Pronomen)
  • „Die Zukunft ist nichtbinär“ von Lydia Meyer (keine Pronomen)
  • „Plastikefeu hält sich gut“ von Tristan Lánstad (er/ihn)
  • „Exit gender“ von Lann Hornscheidt (ex) & Lio Oppenländer (ex)
  • „Felix Ever After“ von Kacen Callender (they/them)
  • „Ich bin Linus” von Linus Griese (er/ihn)
  • „She Who Became The Sun“ von Shelley Parker-Chan (she/they)
  • „Undoing Gender” von Judith Butler (she/they)
  • „Iron Widow” von Xiran Jay Zhao (they/them)
  • „Unter einem Banner” von Elea Brandt (sie/ihr)
  • „The Broken Earth Trilogy” von N.K. Jemisin (she/her)

Montag, 8. Mai 2023

Rezension: Plastikefeu hält sich gut von Tristan Lánstad

Bereits Anfang des Jahres hatte ich mit Tristan ein Interview zu seinem neuen Roman Plastikefeu hält sich gut geführt, und zugegeben, es hatte mich selbst neugierig gemacht. Außerdem passte der Roman thematisch wie die Faust aufs Auge zu meiner gegenwärtigen Recherche zur Repräsentation von trans Personen in Literatur. Win win! Und wer wäre ich, würde ich zu queeren BDSM-Szenen nein sagen *zwinki zwonki*

In der Corona-Pandemie stehen plötzlich Virolog*innen im Blickfeld der Öffentlichkeit, was auch allerlei negative Auswirkungen hat. Als der Virologe Marian fürchtet, dass es nicht mehr nur bei Drohbriefen bleibt, engagiert er den freiberuflichen Personenschützer Kay. Während die Bedrohungslage immer konreter wird, merkt Kay gleichzeitig, wie er sich mehr und mehr von Marian angezogen fühlt. Er versucht, die berufliche Distanz zu wahren, doch es wird immer schwerer.

Sonntag, 7. Mai 2023

Wir sind keine women lite! - Meine Gedanken zur Feminisitischen Buchwoche 2023

Die BücherFrauen rufen zur Feministischen Buchwoche vom 6. Bis 14. Mai 2023 auf. „Cool!“, denke ich. „Perfekte Gelegenheit, mal ein bisschen Aufmerksamkeit auf trans Literaturschaffende zu lenken.“

Falsch gedacht. Die Freude verpufft beinahe schon im ersten Satz des Posts der BücherFrauen. Darin wird die Aktion Frauen zählen referiert und auch sonst ist in dem Post ausschließlich die Rede von Autorinnen (nein, kein Gendersternchen). Und auch ein Blick auf die von den Organisatorinnen empfohlenen Bücher enthüllt eine ernüchternde Bilanz: Bei einer schnellen Recherche der Autorinnen habe ich genau eine trans Person, Felicia Ewert, gefunden, und das auch nur als Co-Autorin. Immerhin muss ich der Liste zugutehalten, dass sie einige PoC Personen beinhaltet. Dann hört es eigentlich auch schon auf.

Im Rahmen der Aktion gibt es mehrere Veranstaltungen, in denen es über Frauen in der Literatur und Literatur von Frauen geht sowie um Frauen im Genre. Frauen, Frauen, Frauen, Frauen. Durch die Bank weg alle cis.

Feminismus muss intersektional sein. Das heißt nicht nur, dass wir weißen auch mal Schwarzen die Bühne überlassen, weil wir ja gute Feminist*innen sein wollen /s Randnotiz: Intersektionaler Feminismus wurde von einer Schwarzen Frau, Kimberlé Crenshaw, ins Leben gerufen.

Rezension: Not Your Type (Love is Queer #1) von Alicia Zett

Was bin ich hier lesend? Ohne Umschweife: Ist das ein Totalausfall in Form von verschwendetem Papier und Druckerschwärze? Ja. Ja, ist es. Ich habe „Not Your Type“ vor allem aus Recherchegründen gelesen, weil Romance normalerweise nicht mein Genre ist. Trotzdem war ich neugierig, immerhin geht es hier um einen transmaskulinen Protagonisten. Wir sind schon unsichtbar genug im Diskurs. Eigentlich schön, Menschen wie mich hin und wieder doch in der Literatur repräsentiert zu sehen. Umso schmerzhafter war dieser Schlag ins Gesicht in Form von 367 Seiten voller Unsensibilität.

Marie ist in ihrem Kommilitonen Fynn verliebt, kriegt es aber nicht auf die Reihe, ihn mal anzusprechen. Das muss erst ihr Kumpel Joon für sie übernehmen, der einige Wochen später Fynn anschleppt, als Maries Freundesgruppe auf einen Roadtripp nach Italien aufbrechen will. Warum Fynn so plötzlich aus seinem Schneckenhaus kommt, ist nicht ganz klar, denn eigentlich soll niemand wissen, dass er trans ist. So einer wie er kann nicht geliebt werden, denkt er. Zum Glück ist das cis Mädchen zur Stelle, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen!