Noch während seines Studiums des Kreativen Schreibens an der
Brigham Young University wurde Brandon Sanderson immer wieder gesagt, er solle
besser keine Fantasy schreiben. Er tat es dennoch unbeirrt und musste
mittlerweile trotz seiner eigenen Zweifel einsehen, was seine Fans schon lange
wissen: Er gehört zu den Großen der amerikanischen Fantasy. Bekannt wurde er
zwar durch die Mistborn-Bücher aus seinem Cosmere-Zyklus, mit den Reckoners
jedoch wagt er sich in die Gefilde der Jugenddystopien vor und zeigt eine
Version unserer Zukunft.
Steelheart stellt den Auftakt einer neuen Trilogie dar. Calamity
ist am Himmel erschienen, eine mysteriöse Erscheinung, über die man kaum mehr
weiß, als dass sie mit der Verwandlung normaler Menschen in sogenannte Epics in
Zusammenhang steht. Epics besitzen mehr oder weniger starke übernatürlich
Kräfte, die sich ganz unterschiedlich ausprägen können. Die stärksten von ihnen
sind so mächtig, dass sie unverwundbar scheinen. Naturgewalten gleich herrschen
sie wie Götter über die Menschen und haben sie sich Untertan gemacht.
Steelheart ist der Tyrann Newcagos, der rauchenden Ruinen
dessen, was einst Chicago gewesen war. Die Reckoners, eine Widerstandsbewegung,
aber haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Epics zu töten und die Menschen von
ihrem Joch zu erlösen. Für David Charleston sind die Reckoners Helden. Er ist
fest entschlossen, sich ihnen anzuschließen und gemeinsam mit ihnen Steelheart
zu töten. Denn eine Schwäche hat jeder Epic, und David hat als einziger noch
lebender Mensch Steelheart bluten sehen.
Sanderson, obwohl er anfangs selbst skeptisch war, zeigt
hier, dass er auch außerhalb des Cosmere packende Geschichten schreiben kann.
Actiongeladen und spannend schreitet die Handlung voran, hat dabei aber
genügend Raum, um sich zu aufzubauen. Stück für Stück entfaltet sich das
Geflecht und arbeitet auf den Schluss hin. Was anfangs seltsam und rätselhaft
erschien, löst sich am Ende logisch und interessant auf. Die Story des ersten
Buches ist in sich geschlossen, lässt aber immer noch genügend
Anknüpfmöglichkeiten für die beiden Nachfolgebände.
Auch die Charaktere sind gelungen, sehr lobenswert ist die
Gruppendynamik dargestellt. David trifft als exzentrischer Neuling zu einer
Gruppe hinzu, die schon über Jahre hinweg aufeinander eingespielt ist. Die
Folgen werden glaubhaft und facettenreich dargestellt. Auch die Charaktere an
sich sind jeder individuell und klar voneinander abgrenzbar. Jeder hat seine
Eigenheiten, seine Ansichten und Denkweisen, die ihn prägen und auszeichnen.
Und nicht zu vergessen der Humor. Es geht nicht nur
bierernst darum, die Menschheit aus der Tyrannei der Epics zu erretten. David
mit seinen ausgesprochen schlechten Metaphern, Megan, die deswegen über David
herzieht, Cody und seine Dämonen ... Sie haben alle immer wieder lockere
Sprüche auf den Lippen.
Die Trilogie mag auf den ersten Blick wie eine simple
Geschichte über Superhelden erscheinen, die dem Bösen verfielen. Jedoch wird
schnell ersichtlich, dass Sanderson darüber hinaus geht und das Thema
interessant und lesenswert umsetzt. Nicht nur Fans von Jugenddystopien und
Comicsuperhelden kommen hier auf ihren Geschmack.
Daten
Steelheart, Orig. Steelheart, Reckoners 1: ISBN
978-3-453-26899-9, Heyne Fliegt, 2013, 17,99€Weitere Rezensionen
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