Manchmal müssen Feinde zu Freunden werden, wenn sie von
demselben Feind verfolgt werden. Im dritten Teil der Dreamwalker-Reihe von
James D. Oswald muss Benfro lernen, dass Errol, obgleich ein Mensch, nicht sein
Gegner ist und sie nur gemeinsam gegen Melyn bestehen können.
Magogs Einfluss auf Benfro wird immer stärker, was Benfro
immer unberechenbarer macht. Wann ist er noch er selbst und wann gewinnt der
Geist des bösen Drachenmagiers die Oberhand über ihn? Es fällt ihm schwer sich
einzugestehen, dass Errol in der Tat der einzige ist, der ihm jetzt noch helfen
kann, besonders dann, als Corwen der Magie Magogs erliegt und Inquisitor Melyn ihnen
immer dichter auf den Fersen ist. Da erscheint auf einmal ein wilder Drache,
ein wahres Ungetüm, wie es die Welt seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen hat.
Es scheint, dass er aus der Parallelwelt Gogs stammt, die Benfros Vater gesucht
hatte. Ebenjene Welt scheint auch die einzige Rettung für die letzten Drachen
zu sein.
Sehr rasch fällt ins Auge, dass das Lektorat hier keine gute
Arbeit leistete. Da werden immer wieder Kommata oder Anführungszeichen
vergessen, ganze Wortgruppen wiederholen sich direkt hintereinander und Namen
werden vertauscht. Bereits in den ersten Bänden fielen gelegentlich kleine
Fehler auf, hier jedoch häufen sie sich so sehr, dass sie störend wirken.
Inhaltlich ist dieses Mal jedoch nichts auszusetzen. Da
jetzt auch noch eine zweite Welt ins Spiel kommt, wird der Weltenbau interessanter
als noch in den Vorgängerteilen. Plötzlich sind Drachen in der Tat wieder eine
Bedrohung sowohl für die Menschen als auch die letzten ihrer Artgenossen. Man
fragt sich, wieso sie plötzlich auftauchen und wo sie her kommen. Das Buch
wirft damit allerhand Fragen für die kommenden Bände auf und macht viel Lust
auf sie.
Auch charakterlich tut sich einiges. Nachdem Beulah am
Anfang der Reihe vor allem als skrupellose Königin gezeichnet wurde, die in
erster Linie an ihrer eigenen Macht und weniger am Wohlergehen anderer
interessiert ist, wandelt sich das zunehmend mit ihrer Liebe zu Clun. Er stammt
eigentlich aus einfachen Verhältnissen, sie jedoch riskiert eine Menge, als sie
ihn in den Adelsstand erhebt und ihn heiratet. Sie zeigt ihm gegenüber sogar
romantische Attitüden, was ihr mehr Vielschichtigkeit verleiht und sie als
Charakter interessanter macht.
Auch mit Benfro und Errol geht es vor allem in der zweiten
Hälfte des Buches spannend weiter. Magogs Einfluss auf Benfro wird immer
dramatischer, gleichzeitig muss er aber lernen, Errol als Verbündeten
anzusehen. Für sie gilt es herauszufinden, was es mit den fremden Drachen und
der Welt, als der sie stammen, auf sich hat, da das womöglich ihre einzige
Rettung ist. Dabei werde sie noch immer von Inquisitor Melyn verfolgt und sehen
sich zahlreichen neuen Gefahren gegenüber. Das Buch endet wie Band 1 mit einem ähnlich
gelungenen Cliffhanger, der dazu verleitet, sich sogleich Band 4 anzuschaffen.
Nachdem Band 1 und 2 durchaus gute, wenn auch nicht die
allerbeste Unterhaltungsliteratur waren, weist Band 3 eine deutliche Richtung
nach oben auf. Er lässt die Ernüchterung nach dem zweiten Teil rasch wieder
vergessen und darauf hoffen, dass die Reihe sich einem packenden Finale
entgegenneigt.
Daten
Die Gefangene des
Drachenturms, Orig. The Golden Cage, Dreamwalker 3: ISBN 978-3-570-40308-2,
cbj, 2016, 12,99€
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