Natürlich kann man sich streiten, ob ein weiteres Buch über
Nihal wirklich notwendig gewesen war. Natürlich kann man auch wagemutig
verlautbaren lassen, dass das Ganze nur Geldmacherei gewesen war, um an den
Hype vor einigen Jahren anzuknüpfen sowie ihn wieder aufleben zu lassen.
Nichtsdestotrotz hat Licia Troisi „Die Drachenkämpferin: Nihals Vermächtnis“
geschrieben, auch auf den deutschen Markt gebracht und damit noch immer etliche
Fans erreicht.
Nachdem der Tyrann Aster besiegt worden ist, gehen Nihal und
Sennar zusammen mit Oarf dem Drachen in die Unerforschten Lande, um dort ein
neues, bescheidenes Leben abseits des ganzen Trubels um ihre Personen zu führen
und auch eine Familie zu gründen. Eine Weile geht alles mehr oder weniger gut, auch
wenn sie bei den Elfen auf wenig Gegenliebe stoßen. Als Sennar jedoch Opfer
eines missglückten Zaubers wird, sieht Nihal sich gezwungen, Hilfe bei den
verhassten Elfen zu suchen. Der Preis dafür ist ihr Leben, und sie ist gewillt,
ihn auch zu zahlen. Doch mit ihrem Ableben endet ihre Geschichte noch nicht.
Natürlich freute sich das Fanherz, als es einen erneuten
Band mit dem Titel „Die Drachenkämpferin“ und Nihal in heroischer Pose darauf
erblicken durfte. Mit dem Abstand er Jahre zur eigenen Jugend bleibt dennoch
ein kleiner Wehmutstropfen, denn Troisi ist alles andere als eine talentierte
Autorin.
Sie hält sich nicht lange mit Beschreibungen auf. Wozu auch
beschreiben, wenn das halbe Buch ohnehin nur aus Dingen besteht, die man
bereits aus den anderen beiden Trilogien der Aufgetauchten Welt kennt?
Natürlich fühlt der Leser sich hier ein wenig an der Nase herumgeführt. Da
freut man sich auf neue Abenteuer Nihals, aber nichts da!
Die Nacherzählung dessen, was bereits bekannt ist, wirkt ein
wenig gehetzt und gedrängt, als wäre der Autorin bewusst gewesen, dass ihre
Fans das eigentlich nicht lesen wollten, sondern lieber neuen Stoff bekommen
hätten. Also hält sie sich gar nicht erst mit ausschweifenden Sätzen oder allzu
detaillierten Beschreibungen von Umgebung und Handlung auf und schreitet mit
großen Schritten zur zweiten Hälfte des Buches.
Über einhundert Jahre sind vergangen seit Nihals Tod. Die
Elfen wurden aus der Aufgetauchten Welt zurückgedrängt und lecken nun ihre
Wunden. Einige wenige jedoch haben noch immer Kampfeswillen und sind eine
Bedrohung für ihre Nachbarn. Diese sehen ihre einzige Rettung in Nihal, die
jedoch muss erst einmal von den Toten wiedererweckt werden.
Da man als Leser natürlich von Beginn an wusste, dass jedes
„neue“ Abenteuer Nihals mit ihrem Tod enden würde, war das in der Tat eine
überraschende Lösung des Ganzen, die mitunter nicht jeder hat kommen sehen. Das
Ende jedoch schon, was das Leseerlebnis erneut trübt.
Tatsächlich aber durchaus gelungen ist der Aufbau des
Buches. Die Rahmenhandlung stellt ein geheimnisvoller Barde dar, der eigentlich
gar nicht so geheimnisvoll ist, wenn man nur etwas darüber nachdenkt, woher er
so viel über Nihal weiß, das eigentlich keiner wissen kann. Er singt Lieder
über Nihals früheste Kindheitstage, ihre Zeit in den Unerforschten Landen sowie
über die Ereignisse nach ihrer Wiederbelebung. Das gibt dem ganzen Buch den
Anstrich einer Ballade.
Am Ende kann man sagen, dass Fans der Aufgetauchten Welt
durchaus mit einigen kleineren Abstrichen wieder auf den Geschmack kommen. Der
Rest hat nichts verpasst.
Daten
Die Drachenkämpferin 4: Nihals Vermächtnis, Orig. Cronach del Mondo Emerso . Le Storie Perdute: ISBN 978-3-453-27037-4,
Heyne, 2015, 16,99€
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