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Erneut in das Programm des Drachenmond Verlages hineingeschnuppert.
Die heutige Freitagsprobe beschäftigt sich mit »Ein Käfig aus Rache und Blut«
von Laura Labas, dem ersten Teil der Reihe. Erzählt wird die Geschichte Alisons,
deren Familie von Dämonen brutal ermordet wird und die daraufhin Rache an den
Dämonen nehmen will.
»Mein Körper sehnte sich nach Tod und Verwüstung. Ich ließ
ihn gewähren.«
Nach dem grausamen Mord an ihrer Familie wird Alison Talbot
von ihrer Tante zur Jägerin ausgebildet. Von nun an streift sie durch die
Rayons und tötet Dämonen, die die Erde erobert und zerstört haben. Allein der
Wunsch nach Vergeltung treibt sie an.
Eines nachts wird sie von Dämonen entführt und zu Dorian
Ascia gebracht, König einer der 21 Dämonenstädte, der ihr ein einzigartiges
Training anbietet. Obwohl Alison ihm misstraut, nimmt sie das Angebot an.
Fortan wird sie von dem Dämon Gareth trainiert, der sie nicht nur in den
Wahnsinn treibt, sondern sie auch an ihrem Weltbild zweifeln lässt. Je mehr
Zeit sie mit ihm verbringt, desto schwerer fällt es ihr, sich zwischen Rache
und längst verloren geglaubten Gefühlen zu entscheiden.
[Quelle: Klappentext]
Nachdem ich den Text las, fragte ich mich, wo die rhetorischen
Fragen und das obligatorische »Aber lest selbst!« blieben, denn genau so liest
sich der Text: wie eine schlechte Fanfiction. Da bemängelte ich in so vielen Leseproben,
dass die Klappentexte voller scheußlicher rhetorischer Fragen waren, und dann
fehlen sie einmal und es macht das ganze trotzdem nicht besser …
Der Hauptgrund, warum mir die Geschichte schon nach der
Leseprobe gründlich verleidet worden ist, ist die Hauptprotagonistin. Das erste
Kapitel fängt mit einem generischen Buchjunkie, unserer Protagonistin, an, der
ziemlich aufgesetzt wirkt. Es drängt sich mir ehrlich gesagt dabei das Gefühl
auf, als wolle die Autorin damit auf Biegen und Brechen ebenjene Lesergruppe besonders
ansprechen, die von sich behauptet, genauso zu sein, womit das ganze einen sehr
künstlichen, chemischen und nicht natürlichen Eindruck erweckt. Es bewirkt also
genau das Gegenteil von dem, was es bewirken soll.
Das ist jedoch nicht einmal der Hauptgrund. Alison wirkt im
ersten von zwei in der Leseprobe enthaltenen Kapiteln wie eine kindische,
nervige Göre. Soweit ich weiß, ist sie zu dem Zeitpunkt zwar erst zwölf, das
macht die Sache jedoch nicht angenehmer zu lesen. So heißt es da zum Beispiel:
»Mit Mom kam ich eigentlich gut zurecht, aber meine große
Schwester Sarah war eine komplette Nervensäge. Nur weil sie jetzt achtzehn
Jahre alt war, dachte sie, sie wäre total erwachsen und mir überlegen. Jedes Mal,
wenn ich bei einem Gespräch mitreden wollte, schaute sie mich nur mit diesem
mitleidigen Blick von oben herab an und sagte: »Aly, warum gehst du nicht mit deinen
Puppen spielen.«
Ich hatte schon seit einem halben
Jahr nicht mehr mit ihnen gespielt!«
Nun mag das zwar mitunter diese pupertäre Phase sehr gut
treffen, nur sind Kinder in diesem Alter nun einmal fürchterlich anstrengend,
und für Leute wie mich, die Kindern ohnehin nichts abgewinnen können, liest
sich so etwas schlicht und ergreifend ausgesprochen ätzend. Dieses Gör nervt mich,
sagen wir es klipp und klar, und das sind keine guten Voraussetzungen für den Hauptprotagonisten.
Das Dramalama kommt mit großen Sprüngen ankaloppiert,
meuchelt Alisons Eltern aus fragwürdigen Gründen (wobei die Hoffnung besteht,
dass die Motive der dämonischen Mörder im Buch noch geklärt werden) und das
zweite Kapitel beginnt mit einem großen Zeitsprung. Alison ist jetzt eine junge
Erwachsene und gefühlt ein völlig anderer Mensch. Sie hat sich unter der
Anleitung ihrer Tante vom pummeligen Buchjunkie zum badass Kampfgirl (auch
Gööörl genannt) gewandelt und führt nun für die Jagd auf Dämonen ein ganzes
Waffenarsenal mit sich. Fehlt nur noch der obligatorische Panzer-BH. Ich zähle
einmal ihre Ausrüstung auf, die sie hier mit sich führt:
- zwei Federmesser (eines aus Gold, eines aus Silber)
- eine halbautomatische Schusswaffe ominöser Machart (das ist, als würde sie sagen, sie führe eine Klinge bei sich, ohne auf deren genaue Länge und Fabrikat einzugehen, denn ein Schwert ist schließlich dasselbe wie ein Küchenmesser)
- diverse andere Wurfmesser
- ein Waidblatt
- eine Armbrust (die übrigens bei der ursprünglichen Listung nicht mit aufgeführt wird, dann aber plötzlich aus dem Nichts aufploppt; wahrscheinlich irgendwo am Wegesrand gelootet, da stand halt ne Truhe oder so …)
Es ist übertrieben. Ich korrigiere: ÜERTRIEBEN!!!
Wir haben also eine Protagonistin, die mir zu Anfang sehr unsympathisch
ist und danach einen ausgesprochen krassen Wandel durchmacht, der mir zumindest
in der Leseprobe nicht wirklich glaubhaft gemacht wurde. Des Weiteren haben wie
Dramalama und ein völlig übertriebenes Inventar. Ich will von nichts anderem
als Inventar reden, weil mich diese Liste an Waffen, die sie bei sich führt,
wirklich an Computerspiele erinnert. Es macht, wenn man mal genauer darüber
nachdenkt, auch im Witcher keinen Sinn, wenn sich Geralt dreißig Schwerter und
zwanzig Rüstungssets in die Hosentasche steckt, dient da aber wenigstens der
Spieldynamik, damit die Spieler halbwegs sinnvoll looten können. In einem Buch hat
so etwas allerdings herzlich wenig zu suchen.
Ich lese diese Leseproben wirklich immer in der Intension,
mich überraschen zu lassen und vielleicht wirklich etwas Gutes zu finden. Aber
wenn ich so etwas lese, möchte ich den Rest vom Buch erst recht nicht mehr
lesen, egal wie spannend der Klappentext klingt.
Die von mir gelesene Leseprobe bezog ich von Amazon.
Autor: Laura Labas
Titel: Ein Käfig aus Rache und Blut
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Nein
Reihe: Teil 1
Seiten: 320
Originalpreis: 12,90
Verlag: Drachenmond Verlag
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-95991-292-4
Erscheinungsjahr: 2016
Weitere Rezensionen
- Anna von Ink of Books (zum ganzen Buch)
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