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Beim Schmökern stieß ich neulich auf »Mytheria – Magische
Welten« von Lena Weinert. Das Buch erscheint im April bim AAVAA-Verlag. Erzählt
wird die Geschichte eines ach so normalen Mädchens, das ganz plötzlich magische
Kräfte entwickelt. Nun ja, man kann ja dennoch einmal einen Blick hinein
werfen.
Ruby war schon immer anders und doch merkt sie nichts von
dem alltäglichen Krieg der Mächte um sie herum. Zwei Männer kämpfen um ihre
Liebe. Gut und Böse sind auf der Suche nach ihr um alles ein für alle Mal zu
beenden. Sie verbirgt die Lösung für den Sieg oder den Untergang. Nichts ist so
wie es scheint, denn die Bösen sind nicht alle schlecht. Alles hängt von einer
Person ab, die nicht weiß: Was ist richtig und was falsch? Wird sie sich mit
Hilfe ihrer besten Freundinnen Josie und Saphira für die richtige Seite
entscheiden und das Leben ihrer über allem geliebten Menschen retten?
[Quelle: Klappentext]
Rhetorische Fragen! Irgendwie scheinen die bei den meisten
Leseproben, die ich bisher ausgebuddelt habe, sehr im Trend zu sein. Finde ich
irgendwie nicht so cool. Rhetorische Fragen sind meist doch eh nur Platzhalter,
die fancy wirken sollen, aber am Ende nur leere, nichtsnutzige Worthülsen sind,
die entweder keinen Gehalt haben oder sich selbst beantworten. Ich meine,
natürlich wird sich unsere supertolle Ruby für die gute Seite entscheiden und
allen den Allerwertesten retten! Irgendwie erübrigt sich damit die Lektüre des
ganzen restlichen Textes.
»Aber davon solltet ihr euch wohl selbst überzeugen«, sagt
mir die Protagonistin, während ich mit denke: »Nein, soll ich nicht. Du sollst
es mir präsentieren. Das ist dein Job als Erzähler, und ganz ehrlich: Du machst
keinen guten Job.«
Die Leseprobe umfasst etwa fünfunddreißig Seiten, das heißt
Prolog und Teile des ersten Kapitels. Erzählt wird der Text aus der Sicht
zweier Ich-Erzähler, Ruby und Adrian. Damit der Leser für vollkommen verblödet
erklärt wird, wird der POV freilich darüber geschrieben. Mich Ich-Erzählern stehe ich allgemein auf
dem Kriegsfuß, was daran liegen mag, dass ich schon zu viele schlecht gemachte
gelesen habe. Diese Perspektive kann
gut sein, keine Frage, aber irgendwie scheint es mir, dass sie dafür
prädestiniert ist, nach hinten los zu gehen. Das ist leider auch hier der Fall.
Zu Beginn des ersten Kapitels stellt sich Ruby lang und
breit vor. Sie ist ein ach so »normales«™
Mädchen, das in eine ach so »normale«™ Schule geht und dann ganz durch Zufall magische Kräfte
entwickelt. Dieser Plot ist so ausgelutscht, dass ich hier wirklich bezweifle,
wie man das überhaupt noch gut umsetzen kann.
Das schlimmste daran ist jedoch, dass dieses Buch sich ernst
nimmt und sich nicht als Kinderbuch versteht, wo man gewisse Übertreibungen
vielleicht noch verzeihen könnte. Denn trotz dieses Umstandes finden sich im
ersten Kapitel direkte Anreden des Lesers. Das ist maximal in Kinderbüchern
zulässig. In jedem anderen Buch haben solche Sätze meiner Meinung nach nichts
zu suchen: »Ihr denkt euch wohl: Paläste? Im 21. Jahrhundert?
Dazu kann ich euch nur sagen, dass es schon immer Dinge gab,
die eigenartig für die Welt der normalen Menschen waren. Ja sogar
erschreckend!«
Es wirkt kindisch und unprofessionell. Nein, einfach nein.
Die Stilblüten hören damit allerdings auch nicht auf. Im letzten Teil der
Leseprobe nehmen sie zusammen mit den Rechtschreibfehlern noch einmal zu. Da
finden wir einen gesunkenen Kopf statt eines gesenkten sowie jedes Widerwort
statt jeder Widerrede, die nicht geduldet wird. Man sollte vielleicht nicht
unbedingt am Lektorat und Korrektorat sparen …
Stilistisch kann der Text nicht glänzen. Die Erzählung wird
nüchtern und völlig emotionslos und unästhetisch heruntergerattert. Es passiert
A, dann passiert B und dann C. Dialoge finden sich kaum, alles wird im
Zeitraffer abgefrühstückt. Hinzu kommt, dass umgangssprachliche Ausdrücke in
der Erzählung vorkommen, die da nicht hingehören (bei »pummelig« schwindet das
Schwa nur in der mündlichen Sprache, nicht in der schriftlichen). Das erste
Kapitel beginnt mit einer Aufzählung™ der Dinge, die Rubys Leben ausmachen, dazu
gehört der Umstand, dass sie die Namen ihrer Geschwister, Veronica und Andrew,
seltsamer findet als ihren eigenen und den ihrer besten Freundin Saphira.
Herrgott, wer benennt sein Kind nach Eragons Drachen?! Solche ach so tollen
fancy Namen lassen bei mir ja immer die Alarmglocken läuten, dass hier eine Sue
hereingepoltert kommt.
Dass auch noch die Zahlen nicht ausgeschrieben werden und
Binde- statt Gedankenstriche gesetzt werden, erscheint hier irgendwie noch das
geringste Problem. Der Leser hat absolut keine Bindung zu den Personen, ihr
Schicksal ist mir völlig gleichgültig. Der Prolog zielt auf das genaue
Gegenteil ab, scheitert aber auf ganzer Linie. Es passieren irgendwelche Dinge,
der Leser wird mit leeren Worthülsen bombardiert und hat keine Ahnung von
nichts. Ich kann nicht mit den Protagonisten mitfühlen, wenn ich nicht weiß,
was hier vor sich geht. Ein Prolog soll neugierig machen, er soll in die
Handlung einstimmen und einen kleinen Vorgeschmack auf das geben, was kommt. Da
hier absolut nichts klar wird und der Prolog eigentlich nur aus einer
Aneinanderreihung leerer Worte besteht, kann er genauso gut weg. Ein Prolog um
des Prologs Willen, weil das gerade ach so trendy in der Fantasy ist (ein
scheußlicher Trend), ist nutzlos und ebenso sinnlos.
Wobei man eines dann doch zumindest über Adrian sagen kann:
Er ist ein ekelhafter, arroganter Fatzke, dessen Lebenssinn darin zu bestehen
scheint, sämtliche Frauen in seinem Umfeld in Paarungsbereitschaft zu
versetzen, damit er sich geil fühlen kann. Und dann behauptet er noch, er sei
ja auch so bescheiden, während mir die Galle hochkommt, weil das ein absolut
ekliger Typ ist. Wir erinnern uns: Die Leseprobe beinhaltet das erste Kapitel.
Selbiges soll die Charaktere vorstellen. Während Ruby sich als nervige
Teenagergöre präsentiert, ist er ein notgeiles Arschloch. Nein, danke.
Eine Leseprobe soll mir die Frage beantworten: Warum soll
ich dieses Buch nun unbedingt lesen? Nun, warum sollte ich dieses Buch hier
lesen? Schon allein die Leseprobe wirkt absolut generisch und ist schlecht
geschrieben. Die Charaktere sind nichtssagend und austauschbar und
schlussendlich gibt es hier nichts, das mich reizen würde, daran auch nur noch
einen zweiten Gedanken zu verschwenden.
Die von mir gelesene Leseprobe kann man auf der Verlagsseite
einsehen.
Autor: Lena Weinert
Titel: Mytheria – Magische Welten
Original: Mytheria – Magische Welten
Sprache: Deutsch
Reihe: ?
Seiten: 252
Originalpreis: 6,99€
Verlag: AAVAA Verlag
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-8459-2150-1
Erscheinungsjahr: 2017
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