»Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der
Revolvermann folgte ihm.« (S. 10) Ein nicht gerade unbekannter erster Satz
eines ebenfalls sehr bekannten Autors und der Auftakt seiner nach der Aussage
des Autors wichtigsten Serie. Die Rede ist freilich von »Schwarz«, dem ersten
Band des Dunklen Turms von Stephen King, welcher auch demnächst in die Kinos
kommt.
Der Revolvermann Roland verfolgt unermüdlich den Mann in
Schwarz durch eine postapokalyptische Welt, die unserer nicht unähnlich ist.
Dieser scheint der Schlüssel zu den Geheimnissen des Dunklen Turms zu sein, und
der Junge Jake, der anscheinend aus einer fremden Welt stammt, scheint wiederum
der Schlüssel zum Mann in Schwarz zu sein. Der Revolvermann ist ein einfacher
Mann. Er braucht keine genauen Gründe, um seinen Gegenspieler zu verfolgen. Er
weiß, dass es notwendig ist, also tut er es. Selbst durch eine tödliche Wüste
hindurch, die noch nie jemand lebend durchquert hat.
Nun sitze ich zu später Stunde hier, schaue das alte, ramponierte Buch in meinen Händen an und frage mich, was ich dazu schreiben soll. Der Einstiegssatz des Romans, welcher oben zitiert ist, ist zweifelsohne genial. Der Rest … Ich weiß nicht. Angeblich sind die nächsten Bände besser, wir werden sehen.
Dieser hier hatte eigentlich so gut wie keine Handlung. Der
Revolvermann verfolgt den Mann in Schwarz, ab und zu gibt es Rückblicke auf
seinen Werdegang als Revolvermann, irgendwann auf seinem Weg trifft er auf
Jake. Das war es auch schon. Erstaunlich wenig Handlung, und eigentlich zu
viele Worte dafür. Zu viel, zumal auch noch die Hintergrundinformationen extrem
rar gesät sind.
Die Informationen sind auch so eine Sache. King lässt den
Leser bewusst am Hungertuch nagen, und das macht einen nicht selten verdammt
fuchsig. Gleichzeitig ist es aber auch das, was einen mehr oder weniger bei der
Stange hält, da man nach jedem Brocken lechzt, den King einem hinwirft. Denn so
viel passiert ja nicht, was Spannung aufbauen könnte.
Die ausgesprochen wenigen Informationen, die man bekommt,
sind das eine, das sich etwas seltsam liest (nicht einmal der Revolvermann scheint
wirklich zu wissen, warum er tut, was er tut!). Das andere ist Kings
gewöhnungsbedürftiger Stil, der mitunter etwas Denkarbeit beim Lesen
abverlangt. Es dauert etwas, bis man da drin ist, dann geht es aber.
Die Figuren bleiben weitestgehend blass; bei King bin ich ja
fast versucht zu sagen, dass das gewollt war. Ehrlich gesagt macht es das aber
nicht besser. Besonders Jake ist kaum mehr als ein Name mit einer rudimentären
Hintergrundgeschichte. Einzig der Revolvermann bekommt ein Gesicht, das durch
sein schlichtes, einfaches Gemüt ein klein wenig an Geralt von Riva erinnert
(oder wahrscheinlicher umgekehrt).
Zum Schluss muss festgehalten werden, dass das Lektorat in
meiner Ausgabe ziemlich schlampig gearbeitet hat. Da finden sich
Rechtschreibfehler, doppelte Wörter, fehlende Wörter, Leerzeichen mitten im
Wort. Leute, das ist peinlich!
Alles in allem keine Offenbarung und eher
gewöhnungsbedürftig. Dennoch genug triggernd, um auch zu den nächsten Teilen
greifen zu wollen. Immerhin darin ist Kings Sparkurs bei den Informationen
aufgegangen: Man will irgendwie wissen (und nicht dafür bei Wikipedia
nachschauen), was da vor sich geht und was dieser Welt bevorsteht!
Autor: Stephen King
Titel: Der Dunkle Turm: Schwarz
Sprache: Deutsch
Original: The Gunslinger
Übersetzung: Joachim Körber
Umschlagillustration: Ferenc Regös
Reihe: Band 1
Seiten: 285
Originalpreis: 7,95€
Verlag: Heyne
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-453-12384-0
Hey,
AntwortenLöschenich habe gerade deine Rezension zum Buch gefunden und würde sie gerne an meine verlinken. Ich hoffe das ist ok. :-)
Was dich in den 2. Teil lockt, schreckte mich ehr ab. Die Angst, auch im 2. Teil so eine verwirrende Geschichte zu erhalten, ist einfach zu groß.
Irgendwann werde ich es vielleicht einmal in Angriff nehmen, aber bestimmt nicht in nächster Zeit.
Ach ja, das mit dem Hungertuch kann ich nur befürworten. Ich fand es so schrecklich auf nix eine Antwort zu bekommen.
Liebe Grüße
Anja