© Sigrid Kraft, Quelle: Amazon |
Hinweis: Die
Rezi erschien vor knapp zwei Jahren auf Amazon, ich habe sie nun für den Blog
noch einmal etwas überarbeitet.
Noch immer bleibt die Ardeen-Reihe mit „Ardeen Band 3:
Nimrod“ von Sigrid Kraft so schlecht wie seine Vorgänger.
Endlich findet Raiden mit Eryns Hilfe den Weg ins Nimrod. Und
anstatt Antworten auf ihre vielen Fragen zu erhalten, verkompliziert sich alles
nur noch mehr.
Das Nimrod stellt sich als großes Refugium für magische Wesen
aller Art heraus. Vom blutdurstigen Monster bis hin zur ersten Spezies der
Schöpfung findet man dort alles … nur keine wirklichen Verbündeten. Und doch
wird Hilfe in Aussicht gestellt, als Austausch für den Schlüssel.
Dazu meldet sich eine geheimnisvolle Stimme in Eryns Kopf zu
Wort, die die Suchenden zu den sechs Orten der Macht schickt … damit sich Eryns
Schicksal endlich erfüllen kann.
Meinung des Forscherdrachens: Na wenn das mal keine Falle ist
…
(Quelle: Amazon)
Einige der Punkte gelten übergreifend für alle drei Bände, daher werde ich
sie hier nur anreißen. Für nähere Ausführungen verweise ich auf meine vorigen
Rezensionen und insbesondere die erste.
Noch immer finden sich viel zu viele Fehler im Text:
Zeichenfehler, Rechtschreibfehler, unvollständige Sätze, Leerzeilen mitten im
Satz (Enjambements sind Tropen der Lyrik aber nicht der Epik) und zu guter
Letzt auch hier wieder wechselnde Anredeformen. Besonders auffällig waren hier
teils gravierende Rechtschreibfehler, resultierend aus Vertippern, die einem
jedes Schreibprogram angestrichen hätte. Wie man so etwas übersehen kann, ist
mir schleierhaft, und somit wieder einmal ein Indiz für die Stümperhaftigkeit
des Korrektorats.
Auch dieser Band ist wieder ausgesprochen parataktisch
geschrieben, hypotaktische Sätze sind eine rare Ausnahme. Die einfache Sprache
erweckt wieder einmal den Eindruck, als würde mir ein Kind die Geschichte
erzählen. Die Wortwahl ist immer noch sehr einfach gehalten, lediglich hin und
wieder fallen störend Worte einer höheren Sprachebene ins Auge, die so nicht in
den Text passen.
Die trockene Narration des ersten Teiles ist hier nur noch
stellenweise anzutreffen, wird jedoch durch eine monotone Gedankenrede ersetzt.
Die Charaktere müssen ausnahmslos alles in Gedanken ausführlich kommentieren,
dass man sich schon fragt, ab wann sie auch kommentieren, dass sie sich nun
erleichtern müssen.
An dieser Stelle kommt wieder einmal das Problem der
verschiedenfarbigen Schrift ins Spiel: Die Autorin ist nicht in der Lage,
einfach anzusprechen, wer gerade spricht oder vor allem denkt, geschweige denn
anzuführen, in welcher Art und Weise dies geschieht. Stattdessen ist sie
zusammen mit ihrem Verleger der Ansicht, dass Farbe die Lösung des Problems
ist. Tatsächlich ist genau diese Farbe das Problem, besonders, wenn man kein
Lesegerät besitzt, das Farben darstellen kann.
Jedem Charakter ist eine Farbe zugeordnet, in welcher er
denkt. Diese Farben sind zum einen häufig sehr unglücklich gewählt, da sie oft
sehr grell sind, und zum anderen ist der Leser gezwungen, sich jedes Mal zu
merken, welche Farbe welchem Charakter zugeordnet ist. Denn aus dem Kontext
geht dies selten wirklich eindeutig hervor. Es passiert nicht selten, dass man
auf einem einzigen Bildschirm (und ich lese auf der Kindle App am Handy!) zwei
oder sogar manchmal drei verschiedene Personen im inneren Monolog hat, sodass
auch nie wirklich klar ist, auf welcher Person soeben der Fokus liegt, was für
zusätzliche Verwirrung sorgt. Die Seiten wirken dadurch, als sei jemand
mehrmals mit verschiedenen Farbeimern darüber ausgerutscht. Durch die häufig
fehlende Spezifizierung des inneren Monologs beziehungsweise der direkten Rede
ergibt sich das Bild einer monotonen Rede, in der alle Beteiligten auf jegliche
Aussprache und Betonung verzichten.
Weiterhin kommt hinzu, dass zumeist auf Beschreibungen
jeglicher Art verzichtet wird. Die Charaktere sind bei mir alle im Kopf
Strichmännchen mit lediglich einer bestimmten Augen- und Haarfarbe und Wetter
und Landschaft sind nur schwammige, vage Bilder, die alles und nichts zugleich
sein können. Mehr wird meist (wenn überhaupt) nicht gegeben. Den Aussagen der
Autorin entnehmend ist sie der Ansicht, dass Beschreibungen jedweder Art
überflüssig sind. Nun weiß ich nicht, ob sie diesbezüglich nur Tolkien gelesen
hat, bei dem ich das Argument begrenzt nahvollziehen könnte, aber immer noch
anmerken würde, dass diese Leute die Schönheit seiner Sprache verkennen.
Tatsächlich aber sind Beschreibungen ein ganz wesentlicher Punkt von Literatur.
Literatur baut Welten aus Sprache, heißt es, eines der Merkmale, um einen Text
überhaupt im Sinne der engeren Literatur als Literatur zu erkennen. Aber wie
können diese Welten aufgebaut werden, wenn sie nicht einmal beschrieben werden,
und wenn überhaupt dann nur dürftig? Die Bildlichkeit geht dem Text (und das
trifft auf alle drei bisherigen Bände zu und wahrscheinlich auch auf ihre
Fortsetzungen) vollkommen abhanden. Hinzukommt, dass literarische Sprache eine
dezidiert bildliche Sprache ist. Das ist hier nicht immer gegeben, weshalb ich
durchaus dazu tendiere, dem Werk seinen Stand als Literatur abzuerkennen. Die
Metaphorologie sagt, verkürzt ausgedrückt, dass wir nur durch bildhafte Sprache
Zugang zu der Welt erhalten. Bildhafte Sprache ist also essentiell dafür, dass
der Leser überhaupt in der Lage ist, sich eine Vorstellung der fiktiven Welt zu
bilden.
Stattdessen finden wir hin und wieder Zeichnungen einiger
Wesen und Charaktere vor, die wohl stellvertretend für die nicht vorhandenen
Beschreibungen erscheinen sollen. Ut pictura poesis, ja, aber das heißt
definitiv nicht, dass ein Bild den Text ersetzen kann, denn wir reden dabei
immer noch von zwei völlig verschiedenen Kunstformen. Besser wäre es, die
Bilder zusätzlich zu hinreichenden Beschreibungen erscheinen zu lassen.
Wie üblich gilt: Ein Lektorat, das Ahnung von seiner Arbeit
hätte, hätte all diese Dinge und die folgenden Punkte korrigiert und
verbessert. Das heißt:
- Fettgedruckt, unterstrichen
- Leerzeilen statt Absätze (und das auch noch nicht einmal
konsequent)
- Capslock
- Wortwiederholungen
- Satzzeichen, welche im Rudel auftauchen (will explizit
heißen: !!! und andere)
- Wechsel der Schriftgröße (speziell für Band 3)
- Wiederholte Trennungsfehler (speziell für Band 3)
Weiterhin bleibt der Kritikpunkt der fehlenden Linguistik bestehen. Die
Namen sind allesamt wortwörtlich ohne Sinn und Verstand zusammengewürfelt, und
das Wort »unhaer« kann es so nicht geben, da zwischen der Sprache von Ardeen
und dem Deutschen niemals Sprachkontakt stattgefunden hat. Auch das Lexikon
wird weiterhin nach Lust und Laute ins Englische gewechselt.
Auch wenn die Sprache ohnehin, wie bereits angesprochen, sehr
einfach und paradigmatisch gehalten war, so fällt dieses Mal besonders negativ
die teils ausgesprochen umgangssprachliche Narration auf. Würde man so etwas in
einem Dialog oder einem inneren Monolog finden, wäre das kontextabhängig unter
Umständen durchaus verständlich. Aber so nicht. Korrekt heißt das, dass man
durchaus eine Subjunktion mit darauffolgender V2-Stellung findet (»weil«, auf
das ein Hauptsatz folgt, ein Phänomen, das man häufig in der gesprochenen
Sprache vorfindet, in der Schriftsprache aber klar als Fehler definiert ist),
sowie eine Inversion der Subjektsnominalphrase und dem Verb, ebenfalls ein
klares Merkmal, das bei gesprochener Sprache auftreten kann, in schriftlicher
aber meist unschön und unelegant klingt.
Auch auf inhaltlicher Ebene lassen sich wieder zahlreiche
Mängel ausmachen. Ich will hier einfach mehr oder weniger chronologisch
vorgehen.
Durch das generell fehlende Verhältnis von Protagonist und
Antagonist geht jeglicher Spannungsbogen verloren. Leuten wir Martin traue ich
es zu, mehrere Wälzer zu schreiben, ohne einen klaren Antagonisten zu haben,
denn sie haben bewiesen, dass sie es können, trotz allem die Spannung mit
anderen Mitteln aufrecht zu erhalten. Aber das ist hier nicht der Fall. Zwar
zeichnet sich mit Ador Corons im dritten Teil leicht ein möglicher Antagonist
ab, aber jegliche Spannung, die mit ihm aufgebaut wird, wird sofort im Keim
erstickt. Da versucht Corons Eryn auf seine Seite zu ziehen und umgarnt ihn mit
süßen Worten, doch Raiden kommt sofort daher und bringt Eryn argumentativ
wieder zur Vernunft. Kurz zeichnete sich der Konflikt ab, dass Eryn womöglich einen
Bösewicht befreien und sich damit gegen die »Guten« stellen könnte, doch schon
im nächsten Atemzug verläuft eine vielversprechende Plotline im Nichts.
Das ist kein Einzelfall und höchst frustrierend, allerdings
auch nicht verwunderlich. Die Autorin veröffentlichte auf ihrer Facebookseiteam 4. Mai 2015 eine Statistik zu Band 6, in der sie die Schätzwerte
diverser Storyelemente angab. Ich habe diesen Band nicht gelesen, wagte es aber
dennoch einfach mal, mich soweit aus dem Fenster zu lehnen: Die Statistik,
wenngleich nur mit Schätzwerten bestückt, lügt maßlos. Die ersten drei Bände
wurden allesamt mit viel Witz und Ironie angebiedert, wie auch die Statistik
zum sechsten Band für besagten verspricht. Die Realität sah dagegen ganz anders
aus, ich habe nichts dergleichen gefunden. Vermutlich wird die Autorin sagen,
dass ich einfach zu jung sei, um ihren intellektuell anspruchsvollen Humor
nachzuvollziehen. Im Gegensatz zu ihr studiere ich allerdings auch, worüber ich
hier spreche. Die intellektuelle Reife für entsprechenden Humor sollte mir also
zuzutrauen sein.
Weiterhin stechen aus der Statistik die Punkte »Herzschmerz
und Beziehungskrisen«, »Abenteuer, Reisen« sowie »Rätsel, intellektuelle
Herausforderungen« deutlich heraus. Deutlich hintenan stehen dagegen »Blutige
Kämpfe«, »Tragisches« und »Politik«. Wenn man sich das verdeutlicht, ist es
kein Wunder, dass keine Spannung aufkommen kann. Unter den herausragenden
Punkten ist bis auf die Romanze, auf die ich gleich noch eingehen werde, nichts
dabei, das für Spannung sorgen könnte. Wie gesagt, Martin und Konsorten würde
ich zutrauen, auch daraus etwas Megaspannendes zu machen, aber niemandem, der
in bisher drei Büchern gezeigt hat, was er nicht kann.
Abenteuer und Reisen machen sich vielleicht in einem RPG gut,
in dem man gemütlich die Spielewelt erkunden kann, in Skyrim zum Beispiel oder
Witcher 3. Da wird der Spieler regelrecht dazu animiert, stundenlang durch’s
Gebüsch zu krauchen, um Eastereggs und Geheimnisse aufzudecken. Weiterhin
machen sich Rätsel und intellektuelle Herausforderungen wunderbar in Adventures
und Wimmelbildspielen. Allen gemeinsam ist, dass es essentielle Merkmale
mehrerer Genres eines völlig anderen Mediums sind: dem der Computerspiele. In
Romanen sollten solche Elemente niemals eine so prominente Stellung haben,
solange man nicht absoluter Meister seines Fachs ist, da die Gefahr viel zu
groß ist, den Leser durch akute Langeweile zu verlieren. Und genau das passiert
hier.
Ich selbst halte nicht so viel davon, aber allgemein gilt:
Romanzen bringen immer Spannung hinein. Jedenfalls unter der Prämisse, dass sie
gelungen sind. Man ahnt es vermutlich schon, denn die Prämisse ist hier
freilich nicht erfüllt. Die Romanze, die sich zwischen Ravenor und Essyia
entwickelt, ist absolut vorhersehbar. Er, schwanzgesteuert wie immer, denk
natürlich wieder nur an das eine und kommt mit furchtbaren Sexmetaphern daher.
So denkt Ravenor beispielsweise an einen Orgasmus, während er einen »hervorsprudelnden
Wasserfall« sieht und gleichzeitig Essyia betrachtet. Ebenso streiten sich die
beiden andauernd in einer explizit ungewöhnlich vehementen Art und Weise. Die
Masche ist von Anfang an klar: Ihr offensichtliches Aneinandergeraten ist nur
ein Ausdruck ihrer eigentlichen Zugewandheit, die sich beide zunächst nur nicht
eingestehen wollen.
Des Weiteren bindet Essyia Ravenor im weiteren Verlauf mit
einem Liebeszauber an sich, um ihn sich gefügig zu machen. Dass das
insbesondere in der Fantasy nichts Neues ist, liegt auf der Hand. Ein sehr
prominentes Beispiel ist »Der letzte Wunsch« von Andrzej Sapkowski. In der
gleichnamigen Novelle bindet Geralt Yennefer an sich mit seinem letzten Wunsch
an den Dschinn, woraufhin eine langjährige und von vielen Konflikten und
Spannungen geprägte Liebesbeziehung erwächst, die schlussendlich aber doch
wahre Liebe ist und nicht nur das Produkt der Magie des Dschinn.
Intertextualität ist ein essenzieller Bestandteil der
Literatur, jeder Text trägt in sich die Echos anderer Texte. Es ist jedoch hier
nichts Neues, dass einfach billig abgekupfert wird, statt elegant das Echo in
den eigenen Text einfließen zu lassen. Deutlich wird dies hier insbesondere in
einer Vielzahl der Namen wie Sefira Visaer, Harkon, Askir und Fingold. Weitere
Beispiele dafür führte ich bereits in den anderen Rezensionen an.
Relativ zu Anfang des Buches gibt es wieder, wie schon in den
Vorgängerteilen, stark negative Auffälligkeiten. So werden Eryn und Ravenor von
ihren Vorgesetzten gemobbt. Das ganze erstreckt sich über satte 10% des Buches,
was kein geringer Anteil ist. Die beiden werden hier für die kleinsten Vergehen
hart bestraft, und teilweise gestehen ihre Vorgesetzten sogar ein, dass man
vieles, besonders die Kleinigkeiten, kaum völlig richtigmachen kann. Aber sie
machen fröhlich weiter, denn sie haben ja Wetten laufen, wer von den beiden
Geschundenen als erstes so und so viele Vergehen einfährt. Ab einem gewissen
Punkt ist die ewige Schilderung immer des ein und desselben Sachverhaltes
extrem nervig, denn der Leser hat schon längst verstanden, dass hier Eryn und
Ravenor die armen, bemitleidenswerten Schweine sind und Askir ein gemeiner
Hund. Im Übrigen haben diese 10% keinerlei Relevanz für das restliche Buch und
dienen auch nicht der weiteren ohnehin immer noch kaum vorhandenen
Charakterisierung irgendeines Protagonisten, sind also völlig überflüssig.
Generell krankt die komplette Reihe an Infodump, sprich
völlig überflüssigen Informationen. Ich schätze, dass es auch eine Trilogie
getan hätte mit Büchern, die jedes seine 500 Seiten bietet und durchaus auch weniger.
Stattdessen las ich, dass wohl bereits Band 8 in Arbeit sei, und wie viele da
noch kommen werden, weiß ich nicht und will es ehrlich gesagt auch gar nicht
wissen. Reihen wie »The Stormlight Archive« mit seinen geplanten zehn dicken
Wälzern oder »A Song of Ice and Fire« dürfen gern so lang sein, wie sie sind,
denn die Autoren sind in der Lage, die Spannung über so viele Bände aufrecht zu
erhalten und zu einer Klimax hin zu steigern. Aber schon Paolini merkte man an,
dass er sein Eragon-Bücher streckenweise zu sehr überlud. Auch er wäre besser
bei höchstens drei Bänden geblieben. Bei dieser Reihe hier will ich gar nicht
erst damit anfangen.
Im Übrigen hätte ein gutes Lektorat auch hier großzügig den
Rotstift angesetzt und gekürzt, was das Zeug hält.
Weiterhin sind diverse Begleitumstände inkonsistent. Ravenor
sprach im Vorgängerband an, dass er nun endlich Raiden nicht mehr als seinen
Vater betrachten würde, sprich, ab diesem Punkt sollte er nur noch seinen
Vorgesetzten im Prinzen sehen. Das tut er aber nicht, und umgekehrt denkt
Raiden von seinem Bastardsohn auch nicht nur von einem Untergebenen.
Stattdessen fängt er an, durchaus sich auf seine Art und Weise um die Erziehung
»seines Sohnes« zu kümmern und für ihn zu sorgen. Das heißt, dass zunächst alle
Wege diesbezüglich beendet wurden, nun aber doch die Weichen hin zu einem
Vater-Sohn-Verhältnis der beiden gestellt werden. Es scheint eine große
Inkonsistenz und Unentschlossenheit aus diesen Zeilen.
Auch die Charaktere sind teils ebenso inkonsistent. Erst
sagen sie gern das eine und tun im nächsten Augenblick schon das nächste. So
zum Beispiel Eryn, der zunächst Ravenor maßregelt, er solle sich nicht mit
Essyia zanken, und es nur wenige Atemzüge selbst tut. Und so weiter und so fort.
Generell wird, bildlich gesprochen, dem Leser die Panzerfaust
ins Gesicht gedonnert und ihm die Ereignisse minutiös aus allen möglichen
Blickwinkeln vorgekaut. So zum Beispiel, als Eryn in einem Bann gefangen wird.
Erst wird das Geschehen aus Ravenors und Essyias Sicht geschildert und im
Folgenden aus Eryns. Ein Redebericht Eryns über seine Erlebnisse im Anschluss
hätte es ebenfalls getan und hätte dem Leser zudem die unelegante Überleitung
von Ravenor und Essyia zu Eryn erspart.
Es wird kein noch so unnützes Detail ausgelassen und der
Leser nirgends zum eigenen Denken und Kombinieren angeregt. Wird hier davon
ausgegangen, dass die Leser einfach nicht klug genug sind, um die Handlungen zu
verstehen, wenn teils nur subtile Anspielungen gemacht würden? Wie ich bereits
in meiner ersten Rezension erläuterte, wird der Leser in der Reihe permanent
entmündigt und seines eigenen Denkens beraubt.
Des Weiteren finden sich diverse Logikbrüche. Schon beim
zweiten Band erläuterte ich, warum es keinen Sinn ergibt, dass Eryn seinem
Folterer Raiden sogar dankbar ist, dass dieser ihm Heimat und Kultur stahl.
Hinzu kommt nun, dass Ravenor Essyia per Definition vergewaltigt, denn er
ehelicht sie entgegen ihrem Willen und vollzieht den ehelichen Beischlaf mit
ihr, obgleich im Text deutlich wird, dass sie dem keine Zustimmung gibt. Das
Ergebnis ist, wie ich bereits erläuterte, dass sie sich trotzdem ineinander
verlieben.
Weiterhin wird explizit gesagt, dass es Ravenor gelingt,
innerhalb von drei Wochen allein und mit bloßen Händen ein Haus zu bauen. Ich
bezweifle, dass das der Realität entspricht. Eine kleine Holzhütte, vielleicht,
aber kein komplettes, bewohnbares Haus mit Grundstück.
Auch Eryn hat seine Stilblüten. So weiß er, der mächtige,
talentierte Jäger aus den Bergen, nicht, wie ein Jäger seine Beute greift. Er
gibt sich erstaunt darüber, dass eine offene Fläche nicht für die Jagd geeignet
ist, denn dieser Umstand war ihm zuvor nicht geläufig. Aber sollte das nicht
auf der Hand liegen, selbst für solche, die sich nicht der Jagd hingeben oder
sich näher mit Beutegreifern aller Art auseinandersetzen?
Und zum Schluss: Es ist einfach widerwärtig, wie sich
Eishexen fortpflanzen, da kann sich selbst ein Alien noch ein Scheibe von
abschneiden, wenn es darum geht, seine Brut auf noch widerwärtigere und
parasitärere Weise in die Welt zu setzen.
Mein Fazit lautet: Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen stolz
auf mich, dass ich, wie ich es mir vorgenommen habe, alle drei Bände eisern
durchstand. Aber mehr werde ich mir davon auf keinen Fall kaufen. In Anbetracht
der Selbstsicherheit, mit der sich die Autorin als über jede Kritik erhaben
zeigt, ist es äußerst bitter, was ich so alles in allein diesen drei Bänden
fand, der Hälfte dessen, was aktuell veröffentlicht ist. Zu Beginn hoffte ich,
dass sich das Gesamtbild bessern würde mit Fortschreiten der Reihe. Leider trat
nichts davon ein. Manche Merkmale tauchten auf und verschwanden wieder, so die
Schimpfwortflut des zweiten Bandes. Dafür traten an ihre Stelle neue
Kritikpunkte auf, sodass das Gesamtbild noch immer stark negativ ist. Leider
zeigt sich die Autorin in keiner Weise einsichtig, aber vielleicht konnte ich
den einen oder anderen davon abhalten, denselben Fehler zu begehen wie ich, und
sich diese Bücher zuzumuten.
Denn mehr ist es nicht: eine Zumutung.
Autor: Sigrid
Kraft
Titel: Ardeen:
Nimrod
Sprache: Deutsch
Umschlag- und
Innenillustration: Sigrid Kraft
Reihe: Band 3
Seiten: 582
Originalpreis:
7,99€
Verlag: Fahnauer
Verlag
Genre: Fantasy
ASIN: B00ITF9T7S
Erscheinungsjahr:
2014
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