Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Donnerstag, 29. November 2018

Rezension: Hexensold (Galgenmärchen #4) von Nora Bendzko


Quelle: NoraBendzko.com
Märchen, Assassinen und Dark Fantasy? Ja, ich bin sowas von dabei! Wie das alles zusammen passt, verrät der Roman »Hexensold« von Nora Bendzko. Der Roman steht in der Reihe der Galgenmärchen, ist aber ein eigenständiger Stand Alone Roman und kann unabhängig von den anderen Galgenmärchen gelesen werden. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie Elemente bekannter Märchen aufgreifen und daraus eine düstere Geschichte stricken.

»»Tanze nicht mit Feen und handle nie mit Hexen.« – Elegio kennt diese Warnung, seit er ein kleiner Junge ist.

Geboren in eine Familie von Assassinen wächst er im Oberitalien des 17. Jahrhunderts auf. Sein Vater Lysander setzt alles daran, ihn auszubilden. Doch dem sanften Elegio ist Töten zuwider.

Sein Leben ändert sich für immer, als er in den Besitz eines verzauberten Kleides gelangt. Es verwandelt ihn in Rapunzel – eine gefährliche Schönheit. In ihrer Gestalt ist er endlich der Todesengel, den Lysander in ihm sehen will.

Aber sein Vater hat ihn nicht grundlos vor Hexenwerk gewarnt. Mit Rapunzel erwachen Mächte im Land, die einen nie dagewesenen Krieg entfesseln. Und Elegio, der nie kämpfen wollte, gerät mitten zwischen die Fronten …

Eine dunkelfantastische Thriller-Adaption zur Zeit des 30-jährigen Krieges, angelehnt an das bekannte Märchen der Brüder Grimm: »Rapunzel«.«
(Quelle: Goodreads)


Was mir als erstes ins Auge fiel, ist, dass die Autorin es hervorragend vermag, mit Worten Bilder zu erzeugen. Auf Twitter schrieb ich dazu, dass gute Bücher weggeatmet werden müssen, und das trifft es eigentlich ganz gut. Die Worte haben eine Sogwirkung, die die Bilder in meinem Kopf so unheimlich echt erscheinen lassen, dass ich das Gefühl habe, mitten dabei zu sein.

Das führt auch dazu, dass die Atmosphäre sehr gut zum Leser transportiert wird. Teils lief es mir wirklich kalt den Rücken hinab. Düster ist der Roman fürwahr mit seinen Hexen, den Teufeln und religiösen Fanatikern.

Packen kann auch die Charakterdarstellung vor allem von Elegio und dem Blick in seine Gedankenwelt. Das hat auf jeden Fall überzeugt. Er zweifelt, er hat Angst, er kämpft und bildet sich seine eigene Meinung von der Welt um ihn herum. Die mag nicht immer der Wirklichkeit entsprechen (wann tut sie das schon?) oder gar frei von fremden Einflüssen sein. Vor allem zu Beginn ist er sehr naiv von seinem Vater beeinflusst und folgt dessen Lehren eigentlich ohne sie groß zu hinterfragen. Das kommt erst im Laufe der Zeit, als er älter wird und selbst so einige Dinge herausfindet.

Die Plottwists hatten etwas für sich, weil eigentlich keine der Seiten wirklich gut oder böse war. Jeder hatte seine Beweggründe, die Dinge zu tun, die er tat. Vor allem Lysander, Elegios Vater, auch wenn das zu einigen nicht unbedingt als positiv einzustufenden Taten führte. Einen der Plotwists sah ich ehrlich gesagt schon ab der Hälfte des Romans kommen, das tut dem jedoch keinen Abbruch. Gerade das Ende haut so einige dicke Dinger raus und auch sonst wird es nicht langweilig.

Im Übrigen gefällt mir Elegios Namenswahl, weil sie sehr gut zu seinem Charakter passt.

Im Roman gibt es Elemente lesbischer Beziehungen bei Nebencharakteren und vor allem Elegio wirkt sehr androgyn dadurch, dass er so leicht in die Rolle der Rapunzel schlüpfen kann. Seine Genderfluidität fühlt sich sehr natürlich an und ist, denke ich, eine gute Repräsentation sowie dabei behilflich, das Konzept der Genderfluidität zu illustrieren.

»Hexensold« ist in jedem Fall eine Empfehlung und ein packender Roman vor historischen Kulissen. Vor allem sein Hauptprotagonist ist seine Stärke, aber auch die Sprache und die packende Atmosphäre. Außerdem ist er in sich geschlossen und das ist in Zeiten von Wheel of Time und dem Schwert der Wahrheit doch eine angenehme Abwechslung.

Ich durfte den Roman vor dem offiziellen Erscheinungstermin lesen. Vielen Dank dafür an die Autorin!


Werbung nach §6 TMG
Reiheninformation
Autor: Nora Bendzko
Titel: Hexensold
Sprache: Deutsch
Umschlagillustration:
Reihe: Nein
Seiten: 482
Originalpreis: 5,99€
Verlag: Selfpublished
Genre: Dark Fantasy
ASIN: B07KYJX5RQ
Erscheinungsjahr: 2018

Mögliche Trigger (Quelle)

– chronische Krankheit (Cluster-Kopfschmerz, periphere Fazialisparese)
– Diskriminierung (Christenverfolgung, Cissexismus, Homophobie, Klassismus)
– Drogenkonsum (sinneserweiternde Substanzen)
– Folter
– Genozid
– Gewalt u. a. gegen Kinder & Tiere
– häusliche Gewalt
– Kindesmisshandlung
– Körper-Horror
– körperliche Krankheit (Pest)
– Leichenschändung
– psychische Krankheit (Wahn)
– Suizidgedanken
– Tod u. a. von Kindern
– Trauma (Tod u. a. von Angehörigen, Vergewaltigung)
– Vernachlässigung einer psychisch Kranken
– Verstümmelung

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Die Kommentarfunktion auf dem Blog ist abgestellt, um Spam zu vermeiden, aber auch, weil ich all der relativierenden "Ja, aber ...!"-Kommentare müde wurde, die sich mehr und mehr häuften, besonders bei Posts, die keine reinen Rezensionen waren. Ihr könnt mich immer noch über Twitter erreichen.

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.