Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Mittwoch, 11. April 2018

Rezension: Palace of Glass - Die Wächterin (Palace-Saga #1) von C.E. Bernard

© und Quelle: Verlag
Manchmal nehmen Bücher einen ungewöhnlichen Weg bis zur Veröffentlichung. Mit dem ersten Roman von C.E Bernard, dem Pseudonym von Christine Lehnen, wollte es nicht klappen. Dabei war das der perfekte Roman, jedes Wort musste sitzen. Nachdem der aber nicht seinen Weg zu einem Verlag schaffte, beschloss sie, einfach drauf los zu schreiben, irgendwas, worauf sie gerade Lust hatte. Und weil sie es nun mal kann, schrieb sie den Roman eben auf Englisch und schickte ihn dann an eine Londoner Agentur. Die vermitteln nämlich weltweit. Es war die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ein deutscher Verlag zuschlug. Und so kommt es, dass wir nun »Palace of Glass – Die Wächterin«, Teil 1 der Palace-Saga, in Händen halten dürfen.

Rea ist eine Magdalena, das heißt, sie kann bei Berührung die Gedanken anderer Menschen sehen und in einem gewissen Maße beeinflussen. Das jedoch ist im Vereinten Königreich von England der nahen Zukunft verboten und ihresgleichen wird auf Befehl des Königs hin gejagt und verurteilt, weshalb sie sich verstecken muss. Nur in verbotenen Straßenkämpfen erlaubt sie sich Hautkontakt. Bis sie eines Tages vor den König zitiert wird, der ihr eröffnet, dass sie als getarnte Leibwächterin für seinen Sohn, den Kronprinzen, arbeiten soll. Ihr bleibt nichts anderes übrig als zuzusagen, auch wenn sie sich damit in die Höhle des Löwen begibt.


Der Roman ist ein wahrer Pageturner. So viel steht auf jeden Fall fest. Auf ihn aufmerksam geworden bin ich auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse während der großen SeraphFantasynacht, wo die Autorin samt Roman einen sehr positiven Eindruck hinterlassen hat. Dieser bestätigt sich auch, nachdem ich den ganzen Roman las.

»Palace of Glass« hat eine bemerkenswerte Sogwirkung. Der Leser wird zwar gerade am Anfang ziemlich mit Worldbuilding zugeschmissen, was zumindest bei mir zur Folge hatte, dass ich mir nicht merken konnte, welche Art von Magdalenen was kann. Aber gerade dieses Worldbuilding ist abgesehen von der etwas zu großen Masse gerade am Anfang ziemlich cool und wirklich gut gelungen. Bernard hat eine spannende nahe Zukunft erschaffen, bei der man unbedingt dabei sein will. Nun ja, zumindest beim Lesen, nicht in persona, denn es ist schon eine recht düstere, diktatorische Zukunft, die sie da erschafft.

Jeglicher Hautkontakt ist außer zur Fortpflanzung verboten, seit die Magdalenen entdeckt wurden. Das heißt, dass sich jeder extrem verhüllen muss, stets Handschuhe tragen und sogar die Hände werden mittels eines Kummerbund genannten Kleidungsstückes hinter den Rücken gebunden, damit man auch trotz Handschuhen ja niemanden berühren kann. Außerdem werden hohe Kragen getragen, die teils bis über den Scheitel gehen, damit man sich auch im Gesicht nicht berühren kann. Alles in der Gesellschaft ist darauf ausgelegt, dass auch ja kein auch noch so kleiner und unvorsichtiger Kontakt entstehen kann. Bernard beschreibt das alles sehr gut und hat das gut durchdacht, welche Mittel eine solche Gesellschaft ergreifen könnte, um Berührungen zu verhindern.

Überhaupt beschreibt Bernard vieles sehr eindrucksvoll. Besonders Stoffe, die für Rea als Schneiderin und Seide im Besonderen für alle Magdalenen eine besondere Rolle spielen, und auch die Kampfszenen stehen im Fokus und werden von der Autorin sehr eindrucksvoll beschrieben. Man merkt, dass sie sich dabei sehr viel Mühe gegeben hat, dem Leser diese Dinge, die einen nicht geringen Teil im Roman einnehmen, auch wirklich gut vor Augen zu führen. Und es ist gelungen! Mir hatte es immer sehr viel Spaß gemacht, die Kampfszenen zu lesen.

Des Weiteren schafft es die Autorin, einen sehr schönen Blick in das Innenleben der Protagonistin zu erzeugen. Rea lebt unter ständigem Druck und Angst, entdeckt werden zu können. Das ist eine große psychische Belastung für sie, und das kann der Leser sehr gut nachvollziehen.

Ein wenig sauer stieß mir dabei jedoch auf, dass ich völlig unvorbereitet über die Erwähnung von selbstverletzendem Verhalten gestoßen bin. Es war nur eine kleine Bemerkung, kaum dass man realisiert, worum es da geht, ist es auch schon wieder vorbei. Das reicht jedoch schon manchmal. Eine Triggerwarnung vorn im Roman hätte an dieser Stelle mit Sicherheit nicht geschadet!

Für meinen Geschmack war der Schmalz in Roman etwas zu dick aufgetragen. Es müssen ja immer gleich die ganz großen Gefühle sein … Mir war das zu viel des Ganzen und hat mir dann doch etwas den Lesespaß verdorben. (Abgesehen davon shippe ich trotzdem Rea und Galahad.)

Wiederum sehr positiv überrascht hat mich der Plottwist. An einer Stelle war ich schon dabei auszurufen: »Das war doch von Anfang an klar! Orr, Rea, warum hast du das nicht vom ersten Moment an gewusst?!« Und gefühlt zehn Seiten später kam dann der eigentliche Twist, der all das, was so »offensichtlich« schien, völlig auf den Kopf stellte und das Ruder in eine komplett andere Richtung riss. Da war also überhaupt nichts von Anfang an klar und die Autorin hat ihre Leser wunderbar auf Glatteis geführt! Chapeau!

Abgesehen von der unabdingbar scheinenden ach so großen Liebe ist das also einer der ganz wenigen Young Adult Romane, den ich wirklich gern gelesen habe. Er ist ein richtiger Pageturner mit tollem Worldbuilding und einem gelungenen Twist. Teil 2 erscheint im Mai und Teil 3 im Juli.

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.


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Reiheninformation
Autor: C.E. Bernard
Titel: Palace-Saga: Palace of Glass – Die Wächterin
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Charlotte Lungstass-Kapfer
Umschlagillustration: Isabelle Hirtz
Reihe: Band 1
Seiten: 417
Originalpreis: 9,99€
Verlag: Penhaligon
Genre: Fantasy
ASIN: B077BWZSLY
Erscheinungsjahr: 2018

Weitere Rezensionen:
Anna Blaustrumpf
Fantasyguide.de

2 Kommentare:

  1. Hallo lieber Bücherdrache!

    "Palace of Glass" geht gerade durch sämtliche Bloggerkanäle, weshalb ich natürlich auch zwangsläufig neugierig geworden bin. ;) Ich freue mich, dass dir die Geschichte samt Plottwist und großem Schmalz gut gefallen hat! Bei mir wandert das Büchlein auf jeden Fall auf die WuLi, nachdem ich bei dir "tolles Wordlbuilding" gelesen habe. Ich finde das ist einfach essenziell und wird viel zu oft vernachlässigt! Deshalb bin ich umso gespannter, auf diese Geschichte. :D Ich wünsch dir jetzt schon ganz viel Freude mit Band 2!

    Liebste Grüße
    Nina von BookBlossom

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    1. Hallo,
      Ja, einer der wenigen Hypes, bei dem ich mich mal anschließen kann. Das Buch ist echt toll! Freue mich schon riesig auf Teil 2 <3
      Liebe Grüße

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