Der erste Teil der Tinkerfarm von Tad Williams und Deborah
Beale war weiß Gott kein Renner. Irgendetwas daran bewegt aber doch, auch den
zweiten Teil »Die Geheimnisse der Tinkerfarm« in Betracht zu ziehen. Die Drachen
… Es muss an den Drachen liegen. Die triggern einfach. Und Kerem Beyit auf dem
Cover!
Erneut sind Sommerferien, und erneut geht es für Tyler und
Lucinda zu ihren Freunden auf die Tinkerfarm. Sie wissen bereits, dass das
keine Kuschelferien werden, sondern sie hart mit anpacken müssen auf der Farm.
Denn hier werden keine Kühe auf die Weide getrieben, sondern Einhörner. Und im
Stall warten keine Schweine und Ziegen, sondern waschechte Drachen und
Mantikore. Sie stellen jedoch schnell fest: Was letztes Jahr so scheinbar
glimpflich gelöst wurde, ist noch lange nicht vom Tisch. Denn die Geheimnisse
der Tinkerfarm locken Feinde von außen und innen an. Viele wollen die Farm und
ihre Reichtümer erben, die eigentlich den Kindern bestimmt ist.
Das Buch hat zu seinem Vorgänger definitiv ein Steigerung
der Qualität zu verzeichnen. Nicht viel, aber immerhin. Denn jetzt kann man
tatsächlich einmal von Spannung reden. Während der erste Teil auf ziemlich
billige und wenig erfolgreiche Art und Weise Spannung aufzubauen versucht und
dabei scheitert, gelingt das dem zweiten Band besser. Die Handlung ist nicht
mehr so linear und vorhersehbar und wartet mit ein paar kreativeren Wendungen
auf, als es noch im ersten Band der Fall war.
Auch wenn sich der zweite Band in gewisser Weise verbessert
hat, klemmt es doch noch immer an zu vielen Ecken und Enden. Im ersten Band
waren die beiden Protagonisten nur nervig und nicht gerade die sympathischsten
Charaktere. Jetzt sind sie das immer noch und zudem auch noch inkonsequent.
Plötzlich haben sie die Erkenntnis, dass sie nur Kinder sind und gar keine
Chance gegen die Intrigen der Erwachsenen haben (stimmt!), weshalb sie gar
nicht erst versuchen brauchen, irgendetwas auf der Farm zu retten, es ist ja
ach so gefährlich (stimmt auch!). Diese Erkenntnis danach sofort ignorierend
machen sie es dennoch. Im ersten Teil hat die harte Realität sie doch auch von
nichts abgehalten?! Warum wurde das überhaupt hier angesprochen? Das ist ein
kompletter Bruch in der inneren Logik des Romans, der noch nicht einmal
konsequent durchgezogen wird. Ich als Leser kann super damit leben, wenn
beispielsweise in Narnia die Kinder dort Schlachten gegen Jadis führen, weil
die innere Logik der Geschichte es erlaubt und zudem die Illusion der
Möglichkeit aufgebaut wird. Damit wird hier komplett gebrochen.
Auf der anderen Seiten nämlich findet Tyler nichts allzu
Gefährliches daran, einen Drachenhort auszuräubern. Er ist vielleicht dreizehn
Jahre alt und zieht ungerüstet los, um einem wilden Drachen seine Schätze zu
klauen. Aber eine Farm vor korrupten Wirtschaftsleuten zu retten ist zu
gefährlich! Ich kann gar nicht in Worte fassen, was alles daran falsch ist.
Was auch noch in Auge fällt, ist, dass hier jeder jeden
anlügt und jeder damit zu lange durchkommt. Lügen haben kurze Beine, heißt es.
Die Lügen, die hier alle erzählen und besonders dem Farmbesitzer Onkel Gideon
etwas vorflunkern (trotz Ragnars Beteuerungen, Gideon sei der Thane und damit
in Ehren zu halten, lügt auch er wie gedruckt), kommen einfach nicht raus und
die meisten kommen ungeschoren davon. Unbefriedigend und irgendwie fragt man
sich auch, was damit für in Botschaft transportiert wird. Immerhin richtet sich
das Buch auch an jüngere Leser.
Auch der zweite Teil hat wieder seine großen Schwächen. Was
er aber besser als der erste macht, ist das Storytelling, sodass man durchaus
so etwas wie Motivation zum Weiterlesen finden kann. Trotz allem bleibt es
dabei, dass man wohl nichts verpasst hat, wenn man »Die Geheimnisse der
Tinkerfarm« links liegen lässt.
Autor: Tad Williams & Deborah Beale
Titel: Tinkerfarm: Die Geheimnisse der Tinkerfarm
Sprache: Deutsch
Original: The Secrets of the Ordinary Farm
Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring
Umschlagillustration: Kerem Beyit
Innenillustrationen: Jan Reiser u.a.
Reihe: Band 2
Seiten: 430
Originalpreis: 20,00€
Verlag: Klett Cotta Hobbit-Presse
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-608-93822-7
Erscheinungsjahr: 2011
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