Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Montag, 5. Juni 2017

Rezension: Die Geheimnisse der Tinkerfarm (Tinkerfarm #2) von Tad Williams und Deborah Belae

Der erste Teil der Tinkerfarm von Tad Williams und Deborah Beale war weiß Gott kein Renner. Irgendetwas daran bewegt aber doch, auch den zweiten Teil »Die Geheimnisse der Tinkerfarm« in Betracht zu ziehen. Die Drachen … Es muss an den Drachen liegen. Die triggern einfach. Und Kerem Beyit auf dem Cover!

Erneut sind Sommerferien, und erneut geht es für Tyler und Lucinda zu ihren Freunden auf die Tinkerfarm. Sie wissen bereits, dass das keine Kuschelferien werden, sondern sie hart mit anpacken müssen auf der Farm. Denn hier werden keine Kühe auf die Weide getrieben, sondern Einhörner. Und im Stall warten keine Schweine und Ziegen, sondern waschechte Drachen und Mantikore. Sie stellen jedoch schnell fest: Was letztes Jahr so scheinbar glimpflich gelöst wurde, ist noch lange nicht vom Tisch. Denn die Geheimnisse der Tinkerfarm locken Feinde von außen und innen an. Viele wollen die Farm und ihre Reichtümer erben, die eigentlich den Kindern bestimmt ist.


Das Buch hat zu seinem Vorgänger definitiv ein Steigerung der Qualität zu verzeichnen. Nicht viel, aber immerhin. Denn jetzt kann man tatsächlich einmal von Spannung reden. Während der erste Teil auf ziemlich billige und wenig erfolgreiche Art und Weise Spannung aufzubauen versucht und dabei scheitert, gelingt das dem zweiten Band besser. Die Handlung ist nicht mehr so linear und vorhersehbar und wartet mit ein paar kreativeren Wendungen auf, als es noch im ersten Band der Fall war.

Auch wenn sich der zweite Band in gewisser Weise verbessert hat, klemmt es doch noch immer an zu vielen Ecken und Enden. Im ersten Band waren die beiden Protagonisten nur nervig und nicht gerade die sympathischsten Charaktere. Jetzt sind sie das immer noch und zudem auch noch inkonsequent. Plötzlich haben sie die Erkenntnis, dass sie nur Kinder sind und gar keine Chance gegen die Intrigen der Erwachsenen haben (stimmt!), weshalb sie gar nicht erst versuchen brauchen, irgendetwas auf der Farm zu retten, es ist ja ach so gefährlich (stimmt auch!). Diese Erkenntnis danach sofort ignorierend machen sie es dennoch. Im ersten Teil hat die harte Realität sie doch auch von nichts abgehalten?! Warum wurde das überhaupt hier angesprochen? Das ist ein kompletter Bruch in der inneren Logik des Romans, der noch nicht einmal konsequent durchgezogen wird. Ich als Leser kann super damit leben, wenn beispielsweise in Narnia die Kinder dort Schlachten gegen Jadis führen, weil die innere Logik der Geschichte es erlaubt und zudem die Illusion der Möglichkeit aufgebaut wird. Damit wird hier komplett gebrochen.

Auf der anderen Seiten nämlich findet Tyler nichts allzu Gefährliches daran, einen Drachenhort auszuräubern. Er ist vielleicht dreizehn Jahre alt und zieht ungerüstet los, um einem wilden Drachen seine Schätze zu klauen. Aber eine Farm vor korrupten Wirtschaftsleuten zu retten ist zu gefährlich! Ich kann gar nicht in Worte fassen, was alles daran falsch ist.

Was auch noch in Auge fällt, ist, dass hier jeder jeden anlügt und jeder damit zu lange durchkommt. Lügen haben kurze Beine, heißt es. Die Lügen, die hier alle erzählen und besonders dem Farmbesitzer Onkel Gideon etwas vorflunkern (trotz Ragnars Beteuerungen, Gideon sei der Thane und damit in Ehren zu halten, lügt auch er wie gedruckt), kommen einfach nicht raus und die meisten kommen ungeschoren davon. Unbefriedigend und irgendwie fragt man sich auch, was damit für in Botschaft transportiert wird. Immerhin richtet sich das Buch auch an jüngere Leser.

Auch der zweite Teil hat wieder seine großen Schwächen. Was er aber besser als der erste macht, ist das Storytelling, sodass man durchaus so etwas wie Motivation zum Weiterlesen finden kann. Trotz allem bleibt es dabei, dass man wohl nichts verpasst hat, wenn man »Die Geheimnisse der Tinkerfarm« links liegen lässt.


Autor: Tad Williams & Deborah Beale
Titel: Tinkerfarm: Die Geheimnisse der Tinkerfarm
Sprache: Deutsch
Original: The Secrets of the Ordinary Farm
Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring
Umschlagillustration: Kerem Beyit
Innenillustrationen: Jan Reiser u.a.
Reihe: Band 2
Seiten: 430
Originalpreis: 20,00€
Verlag: Klett Cotta Hobbit-Presse
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-608-93822-7
Erscheinungsjahr: 2011

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Die Kommentarfunktion auf dem Blog ist abgestellt, um Spam zu vermeiden, aber auch, weil ich all der relativierenden "Ja, aber ...!"-Kommentare müde wurde, die sich mehr und mehr häuften, besonders bei Posts, die keine reinen Rezensionen waren. Ihr könnt mich immer noch über Twitter erreichen.

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.