Die Abenteuer von Roland, dem letzten Revolvermann, haben
gerade erst begonnen. Mit »Drei« legt Stephen King den zweiten Teil seines
Dunklen Turms vor, dessen Geheimnissen Roland auf die Schliche kommen will.
Gerade ist er dem Mann in Schwarz und dessen Geheimnissen
auf die Spur gekommen, schon muss der Revolvermann Roland erkennen, dass das
erst der Anfang war. Das Orakel hat es prophezeit: Er muss die Drei finden,
jene drei Personen, die ihm bei seiner Suche nach dem Dunklen Turm zur Seite
stehen werden. Er wird sie allesamt auswählen, indem er drei Türen zu unserer
Welt öffnet und diese Personen nach und nach zu sich holt.
»Drei« schließt unmittelbar da an, wo sein Vorgänger
»Schwarz« aufhörte. Roland hat zwar den Mann in Schwarz gefunden, befindet sich
aber irgendwo in einer von Gott verlassenen Einöde und sieht sich sogleich in
Bedrängnis, als er von riesigen hummerartigen Wesen angegriffen wird, die ihm
einen Zeh und zwei Finger nehmen. Die schwere Verwundung macht ihm in der von
allen Seelen verlassenen Gegend arg zu schaffen, und er sucht Rettung in
unserer Welt.
Der zweite Band macht damit genau da weiter, wo sein
Vorgänger aufhörte – in allen Aspekten, nicht nur handlungstechnisch.
Stilistisch beginnt er wie sein Vorgänger: viele Worte und doch irgendwie
erstaunlich wenig Inhalt, eigentlich fast schon minimalistisch. Roland hat zu
Beginn ebenso kaum ein Gesicht für den Leser, wie er es während des gesamten
ersten Teils hatte.
Doch dann entwickelt sich der Roman bedeutend weiter. Hier
beginnt King wirklich zu zeigen, was er kann. Sämtliche auftretenden Charaktere
bekommen mehr Farbe und Kontur, als es im ersten Band der Fall war. Zwar sind
es noch immer eigentlich zu viele Worte, doch nun kann der Leser eine
wesentlich bessere Bindung zu den Charakteren aufbauen, da ihm ein wesentlich
deutlicheres Bild geboten wird. Das trifft auch auf Roland zu, was sich unter
anderem darin zeigt, dass er nun viel häufiger bei seinem Namen anstelle von
»Revolvermann« genannt wird.
Dieser Roman lebt von den Charakteren, denn außer, dass
Roland sie nach und nach in seine Welt holt, passiert im Grunde nicht viel. Wie
er sie aber zu sich holt, ist stets mit erheblichen Hürden verbunden. Jeder der
Drei ist ein ausgesprochen individueller Charakter, der von Stephen King ebenso
individuell gezeichnet wurde. Der Stil des Buches ist damit im Vergleich zum
ersten Band zum einen leichter lesbar und variiert zum anderen auch deutlich
von Charakter zu Charakter, was ihnen auch so noch einmal Leben einhaucht. So
etwas kann weiß Gott nicht jeder Autor – leider.
Noch immer ist »Der Dunkle Turm« auch mit seinem zweiten
Band nicht der Olymp der Literatur, er entwickelt sich hier aber während der
Lektüre deutlich zum Besseren hin. Das gibt definitiv Hoffnungen für die
Folgebände, dass auch diese sich weiterentwickeln. King scheint mit seinen
Wortwasserfällen einfach seine Zeit zu brauchen.
Autor: Stephen King
Titel: Der Dunkle Turm: Drei
Sprache: Deutsch
Original: The Drawing of the Three
Übersetzung: Joachim Körber
Reihe: Band 2
Seiten: 576
Originalpreis: 8,95€
Verlag: Heyne
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-453-87557-9
Erscheinungsjahr: 2003
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Die Kommentarfunktion auf dem Blog ist abgestellt, um Spam zu vermeiden, aber auch, weil ich all der relativierenden "Ja, aber ...!"-Kommentare müde wurde, die sich mehr und mehr häuften, besonders bei Posts, die keine reinen Rezensionen waren. Ihr könnt mich immer noch über Twitter erreichen.
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.