Pünktlich zur deutschen Veröffentlichung von »Beren and
Lúthien« von J.R.R. und Christopher Tolkien bei Klett-Cotta am 10.6.17 möchte
ich euch das Buch etwas näher vorstellen. Was wird euch erwarten und taugt es
überhaupt etwas? Ich habe das Buch bereits zum internationalen Erscheinen bei
HarperCollins am 1.6.17 gelesen.
Die Geschichte von Beren, einem Sterblichen, und der
Elbenprinzessin Lúthien ist eine der bewegendsten im gesamten Legendarium.
Gejagt von Morgoths Schergen flieht Beren nach Doriath und findet dort Lúthien
auf einer Lichtung tanzend. Er verliebt sich in sie und kann auch ihr Herz
gewinnen, doch Lúthiens Vater, der Elbenkönig Thingol, ist gegen die Verbindung
und verlangt einen hohen Brautpreis für seine kostbare Tochter: Beren soll ihm
einen der drei Silmaril in Morgoths Eisenkrone bringen. Jeder weiß, dass
Thingol Beren damit eigentlich zum Tode verurteilt hat, dennoch zieht er aus,
um zu vollbringen, was von ihm verlangt wird. Mithilfe von Lúthien und ihrer
Magie gelangt er bis vor Morgoths Thron, wo Lúthien den Dunklen Herrscher in
den Schlaf singt. Beren bricht einen der Silmaril aus der Krone, dann fliehen
sie, verfolgt vom Höllenhund Carcharoth, der Beren die Hand mit dem Silmaril abbeißt.
In Doriath angekommen hält Thingol sein Versprechen und vermählt seine Tochter
mit Beren, ehe sie zur Jagd auf Carcharoth ausziehen. In dieser Jagd wird Beren
von Carcharoth tödlich verwundet und der Höllenhund selbst von Huan, dem
Jagdhund der Valar, getötet. Beren stirbt an seinen Verletzungen, und Lúthiens
Leid ist so groß, dass sie ihm in die Hallen der Erwartungen nachfolgt. Dort
kann sie Mandos‘ Herz so sehr bewegen, dass er ihnen erlaubt, wieder nach
Mittelerde zurückzukehren, wo sie fortan ein Leben als Sterbliche führen.
So lautet die Geschichte in Kürze, wie sie im Silmarillion
erzählt wird. Ihre Wurzeln reichen jedoch bis 1917 zurück, als Tolkien gerade
erst anfing, sein Legendarium auszuarbeiten. Die Geschichte hat für Tolkien einen
enorm hohen Stellenwert, was nicht zuletzt daran ersichtlich wird, dass er nach
dem Tod seiner Frau Edith wünschte, dass unter ihrem Namen »Lúthien« stünde;
unter seinen wurde »Beren«
eingraviert. Eine seiner schönsten Momente seiner Zeit mit Edith war, wie sie
im Wald für ihn tanze und sang – ebenso wie Lúthien im Wald von Doriath.
Damit hat die Geschichte einen ganz besonderen Stellenwert
im Legendarium. Selbst wer nur den Herrn der Ringe gelesen hat, wird auch darin
Beren und Lúthien begegnen – nicht zuletzt wiederholt sich ihre Geschichte in
Aragorn und Arwen (auch wenn Elrond einen etwas faireren Brautpreis verlangt: Nur
der König Gondors soll seine Tochter, eine direkte Nachfahrin Lúthiens,
ehelichen). Die Liebesgeschichte hat über die Zeit viele Veränderungen
erfahren, ihr blieb aber stets zu eigen, dass sie fast ebenso strahlt wie einer
von Feanors Silmaril, für die etliche Kriege geführt wurden. Gemeinsam schaffen
Beren, ein Sterblicher, und Lúthien, eine schlichte Elbenmaid, mehr als die
Heere der sieben Feanorer und vollbringen eine undenkbare Tat: den Dunklen
Herrscher höchstselbst einen seiner kostbarsten Schätze zu stehlen.
Die Texte dieses Buches sind nicht neu. In verschiedenen
anderen Veröffentlichungen der History of Middle-Earth und an anderen Stellen
konnte man bereits davon lesen. Christopher Tolkien stellte sie aber das erste
Mal in dieser Form direkt gegenüber und zeigt die Entstehungsgeschichte auf.
Gleichzeitig verzichtet er auf allzu viele philologische Details und verweist
für die Einzelheiten auf die HoME, was »Beren and Lúthien« zu einem durchaus
leserfreundlichen Buch auch für jene macht, die nicht an jedem noch so kleinen
Detail interessiert sind und eher das Endwerk bestaunen wollen.
Das Buch lohnt sich dennoch, auch wenn die Texte an sich
nicht neu in ihrer Veröffentlichung sind, da ihre direkte Gegenüberstellung
noch einmal den Entstehungsprozess sehr gut veranschaulichen und einen direkten
Vergleich leicht ermöglichen. Nicht zuletzt liegt der Wert dieses Buches in
seinem Inhalt selbst: Wie bereits herausgestellt, besitzt die Geschichte von
Beren und Lúthien einen zentralen Stellenwert in Tolkiens Schaffen.
Christopher Tolkien stellt verschiedene Abschnitte der
Geschichte direkt gegenüber. Er beginnt mit der kompletten Erzählung des ersten
Entwurfs, in welchem Beren vom Katzenherrscher Tevildo gefangen wurde. Tevildo
verschwand alsbald und Thû kam hinzu, welcher in späteren Fassungen zu Sauron
wurde. Auch zitiert Christopher das »Lay of Leithian«, was mit »Release From
Bondage« übersetzt wird, einer von Tolkiens Versuchen epischer Dichtung. Des Weiteren
führt Christopher Fassungen der Geschichte aus der Quenta Noldorinwa und andere
Versionen an, die immer wieder neue Aspekte der Erzählung einbringen, während
andere wieder verschwinden.
Abgerundet wird das Buch durch etliche Zeichnungen von Alan
Lee, einem der bedeutendsten Tolkien-Illustratoren, einige davon auch in Farbe.
Durch das zarte, bezaubernde Spiel mit dem Licht schafft es Lee wie kein
anderer, Lúthien überirdische Schönheit und ihre Magie im Bild einzufangen und
die Geschichte zum Leben zu erwecken. Die Bilder sind detailreich und laden zum
Verweilen und Entdecken ein.
Also: Worauf noch warten? Das Buch ist ein Muss für jeden
Tolkien-Fan! Es präsentiert eine der schillerndsten und ausdrucksstärksten
Geschichten Tolkiens in neuer und ausgesprochen ansprechender Form.
Autor: J.R.R. Tolkien
Edition: Christopher Tolkien
Titel: Beren and Lúthien
Sprache: Englisch
Umschlag- und Innenillustration: Alan Lee
Reihe: Nein
Seiten: 288
Originalpreis: £20.00
Verlag: HarperCollins
Genre: Fantasy
ISBN: 978-0-00-821419-7
Erscheinungsjahr: 2017
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