Ramsay demonstriert sein neues Spielzeug, Reek, und wie
hervorragend er Theon Greyjoy abgerichtet hat. Bran ist mit den Reeds weiter
nach Norden unterwegs. An einem Herzbaum hat er eine Vision vom dreiäugigen
Raben, der ihn zu sich ruft und ihm die Richtung weist. In King’s Landing
beginnt Jaime sein Training mit Bron, um auch seine linke Hand im Schwertkampf
zu üben. Indes wird die Hochzeit von Joffrey und Margaery vollzogen, im
Anschluss findet ein opulentes Fest statt – das für Joffrey böse endet.
Sind wir ehrlich: Das ist die befriedigendste Folge in der
kompletten Geschichte von Game of Thrones. Zumal das niemand so plötzlich hat
kommen sehen! Die Folge beginnt nämlich durchaus ruhig und seicht und lässt
nicht durchblicken, dass sie überhaupt nicht so gemächlich wird wie der
Staffelauftakt.
Nun, natürlich haben wir ganz zu Anfang Ramsay, der wieder
einmal sehr ungute Gefühle beim Zuschauer hinterlässt. Erst hetzt er das arme
Mädchen, weil er grad lustig ist, und lässt sie von seinen Hunden zerfleischen.
(Wobei schon beeindruckend ist, wie sehr sie ihm auf’s Wort gehorchen.) Dann
sehen wir Reek, also das, was von Theon noch übrig bleibt, was einen wohl noch
tieferen Eindruck hinterlässt als Ramsays perfide Spielchen. Was braucht es, um
das mit einem Menschen zu machen? Es muss entsetzlich sein! Reek zittert zwar
die ganze Zeit, aber es wirkt, als sei er vor allem in Furcht vor seinem »Meister«, wie er Ramsay nennt,
als irgendetwas anderes. Selbst als Ramsay ihm davon erzählt, dass Robb, mit
dem er so gut konnte, von Lord Bolton ermordet wurde, mit der Rasierklinge am
Hals, zeigt Reek keine andere Regung. Das wühlt schon im Inneren auf, weil man natürlich
hofft, dass irgendwas von dem alten Theon noch da drinnen ist, aber es
irgendwie ganz und gar nicht danach aussieht. Er scheint wirklich nicht mehr
als ein Tier zu sein. Es ist entsetzlich.
Lady
Selyse ist kaum besser. Stannis lässt mehrere Menschen opfern, darunter seinen
Schwager. Er zeigt seine übliche steinerne Mine, doch seine Frau zeigt höchste
religiöse Entzückung, als sie meint, die Seele ihres soeben gestorbenen Bruders
in den Himmel aufsteigen zu sehen. Ihr eigener Bruder! Stannis gibt sich kalt
und vermeidet irgendeinen Kommentar zu der Sache, doch Selyse ist höchst
erfreut darüber. Religiöser Fanatismus ist immer beängstigend.
Melisandre
bringt in dieser Folge auch einen der Sätze, die schon regelrecht ikonisch
wurden: »There is only one hell, little princess: the one we live in now.«
Da läuft einem immer die Gänsehaut den Rücken hinab!
Tyrion hat weiter gegen seine Dämonen zu kämpfen und hat
eine schmerzhafte Entscheidung zu treffen. Da Shae verweigert, King’s Landing
zu verlassen, muss er auf schmerzhafte Weise all ihre Bande zertrennen. Er
leugnet seine Liebe zu ihr und verletzt sie damit absichtlich, auch wenn er
betont, dass er ihre gemeinsame Zeit »genossen« hat. Shae bricht verständlicherweise
in Tränen aus und verpasst Bron eine Schelle, als er sie nach draußen bringen
will. Und es bricht einem das Herz, wenn man sieht, wie sowohl Tyrion als auch
Shae entsetzlich darunter leiden. Sinnbild für Westeros: Persönliches Glück scheint
nicht möglich zu sein.
Abseits von dem ganzen Trubel in den Zentren von Westeros bewegt
sich Bran Stück für Stück seiner Bestimmung entgegen. Die Szene, wo er den
Herzbaum berührt und die Vision bekommt, ist einfach so ein Gänsehautmoment! An
der Sache mit dem dreiäugigen Raben ist also doch mehr dran, als man so denkt.
Doch wer ist er?
Und zu guter Letzt: die königliche Hochzeit. Margaerys Kleid
ist einfach so umwerfend bezaubernd! Und ausgerechnet Olenna hat wirklich
Nerven, auf einer Hochzeit zu Sansa zu sagen, wie abscheulich es ist, einen
Mann bei seiner Hochzeit zu ermorden. Ich nehme ein klein wenig voraus, aber
wenn ich mich recht entsinne, war es in den Büchern nie wirklich klar, wer
Joffrey ermordete. In meiner Deutung der Shots in der Serie wird das Augenmerk
recht deutlich auf Olenna gelenkt. Es ist mir zwar schleierhaft, wie genau sie
Joffrey vergiften konnte, aber sie hat ein hervorragendes Tatmotiv: Sie weiß,
was ihrer Enkelin blüht, wenn diese noch länger mit Joffrey zu tun bekommt (von
der Hochzeitsnacht wollen wir gar nicht erst reden!), und will ihr das nicht
zumuten. Gleichzeitig will sie Margaery und damit ihre Familie in einer
möglichst mächtigen Position sehen. Margaery ist nun Königin, welche Position
kann mächtiger sein?
Abgesehen davon mochte ich wieder einmal die vielen Details und
kleinen Nebengespräche, die das Fest lebendiger gestalteten. Cersey weigert
sich, ihre Position als Königin abzugeben und droht Brienne, dass sie sich
gefälligst nicht in Jaime verlieben soll. Olenna und Tywin (definitiv OTP!)
unterhalten sich. Oberyn schmachtet Loras an, und Loras und Jaime werfen sich
elegante Beleidigungen zu. Wunderbar, einfach wunderbar!
Fast hat es den Anschein, als wollten die Serienmacher den
Hass auf Joffrey noch einmal auf einen Höhepunkt treiben. Erst zerhackt er das
Buch, das er von Tyrion bekommt mit seinem neuen Schwert aus valyrischem Stahl,
und dann lässt er diesen absolut geschmacklosen Witz in Form einer
Narrenaufführung los, die den Krieg der fünf Könige parodieren soll. Loras
verlässt empört die Festivitäten, und Sansa muss mit ansehen, wie ihr toter
Bruder zur Spotfigur gemacht wird, während Joffrey sich gar nicht mehr
einbekommt vor Lachen. Dieser kleine Bastard.
Der Höhepunkt war seine erneute Erniedrigung Tyrions. Man
sieht förmlich, wie er sich stets neue Gemeinheiten ausdenkt, die er noch oben
drauf setzen kann. Man würde am liebsten durch den Bildschirm greifen und Joffreys
Hals umdrehen. Am Ende befiehlt er Tyrion mehrmals niederzuknien, doch Tyrion,
der unfassbar ruhig bleibt, bleibt stehen und widmet seinem Neffen nur den
tödlichsten Blick, zu dem er fähig ist. Der Kuchen rettet die Situation, doch
nicht für lang. Joffrey beginnt nach Luft zu schnappen, etwas stimmt da nicht.
Und dann wird einem klar: Er wurde vergiftet.
HELL YEAH! PARTY! Diese Momente sind wie so oft bei Game of
Thrones natürlich sehr schockend, denn so völlig aus dem Nichts hätte man nicht
damit gerechnet. Lob an die Serienmacher und auch an Martin, denn obwohl man
natürlich die ganze Zeit gehofft hat, dass das irgendwann passiert, hätte man
nicht erwartet, dass das so völlig ohne Warnhinweise passiert. Genau so muss
das sein!
Es ist so unglaublich befriedigend, Joffrey krepieren zu
sehen. Damit wird wirklich jeder Tag, und sei er noch so vermiest, gerettet. Dann
läuft am Ende auch noch so unglaublich stimmig »Rains of Castamere«! Und damit:
Guten Abend :)
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