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Húrin aus dem Hause Hadors ist einer der großen unter den
Edain. Nicht zuletzt durch seinen Kampf in der Nirnaeth Arnoediad, der Schlacht
der Ungezählten Tränen, erlangte er unsterblichen Ruhm. Doch auch der größte
Krieger kann übermannt werden, und so geriet Húrin in Gefangenschaft. Doch
statt ihn hinzurichten, legte Morgoth einen Fluch auf ihn, den Untergang seines
Hauses aus der Ferne an die Gipfel des Thangorodrims gekettet miterleben zu
müssen. Túrin, sein Sohn, wächst in Dor-lómin nun ohne Vater auf. Wie es in
jenen Tagen Brauch war, schickt Morwen, seine Mutter, ihn nach Doriath zu König
Thingol, wo er unter Elben aufgezogen wird. Als er ein junger Mann ist, tötet
er im Zorn und doch im Versehen einen von Thingols Beratern und flieht aus
Doriath, womit sein Schicksal seinen Lauf nimmt. Wo Túrin Turambar auch
erscheint, verfolgt ihn sein Schicksal, der Fluch Morgoths, der den Ruin über
Húrins Kinder brachte.
Ich rezensiere Tolkien ja grundsätzlich nicht, das weiß man
vielleicht. Das liegt vor allem daran: Er ist genial, da muss man nichts
diskutieren. Punkt, aus. Zum anderen liegt es daran, dass das bei mir immer in
Fangirling ausartet, bei dem nur Leute folgen können, die selbst mehr oder
weniger tief in der Materie stecken. Daher an dieser Stelle vorab die
Empfehlung: Tolkien gateway.
Das ist eine sehr gute Internetquelle, die vor allem deswegen so gut ist, weil
sie sehr viele Quellbelege angibt, mittels denen die Wikiseiten sehr gut
nachprüfbar sind. Tolkien gateway ist natürlich auch nicht perfekt, das
kompensiert sich aber ein Stück weit durch die Quellenangaben.
Aber eines kann und möchte ich machen: eine Vorstellung des
Hörbuchs, das vor knapp einem Monat spontan bei mir eingezogen ist. Also legen
wir los.
Ich wollte eigentlich in der Bibliothek etwas anderes
suchen. Dafür musste ich durch die Hörbuchabteilung. Ich hab mit Hörbüchern nun
nicht sooo viel am Hut, guckte aber dennoch ein bisschen herum. Mein Blick
blieb am der Hörbuchfassung der Children of Húrin hängen, und ich wäre bei
weitem nicht so ausgeflippt, wenn da nicht drauf stünde: »Read by CHRISTOPHER
LEE, Preface and Introduction read by CHRISTOPHER TOLKIEN«. Christopher Lee ist
nun mein Lieblingsschauspieler, nicht zuletzt auch wegen Saruman, den er so
unglaublich genial verkörperte. Und Christopher Tolkien, dessen Arbeit ich
ohnehin unheimlich schätze, selbst sprechen zu hören, ist natürlich auch ein
dickes Ding! Was mich schlussendlich aber bewog, mir das Hörbuch nicht nur
auszuleihen, sondern auch selbst zu kaufen, war diese Szene:
Hier kämpft Húrin in der Nirnaeth Arnoediad seinen berühmten
Kampf, ehe er übermannt und gefangen genommen wird. Kaum jemand hätte die Kraft
gehabt, dem Feind so lange standzuhalten wie Húrin, ehe er niedergerungen
wurde. Wie Christopher Lee das hier liest, geht einfach unter die Haut. Lee hat
ohnehin diese unglaublich ausdrucksstarke und beeindruckende Stimme, der ich so
gern lausche.
Ganz untypisch für mich saß ich stundenlang mit
geschlossenen Augen da und habe absolut fasziniert der Geschichte gelauscht.
Sie ist bei weitem nicht neu für mich, ich habe bereits mehrfach die deutsche
Übersetzung gelesen und werde sie mir auch noch wie alles von Tolkien noch
einmal auf Englisch kaufen. Es hat diese gewisse Sogwirkung, wie Lee die Narn
vorträgt, und ich wollte und wollte einfach nicht mehr daraus auftauchen, weil
seine Stimme zusammen mit Tolkiens Worten mich so sehr in ihren Bann geschlagen
hatten.
Lee spricht die ganze Zeit in diesem, sagen wir, epischen
Modus, der die Geschichte trägt. Das wird nur dann ein klein wenig putzig, wenn
er auch Túrin als Kind so spricht, aber das ist fast schon wieder eine
liebenswürdige Marotte. Ein klein wenig krude klingt es lediglich, wenn er die
weiblichen Rollen spricht. Altmänner-Fistelstimme klang aber schon damals bei
Tolkien etwas seltsam, als er Galadriels Lied von Eldamar interpretierte, ist
also wohl eher natürlich als alles andere. Generell finde ich es aber wirklich
cool, wie Lee seine Stimme verstellt und insbesondere den wichtigsten Personen
Charakter gibt. Glaurung hat mir da auch sehr gut gefallen.
Die Narn ist Tolkiens Interpretation des Beowulf-Stoffes,
insbesondere Túrins Kampf gegen Glaurung und der unwissentliche Inzest von
Túrin und seiner Schwester Niënor Níniel
spiegeln das wieder. Tolkien war ein angesehener Beowulf-Forscher, der
dieses Forschungsgebiet durchaus ein nennenswertes Stück vorangebracht hatte.
Mir gefällt die Idee, dass er ein so großes Werk auch in seinem Legendarium
verarbeitete. Immerhin meinte er selbst einmal, dass er es bedauere, dass
England kein »eigenes« Epos habe wie beispielsweise wir Deutschen mit dem
Nibelungenlied, und dass er daher sein eigenes Epos schreiben wolle. Warum sich
also nicht aus Stoffen bedienen, die einem selbst sehr gefallen?
Túrins Geschichte bewegt. Er ist vom Schicksal getrieben,
auch wenn er sich selbst als Turambar bezeichnet, Meister des Schicksals. Doch
am Ende heißt es dennoch: a Túrin Turambar turún ambartanen. Túrin, Meister des
Schicksals, vom Schicksal gemeistert. Sein Weg ist begleitet von großen Taten,
Hochmut, Stolz, Güte, Liebe und Freundschaft. Er bewegt die Herzen derer, die
ihm folgen, und gleichzeitig hat er viele Gegner, die sich gegen seine Art der
Führerschaft und der Kriegstreiberei aussprechen. Er ist ein hochtrabender
Mann, jemand, der nach den Sternen greift – und sich schlussendlich mit einer
Macht zu messen versucht, die weit über seinen Kräften liegen. Nach Tolkien ist
es ihm erst in vielen Zeitaltern in der Dagor Dagorath beschieden, seinen
Erzfeind Morgoth niederzuwerfen.
Ich mache an dieser Stelle wohl besser einen Punkt, ehe das
in noch mehr Fangirling ausartet. Auch Húrins Kampfschrei, als Turgon die Tore
Gondolins öffnet und die beiden sich in der Hitze der Schlacht wieder treffen,
war ein Moment, der unter die Haut ging, während Christopher Lee es vortrug. »Utulië’n
aurë! Aiya Eldalië ar Atanatári, utulië’n aurë!« Kauft es, hört es, lest es und
liebt es.
Autor: J.R.R. Tolkien
Sprecher: Christopher Tolkien und Christopher Lee
Titel: The Children of Húrin
Original: The Children of Húrin
Sprache: Englisch
Reihe: Nein
CDs: 8 CDs, ungekürzt
Originalpreis: 49,95$
Verlag: HarperCollinsAudioBooks
Genre: Fantasy
ISBN: 978-0007263455
Erscheinungsjahr: 2007
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