Tywin Lannister hält die Zeit für gekommen, Ice, Ned Starks
Schwert, einzuschmelzen und daraus zwei neue Zwillingsschwerter zu schmieden.
Damit ist die Familie Lannister seit langem wieder in Besitz von Waffen aus
valyrischem Stahl. Obgleich eine Waffe davon an Jaime geht, welcher wieder auf
dem Weg der Besserung ist, will Tywin, dass sein Sohn nach Casterly Rock geht
und dort als Herr des Sitzes regiert. Er wird mit über vierzig Jahren langsam
alt und ist damit vielleicht nicht mehr der geeignetste, um den König zu beschützen
… Während er mit dem Kratzen an seiner Ehre und den Vorwürfen des »alten
Mannes« zu tun hat, muss er feststellen, dass sich sein Verhältnis zu Cersei
schmerzhaft abgekühlt hat. Indes kümmert sich Tyrion um die offiziellen Angelegenheiten
und nimmt die Gäste aus Dorne in Empfang. Dabei bekommt er es auch mit Oberyn
Martel zu tun und erkennt, dass sie sich die Schlange ins Nest geholt haben.
Auch mit Sansa hat er zu kämpfen, da der Tod ihrer Familie sie schwer getroffen
hat. Arya ist indes noch immer mit dem Hound unterwegs. Jon hat es zurück zur
Mauer geschafft und versucht die Night’s Watch vor dem Angriff zu warnen,
während er sich gleichzeitig für seine Verstöße gegen seinen Eid rechtfertigen
muss. In der Slaver’s Bay marschiert Daenerys auf Meereen zu und muss langsam
erkennen, dass ihre Drachen, je größer sie werden, auch umso gefährlicher werden
– auch ihrer Mutter gegenüber.
Nachdem die letzte Staffel mit einigen bombastischen Szenen
und klassischen GoT-Schockern endete, ist der neue Staffelauftakt erst einmal
eine Neuorientierung, in der nach dem Chaos der letzten Staffel alles neu
sortiert wird. Gleichzeitig hat diese Staffel aber den meiner Meinung nach
besten Opener, da die Szene, wie Tywin Ice einschmelzen lässt, mir schon immer
sehr lebendig in Erinnerung geblieben ist und diese Szene überhaupt klasse
inszeniert wurde. Wenn man genau hinhört läuft im Hintergrund erst »Goodbye
Brother«, wenn ich mich nicht verhört habe, sowie eine Variation der »Rains of
Castamere«. Die Kombination mit der Symbolik, dass Neds Schwert neu geschmiedet
wird und in den Besitz der Lannisters übergeht, ist ein absoluter
Gänsehautmoment!
Wie üblich gibt es auch ein paar lockere Szenen. Eine davon beinhaltete
Tyrion, Bron und Pod, wie sie auf die Gäste aus Dorne warten und Bannerraten
machen. Hier wird auch gleich deutlich gemacht, mit wem wir es bei den Dornishmen
zu tun haben: Sie haben offenbar wenig Respekt vor den Lannisters, da sie Tyrions
Willkommen kaum würdigen.
Der Schnitt geht hinüber zu Oberyn Martel, der schon früher
in die Stadt geschlichen ist und seinen Weg direkt zu Littlefingers Bordell
fand. Auch hier wird von Anfang an mit offenen Karten gespielt, was seinen neu
eingeführten Charakter angeht. Er ist ein Mann der Lust, der gleichzeitig keine
halben Sachen macht und mit seinen Emotionen nicht hinter dem Zaun hält. Von
Anfang an ist klar: Er ist gefährlich, und die Lannisters haben sich keine
Freude gemacht, diesen Mann in die Stadt geholt zu haben. Denn er ist auf Rache
aus für die ermordeten Kinder seiner Schwester.
Wieder einmal wachsen Daenerys‘ Drachen nur zwischen den
Folgen, dieses Mal sogar sehr beachtlich. Ich mochte es sehr, wie das dieses
Mal eingeführt wird. Man sieht erst Viserion und Rhaegal nur in der Ferne am
Horizont fliegen und langsam näher kommen. Daenerys sitzt auf einem Stein und
streichelt offenbar Drogon, der noch nicht im Bild ist. Hinter hier sieht man
nur, wie er eine beachtlich große Schwinge streckt, die einen ersten Eindruck
von seiner momentanen Größe macht. Erst dann sieht man, zu was für einer Größe
er mittlerweile wirklich angewachsen ist, und man mag vielleicht denken: »Oh, krass.
Das ging schnell. Wo geht das noch hin?« Lasst mich lügen, aber ich meine mich
zu erinnern, dass Drogon am Ende von Staffel Sechs ein zwanzigstel von Balerions
Größe hat. Und aktuell ist er noch einmal bedeutend kleiner. Wobei ich dann
immer Tolkiens Ancalagon im Kopf habe, der bei seinem Fall einen ganzen Berg
vernichtete, und Balerion nach Martins Aussagen gegen diesen wie ein Zwerg
gewirkt haben muss. Leute scheinen gigantische Drachen zu mögen … (Ich meine:
Sie sind ja auch awesome!)
Während die Szene noch recht friedlich ist und Drogon wie
ein zahmer Schoßdrache wirkt, den man gern knuddelt, ändert sich das alsbald,
als seine Geschwister näher kommen, sich um eine tote Ziege kappeln und diese
fallen lassen. Sie landen, um zu fressen, und Drogon, schon immer der stärkste
und größte der drei, kämpft um den Löwenanteil. Daenerys versucht die Drachen
zu beruhigen, Drogon schnappt aber nach ihr. Sie ist sichtlich erschrocken
darüber. Der dazukommende Jorah bringt es auf den Punkt: Drachen sind wild und
können von niemandem gezähmt werden, nicht einmal von ihrer Mutter. Man ahnt
schon jetzt, dass das noch zu großen Problemen führt. (Denn: Woher kommt die Ziege?)
Eine ganz süße Szene war auf jeden Fall, wie Greyworm und
Daario zunächst das Duell austragen um die Ehre, an Daenerys Seite zu reiten.
Als sie ihnen droht, dass derjenige, der als letzter das Schwert hält, sich
eine neue Königin suchen darf, lassen sie unisono die Waffen fallen. Schon irgendwie
niedlich. Ebenso niedlich ist es auch, wie Daario Daenerys in »strategischen
Angelegenheiten« sprechen will. Unter dem Vorwand, ihr ihr Land und dessen
Natur näherzubringen, überreicht er ihr einen kleinen Blumenstrauß. Sie gibt
sich unbeeindruckt, aber als er geht, zeigt sie deutlich, dass sie sich sehr
darüber freut. Und mal ehrlich: Ich fände es auch unglaublich niedlich, wenn
man so um mich werben würde. Das ist kreativ, das ist innovativ und nicht
einfach plumpt: »Hier, haste Blumen. Rosen sind voll toll und so.«
Was ich mich aber seit jeher gefragt habe: Warum haben sie Ed
Skrein, Daarios Schauspieler in der dritten Staffel, durch Michiel Huisman
ausgetauscht? Eine schnelle Recherche ergab, dass Skrein wohl für einen
Transformer-Film die Serie verließ. Manchmal sind die Geschichten eines
Schauspielerwechsels recht unspektakulär. Wenn ich da an die Harry Potter Filme
denke, waren da Tode und Drogen und allerhand mehr mit dabei.
Apropos Tode: Manch einer mag die traurige Kunde in den
letzten Tagen gehört haben, dass Peter Vaughan, der einzig wahre Maester Aemon,
am Nikolaustag im Alter von 93 Jahren verstorben ist. Es hat mich ehrlich
gesagt fast genauso getroffen wie der Tod von Sir Christopher Lee (und der von Peter
Lustig), weil er ein wirklich großartiger Schauspieler war, den ich
schändlicherweise erst durch Game of Thrones kennen lernen durfte. Selbst die
Tolkien Society twitterte darüber, da er 1981 Denethor im BBC Radiohörspiel
spielte. Die Serie hat durch ihn definitiv einiges gewonnen, da er einen wirklich
wunderbaren Aemon gespielt hat und diesen mir zu einem meiner liebsten
Charaktere werden ließ.
»And now his watch is ended.«
Fast ebenso betroffen machen die Szenen mit Sansa. Sie
verweigert das Essen und Tyrion kommt nicht an sie heran, obwohl er sichtlich
um ihr Wohl besorgt ist. Die Sache wird dadurch verkompliziert, dass er ein
Lannister ist. »The Lannisters send their regards«, waren die letzten Worte,
die Rob hörte … Sie betet nicht mehr, sagt sie, die Godswoods sind einfach nur
der einzige Ort, an dem sie nicht von irgendwem angesprochen wird. Das ist hart
und hat wohl auch Tyrion verletzt, und das Mädel tut einem einfach nur noch
leid.
Fast schon ein wenig pietätlos lustig dagegen Jaimes erste
Erfahrungen mit der neuen Hand aus Gold. Gold und Lannister, es konnte ja
nichts anderes sein … Während Cersei sich mit Qyburn unterhält, sitzt er im
Hintergrund, betrachtet seine neue Hand und winkt ihnen mit einer Engelsmine zu.
Ich liebe dieses kleine Detail im Hintergrund. Gleichzeitig gibt die Szene hier
einem auch eine Menge zum Nachdenken. Cersei weist Jaime ab. »Too long«, sagt
sie: Es habe zu lange gedauert, bis er wieder zu ihr zurückkehrte. Das hat sie
offenbar sehr verletzt und sie gibt ihm die Schuld, dass er nicht eher zu ihr
zurückkam. Das gibt auf jeden Fall einige interessante Einblicke in ihren
Charakter, da es doch nicht unbedingt das ist, was man erwartet hätte.
Als wäre das nicht genug, muss Jaime sich in dieser Folge immer wieder auf’s Neue
behaupten. »I was that hand«, sagte er eine Staffel zuvor zu Brienne, als sie
sich über den Verlust seiner rechten Hand unterhielten, und so war abzusehen,
dass die Dinge nicht so weiter gehen konnten wie zuvor, auch wenn er es gern hätte.
Er ist bedeutend ungeschickter mit seiner linken Hand, und mit vierzig ist er
auch nicht mehr der Jüngste. Und als der kleine Bastard, der er ist, hat
Joffrey natürlich keinerlei Hemmungen genau das auch geradlinig anzusprechen.
Und er setzt noch einen oben drauf: Jaimes Eintrag im Buch der Anführer der
Gold Cloacks ist noch erschreckend leer und vermisst große Heldentaten.
Außerdem treten erstmals die Thenns auf. »I fucking hate
Thenns«, kommentiert Tormund und es wird schnell klar, warum: Die Männer treten
in das Lager von Tormunds Leuten, als gehöre ihnen der Ort. Sie packen die
Hasen vom Feuer und bereiten ihr eigenes Fleisch zu. Und was das ist, will man
lieber nicht wissen: Menschenfleisch aus einem gerade überfallenen Dorf.
Wirklich nette Jungs …
Einen fast ebenso starken Eindruck wie die einleitende Szene
hinterließ die letzte Einstellung der Folge bei mir, als sehr deutlich wurde,
was Krieg mit einem machen kann. Arya und der Hound kommen in eine Taverne, in
welcher sie Polliver wiedererkennt, jenen Soldaten, der einen ihrer Freunde
ermordete und ihr Needle stahl. Es kommt zu einer Tavernenschlägerei, in deren
Folge der Hound die Soldaten tötet und Arya Rache an Polliver nimmt. Sie hat
sichtliche Freude daran, während im Hintergrund das Thema der Anhänger des
Manyfaced God läuft und schon einen Hinweis auf die Richtung gibt, in der das
alles noch gehen wird. Ein wenig erschreckend finde ich es ja schon, wenn man
bedenkt, was aus Arya geworden ist. Sie war einst ein freches kleines Mädchen,
und nun … eiskalte Killerin. Es ist grässlich, was der Krieg in Westeros mit
den Leuten macht.
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