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In einer kurzen Pause meiner Rettung Nibels in Ori and the
Blind Forest widme ich mit »Rotkäppchen und der Hipster-Wolf«, einem Werk von
Nina MacKay. Ich habe zwar »Plötzlich Banshee« bei weitem nicht in guter
Erinnerung, aber Märchen sind ja doch mein Fall … Und wir erinnern uns: Trash …
Im Märchenwald ist die Hölle los. Alle Happy Ends wurden
gestohlen! Cinderella, Schneewittchen und Co. beschließen, ihre verschwundenen
Prinzen zu retten, wozu sogleich eine “Verhöre-und-Töte”-Liste der Verdächtigen
erstellt wird:
1. Wölfe töten
2. Hexen töten
3. böse Stiefmütter töten (wobei das oft mit Punkt 2
einhergeht)
4. böse Feen töten
Nur Red findet die Idee äußerst schwachsinnig. Doch dann
taucht ein gutaussehender Hipster auf, der mehr über die verschwundenen Prinzen
zu wissen scheint. Schnell stellt sich heraus, dass Everton eigentlich ein
Werwolf ist und auf der Liste der durch die Prinzessinnen bedrohten Arten
steht. Red bleiben plötzlich nur sieben Tage, um die Prinzen zu finden, bevor
sie Ever ausliefern muss. Doch warum will gerade er eigentlich die Happy Ends
zurückbringen? Benutzt er Red nur für seine eigenen Zwecke? Sicher ist jedoch:
In Reds Leben nimmt ab sofort die Zahl der Hipsterwitze wahnwitzige Ausmaße an,
sehr zum Leidwesen von Ever …
(Quelle: Amazon)
Schon im Klappentext frage ich mich, warum wahllos zwischen
deutschsprachigem und angelsächsischen Raum gewechselt wird. Im Deutschen heißt
das Mädchen Aschenputtel und nicht Cinderella. Der Wechsel verschiedenster
Märchenkulturen setzt sich durch die Leseprobe fort, obwohl der Text den
Eindruck erwecken will, auf Grimmmächen zu beruhen. Das tut er jedoch nicht! Aber
Rotkäppchen ist ja fesh und hat schon auf dem Cover einen dieser komischen
Selfiesticks, weshalb sie sich zumindest ganz cool im Weiteren Red und nicht
mal Red Riding Hood nennt.
Dem Text geht eine »Warnung« voraus, die in mir böse
Erinnerungen an Wattpad weckt, was ehrlich gesagt nicht unbedingt den
seriösesten Eindruck macht. Diese »Warnung« hat den Anstrich von: »Legt Taschentücher
bereit! Legolas wird euch in dieser weiteren unter Milliarden von 10th
Walker Sues Fanfictions sooooo sehr zum Heulen bringen!« Ich denke, Leser sind
selbständig (und erwachsen) genug, um so etwas selbst zu bestimmen, was solche
Anmerkungen überflüssig macht.
Was mir aber positiv ins Auge fällt, sind die kleinen süßen
Bildchen vor jedem Kapitel, die Märchenfiguren zeigen. Dann hört es auch schon
auf.
Red, unsere Protagonistin präsentiert sich sogleich als,
verzeiht den Ausdruck, Arschloch. Ihr ist wortwörtlich ein Hipster ins Netz
gegangen, und sie beömmelt sich köstlich über seinen Anblick und will das auch
noch auf YouTube einstellen, um ihn noch mehr herabzuwürdigen. Sorry, Leute,
das ist Arschlochverhalten und macht mir einen Buchcharakter sowas von unsympathisch.
Die Warnung warnt mich übrigens davor, dass peinliche
Situationen entstehen können, liest man das Buch in der Öffentlichkeit, weil es
zu unkontrollierten Lachflashs kommen kann. Das bezweifle ich jedoch, denn der
Humor kommt ausgesprochen flach, rollt fast schon förmlich über den Boden. Ein
Hipster wiegt ein Instagram, hahahaha, wie unlustig …
Neben Red erscheinen mir auch die anderen Protagonistinnen,
Schneewittchen, Dornröschen und Aschenputtel (oder ganz fesh Snow, Rose und Cinder)
wenig sympathisch. Sie benehmen sich wie aufgescheuchte Hühner, die anscheinend
nur die nächste Beautysession im Kopf haben und möglichst toll auf ihren
Instagram Accounts aussehen wollen. Leute, bitte …
Der Roman konzentriert sich zumindest im Prolog
ausschließlich auf die bekanntesten Märchen, was sehr schade ist. Immerhin
umfasst allein die Sammlung der Gebrüder Grimm insgesamt zweihundert Kinder-
und Hausmärchen und zehn Kinderlegenden. Man könnte fast den Eindruck gewissen,
die bestünden samt und sonders aus Rotkäppchen, Schneewittchen und Konsorten.
Wer hat schon einmal von Fitchers Vogel oder von Knoist un sine drie Sühne
gehört? Letztere wäre auch noch ein wunderbares Beispiel dafür, dass Märchen
nicht immer nur nach dem Schema Verlorene Prinzessin + Prinz = Happy End
verlaufen, denn es ist ein Lügenmärchen. Oder vom Hühnchen und Hähnchen, das in
der absoluten Katastrophe, dem Tod aller Tiere, endet …
Wären das nicht mal Märchen, mit denen man sich in einer
Parodie auseinander setzen kann? Immer und immer wieder dieselben Märchen mit
denselben billigen Sprüchen aufs Korn zu nehmen, ist alles andere als originell.
In diesem Fall kann ich nicht einmal das Potenzial
entdecken, dass daraus etwas Gutes hätte werden können, denn schon die
Leseprobe lässt nichts davon entdecken. Das Material ist oft genug ausgewalzt
worden, die Grundidee reichlich durchgekaut und auch die Charaktere lassen
keine Eigenschaft erkennen, die sie für mich nach der Leseprobe lesenswert
machen würden. Nein, einfach nein. Da rette ich doch bedeutend lieber Nibel.
Die vom mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.
Die vom mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.
Autor: Nina MacKay
Titel: Rotkäppchen und der Hipster-Wolf
Sprache: Deutsch
Reihe: Nein
Seiten: 380
Originalpreis: 4,99€
Verlag: Drachenmond Verlag
Genre: Fantasy
ASIN: B01LYFJJ4K
Erscheinungsjahr: 2016
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