Wie ich drauf kam, will ich gar nicht näher erläutern, das
ist eine längere Geschichte, also gleich zu den Fakten. In the War of Wrath am
Ende des Ersten Zeitalters, in dem Morgoth niedergeworfen wurde, entbrannte auf
dem Höhepunkt der Schlacht eine Schlacht in den Wolken, bei der Morgoth seine
tödlichste Waffe auf seine Feinde losließ: die geflügelten Feuerdrachen. Die
Heerscharen der Valar setzten dem die Adler und zahlreiche andere Vögel
entgegen, alle geführt von Earendil in seinem (nun fliegenden) Schiff Vingilot.
Earendil soll in dieser Schlacht Ancalagon, den größten und mächtigsten Drachen
aller Zeiten getötet haben. Ancalagons Fall soll gewaltig gewesen sein, dabei
begrub er Thangorodrim unter sich, eine Gruppe sehr hoher Berge. Mit anderen
Worten: Ancalagon war wortwörtlich ein fliegendes Gebirge.
Nehmen wir das alles als Fakten, sämtliche Größenrelationen,
und mögen sie noch so abstrus erscheinen, und legen nichts als literarische
Übertreibung aus. Dann stellt sich einem natürlich die Frage nach dem »WIE?!«
Wie bitte schön konnte Earendil Ancalagon töten? Die schon rein physikalische
Unmöglichkeit ist offensichtlich. Die Schuppen des wehrten Drachen müssen
härter als der härteste Stahl gewesen sein und Ancalagon war schlau genug, auch
seinen weicheren Bauch genügend gepanzert zu haben. Bei seiner Masse ist jedoch
davon auszugehen, dass die Haut Rüstung genug gegen jede Art von
konventionellen Waffen gewesen sein müsste, die in der Zeit in Mittelerde
vertrieben wurde. Bedenkt man die Schichten der Haut und die notwendige Dicke
besagter bei der Beachtung der Körpermasse ... Nun, ihr wisst, was ich meine.
Earendil hätte Ancalagon, wenn er nahe genug herangekommen wäre, ohne vorher
durch Drachenfeuer in seine feinsten Atome zerpulvert zu werden, maximal ins
Auge oder Maul stechen können. Selbst beim Auge frage ich mich, ob es Earendil
geschafft hätte, sein Schwert durch die Hornhaut zu stechen. Dennoch starb
Ancalagon, obwohl er schon durch seine Größe unverwundbar ist.
Vor einiger Zeit brachte ein anderer Tolkienverrückter in
einer Mail an mich den Gedanken ein, dass Ancalagon an irgendeiner Art von
vorausgehendem Leiden just im Augenblick der Schlacht starb und Earendil nur
die Gunst der Stunde ausnutzte und so tat, als würde er Ancalagon töten.
Daraufhin blieb die Frage: Welches Leiden? Also googelte und diskutierte ich.
Meine Google-Recherche betrieb ich unter der Fragestellung, welche Erkrankungen
für große Tiere bzw. für Echsen (im Speziellen Warane, da ich sie als
drachenähnlich setzte) signifikant sind. Diese Ergebnisse ergaben allerdings
Krankheiten, die nur bei schlechter Haltung bzw. bei ungünstigen Umweltbedingungen
in freier Wildbahn auftreten, und es ist doch anzunehmen, dass Morgoth die
Krone seiner Zucht sprich Ancalagon (Drachen sind wie alle Kreaturen Morgoths
und Saurons gezüchtet und nicht in einem Akt der Schöpfung geschaffen) doch
besonders gut hegte und pflegte. Also an sämtlichen Arten von Verletzungen,
Infektionen und anderen Krankheiten wird Ancalagon nicht gelitten haben. Auch
mögliche Revierkämpfe oder Kämpfe anderer Art mit anderen Drachen oder anderen
Kreaturen scheiden aus. Nicht einmal Morgoth wird es möglich sein, ein zweites
Geschöpf auch nur annähernder Größe zu versorgen, das ist ja schon bei
Ancalagon bestimmt ein logistischer Alptraum, der an Unmöglichkeit grenzt.
Demnach wurde Ancalagon auch aus den eigenen Reihen absolut nichts gefährlich. Außer
ein Gebirgsschlag, aber da wird Morgoth ebenfalls vorgesorgt haben, denke ich.
Am Ende meiner Recherchen und Diskussionen mit einer fachkundigen Freundin kam
ich dennoch zu drei beziehungsweise vier möglichen Todesursachen.
Tod 1: Überzüchtung
Wie bereits angesprochen sind Drachen eine Züchtung. Die
phänotypischen Merkmale, auf die Morgoth bei Ancalagon Wert legte, sind
offensichtlich: MASSE. Tausende Tonnen Biomasse sind eine unglaubliche Menge,
eben ein lebendes Gebirge im wahrsten Sinne des Wortes. Dass dabei andere Merkmale
darunter leiden, versteht sich von selbst. Ich denke da insbesondere an
gesundheitliche Schäden in Form von Organschädigung, insbesondere
lebenswichtiger Organe wie das Herz. Es ist eben wie bei Übergewicht, nur dass
dieses extreme Gewicht Ancalagons Normalgewicht ist. Er wird wohl also unter
allen möglichen Schädigungen von »normalem« Übergewicht gelitten haben. Das
Herz sollte weiterhin betrachtet werden, die Pumpleistung muss unvorstellbar
gewesen sein. Ich kann mir kaum vorstellen, dass, während diese Masse
herangezüchtet wurde, die Herzleistung mithalten konnte. Ancalagons Herz musste
unter Normalbedingungen und beim stillen Liegen wahrscheinlich Höchstleistungen
erbringen, als würde der Drache dauerhaft Extremsport betreiben. Dass auch das
in den Tod führt, ist offensichtlich. Dann hätte es womöglich schon gereicht,
wenn Ancalagon sich einmal in seinem Leben erhebt oder gar losfliegt.
Insbesondere dieser eine Flug würde dann sein Todesurteil bedeuten.
Tod 2:
Selbstsprengung
Hierbei handelt es sich um etwas auf alle Fälle
Drachenspezifisches, da es wohl kein anderes Lebewesen gibt, das Feuer speit.
Hierbei gehe ich von einer biologischen Erklärung für das Entstehen von
Drachenfeuer aus und nicht von irgendwelchem inneren Feuer oder so. Wer die Dokumentation
Dragon’s World oder den Spielfilm Reign of Fire kennt, weiß, was ich meine.
Demnach haben Drachen einige weitere Organe, die speziell auf das Feuer speien
ausgelegt sind. Gase, die zum Beispiel bei der Verdauung entstehen, werden in
eine spezielle Gasblase, eine Art zweite Lunge, umgeleitet, dort gesammelt und
bei Bedarf über das Maul über spezielle Drüsen abgegeben. Entweder vermischen
sich dabei verschiedene Gase und entflammen oder die Gase entflammen schon beim
Kontakt mit Luft. Sollte diese Gasabgabe über die Drüsen nicht mehr
kontrolliert ablaufen können (durch Krankheit oder durch einen zuchtbedingten
Gendefekt), kann es zu einer Selbstsprengung im Kopfbereich oder gar in den
Organen kommen. Die Wucht dürfte niemals ausreichen, um Ancalagon in seiner
Gesamtheit in Fetzen zu reißen, sie dürfte dennoch Schäden anrichten, die
massiv genug sind, um zum Tode zu führen.
Berechtigter Weise brachte an dieser Stelle oben genannte Person
an, warum diese Selbstsprengung denn nicht schon viel früher erfolgt wäre. Im
Falle des Gasgemisches: Wir gehen von einer Regulierung des Gasgehaltes im
Körper durch bewusste Aufnahme aus, wobei z.B. Gase nun in Vorbereitung auf die
Schlacht aus der Nahrung komplett und nicht portionsweise aufgenommen werden
und besonders viel gefressen wird, um noch mehr Gas zu enthalten. Man will auf
diese ganz besondere Schlacht ja ganz besonders gut vorbereitet sein, um
möglichst alles und nicht nur viel einzuäschern. In diesem Fall können schon im
Körper die beiden Gase in Kontakt treten. Das konnten sie auch vorher schon,
gehen wir beispielsweise von einem Gewebefehler auf, wie es auch beim
menschlichen Herz vorkommen kann, wenn die Herzkammern nicht komplett
voneinander getrennt sind und es zu Mischblut kommt. Nun treten bei Ancalagon
auch die beiden Gase schon im Körper miteinander in Verbindung und durch eine
bestimmte Konzentration oder Menge, die durch die massive Aufnahme der Gase
auftritt, kommt es zur Explosion. Im Falle des einen Gases, das bei Luftkontakt
entflammt: Es gibt Gase, die erst, wenn sie mit genügend Sauerstoff
angereichert sind, explodieren. In diesem Falle holt Ancalagon einmal tiefer
Luft als üblich, will darauf Feuer speien und es macht erneut Kaboom wie im
Fall Gasgemisch.
Eventueller Tod 3:
Vergiftung
Eine Vergiftung ist möglich, aber sehr unwahrscheinlich.
Unter Einbezug von Ancalagons gewaltiger Masse, müssen ebenso gewaltige Massen
an Giftstoffen in seiner Nahrung vorhanden sein. Man müsse wohl seine Nahrung
komplett mit Herbstzeitlose und ähnlichem vollpumpen, und das dürfte schon
»etwas« auffallen, wollte man es ihm unterschmuggeln.
Tod 4: schnöde Windpocken
Windpocken gehen auch, die kannten schon die Dinosaurier.
Dies sind meine momentanen Theorien. Vielleicht ist etwas
anzumerken, vielleicht hat jemand etwas zu ergänzen? Habt ihr schon einmal
darüber nachgedacht, dass Earendil Ancalagon vielleicht gar nicht wirklich
erschlagen hat? (Man stelle sich einmal die Waffe vor, mit der er das
bewerkstelligt haben will.)
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