Geht man in eine Buchhandlung oder Bibliothek des
Vertrauens, begegnet man einem sehr schnell: Gesichter oder Personen auf
Covern. Gefühlt aus jeder Ecke schauen sie einen an. Buchgesichter scheinen
also ziemlich im Trend zu sein, offenbar vor allem bei Jugendbüchern. Fragt man
jedoch ein wenig herum, stößt man eher auf Abneigung gegenüber diesem Trend. So
ging es mir jedenfalls.
Ich habe jetzt lange darüber nachgedacht, aber mir fällt
einfach nichts ein, was für diesen Trend spricht. Offenbar sind Buchhändler und Verlage aber doch der Ansicht, dass sich Bücher mit Gesichtern auf dem Cover zumindest
bei einer bestimmten Gruppe Leser besser verkaufen, sonst würden sie solche Cover ja
nicht (mehr) machen beziehungsweise ins Verkaufsprogramm mit aufnehmen. Wenn hier also jemand anwesend ist, der Buchgesichtern
doch etwas abgewinnen kann, wäre ich um einen Kommentar sehr dankbar. Ich kann
im Folgenden nur Contraargumente bringen.
Ich bin kein Fan dieses Trends. Ehrlich gesagt finde ich ihn
sogar ziemlich scheußlich. Ich war neulich in der Bibliothek, als mir diese
Regalecke auffiel:
Dass es die Selection-Reihe ist (die ich nicht gelesen
habe), ist völlig wahllos herausgegriffen. Solche Gesichter schauen mich aber
von so vielen Covern an, dass sie mittlerweile doch sehr austauschbar aussehen.
Als würde immer und immer wieder dieselbe Person dafür für das Shooting
genommen, die auch noch einem sehr idealisierten Schönheitsideal folgt. Das
gibt den Covern auch nichts Individuelles mehr. Man hat auf jedem Cover
irgendein hübsches Model, das vielleicht ein ganz nettes Gesicht hat, aber
perfekt in das Schema eines Models passt und damit eigentlich aussieht wie
jedes andere auch. Ich halte das für ein Cover sehr ungünstig.
Ein Buchcover soll für mich zum Buch passen. Es gibt
natürlich Ausnahmen wie die scheußlichen Cover der Ace-Editionen des Lord of
the Rings, die damals vom Verlag ohne Genehmigung Tolkiens und des original
Verlags gedruckt worden waren und damit zu einem gewissen Ruhm gelangten. Aber
die sind so scheiße und unpassend, dass es schon wieder etwas hat, zumal sie
auch noch eine Geschichte haben. Wenn jetzt aber ein Buchgesicht aussieht wie
das andere und die nicht mal zu einer Reihe gehören, dann hat das nichts
Individuelles und Passendes mehr.
Das vielleicht stärkste Argument, das ich gegen
Buchgesichter habe, ist das: Sie nehmen einem die eigene Fantasie. Ich bin ein
Mensch, der sehr von optischen Einflüssen in der eigenen Vorstellung geprägt
wird. Gibt es einen Film zu einem Buch, habe ich beim Lesen meist die
Filmcharaktere vor Augen. Das gilt auch für Charaktere auf den Covern. Wirklich
störend wird das vor allem dann, wenn die Person auf dem Cover nicht zu der
Beschreibung der Person im Buch passt, die sie darstellen soll. Oder wenn wie
überhaupt niemanden aus dem Buch darstellt.
Nun habe ich für das Beitragsbild nicht nur deswegen Licia
Troisis Romane der Aufgetauchten Welt genommen, weil ich gerade keine anderen
Beispiele in meiner Heimbibliothek zur Hand hatte, sondern auch, weil ich
denke, dass es Ausnahmen gibt. Die Cover zeigen ebenfalls jeweils ein Portrait
von Nihal, Dubhe und Adhara, der Heldinnen der Bücher. Zum einen sind das keine
Models, sondern Zeichnungen, und ich liebe gut gezeichnete Buchcover über
alles. Und zum anderen stellen die Figuren auf den Covern auch wirklich die
Protagonistinnen der Bücher dar und treffen sie auch noch gut. Diese Cover sind
nicht austauschbar, sondern passen zu ihrem jeweiligen Buch.
Ich hatte im Vorfeld auf Twitter ein wenig herumgefragt, was
ihr denn so zu Gesichtern auf Buchcovern denkt. Das waren die Antworten:
Nichts. Überstrapaziertes Tool und meistens total unaussagekräftig und random.— [suedie] (@s_u_e_d_i_e) 5. Juli 2017
Keine Freundin davon:— Awen Eibner (@AwenEibner) 30. Juni 2017
1. Leg ich dann ein Buch weg, weil ich das Model hässlich finde,
2. sieht es nie so aus, wie ich es mir vorstelle.
Gehen mir sehr auf die Nerven weil meist alle doch sehr sehr ähnlich aussehen und man das Gefühl hat es gibt nur einen Typ Mensch— Nenatie (@Nenatie_) 5. Juli 2017
Danke für’s Antworten und hier zeigen dürfen, ihr drei!
Jetzt seid ihr gefragt: Was denkt ihr zu dem Thema? Mögt ihr
Buchgesichter? Mögt ihr sie nicht? Und warum?
Also je nach Aussehen muss ich tatsächlich sagen, dass mich Cover mit Personen drauf häufig anziehen :D z.B. solche wie die von Licia Troisi. Bei Selection wiederum denke ich bei dem Cover eher an sowas wie.. keine Ahnung, Plötzlich Prinzessin oder so, also vermute eher, dass das Buch nur so trieft vor Kitsch und Klischee. Ja, "Don't judge a book by its cover", aber das Cover ist halt doch der erste Eindruck (zusammen mit dem Titel), der entscheidet, ob ich mir den Klappentext durchlese.
AntwortenLöschenBuchhändler machen die Cover von Büchern nicht ;-)))
AntwortenLöschenAber sie verkaufen sie und sich damit der Ansicht, dass sich solche Bücher auch verkaufen ;-)))
LöschenVielleicht haben sie auch einfach nur das Buch schon vorher längst gelesen (gibt ja extra Leseexemplare für Buchhändler) und sind von der Geschichte überzeugt.
LöschenUnd selbst wenn sie es nur des Umsatzes wegen machen: Irgendwie müssen sie ja auch Geld verdienen, und wenn Kunden nun mal eher ein Buch mit Gesicht auf einem Cover kaufen, müssen sie sich danach richten. Nachfrage bestimmt das Angebot ;-)
Also sind wenn überhaupt die Kunden "schuld", aber nicht die Buchhändler.
LG
Anna
@Anna Salvatore Ist das nicht genau das, was ich im Text ausdrücke? Ich bin verwirrt. Und warum von Schuld reden? Es ist so, wie es ist, ob man's nun gut findet oder nicht. Schuldzuweisungen haben immer sowas negatives ...
LöschenAbgesehen davon: Man kann mit vielem Umsatz machen. Ich denke, es ist schon eine bewusste Entscheidung, wenn ein Händler ein Buch mit solch einem Cover ins Programm aufnimmt. Das hat sicher mehr Gründe als nur das Cover, aber da das augenscheinlich so ein Trend ist, wird das womöglich eine gewisse Rolle spielen.
Wie dem auch sei, ich überarbeite mal eben den Post ein bisschen und nehme Verlage mit auf. Dann ist das vielleicht deutlicher.
Ich finde es kommt drauf an. Wenn der Protagonist wirklich aussieht wie die Person auf dem Cover kann das durchaus hübsch sein. Aber wenn der Protagonist blond ist und grüne Augen hat und auf dem Cover ist eine mit schwarzen Haaren und lila Augen ... dann ist das doch einfach nur doof.
AntwortenLöschenAber mir geht das nicht nur mit Gesichtern so. Frauen von hinten. Der neue Renner. Sehen auch alle gleich aus.
Allgemein. Hat mal jemand ein schönes Cover entworfen wird das so lange zerkaut und wiederverwertet, dass es einfach im Mainstream untergeht.
Schade eigentlich.
Ich bin für mehr individuelle Cover. Wie die gestaltet werden sollen? Keine Ahnung, aber ich bin ja auch kein Designer :)
Oh ja! Auch ein schöner Rücken kann entzücken oder so ... Wobei mir grad auffiel, dass es ja noch den Typ Cover mit den heißen boiz vorn drauf gibt, üblicherweise muskelbepackt und am besten noch sexy verschwitzt. Ugh, das schauderts einen. Vielleicht ergänze ich das noch ...
LöschenSchlussendlich sind Cover eine Geschmacksfrage. Es haben sich offensichtlich gewisse Tropes für verschiedene Buchtypen herausgebildet, die auf den Covern immer wieder bedient werden. So ganz objektiv gesehen verstehe ich das schon, da dem Käufer so schon beim ersten Blick vermittelt wird, was ihn wahrscheinlich erwartet. Wie ich im Post auch schrieb, mag ich zum Beispiel gezeichnete Cover sehr, weshalb ich auch die Cover der Aufgetauchten Welt so toll finde. Meist sind Buchgesichter aber Models, die in Kostüme gesteckt wurden, und das Foto wurde dann bearbeitet. (Da hatte ich mal einen ganz interessanten Beitrag gelesen, wie die Cover zu Peter V. Bretts letzten Demon War gemacht wurden, bei denen auch zwei Models genommen wurden ... wobei der eine ein Dämonenkostüm an hatte.) Das hat oft einen leichten Touch von "Hätte ich nur ein bisschen mehr Ahnung von Photoshop und vielleicht noch eine etwas neuere Programmversion, dann kann ich das auch." Während ein richtig gut gemaltes Cover zumindest bei mir da immer einen größeren Eindruck hinterlässt.
Na ja, ist ne schwierige Frage, und die Designer werden schon wissen, was sie da machen. Ob's dem einzelnen Kunden am Ende auch gefällt, steht allerdings auf einem anderen Blatt :)
Liebe Grüße
Hallo,
AntwortenLöschenwenn ich ehrlich bin erinnern mich Buchcover mit Gesichtern bzw. deutlich sichtbare Personen immer an diese Romanhefte a` la Dr.Soundso oder Die Klinik ihres Vertrauens, die es immer im Zeitschriftenladen gab.
Bin jetzt, nach deinem Beitrag, echt mal mein Buchregal abgegangen und da ist kein einziges mit Gesichtern dabei. Liegt aber wohl auch an den Genre (Krimi und Thriller) .
Wegen mir kann es aber auch so bleiben. Wahrscheinlich wäre ich total entsetzt wenn mich ein schmachtender Harry Hole da anschaut ;-)
Aaaaah doch eins - Der Übergang- das passt aber.
Schöner Beitrag, hat mir sehr gefallen ihn zu lesen.
Liebe Grüße
Kerstin
Hallo,
Löschen*lach* Ja, das trifft es ziemlich gut! Ich hab aber auch keines, jedenfalls nichts vom Kaliber Schwarzwaldklinik. Und das wäre eeeecht creepy! Wobei ... so ein Clown, der aus dem Gulli guckt, das würde teils schon passen ......
Liebe Grüße