Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Montag, 25. März 2019

Rezension: Wolfswut (Schwarzes Blut 2 #2, Schwarzes Blut #5) von Melanie Vogltanz

Aus irgendeinem Grund mag ich Charaktere, die arg vom Schicksal gebeutelt sind. Wahrscheinlich daher kein Wunder, dass ich mittlerweile ein großer Fan der »Schwarzes Blut«-Reihe von Melanie Vogltanz bin. Alfio hat es wirklich nicht leicht, und das ändert sich auch nicht in »Wolfswut«, dem zweiten Roman, der ihm gewidmet ist.

»New Orleans im Jahr 1909: Der Hemykin Alfio schlägt sich im wahrsten Sinne des Wortes durch. Als Ringkämpfer bestreitet er seinen Lebensunterhalt, wobei ihm seine Fähigkeiten als Wolfsmensch helfen, um schnell zu heilen und dem Publikum eine entsprechende Show zu liefern. Mit Opium hält er die Bestie, die in seinem Inneren schlummert, im Zaum, bis eines Tages ein Unbekannter auftaucht, der offenbar selbst übermenschliche Fähigkeiten mitbringt. Für Alfio beginnt eine Zeit der ungewöhnlichen Boxkämpfe, der unerklärlichen Voodoo-Rituale und der unvermeidlichen Erkenntnisse über einen Erzfeind.
In den Sümpfen lauert das Böse, das nur auf Alfio gewartet hat. Aber die Welt ist nun mal nicht fair – ganz besonders nicht für Unsterbliche.«
(Quelle: Goodreads)


Man muss es einfach sagen, wie es ist: Melanie kann schreiben. Sie versteht es, eine ausgewogene Mischung aus Action und ruhigen Momenten zu schaffen. Dadurch bleibt zum einen die Spannung erhalten, zum anderen gibt es aber genug Verschnaufpausen, damit sowohl Protagonisten als auch Leser das Geschehene setzen lassen können.

Ein Schreibtipp, den man immer wieder liest, lautet, dass jeder Nebencharakter Protagonist seiner eigenen Handlung sein soll. Im Falle von »Wolfswut« könnte ich mir einen Ablegerroman aus der Sicht von zum Beispiel Yvella wirklich gut vorstellen! Mir hat sehr gut gefallen, wie sich hier quasi mehrere Haupthandlungen mehrerer Protagonisten überschneiden und parallel ablaufen, während wir als Leser gleichzeitig alles aus der Sicht von Alfio erleben und nur seinen Teil mitbekommen.

Dadurch haben die Charaktere sehr viel Tiefe, was man auch merkt. Irgendwie muss ja neben Alfios Handlung ja auch alles andere ablaufen, und jeder Charakter hat seine eigenen Motive, die seine eigene Haupthandlung vorantreiben. Der Roman entwickelt rasch eine Sogwirkung, weil man schon früh merkt, dass da mehr abläuft als nur das, was Alfio erlebt.

Des Weiteren werden im Roman Rassismus und Homophobie des frühen 20. Jahrhunderts thematisiert, und es wird aufgezeigt, was queere Menschen in dieser Zeit alles ertragen müssen. Sodomie galt in dieser Zeit als schweres Verbrechen, dessen einer der Charaktere auch bezichtigt wird. Er wird dafür eingesperrt und muss im Gefängnis schwere Gewalt ertragen. Alfio selbst zeigt sich aufgeschlossen und setzt sich für die Opfer der Gewalt ein. Er holt seinen der Sodomie bezichtigten Freund wieder aus dem Gefängnis und verteidigt Yvella, welche Opfer rassistisch motivierter Straftaten wurde.

Der Roman begibt sich des Weiteren in den Kulturkreis des Voodoo, was mir persönlich sehr gefallen hat. Generell hat sich bisher jeder Roman der Reihe ohnehin verschiedenen Kulturkreisen gewidmet, je nachdem, wo er spielte. Ich erwähnte bereits früher, dass mir die vielen kleinen Recherchedetails positiv auffielen, weil sie den Romanen sehr viel Leben geben und die Zeit und den Ort der Handlung lebhaft vor Augen führen. Das trifft auch hier wieder zu, zumal wir uns hier etwas aus dem europäischen Kulturkreis herausbewegen und nach Afrika blicken.

Ich persönlich mochte auch die Sicht des Wolfs sehr. Teils natürlich genutzt, um dem Leser ein paar Dinge mitzuteilen, die Alfio nicht wissen konnte und die der Wolf nicht versteht, weil er eben doch mehr Tier ist. Mir gefiel sehr, wie die animalische Seite gezeigt und geschildert wurde, dass man wirklich das Gefühl haben konnte, im Kopf eines (nicht ganz so normalen) Tieres zu sein. Fand ich spannend.

Abschließend sei also gesagt: eine absolute Empfehlung! Der Roman hat mir mit all seinen Aspekten sehr viel Lesefreude bereitet. Es sollte noch erwähnt werden, dass es sich hier um Dark Fantasy handelt, es also mitunter sehr brutal zugeht. Das ist mitunter nicht für jedermann etwas. Für alle anderen spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.


Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.


Mögliche Trigger
- Rassismus
- Homophobie
- Gewalt gegen Mensch und Tier
- PTBS und Trauma
- Blut und Wunden
- Tod und Leichen


Werbung nach §6 TMG
Reiheninformation
Autor*in: Melanie Vogltanz
Titel: Schwarzes Blut – Wolfswut
Sprache: Deutsch
Umschlagillustration: Joachim Sohn
Reihe: Band 5
Seiten: 328
Originalpreis: 4,99€
Verlag: Papierverzierer Verlag
Genre: Dark Fantasy
ASIN: B076ZQ5CPQ
Erscheinungsjahr: 2017

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Nenatie

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