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Selbst wenn die breite Masse etwas für gut befindet, muss
das noch lange nicht für den Einzelnen gelten. »Der Sturm naht«, Auftakt der
»Iskari«-Reihe von Kristen Ciccarelli, ist momentan in aller Munde – und
vielleicht doch nicht so gut, wie alle sagen.
Asha ist die Iskari, Tochter des Königs und seine
Drachenjägerin, die an Kozu, dem ersten Drachen, Rache schwor dafür, dass er
ihre Heimat angriff und verwüstete. Damals wäre auch sie beinahe ums Leben
gekommen, wäre nicht Jarek gewesen, der sie rettete. Als Dank dafür soll sie
den grausamen Heeresführer nun heiraten, es sei denn, es gelingt ihr Kozu zu
töten. Ganz unerwartet bekommt sie dabei die Hilfe des Sklaven Torwin.
Drachen retten eben nicht alles. Leider. Was der Autorin
aber immerhin gut gelungen ist, ist die Einbindung der Geschichten. Drachen
sind Geschichtenerzähler und werden selbst von erzählten Geschichten angelockt.
So wurde auch damals Kozu angelockt, als Asha verbotenerweise eine alte
Geschichte erzählte. Denn diese Geschichten sind angeblich gefährlich und
vergiften denjenigen, der sie erzählt. Die Geschichten handeln von den alten
Göttern von Ashas Volk, welche jedoch von ihrem Volk verlassen wurden. So
erfährt man auch viel über die Mythologie dieser Welt, was zudem schön in die
Handlung eingeflochten wurde.
Tja und dann? Dann schlug die Jugendbuchkeule zu. Am meisten
störte hieran definitiv Asha. Sie jammert die ganze Zeit herum, dass sie ja
auch so verdorben sei, ist aber zu jedem scheiße. Und dann wundert sie sich,
dass die Leute Angst vor ihr haben? Bei so einem Verhalten ihren Mitmenschen
gegenüber liegt das mit Sicherheit nicht nur daran, dass sie die Iskari ist,
benannt nach der Todesgöttin.
Außerdem wird immer wieder von einem Band zwischen Reiter
und Drache geredet. Das ist angeblich da, aber wie genau das aussieht und was
das macht, bekommt der Leser nie zu Gesicht. Die Autorin klatscht dem Leser
alles minutiös ins Gesicht, aber so etwas lässt sie außen vor. Gleichzeitig
etabliert sie diverse Gebräuche und Sitten, um sie dann sofort danach zu
ignorieren. Torwin nimmt sich als Sklave von Anfang an Asha gegenüber zu viel
heraus, von dem immer wieder gesagt wird, dass er damit zu weit gegangen war.
Und was ist? Außer einem schrägen Blick und vielleicht mal der Andeutung von
Protest interessiert das niemanden!
Abgesehen davon von ihrem vielen Jammern kann man zu Asha
noch sagen: Tragische Vergangenheit: Check. »Du musst ihn heiraten!«: Check.
Liebe auf den ersten Blick: Check (kann mir keiner sagen, dass das nicht vom
ersten Moment an klar war). Kitschiger Schmalz: Check. Leute, das muss nicht
sein, auch nicht in einem Jugendbuch … Kaut doch nicht immer wieder dieselben
Klischees durch.
Und schließlich und schlussendlich: Dafür, dass Asha die
Heldin des Romans sein soll, passiert der Plot eher mit ihr, als dass sie aktiv
daran mitwirkt. Sie soll ausziehen, um Kozu zu töten, aber dann kommen ihr
immer wieder alle anderen in die Quere, frei nach Murphys Gesetz: »Was schief
gehen kann, geht schief.« Damit tritt ihre anfängliche Mission permanent auf
der Stelle – bis zu dem Punkt, an dem alle anderen Charaktere so weit sind,
ihre Pläne in die Tat umzusetzen, sodass Ashas Auftrag eh hinfällig ist. Und
wieder ist sie an allem Weiteren nur passiv beteiligt und alles passiert mit
ihr, statt dass sie aktiv in das Geschehen eingreift und es mit formt.
Es ist so schade, dass nicht einmal die Drachen hier groß
etwas reißen können. Gefühlt jeder schwärmt von diesem Buch, wie toll es doch
sei. Ich fand es schlicht nervig.
Ich danke dem Verlag und Bloggerportal für die
Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
Autor: Kristen Ciccarelli
Titel: Iskari: Der Sturm naht
Original Iskari: The Last Namsara
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Astrid Finke
Reihe: Band 1
Seiten: 416
Originalpreis: 16,99€
Verlag: Heyne fliegt
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-453-27123-4
Schöne Rezension! Ich werde den Roman auch noch lesen und hoffe, dass er mir besser gefällt, aber irgendwie finde ich das Cover ganz unangenehm anzusehen. Die Klinge ist mir definitiv zu nah an den Lippen, das kann doch nicht gut gehen. :S
AntwortenLöschenHallo,
Löschendas Cover find ich eigentlich ganz nice, die Optik der Klinge find ich super :D Aber na ja, der Inhalt war eher meh.
Liebe Grüße
Hallo lieber Buchdrache!
AntwortenLöschen#Iskari ist für mich auch das letzte Buch, das ich rezensiert habe. Ganz so schlimm wie du fand ich es zwar nicht, aber ich stimme trotzdem mit all deinen Kritikpunkten überein!
Was mich eigentlich am meisten gestört hat ist, dass die Autorin in der Danksagung angibt, sie sei von starken Heldinnen wie beispielsweise Mononoke oder Xena inspiriert worden... Aber Asha ist im Grunde eine Beleidigung für all diese starken Frauen der Buch- und Filmgeschichte. Sie ist ein schwaches Püppchen, das sich nicht wehren kann, von allen nur benutzt und gesteuert wird... und dabei soll sie ja die ach-so-mächtige Drachentöterin sein? Nein!
Danke für deine tolle Rezi!
Alles Liebe,
Die Bücherfüchsin
http://yllinfox.blogspot.com
Hallo,
Löschendie Danksagung hab ich entgegen meiner Gewohnheiten schon kaum noch gelesen und nur überflogen. Aber das hatte ich auch gesehen und dacht mir nur so: "Äh, was? Nee ... o.0" Asha ist viel zu passiv, um eine wirklich interessante und starke Heldin zu sein. Ich mein: Ja, klar gibt es passive Menschen, aber Asha soll es eigentlich nicht sein laut dem Buch, ist es aber.
Liebe Grüße