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Es war ein Wechselbad der Gefühle. Der Jugend Fantasy Roman
»Krähenglut«, Teil 1 der Goulard-Saga von Anna Neunsiegel, hat seine guten
Momente – aber auch so einige Stilblüten.
Das Mädchen Eonie ahnt nicht, dass sie bald in einen Strudel
sonderbarer Ereignisse hineingezogen werden soll, als jenseits des Kanals noch
unbeachtet von der Weltgemeinschaft ein Junge als Mutprobe ein Amulett stiehlt
und damit bösen Kräften Tür und Tor öffnet. Nur kurz darauf ist die Rede von
einem Krankheitssyndrom, das viele Menschen mit Erstickungserscheinungen
niederringt. Aber Eonie weiß es besser, denn sie sieht, dass geisterhafte
Erscheinungen den Menschen ihre Lebensenergie rauben. Und das lässt sie ins
Visier verschiedener verborgener Organisationen geraten, die gegen das
Übernatürliche ankämpfen.
Wer Geschichten über Dämonen und Geister mag, wird hieran
sicher seine Freude finden. Denn das ist auch die große Stärke des Romans. Auf
schöne Weise bindet die Autorin verschiedene Sagen und Mythen über Kreaturen
der Anderswelt in ihre Geschichte ein und baut eine durchaus unheimliche
Geschichte auf, die sich gut in das neblige, herbstliche Setting einfügt.
Auch schön gelungen ist die Gestaltung des Buches. Das Cover
ist wirklich schön gelungen und auch die kleinen Bildchen vor jedem Kapitel
haben ihren Reiz.
Dann aber schlägt leider doch die Jugendbuch-Keule mit so
einigen Klischees zu. Da haben wir zum Beispiel den Loveinterest frei nach dem
Motto »Was sich neckt, das liebt sich«. Sie können sich beide von Anfang an
nicht ausstehen, aber er ist ja SO!SCHÖN und geheimnisvoll und wundersamer
Weise verfällt Eonie ihm dann doch. Wortwörtlich, denn sie sinkt theatralisch
in seine Arme, als ihr Kreislauf schlapp macht.
Auch der Stil nimmt manchmal doch schon recht schmerzhafte
Blüten an. Die Sprache ist ausgesprochen überladen, viele Formulierungen hätte
man vereinfachen und damit lesbarer gestalten können. So zum Beispiel diese
hier auf Seite 72: »Eonies kurze Fingernägel krallten sich hilflos in ihr
Schlüsselbein und tasteten sich sanft umschlingend zu ihrer Kehle hin, als
hätte man ihr soeben die Luft geraubt.« Dass sie sich einfach an den Hals
fasst, hätte auch gereicht. Oder auf Seite 364: »Sie standen so dicht beieinander,
dass sie die Tiefe seiner Augen buchstäblich ergründen konnte.« Oder eine Seite
später: »Er versenkte seine Zähne leicht im Fleisch seiner Unterlippe, die
Lider demütig gesenkt.« Was spräche hier zum Beispiel gegen »Er biss sich auf
die Unterlippe«? Und warum etwas als »sachte wie der Flügelschlag eines Vogels«
(S. 319) beschrieben wird, weiß ich mit Blick auf meine beiden Wellensittiche
auch nicht. Wenn die fliegen, hat das nichts Sachtes an sich …
Ein inhaltlicher Fehler, der mir hin und wieder unterkommt,
so auch hier: »altdeutsche Schrift« gibt es nicht. Entweder sprechen wir von
einer Schrift im Sinne eines Textes in althochdeutscher respektive
altniederdeutscher Sprache oder von Sütterlin oder der karolingischen Minuskel.
Vermutlich ist hier wohl Sütterlin gemeint.
Die auch durch ihre Anzahl stark ins Auge fallenden
Stilblüten haben mir in Verbindung mit etwas eigenwilliger da für mein
Empfinden zu häufig eingesetzter Emphatisierung doch einiges von der Lesefreude
genommen. Inhaltlich hat das Buch jedoch seine Stärken und dürfte besonders
Fans von Geister- und Dämonengeschichten zusagen, insofern sie über die
Stilblüten hinwegsehen können.
Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des
Rezensionsexemplares!
Autor: Anna Neunsiegel
Titel: Die Goulard-Saga: Krähenglut
Sprache: Englisch
Umschlag- und Innenillustration: Anna Neunsiegel/Midgard
Fairy Art unter Verwendung von Motiven von Shutterstock und deviantart
Reihe: Band 1
Seiten: 342
Originalpreis: 0.99€
Verlag: epubli
Genre: Fantasy
ASIN: B01M9HXW1I
Erscheinungsjahr: 2016
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