Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Freitag, 4. August 2017

Freitagsprobe: Gefährliche Jagd von Maria Tomoons

© und Quelle: Verlag
Panem hatte in den letzten Jahren einen ziemlichen Hype ausgelöst, plötzlich tauchten überall Kopien in Form von Jugenddystopien davon auf. Keine davon ging jedoch so weit, die Hunger Games einfach völlig offensichtlich zu kopieren. Na ja, Ausnahmen muss es ja geben, oder? »Gefährliche Jagd«, ein Jugendroman von Maria Tomoons, scheint so eine zu sein.

Die lebensfrohe Maria bekommt die Chance ihres Lebens: Sie darf an einem Spiel teilnehmen, dessen Preis nicht nur viel Geld, sondern auch die Hauptrolle in einem großen Film ist. Über hundert Jugendliche treffen dabei in Gruppen aus Jägern und Gejagten in einem großen Waldgebiet aufeinander. Zwei Wochen lang werden Maria und ihr Team auf der Flucht vor ihren Gegnern rund um die Uhr gefilmt. Ein ehrgeiziger Regisseur will aus ihrer Geschichte den erfolgreichsten Film des kommenden Jahres machen. Doch was, wenn das Spiel langsam außer Kontrolle gerät? Wenn die Regeln gebogen und gebrochen werden? ...
(Quelle: Amazon)


© und Quelle: Verlag
Fangen wir beim alleroffensichtlichsten an: dem Cover. Halten wir einmal das deutsche Cover von »Die Tribute von Panem: gefährliche Spiele«, dagegen, dann sehen wir, dass hier wirklich eins zu eins kopiert wurde. Gut, Madam hat hier blaue Augen und keine grünen, aber wirklich, das spielt hier auch keine Rolle mehr. Ein hübsches Damengesicht (mal wieder) lugt ganz verwegen hinter einigen Blättern hervor. Man kann auch weniger offensichtlich klauen.

Das zweite ist die Handlung. Auch die ist eins zu eins Hunger Games. Mehrere Kleingrüppchen von Jugendlichen werden in einen mitteleuropäisch wirkenden Wald gelassen, in dem sie sich gegenseitig jagen müssen. Unsere Protagonistin vergleicht das sogar mit Hunger Games, entgegen ihrer Aussage ähnelt das Collins‘ Geschichte jedoch nicht nur »etwas«, sondern haargenau. Mit dem einzigen Unterschied, dass man sich hier nicht tötet, allerdings vermute ich, dass sich das im Laufe der weiteren Handlung noch ändern wird. Also erneut: Wo ist das nicht kopiert?

Oh, ich weiß wo: Bei den Charakteren. Collins ließ sich wenigstens noch Zeit, vor den eigentlichen Spielen (die bei ihr wenigstens einen vollen Namen, nämlich Hungerspiele, hatten und nicht einfach nur »die Spiele« hießen) die Charaktere einzuführen und dem Leser vorzustellen. Dieser ganze unnötige Quatsch wird hier eiskalt übersprungen. Schließlich ist Collins nahe an Stephen King, was ihre Langatmigkeit angeht, und das will der Leser ja nicht …

Ich hatte also in der gesamten Leseprobe kein Bild der Protagonisten bekommen, nicht einmal ansatzweise. Ich habe sie nicht kennenlernen können, ebenso wenig das Setting. Gut, Wald. Aber wo? Bei Panem wissen wir immerhin, dass das mal Nordamerika gewesen war, aber nicht einmal das ist hier bekannt. Außerdem: Was sind das für Spiele? Haben die einen Sinn? Warum werden die veranstaltet? Warum machen die Jugendlichen da mit? Wozu dienen die Kameras? Und stehen dahinter Kameramänner oder sind das statische Kameras, die in irgendeiner Astgabel angebracht wurden?

Das einzige, das sich über die Protagonisten sagen lässt, ist, dass sie sehr dumm handeln. Laut Klappentext soll aus dem Filmmaterial ein spannender Film gedreht werden, aber das lässt sich schlecht machen, wenn keiner der Gejagten auch nur ansatzweise Ahnung vom Überleben in der Wildnis und vom Verstecken vor Jägern hat. Die Jugendlichen werden dennoch alle zum Wald gekarrt, der der Schauplatz des Ganzen ist, werden dort ausgekippt, und schon geht es los. Da hatte Präsident Snow ein besseres Konzept, indem er die Tribute wenigstens vorher grundausbilden ließ.

Der Schreibstil ist mehr als dürftig, noch etwas, das, leider, von Collins übernommen wurde, hier allerdings zur Spitze getrieben wurde. Er ist platt, langweilig und unausgefeilt. Fehlende Kommas und Formatierungsfehler machen das Ganze nicht besser und machen einen sehr amateurhaften Eindruck. Insgesamt kommt keinerlei Spannung auf, von Atmosphäre gar nicht zu reden. Oder überhaupt einem klaren Bild des Settings.

Ich habe bei der Leseprobe das Gefühl, nichts weiter als eine schlechte Hunger Games Fanfiction zu lesen, die den altbekannten Plot einfach nur aufgreift und schlecht wiederkäut. Das muss man echt nicht weiterlesen, als bis zum Ende der Leseprobe.


Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon und umfasst die ersten acht Kapitel.


Autor: Maria Tomoons
Titel: Gefährliche Jagd
Sprache: Deutsch
Reihe: ?
Seiten: 523
Originalpreis: 4,99€
Verlag: Midnight bei Ullstein
Genre: YA
ASIN: B01EJD8R6W
Erscheinungsjahr: 2016

2 Kommentare:

  1. Oh, das hört sich ja gar nicht gut an *lach*
    Wie kann man denn bitte sowas veröffentlichen - mit dem gleichen Cover und im Grunde der gleichen Geschichte???
    Das wäre mir ja die Zeit nicht wert, sowas zu schreiben. Aber naja, es gibt halt nichts, was es nicht gibt :D

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo,
      Ich hab keine Ahnung :DDDD Das Buch hat auf Amazon und Goodreads aber auch ziemlich miese Bewertungen.
      Liebe Grüße

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