Wie immer: SPOILER VORAUS!
Jon erreicht Dragonstone, um dort mit Daenerys über ein
Bündnis zu verhandeln. Daenerys verlangt von ihm, vor ihr als seine Königin
niederzuknien und erkennt seinen Titel als König im Norden nicht an. Er weigert
sich und erkennt auch sie nicht als seine Königin an, auch auf die Gefahr hin,
von ihr als Rebell und Verräter an der Krone angesehen zu werden. Auf Tyrions
Ratschlag hin verbündet sich Daenerys zwar nicht mit Jon, erlaubt ihm aber,
Dragonglas abzubauen. Gleichzeitig plant sie ihren Angriff auf das Festland,
muss jedoch erfahren, dass ihre Greyjoy-Flotte überfallen wurde. Ellaria und
ihre Tochter Tyene befinden sich nun in Cerseis Gewalt, welche Tyene auf die
gleiche Weise vergiftete, wie eins Ellaria Mycella. Tyrion schickte die
Unsullied Armee mit einem schlauen Plan gegen Casterly Rock und gab ihnen Pläne
der Geheimgänge, mit denen Grey Worm und seine Soldaten die Festung von innen
heraus erobern können. Sie stellen jedoch fest, dass die Hauptarmee der
Lannisters nicht vor Ort war. Gleichzeitig werden die Schiffe, mit denen sie
angekommen sind, von Euron überfallen. Die Hauptarmee der Lannisters
marschierte indes auf High Garden zu und nahm die Festung ein. Jaime gibt
Olenna ein Gift, um ihr ein gnädigeres Ende zu gewähren, als Cersei ihr
angedacht hätte. Olenna trinkt das Gift freiwillig, verrät Jaime allerdings unmittelbar
darauf, dass sie Joffrey vergiftete. Cersei macht indes ein Bündnis mit der
Iron Bank aus, gleichzeitig will sie nun ihre Beziehung zu Jaime offen ausleben
und kein Geheimnis mehr daraus machen. Im Norden plant Sansa, wie sie
Winterfell halten und während des Winters und einer potenzielen Belagerung
ernähren können, als Bran Winterfell wieder erreicht. Sansa erkennt jedoch mit
Schrecken, wie sich ihr jüngster Bruder verändert hat. Sam ist es gelungen,
Jorah von seiner Infektion zu heilen, auch wenn es gegen den Befehl von
Archmaester Erbrose verstieß. Da er sich bei der Heilung jedoch so gut schlug,
ist sein Lohn, dass er nicht aus der Zitadelle verbannt wird.
Mittlerweile sieht es auch auf Eurons und Cerseis
Deathcounter sehr gut aus. Übertrieben gut, möchte ich meinen. Daenerys hat
eine starke Flotte, ebenso starke Infanterie und Kavallerie und drei Drachen
und verliert den Krieg dennoch. Wird es also doch auf alles niederbrennen
hinauslaufen? Gegen einen sich portenden Euron ist jedenfalls jeder machtlos.
Wirklich, das nimmt in der Serie mittlerweile übertriebene Züge an. Schon mit
Varys am Ende der letzten Staffel war das ein wenig albern, dort hatte es
jedoch vor allem ästhetischen Wert, ihn am Ende episch neben Daenerys auf ihr
Flaggschiff zu stellen, während sie Westeros entgegensegelt. Mit Euron, der
scheinbar beliebig zur richtigen Zeit am richtigen Ort auftauchen kann, wird es
lächerlich übertrieben.
Das gilt übrigens nicht nur für Euron, sondern auch für Jon,
der mal eben aus dem Norden nach Dragonstone kommt. Man muss sich die
Distanzen, die beide mal eben zurücklegen, mal auf der Westeros-Karte ansehen,
es ist einfach lächerlich … Ich verstehe, dass sie mittlerweile in der Serie
nicht mehr genug Raum haben, um zu zeigen, dass zwischen Aufbruch und Ankunft
jeweils wahrscheinlich mehrere Monate vergehen, aber es gibt andere
Möglichkeiten, das darzustellen, als nur mehrere Folgen dazwischen verstreichen
zu lassen.
Aber nun zu den guten Seiten der Folge. Es gab
vergleichsweise wenig Gemetzel und wenn, wurde es überwiegend nur angedeutet,
um zu verdeutlichen, dass die jeweiligen Kämpfe um Casterly Rock und High
Garden nur kurz dauerten, und die Angegriffenen deutlich unterlegen waren.
Dafür gab es in dieser Folge sehr viel gutes Character Building. Besonders die
Begegnung von Jon und Daenerys, auf die alle so lang gewartet hatten (immerhin
heißt es »A Song of Ice and Fire« und wie Melisandre sagte, sind nun Eis und
Feuer zusammen), gefiel mir dabei.
Man merkte richtig, wie Daenerys, auch wenn sie
scheinbescheiden tut und auf ihre niedere Kindheit als Schwester des
Bettelkönigs verweist, sehr viel mehr Erfahrung im Regieren hat als Jon, der
König im Norden. Das zeigte sich schon allein darin, wie Missandei und Ser
Davos sie jeweils vorgestellt hatten. Missandei benennt formell und korrekt
alle Ehrentitel Daenerys‘, während Davos nur hervorbringt: »This is Jon Snow.
He is King in the North.« Einfach eine großartige Szene, nicht nur wegen der
gewissen Komik, die darin lag.
Jon sieht sich auf einmal vollends im Spiel der Throne, und
auch wenn auch Daenerys ein neuer Spieler ist, erkennt er, dass er mit ihr auf
diesem Gebiet nicht mithalten kann. Die Chancenungleichheit in Hinsicht auf
ihre Fähigkeiten, in politischen Kreisen zu agieren, wurde sehr gut
herausgestellt, nicht nur dadurch, wie sie einander vorgestellt wurden, sondern
auch dadurch, wie sie danach miteinander sprachen. Daenerys wählte wohl
gesetzte Worte, während Jon sich einer einfacheren Sprache bediente und neben
ihr fast schon bäuerlich wirkte. Wäre nicht Tyrion gewesen, der einen guten
(oder vielleicht auch nicht?) Einfluss auf Daenerys ausübt, Jon wäre vermutlich
mit leeren Händen gegangen, da er nicht einmal von sich aus das Dragonglas
anspricht, und weiterhin wie Daenerys sich nur an dem Niederknien vor ihr
aufhängt. Aus Daenerys‘ Sicht macht das freilich Sinn: Sie kennt Jon nicht und
weiß nicht, inwiefern er ihr auch ohne Eid auf sie nützen könnte oder warum sie
ihm sogar helfen sollte. Aus Jons Sicht ist es etwas kurzsichtig, da er sogar
erst durch Tyrion darauf hingewiesen werden muss, dass er vielleicht zumindest
etwas erwirken kann, was er dann ja auch tut. Man kann sich hier also durchaus
berechtigt fragen, was das mit Jon als King in the North noch wird und ob das
ein gutes Ende nehmen kann. Er wirkt wirklich sehr geblendet von seiner, wenn
auch berechtigten, Furcht vor dem Night King.
Bran kommt nach Winterfell zurück, und während Sansa ihm
begeistert um den Hals fällt, bleibt er sichtlich unbeeindruckt. Als er ihr
auch noch offenbart, dass er ihre Hochzeit mit Ramsay beiwohnte, ist sie
definitiv zu Recht von ihm irritiert, und fürchtet ihn vielleicht sogar. Jetzt,
da Bran wieder in der Zivilisation ist und nicht mehr nur mit den Reeds, Hodor,
seinem Direwolf und dem Three Eyed Raven Umgang hat, sieht man den Kontrast zu,
sagen wir einmal, »normalen« Menschen. Seine Reise in den Norden hat ihn
definitiv geprägt und drastisch verändert. Anscheinend hat er gar den Umgang
mit anderen Menschen, die nicht so sind wie er, verlernt.
Das Highlight der Folge war für mich nicht das lang ersehnte
Treffen von Jon und Daenerys, sondern Olenna Tyrell. Thug Level 100. Zum einen
hat mir die Inszenierung der Eroberung sehr gut gefallen. Mir fällt in dieser
Staffel auf, dass sie sich bemühen, in jeder Folge eine augenfällige
Kameraeinstellung zu wählen. In der ersten war es Sam, der Scheiße reinigt, in
der zweiten Sam, der das Skalpell in Jorahs Haut bohrt, das sich dann in ein
Messer wandelt, das in der nächsten Szene in Pastete sticht, und hier war es
die Eroberung von Casterly Rock. Das leitete über in eine dramatische
Orchestrierung der Rains of Castamere, die sofort die Stimmung einleiten und zu
Olennas Grabeslied werden. Und dann natürlich Olenna selbst, welche einfach ein
großartiger Charakter ist, nun aber ihr Ende finden musste. Sie nimmt es mit
Fassung und der ihr eigenen Würde und Überlegenheit. Fast vermute ich, dass sie
trotz allem noch etwas in der Hinterhand hat. Für den Zuschauer war es
natürlich schon lange klar, dass sie Joffrey vergiftete, aber nun sprach sie es
auch Jaime gegenüber offen aus. Ebenjener, der ihr zuvor noch einen gnädigen
Tod gewähren wollte, und sie als würdige und ehrenvolle Gegenspielerin
respektierte.
Jaime selbst verdient Mitleid. Wie Olenna sagt, ist er hoffnungslos
an Cersei verloren und wird durch sie womöglich noch seinen Tod finden. Jaime
ist ein guter Mensch, wird nun jedoch nur noch zum Instrument von Cerseis Macht
und ihren Rachegelüsten. Letztere lebte sie bereits reichlich aus, als sie an
den Martels Rache nahm. Cersei hat mittlerweile so viele ihrer Gegenspieler in
erstaunlich schneller Zeit ausgeschalten, was schon allein der Dramaturgie
wegen nicht mehr lange so weitergehen kann. Vermutlich kommt schon in der
nächsten Folge der Gegenschlag, der sie langsam zurückdrängt.
Wie immer am Ende ein Video, das viele Dinge noch einmal schön vertieft.
Wie immer am Ende ein Video, das viele Dinge noch einmal schön vertieft.
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