Eine Fantasy-Lesung im Krimikeller Leipzig? Einige der älteren
Zuschauer, die vielleicht kamen und sich überraschen lassen wollten, was so
kommt, waren wahrscheinlich wirklich überrascht. Doch Elea Brandt macht sehr
schnell klar, dass sie mit »Opfermond« eigentlich einen Krimi in einem Fantasy
Setting schrieb.
Einen wirklich tollen Roman hat sie uns da an diesem Abend
mitgebracht. Gleich zu Beginn berichtet sie, dass ihr Roman für den Deutschen
Phantastik Preis 2018 für das beste Debüt nominiert sei, und, da das ein
Publikumspreis sei, sie ganz auf den guten Willen der Leser angewiesen sei.
Danach geht es an die Vorstellung des Werkes, sie zeigt uns die Karte von
Ghor-el-Chras, der Stadt, in der ihre Figuren auf den Spuren eines Mörders
sind, und stellt uns kurz ihre kreisrunde Struktur vor. Danach liest sie eine
Stelle aus Idras POV vor, der ersten Protagonistin, der wir im Roman begegnen.
Während es in Leipzig stürmt und schneit, holt uns Elea Brandt
damit wunderbar ab und entführt uns in die verwinkelten Gassen des Elendsviertels
von Ghor-el-Chras, durch die der warme Wüstenwind den Sand treibt. Sie betont
an den richtigen Stellen und schafft es somit wunderbar, die Figuren vor
unseren Augen lebendig werden zu lassen. Selbst oder besonders Idras flapsige
Art bringt sie einfach wunderbar rüber, sodass man danach Idra einfach noch
mehr mögen muss. Und der Blick der Autorin passt ebenfalls zur grimmigen
Stimmung im Roman.
Eine zweite Stelle stellt uns Varek vor, den zweiten Protagonisten
des Romans, und eine dritte Stelle führt uns die Charakterdynamik Vareks und
Idras vor Augen, der zu folgen ein wahrer Genuss ist. Die beiden agieren
absolut wunderbar miteinander, dass es beim Zuhören einfach superviel Spaß
macht. Alle drei vorgetragenen Stellen führen bildhaft in die Welt des Romans und
seine Charaktere ein und eigen sich damit gut für eine Lesung.
Am Ende war es eine typische Wasserglaslesung, aus der die Autorin
aber das Beste gemacht hat, was man so machen kann. Lediglich die Organisation
der Location hätte vielleicht über eine Anmoderation der Lesung nachdenken
können, in der im Vorfeld zwei, drei Worte über Elea Brandt fallengelassen
werden, statt dass sie selbst das in die Hand nehmen muss. Trotzdem konnte sie
neben den die-hard Fans der ersten Reihe noch einige Zuhörer mehr überzeugen –
auch wenn das Buch vielleicht doch nichts für die ältere Generation im Publikum
gewesen sein mochte.
Zur Romanrezension
Zur Romanrezension
Die Veranstaltung: Elea Brandt liest aus Opfermond, Krimikeller im Central Kabarett Leipzig, 17.3.2017,
18.00 Uhr
Das Buch: Elea Brandt: Opfermond. Mantikore Verlag, Frankfurt a.M. 2017,
437 Seiten, 13,95 Euro, E-Book 9,99 Euro
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