Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Samstag, 31. März 2018

Rezension: The Memoirs of Lady Trent Band 1-5 von Marie Brennan


Auch wenn ich schon meine drei Cent zu »A Natural History of Dragons« verloren habe, dem Auftakt der Lady Trent Reihe von Marie Brennan, möchte ich hier noch einmal ein paar Worte zur gesamten Reihe verlieren, denn auch wenn ich es für mich als nicht notwendig erachte, jeden Band einzeln zu rezensieren, da sich sehr vieles wiederholen würde, lohnt es sich, einen Blick auf alle fünf Bände zu werfen. Ich werde versuchen, es möglichst spoilerfrei zu halten.


Isabella war schon als junges Mädchen sehr aufgeweckt und neugierig und wollte alles über die Welt um sie herum erfahren. Das brachte sie in einige verzwickte Situationen, da ein solcher Entdeckergeist in ihrer unserem viktorianischen Zeitalter entlehnten Welt für ein Mädchen, besonders eines aus gutem Hause, als ihrer nicht angemessen angesehen wird. Doch sie hat einen starken Willen und setzt alles daran, ihrem Lebenstraum, Drachen zu erforschen, nachzugehen. Heute ist sie eine der führenden und angesehensten Wissenschaftlerinnen auf diesem Gebiet. Doch der Weg dorthin war lang und steinig. In ihren fünf Bände umfassenden Memoiren erzählt sie ihre Geschichte von ihren Anfängen als Drachenforscherin bis hin zu ihren größten Entdeckungen.

Jeder Band ist in sich geschlossen und enthält quasi ein Abenteuer. Jedes Mal erfährt der Leser zusammen mit Lady Trent etwas Neues über Drachen. Das sind jedoch keine zusammenhangslosen Wissensfetzen. Sie tragen zum einen zum Worldbuilding bei (immerhin stehen Drachen hier im Fokus der Geschichte!), zum anderen führt jedes Stück ein wenig weiter zu den großen Entdeckungen in Lady Trents Karriere, die ihr ihren Ruhm einbrachten, wo sie am Ende ein großes Ganzes bilden. Einige Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bücher, wo sie vielleicht nicht immer ganz dominant sind, aber doch nie in Vergessenheit geraten. Das sind zum einen die Draconischen Ruinen, die Lady Trent auf ihren Abenteuern immer wieder entdeckt, und zum anderen das Thema der Präparation und Nutzbarmachung von Drachenknochen als extrem leichtes und stabiles Baumaterial, was auch von großem wirtschaftlichen und militärischen Interesse ist – und damit eine Bedrohung der Drachenarten durch Ausrottung um ihrer Knochen willen darstellt.

Die Entdeckungen, die Lady Trent macht, beginnen bei den Basics, da in ihren jungen Jahren noch kaum etwas über Drachen in wissenschaftlichen Kreisen bekannt war, bis hin zu unheimlich spannenden Details, die aber immer wieder auf den vorigen Erkenntnissen aufbauen und damit einen konsistenten Wissensfluss bilden. Auch das mit dem roten Faden einiger Themen, die sich durch alle Bücher ziehen, ist sehr schön, da so diese Themen, die mehr und mehr an Bedeutung in Lady Trents Welt gewinnen, nicht hintenüber fallen gelassen werden, sondern ebenfalls ihren runden Abschluss in der gesamten Reihe finden.

Auch Lady Trent selbst ist eine beeindruckende Figur. Sie ist eine willensstarke Frau, die sich gegen alle Widrigkeiten ihrer Gesellschaft durchzusetzen weiß und für sich und überhaupt alle Wissenschaftlerinnen in einer von Männern dominierten Gesellschaft kämpft. Sie erwirbt quasi im Selbststudium eine große Qualifikation auf ihrem Gebiet, wird aber immer wieder damit konfrontiert, dass sie nur aufgrund ihres Geschlechts auch in Wissenschaftskreisen, wo es ja vor allem um das Wissen und nicht die Person gehen soll, die dieses Wissen besitzt, immer wieder benachteiligt wird.

Ebenfalls sehr schön zu lesen (und eine Ergänzung zu meiner ersten Rezension) ist der Umstand, dass auch die Gegenseite gezeigt wird. Gerade im ersten Band sehen wir auch, was das umgekehrt für Isabellas ersten Ehemann Jacob Camherst bedeutet, eine so willensstarke und eigenständige Frau geheiratet zu haben. Nicht nur Isabella hat mit den gesellschaftlichen Normen zu kämpfen, auch auf Jacob strahlt das aus, von dem nun erwartet wird, dass er seine Frau an der kurzen Leine zu halten hat, was er gar nicht will. Auch ein Ehemann sieht sich in dieser Zeit gewissen Erwartungen gegenüber, die mitunter mit seinen persönlichen Ansichten kollidieren und denen er nicht gerecht werden will, aber mitunter muss, wenn er seine Position in der Gesellschaft behalten will oder gar muss.

Die Charaktere sind alles aber nicht einseitig. Über ganze fünf Bücher haben sie viel Zeit, sich zu entwickeln, neue Erfahrungen in der weiten Welt zu sammeln und erwachsener zu werden. Lady Trent reflektiert das aus ihrer Retroperspektive immer wieder (sie schreibt ihre Memoiren im hohen Alter) und scheut auch nicht, ihr jugendliches Ungestüm in den ersten Bänden anzusprechen. Ich schrieb es schon in meiner ersten Rezension, aber in ihrem Wissensdurst und ihrem Kampf gegen gesellschaftliche Normen erinnert Lady Trent an Shallan aus Brandon Sandersons Stormlight Archive.

Die Abenteuer, die Lady Trent erlebt, führen sie in die entlegensten Winkel der Welt. Dabei erlebt sie eine ausgesprochen spannende und fesselnde Momente. Besonders der letzte Band der Reihe hat es absolut in sich, warum er in meinen Augen nach Band drei der beste Band der Reihe ist.

Alles in allem sind Lady Trents Memoiren ein absoluter Genuss und großer Lesespaß! Alle Bände sind reich illustriert von Tedd Lockwood und sind somit auch etwas für's Auge. Wir haben spannende Abenteuer und tolle Charaktere. Und Drachen! Drachen! Drachen! Drachen! Was will man mehr von einem Buch?


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Reiheninformation
Autor: Marie Brennan
Sprache: Englisch
Reihentitel: The Memoirs of Lady Trent
Teil 1: A Natural History of Dragons (ISBN 978-1-783292400)
Teil 2: The Tropic of Serpents (ISBN 978-1-783292417)
Teil 3: Voyage of the Basilisk (ISBN 978-1-1783295067)
Teil 4: In the Labyrinth of Drakes (ISBN 978-1-783297764)
Teil 5: Within the Sanctuary of Wings (ISBN 978-1-783297788)
Verlag: Titan Books
Genre: Fantasy


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