Auch wenn ich schon meine
drei Cent zu »A Natural History of Dragons« verloren habe, dem
Auftakt der Lady Trent Reihe von Marie Brennan, möchte ich hier noch
einmal ein paar Worte zur gesamten Reihe verlieren, denn auch wenn
ich es für mich als nicht notwendig erachte, jeden Band einzeln zu
rezensieren, da sich sehr vieles wiederholen würde, lohnt es sich,
einen Blick auf alle fünf Bände zu werfen. Ich werde versuchen, es
möglichst spoilerfrei zu halten.
Isabella war schon als
junges Mädchen sehr aufgeweckt und neugierig und wollte alles über
die Welt um sie herum erfahren. Das brachte sie in einige verzwickte
Situationen, da ein solcher Entdeckergeist in ihrer unserem
viktorianischen Zeitalter entlehnten Welt für ein Mädchen,
besonders eines aus gutem Hause, als ihrer nicht angemessen angesehen
wird. Doch sie hat einen starken Willen und setzt alles daran, ihrem
Lebenstraum, Drachen zu erforschen, nachzugehen. Heute ist sie eine
der führenden und angesehensten Wissenschaftlerinnen auf diesem
Gebiet. Doch der Weg dorthin war lang und steinig. In ihren fünf
Bände umfassenden Memoiren erzählt sie ihre Geschichte von ihren
Anfängen als Drachenforscherin bis hin zu ihren größten
Entdeckungen.
Jeder Band ist in sich
geschlossen und enthält quasi ein Abenteuer. Jedes Mal erfährt der
Leser zusammen mit Lady Trent etwas Neues über Drachen. Das sind
jedoch keine zusammenhangslosen Wissensfetzen. Sie tragen zum einen
zum Worldbuilding bei (immerhin stehen Drachen hier im Fokus der
Geschichte!), zum anderen führt jedes Stück ein wenig weiter zu den
großen Entdeckungen in Lady Trents Karriere, die ihr ihren Ruhm
einbrachten, wo sie am Ende ein großes Ganzes bilden. Einige Themen
ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bücher, wo sie vielleicht
nicht immer ganz dominant sind, aber doch nie in Vergessenheit
geraten. Das sind zum einen die Draconischen Ruinen, die Lady Trent
auf ihren Abenteuern immer wieder entdeckt, und zum anderen das Thema
der Präparation und Nutzbarmachung von Drachenknochen als extrem
leichtes und stabiles Baumaterial, was auch von großem
wirtschaftlichen und militärischen Interesse ist – und damit eine
Bedrohung der Drachenarten durch Ausrottung um ihrer Knochen willen
darstellt.
Die Entdeckungen, die
Lady Trent macht, beginnen bei den Basics, da in ihren jungen Jahren
noch kaum etwas über Drachen in wissenschaftlichen Kreisen bekannt
war, bis hin zu unheimlich spannenden Details, die aber immer wieder
auf den vorigen Erkenntnissen aufbauen und damit einen konsistenten
Wissensfluss bilden. Auch das mit dem roten Faden einiger Themen, die
sich durch alle Bücher ziehen, ist sehr schön, da so diese Themen,
die mehr und mehr an Bedeutung in Lady Trents Welt gewinnen, nicht
hintenüber fallen gelassen werden, sondern ebenfalls ihren runden
Abschluss in der gesamten Reihe finden.
Auch Lady Trent selbst
ist eine beeindruckende Figur. Sie ist eine willensstarke Frau, die sich gegen alle Widrigkeiten ihrer Gesellschaft durchzusetzen weiß
und für sich und überhaupt alle Wissenschaftlerinnen in einer von
Männern dominierten Gesellschaft kämpft. Sie erwirbt quasi im
Selbststudium eine große Qualifikation auf ihrem Gebiet, wird aber
immer wieder damit konfrontiert, dass sie nur aufgrund ihres
Geschlechts auch in Wissenschaftskreisen, wo es ja vor allem um das
Wissen und nicht die Person gehen soll, die dieses Wissen besitzt,
immer wieder benachteiligt wird.
Ebenfalls sehr schön zu
lesen (und eine Ergänzung zu meiner ersten Rezension) ist der
Umstand, dass auch die Gegenseite gezeigt wird. Gerade im ersten Band
sehen wir auch, was das umgekehrt für Isabellas ersten Ehemann Jacob
Camherst bedeutet, eine so willensstarke und eigenständige Frau
geheiratet zu haben. Nicht nur Isabella hat mit den
gesellschaftlichen Normen zu kämpfen, auch auf Jacob strahlt das
aus, von dem nun erwartet wird, dass er seine Frau an der kurzen
Leine zu halten hat, was er gar nicht will. Auch ein Ehemann sieht
sich in dieser Zeit gewissen Erwartungen gegenüber, die mitunter mit
seinen persönlichen Ansichten kollidieren und denen er nicht gerecht
werden will, aber mitunter muss, wenn er seine Position in der
Gesellschaft behalten will oder gar muss.
Die Charaktere sind alles
aber nicht einseitig. Über ganze fünf Bücher haben sie viel Zeit,
sich zu entwickeln, neue Erfahrungen in der weiten Welt zu sammeln
und erwachsener zu werden. Lady Trent reflektiert das aus ihrer
Retroperspektive immer wieder (sie schreibt ihre Memoiren im hohen
Alter) und scheut auch nicht, ihr jugendliches Ungestüm in den
ersten Bänden anzusprechen. Ich schrieb es schon in meiner ersten
Rezension, aber in ihrem Wissensdurst und ihrem Kampf gegen
gesellschaftliche Normen erinnert Lady Trent an Shallan aus Brandon
Sandersons Stormlight Archive.
Die Abenteuer, die Lady
Trent erlebt, führen sie in die entlegensten Winkel der Welt. Dabei
erlebt sie eine ausgesprochen spannende und fesselnde Momente.
Besonders der letzte Band der Reihe hat es absolut in sich, warum er
in meinen Augen nach Band drei der beste Band der Reihe ist.
Alles in allem sind Lady
Trents Memoiren ein absoluter Genuss und großer Lesespaß! Alle
Bände sind reich illustriert von Tedd Lockwood und sind somit auch
etwas für's Auge. Wir haben spannende Abenteuer und tolle
Charaktere. Und Drachen! Drachen! Drachen! Drachen! Was will man mehr
von einem Buch?
Werbung nach §6 TMG
Reiheninformation
Autor:
Marie Brennan
Sprache:
Englisch
Reihentitel:
The Memoirs of Lady Trent
Teil
1: A Natural History of Dragons (ISBN 978-1-783292400)
Teil
2: The Tropic of Serpents (ISBN 978-1-783292417)
Teil
3: Voyage of the Basilisk (ISBN 978-1-1783295067)
Teil
4: In the Labyrinth of Drakes (ISBN 978-1-783297764)
Teil
5: Within the Sanctuary of Wings (ISBN 978-1-783297788)
Verlag:
Titan Books
Genre:
Fantasy
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