Jede Geschichte hat einen Ursprung, auch die des Dämon
Bartimäus. In „Der Ring des Salomo“ präsentiert uns Jonathan Stroud eines der
frühesten Abenteuer des Dschinn, als dieser noch das alte Jerusalem unter der
Regentschaft des Salomo unsicher machte.
Als Dämon ist Bartimäus dazu verpflichtet, dem Zauberer
jeden Wunsch zu erfüllen, welcher ihn beschworen hat. Jedenfalls dann, wenn das
Beschwörungsritual ohne auch nur den kleinsten Fehler ausgeführt wird,
ansonsten hält ihn nichts mehr. Doof nur, wenn er von einem der Zauberer König
Salomos beschworen wurde, denn die dulden kein Aufbegehren unter ihren Sklaven.
Als Strafe für den Mord an einem dieser Zauberer wird Bartimäus prompt in die
Knechtschaft eines anderen Zauberers gezwungen und gerät damit unfreiwillig in
die Machtspielchen von Salomos Feinden, die dessen magischen Ring stehlen
wollen. Denn darin haust ein Wesen von unbeschreiblicher und verlockender
Macht.
Die herausragende Stärke des Buches liegt definitiv bei
Bartimäus selbst. Sind wir ehrlich: Er ist eigentlich ein narzisstischer,
egoistischer Fiesling, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist.
Eigentlich ist das kein Charakter, den man sonderlich mögen sollte, aber Stroud
schafft es dennoch, Bartimäus zu einem einmaligen Charakter zu formen, der das
Buch trägt und eine Menge herausreißt. Sein Humor ist wunderbar und treibt
mitunter Tränen in die Augen. Dabei sorgt auch Bartimäus gnadenlose
Selbstüberschätzung für den einen oder anderen Lacher. Da lamentiert er, wie er
grausam Jahrhunderte, ja, gar Jahrtausende in einer Lampe eingesperrt war, wie
er stoisch und edel diese Gefangenschaft überdauerte und sich mannhaft seinem
Schicksal stellte … und am Ende waren es nur ein paar Stunden.
Es mag zwar beachtlich sein, wie sehr Bartimäus das Buch
trägt, der ganze Rest fällt aber neben ihm ein wenig ab. Vieles, was nicht
unmittelbar mit Bartimäus zusammenhing, hatte mich nicht wirklich angesprochen.
Es war nicht schlecht, aber „so lala“ trifft es doch ganz gut. Der Funke sprang
nicht über, ich fieberte nicht wirklich mit und empfand es auch nicht allzu spannend,
wie Asmira für ihre Königin kämpft oder Salomo scheinbar tyrannisch über sein
Reich herrscht.
Das Setting aber, Jerusalem um 950 v.Chr., ist durchaus sehr
ansprechend. Stroud hat es sehr gut in seinem Werk bildhaft auferstehen lassen,
sodass der Leser sich wunderbar in das alte Jerusalem hineinversetzen kann. Er
verzichtet dabei auf zu viele geschichtliche Daten, die vielleicht auch gar
nicht nötig gewesen wären, ohne (soweit ich das beurteilen kann) dabei allzu
ungenau zu werden.
Alles in allem kann man sagen, dass das Buch aufgrund von
Bartimäus sehr gute Unterhaltung ist. Abseits von ihm jedoch hat das Buch keine
besonderen Stärken oder Schwächen.
Daten
Der Ring des Salomo, Orig. The Ring of Solomo, Bartimäus 0.5: ISBN
978-3-570-13967-7, cbj, 2010, 8,99€ (Taschenbuch)
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