Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Freitag, 10. April 2020

#Bücherhamstern in Zeiten von #SocialDistancing und Covid-19



Late to the party, aber besser spät als nie.

Leider fiel die Leipziger Buchmesse aufgrund des neuartigen Coronavirus aus. Gerade für kleine Verlage und Selfpublisher kam das einem Genickbruch sehr nahe. Noch schlimmer wurde es für viele und nun auch für unabhängige Buchhandlungen, als die Ausgangsbeschränkungen in Kraft traten und noch mehr Einkünfte wegfielen. Daher hat Grit vom Artskript Phantastik Verlag das #bücherhamstern ins Leben gerufen. Weil Bücher hamstern schon immer cooler war als Klopapier! Mit diesem Post möchte ich meine Empfehlungen an Geheimtipps für das Bücherhamstern geben mit einer Menge Indie, Frauen der deutschen Phantastik und so einigen anderen Perlen.

Die Reihenfolge ist beliebig und stellt keine Rangliste dar. Kauft einfach alles in beliebiger Reihenfolge. Grüßt euren Geldbeutel bitte von mir *unschuldig pfeifend ab*


Den Anfang macht Melanie Vogltanz mit »Schwarzmondlicht«, welches ich erst dieses Jahr in einer Leserunde lesen durfte. Und ich bin SO! FROH! darüber. Melanies große Stärke ist ihre Liebe zum Detail, ohne dass ihre Bücher dabei überladen wirken, sie gleichzeitig aber so unfassbar lebendig werden. Was sie außerdem hervorragend beherrscht sind lebensnah wirkende Charaktere. Es mag toll sein, wenn jeder Charakter eine tragische Hintergrundgeschichte hat, die wir so noch nieTM erlebt haben, weil das der Geschichte die extra Würze gibt (oder auch nicht). Melanies Charaktere in diesem Roman erleben jedoch vielmehr die kleinen Tragödien des Alltags, die wahrscheinlich viel mehr Leser nachvollziehen können, sei es der Streit mit dem Vater, seien es die übergriffigen Großeltern, die nicht auf die emotionalen Bedürfnisse ihrer Enkelin eingehen und so weiter.

Weiter geht es mit Elea Brand und »Sand & Klinge« (wobei hier eigentlich eh die ganze Reihe genannt werden müsste). Kurzgesagt: Ein Wohlfühlroman, bei dem die Action aber nicht zu kurz kommt. Eleas Romane sind selbstverständlich divers und da gibt es dann auch einmal Kriegerinnen und Heerführerrinnen. Die Legende der Roten Wüste ist die perfekte Reihe, wenn es einmal literarischer Flausch sein soll, der aber auch nicht nur vor sich hin plätschert. Denn Arazin kann immer noch ordentlich austeilen, sowohl verbal als auch mit ihren Klingen.

Mit ihrer »Broken Earth« Trilogy geht N.K. Jemisin das Genre der Fantasy völlig neu an. Die Reihe dreht sich um eine Mutter, die eigentlich nur ihre Kinder beschützen will und dabei wortwörtlich die Welt aus den Angeln hebt. Die Romane spielen auf einer globalen Ebene und sind doch sehr nach an ihren Protagonistinnen und deren Emotionen und Beweggründen. Ein bewegender Roman darüber, wie weit Mutterliebe und Aufopferungsbereitschaft gehen kann.

Noch einmal Melanie Vogltanz: Natürlich darf »Schwarzes Blut« nicht fehlen! Düstere, schmutzige Fantasy, die weder die Charaktere noch den Leser schont. So ein paar Mal habe die die Autorin dafür verflucht, was sie meinen Lieblingscharakteren antat! (Ich würde es nicht anders schreiben, ahem.) Ich war beim ersten Band aufgrund der missbräuchlichen Beziehung, die hier gezeichnet wird, zunächst etwas skeptisch, dann aber unendlich froh, dennoch weitergelesen zu haben. Die wird nämlich schon im zweiten Band kritisch betrachtet und spätestens da wird es nur besser.

Ein bisschen Steampunk gefällig? Dann geht auf jeden Fall der Griff zu »Drúdir« von Swantje Niemann. Sie hat sich gefragt, was wäre, wenn eine Welt wie Tolkiens Mittelerde eine industrielle Revolution erlebt. Die Magie muss einer modernen Welt weichen, die von Technik und Fortschritt geprägt ist. Doch dann kehrt sie nach vielen Jahren wieder zurück und die Würfel werden neu geworfen. Bisher sind zwei Teile der Reihe erschienen, Teil drei folgt bald. Ich durfte ihn übrigens schon lesen und kann auf jeden Fall sagen: Lest es!

Doch lieber etwas Düsteres? Dann kann der Griff auf jeden Fall auch zu »Hexensold« von Nora Bendzko gehen. Märchen, Assassinen und Dark Fantasy in einem, was für eine coole Mischung! Und das alles vor einer historischen Kulisse und mit atemberaubender Atmosphäre.

Auch »Die Optimierer« von Theresa Hannig ist eine definitive Empfehlung. Die Autorin zeichnet hier das Bild einer scheinbar perfekten Gesellschaft, der sogenannten Optimalwohlökonomie, in der jeder*m Bürger*in ihr*sein passender Platz zugewiesen wird. Doch was ist, wenn jemensch mal nicht ins Raster passt und wortwörtlich aussortiert wird. Protagonist und Lebensberater Samson Freitag, dessen Job es ist, den Bürger*innen ihre Plätze in der Gesellschaft zuzuweisen, gerät mit einem Mal selbst in die Fänge der Unbürokratie.

Wenn es mal wieder etwas queeres sein soll, dann auf jeden Fall »Unter einem Banner« von Elea Brandt. Zwei Protagonisten, die eigentlich fertig sind mit der Welt, aber trotzdem mitten hinein geworfen werden und so nun ihren Platz suchen müssen.

Werfen wir erneut einen Blick in die internationalen Regale, denn hier darf auch auf gar keinen Fall die »Lady Trent«-Reihe von Marie Brennan fehlen! Wir verfolgen hier über fünf Bände hinweg die Abenteuer der jungen Isabella (später Lady Trent), welcher sich in einer viktorianisch angehauchten und von Männern dominierten Welt als führende Expertin auf dem Gebiet der Drachenkunde durchsetzt. Als Memoiren geschrieben schildert sie ihre Abenteuer in fernen Ländern und wie sie die Geheimnisse der Drachenwelt aufdeckt. Gewürzt wird das ganze mit wunderschönen Illustrationen von Todd Lockwood.


Ich finde, es gab auf dieser Liste noch nicht genug Elea Brandt: Natürlich sollt ihr auch »Opfermond« lesen und damit eure Elea-Sammlung vervollständigen. Hierbei handelt es sich um ihren Debüt-Roman. Und was für ein Start! Bisher mein Liebling unter ihren Büchern. Wieder einmal in einem orientalisch angehauchten Setting verfolgen wir einen Assassinen (ich mag Assassinen, der Dunklen Bruderschaft und Altair als auch Ezio sei‘s gedankt) und eine Straßenhure, wie sie beide mehr oder weniger freiwillig einer Mordserie auf der Spur sind und dabei in größere Dinge verstrickt werden, als sie zunächst ahnen können. Auch psychologisch sind beide Protagonisten sehr spannend zu lesen.

Leider ohne Rezension, aber dennoch lesenswert: »Roma Nova« von Judith Vogt. Ich mein: Römer im All, wie cool ist das bitte?! Da bin ich sowas von dabei. Das ganze spielt zu Zeit des Spartakus-Aufstandes. Nur eben mit dem Twist, dass die Römer zu dieser Zeit schon das All kolonisiert haben. Solltet ihr lieber von Inkas im All lesen wollen (was ich derzeit auch tue), dann geht der Griff zu »Feuerschwingen« von Sabrina Železný.

Den Abschluss dieser Liste an Büchern, die ihr auf jeden Fall lesen solltetTM,, bildet die Planetfall-Reihe von Emma Newman, welche es übrigens dieses Jahr bei den Hugo Awards bis in die Finalistenrunde geschafft hat. Und zu Recht! Die bisher vier Bände der Reihe hängen lose zusammen und können gut voneinander unabhängig gelesen werden. Jeder Band beleuchtet eine andere psychische Erkrankung der Protagonistinnen, so zum Beispiel unter anderem das Messie-Syndrom oder postnatale Depression. Emma Newmann versteht es hervorragend, den Dingen eine unerwartete Wendung zu verleihen, die ihre Leser völlig kalt erwischt.

Ich hoffe, ihr konntet ein paar Anregungen aus dieser Liste mitnehmen, was ihr in der noch immer andauernden Quarantäne lesen könnt. Solltet ihr durch die aktuelle Krise in Geldnöte geraten sein und euch keinen neuen Lesestoff leisten können, so hilft es schon enorm, wenn ihr eure liebsten Indietitel auf euren SoMe Kanälen teilt und ihnen so zu mehr Sichtbarkeit verhelft!

Passt auf euch auf <3

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