Late to the party, aber besser
spät als nie.
Leider fiel die Leipziger
Buchmesse aufgrund des neuartigen Coronavirus aus. Gerade für kleine
Verlage und Selfpublisher kam das einem Genickbruch sehr nahe. Noch
schlimmer wurde es für viele und nun auch für unabhängige
Buchhandlungen, als die Ausgangsbeschränkungen in Kraft traten und
noch mehr Einkünfte wegfielen. Daher hat Grit vom Artskript
Phantastik Verlag das #bücherhamstern ins Leben gerufen. Weil Bücher
hamstern schon immer cooler war als Klopapier! Mit diesem Post möchte
ich meine Empfehlungen an Geheimtipps für das Bücherhamstern geben
mit einer Menge Indie, Frauen der deutschen Phantastik und so einigen
anderen Perlen.
Die Reihenfolge ist beliebig und
stellt keine Rangliste dar. Kauft einfach alles in beliebiger
Reihenfolge. Grüßt euren Geldbeutel bitte von mir *unschuldig
pfeifend ab*
Den Anfang macht Melanie Vogltanz
mit »Schwarzmondlicht«,
welches ich erst dieses Jahr in einer Leserunde lesen durfte. Und ich
bin SO! FROH! darüber. Melanies große Stärke ist ihre Liebe zum
Detail, ohne dass ihre Bücher dabei überladen wirken, sie
gleichzeitig aber so unfassbar lebendig werden. Was sie außerdem
hervorragend beherrscht sind lebensnah wirkende Charaktere. Es mag
toll sein, wenn jeder Charakter eine tragische Hintergrundgeschichte
hat, die wir so noch nieTM
erlebt haben, weil das der Geschichte die extra Würze gibt (oder
auch nicht). Melanies Charaktere in diesem Roman erleben jedoch
vielmehr die kleinen Tragödien des Alltags, die wahrscheinlich viel
mehr Leser nachvollziehen können, sei es der Streit mit dem Vater,
seien es die übergriffigen Großeltern, die nicht auf die
emotionalen Bedürfnisse ihrer Enkelin eingehen und so weiter.
Weiter geht es mit Elea Brand und
»Sand & Klinge« (wobei hier eigentlich eh die ganze Reihe genannt werden müsste).
Kurzgesagt: Ein Wohlfühlroman, bei dem die Action aber nicht zu kurz
kommt. Eleas Romane sind selbstverständlich divers und da gibt es
dann auch einmal Kriegerinnen
und Heerführerrinnen.
Die Legende der Roten Wüste ist die perfekte Reihe, wenn es einmal
literarischer Flausch sein soll, der aber auch nicht nur vor sich hin
plätschert. Denn Arazin kann immer noch ordentlich austeilen, sowohl
verbal als auch mit ihren Klingen.
Mit
ihrer »Broken Earth« Trilogy geht N.K. Jemisin das Genre der Fantasy völlig neu an. Die Reihe
dreht sich um eine Mutter, die eigentlich nur ihre Kinder beschützen
will und dabei wortwörtlich die Welt aus den Angeln hebt. Die Romane
spielen auf einer globalen Ebene und sind doch sehr nach an ihren
Protagonistinnen und deren Emotionen und Beweggründen. Ein
bewegender Roman darüber, wie weit Mutterliebe und
Aufopferungsbereitschaft gehen kann.
Noch
einmal Melanie Vogltanz: Natürlich darf »Schwarzes Blut« nicht fehlen! Düstere, schmutzige Fantasy, die weder die Charaktere
noch den Leser schont. So ein paar Mal habe die die Autorin dafür
verflucht, was sie meinen Lieblingscharakteren antat! (Ich würde es
nicht anders schreiben, ahem.) Ich war beim ersten Band aufgrund der
missbräuchlichen Beziehung, die hier gezeichnet wird, zunächst
etwas skeptisch, dann aber unendlich froh, dennoch weitergelesen zu
haben. Die wird nämlich schon im zweiten Band kritisch betrachtet
und spätestens da wird es nur besser.
Ein
bisschen Steampunk gefällig? Dann geht auf jeden Fall der Griff zu
»Drúdir« von Swantje Niemann.
Sie hat sich gefragt, was wäre, wenn eine Welt wie Tolkiens
Mittelerde eine industrielle Revolution erlebt. Die Magie muss einer
modernen Welt weichen, die von Technik und Fortschritt geprägt ist.
Doch dann kehrt sie nach vielen Jahren wieder zurück und die Würfel
werden neu geworfen. Bisher sind zwei Teile der Reihe erschienen,
Teil drei folgt bald. Ich durfte ihn übrigens schon lesen und kann
auf jeden Fall sagen: Lest es!
Doch
lieber etwas Düsteres? Dann kann der Griff auf jeden Fall auch zu
»Hexensold« von Nora Bendzko gehen. Märchen, Assassinen und Dark Fantasy in einem, was für eine
coole Mischung! Und das alles vor einer historischen Kulisse und mit
atemberaubender Atmosphäre.
Auch
»Die Optimierer« von Theresa Hannig ist eine definitive Empfehlung. Die Autorin zeichnet hier das Bild
einer scheinbar perfekten Gesellschaft, der sogenannten
Optimalwohlökonomie, in der jeder*m Bürger*in ihr*sein passender
Platz zugewiesen wird. Doch was ist, wenn jemensch mal nicht ins
Raster passt und wortwörtlich aussortiert wird. Protagonist und
Lebensberater Samson Freitag, dessen Job es ist, den Bürger*innen
ihre Plätze in der Gesellschaft zuzuweisen, gerät mit einem Mal
selbst in die Fänge der Unbürokratie.
Wenn
es mal wieder etwas queeres sein soll, dann auf jeden Fall »Unter einem Banner« von Elea Brandt.
Zwei Protagonisten, die eigentlich fertig sind mit der Welt, aber
trotzdem mitten hinein geworfen werden und so nun ihren Platz suchen
müssen.
Werfen
wir erneut einen Blick in die internationalen Regale, denn hier darf
auch auf gar keinen Fall die »Lady Trent«-Reihe von Marie Brennan fehlen! Wir verfolgen hier über fünf Bände hinweg die Abenteuer
der jungen Isabella (später Lady Trent), welcher sich in einer
viktorianisch angehauchten und von Männern dominierten Welt als
führende Expertin auf dem Gebiet der Drachenkunde durchsetzt. Als
Memoiren geschrieben schildert sie ihre Abenteuer in fernen Ländern
und wie sie die Geheimnisse der Drachenwelt aufdeckt. Gewürzt wird
das ganze mit wunderschönen Illustrationen von Todd Lockwood.
Ich
finde, es gab auf dieser Liste noch nicht genug Elea Brandt:
Natürlich sollt ihr auch »Opfermond« lesen und damit eure Elea-Sammlung vervollständigen. Hierbei handelt
es sich um ihren Debüt-Roman. Und was für ein Start! Bisher mein
Liebling unter ihren Büchern. Wieder einmal in einem orientalisch
angehauchten Setting verfolgen wir einen Assassinen (ich mag
Assassinen, der Dunklen Bruderschaft und Altair als auch Ezio sei‘s
gedankt) und eine Straßenhure, wie sie beide mehr oder weniger
freiwillig einer Mordserie auf der Spur sind und dabei in größere
Dinge verstrickt werden, als sie zunächst ahnen können. Auch
psychologisch sind beide Protagonisten sehr spannend zu lesen.
Leider
ohne Rezension, aber dennoch lesenswert: »Roma Nova« von Judith
Vogt. Ich mein: Römer im All, wie cool ist das bitte?! Da bin ich
sowas von dabei. Das ganze spielt zu Zeit des Spartakus-Aufstandes.
Nur eben mit dem Twist, dass die Römer zu dieser Zeit schon das All
kolonisiert haben. Solltet ihr lieber von Inkas im All lesen wollen
(was ich derzeit auch tue), dann geht der Griff zu »Feuerschwingen«
von Sabrina
Železný.
Den
Abschluss dieser Liste an Büchern, die ihr auf jeden Fall lesen
solltetTM,,
bildet die Planetfall-Reihe von Emma Newman, welche es übrigens
dieses Jahr bei den Hugo Awards bis in die Finalistenrunde geschafft
hat. Und zu Recht! Die bisher vier Bände der Reihe hängen lose
zusammen und können gut voneinander unabhängig gelesen werden.
Jeder Band beleuchtet eine andere psychische Erkrankung der
Protagonistinnen, so zum Beispiel unter anderem das Messie-Syndrom
oder postnatale Depression. Emma Newmann versteht es hervorragend,
den Dingen eine unerwartete Wendung zu verleihen, die ihre Leser
völlig kalt erwischt.
Ich
hoffe, ihr konntet ein paar Anregungen aus dieser Liste mitnehmen,
was ihr in der noch immer andauernden Quarantäne lesen könnt.
Solltet ihr durch die aktuelle Krise in Geldnöte geraten sein und
euch keinen neuen Lesestoff leisten können, so hilft es schon enorm,
wenn ihr eure liebsten Indietitel auf euren SoMe Kanälen teilt und
ihnen so zu mehr Sichtbarkeit verhelft!
Passt
auf euch auf <3
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